Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2. Группа авторов

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Finanziert wurden die Investitionen weitgehend aus den Gewinnen des Unternehmens.167 Ab 1820 war die Ertragslage dann so gut, dass hohe Dividenden an die Anteilseigner ausgeschüttet werden konnten.168 Für den Verkehr zwischen den verschiedenen Werken in Osterfeld, Sterkrade und Oberhausen unterhielt die JHH seit dem Beginn der 1820er Jahre erstmals auch eigene Fuhrwerke.169

      Zusammen mit Franz Dinnendahl baute die JHH eine Dampfmaschine, die ab 1813 auf der St. Antony-Hütte eingesetzt wurde. Doch verschlechterten sich in den folgenden Jahren die Geschäftsbeziehungen zu Franz Dinnendahl, was wohl in der schlechten Zahlungsmoral des Kunden begründet war. So schrieb Gottlob Jacobi am 15. Mai 1819 an Johann Dinnendahl, dass er die Geschäftsbeziehungen zu dessen Bruder Franz abbrechen werde, da er „nichts als Chikanen gegen uns spielte“ und Rechnungen unbezahlt lasse.170 Die Fähigkeiten, die man sich bei der Zusammenarbeit mit Dinnendahl angeeignet hatte, nutzte man, um in Sterkrade im Frühjahr 1820 eine weitere Dampfmaschine für das Hochofengebläse der Hütte in Eigenkonstruktion zu bauen. Jetzt war man so weit, dass das Unternehmen am 22. Juli desselben Jahres in mehreren Zeitungen die Einrichtung einer eigenen Maschinenwerkstatt anzeigen konnte.171 Die JHH bot „Dampf- und Gebläsemaschinen jeder Dimension, nicht allein für Berg, Hütten- und Hammerwerke, sondern auch für Spinnerein, Woll, Öl- und Mahlmühlen, sowie für andere Gewerke“ an. In Sterkrade entstand dann 1824 auch die erste Dampffördermaschine der JHH für den Bergbau, ein Produkt, das für das Unternehmen bis nach dem Zweiten Weltkrieg wichtig bleiben sollte.172

      Abb. 31: Dampfmaschine Nr. 43 von Jacobi, Haniel & Huyssen aus dem Jahr 1835. Sie war die erste Dampfmaschine der Gussstahlfabrik Fried. Krupp in Essen und steht heute im Deutschen Museum in München.

      Die Leistungen des Unternehmens wurden schnell bekannt, so dass ab 1813 eine Zeit guter Geschäftslage folgte.173 Die JHH wurde zu einem der wichtigsten Dampfmaschinenproduzenten Deutschlands.174 Zur Bekanntheit des Unternehmens trug nicht zuletzt ein Ereignis des Jahres 1817 bei: Als James Watt jr. mit seinem Dampfschiff „Caledonia“ den Rhein hinauffuhr und auf der Höhe von Wesel einen Maschinenschaden erlitt, wurde er zur Reparatur an die JHH verwiesen. Gottlob Jacobi goss auf seinen Hütten für Watt einen neuen Balancier für die Dampfmaschine des Schiffes und konnte damit die Weiterfahrt der „Caledonia“ sicher stellen. Watt hielt Jacobi für „very obliging & intelligent“.175 Die Geschäftsbücher zeigen, dass dennoch der größte Teil des Absatzes in der unmittelbaren Nähe zwischen Duisburg und Dortmund und vom Niederrhein bis ins Bergische bzw. bis Köln erfolgte. In einigen Fällen gingen die Geschäftsbeziehungen aber auch darüber hinaus ins Rheinland, nach Bremen oder in andere Regionen.176

       Papier als Zukunftstechnologie?

      Mit dem Ausbau der Anlagen in Sterkrade verlor die St. Antony-Hütte für die Eisengewinnung der JHH jegliche Bedeutung. 1820 blies das Unternehmen den dortigen Hochofen aus und wandelte den Osterfelder Betrieb in eine Papiermühle um. Um- und Neubauten waren erforderlich.177 Ein Mann namens Carl Teschenmacher, der seine Mitarbeiter mitbrachte, wurde von der JHH für den Betrieb der Mühle gewonnen. 1821 produzierte er unter der Firma „Jacobi, Teschenmacher und Comp.“178 Doch warf die Papiermühle offensichtlich keine ausreichenden Erträge ab, so dass Teschenmacher den Betrieb wieder aufgab. Am 29. Januar 1826 suchte die JHH mit einer Anzeige in den „Allgemeinen Politischen Nachrichten“ nochmals, offensichtlich erfolglos, einen neuen Pächter der Papiermühle.179

      In diese Zeit fiel am 25. Januar 1823 der frühe Tod von Gottlob Jacobi. Neuer Direktor der JHH wurde Wilhelm Lueg (1792 – 1864), der im April 1812 als Hauslehrer zu Jacobi gekommen war.180 Seit dem 1. März 1817 arbeitete er aber schon als Hüttenfaktor, nachdem er 1815 auf einer Reise in die Eifel und nach Belgien seine hüttentechnischen Kenntnisse erweitert hatte.181 1825 und 1829 führten ihn dann weitere Reisen in die englischen Industriereviere.182 Er stellte die Anteilseigner der JHH vor die Wahl, ihn als Direktor anzustellen oder sein Ausscheiden aus der Firma und die mögliche Gründung eines Konkurrenzunternehmens in Kauf zu nehmen.183 Franz und Gerhard Haniel sowie Heinrich Huyssen entschieden sich für Wilhelm Lueg.184 Da durch den Tod Jacobis die Leitungsstruktur des Unternehmens ohnehin zu reformieren war, führten die drei noch lebenden Besitzer der JHH nun zur Kontrolle Luegs eine gemeinsame Führung der Geschäfte ein. In einem Vertrag, dem auch die Witwe von Jacobi zustimmte, regelten sie die gemeinsamen Vollmachten, so dass jeder der Partner für alle Eigentümer entscheiden konnte.185 Für jeweils einen Monat führte gemeinsam mit Wilhelm Lueg einer der Eigentümer im Wechsel die Geschäfte. Im März 1823 begann Gerhard Haniel als erster „Mitdirektor“ die monatlich wechselnde Direktorenschaft.186 Dennoch verblieb Lueg eine sehr starke Position, zumal er bei Stimmengleichheit der Anteilseigner mit der eigenen Stimme den Ausschlag geben konnte. So prägte er bis zu seinem Tod 1864 die Unternehmenspolitik. Die Grundzüge dieser Regelung wurden bis in die 1870er Jahre nur wenig modifiziert. Ein neuer Gesellschaftsvertrag vom 7. November 1840 regelte nach dem Tod von Gerhard Haniel und der Vererbung seiner Anteile allerdings die Besitzverhältnisse neu.187 Die Erben eines jeden der vier Stämme hatten nun aus ihrem Kreis einen Repräsentanten mit unbeschränkter Vollmacht zu benennen, der sie innerhalb der Gesellschaft vertrat.

       Abb. 32: Wilhelm Lueg (1792 – 1864), Direktor der JHH ab 1834

       Doch besser Eisen: Der weitere Ausbau der Werke unter Wilhelm Lueg

      Mit Wilhelm Lueg blieb die JHH auf Expansionskurs. Die St. Antony-Hütte wurde im Laufe des Jahres 1826 wieder zu einer Eisenhütte umgebaut. Die im folgenden Jahr in Betrieb gegangene Anlage

      „besteht nur aus einem Hochofen mit einem dazugehörigen Wasserrade und einer Dampfmaschine. Der Hochofen hat einen aus Ziegeln aufgemauerten achteckigen, 30 Fuß hohen, im Kohlensack 8 Fuß und auf der ▶ Gicht 33 Zoll weiten Schacht. Das Cylindergebläse, welches bei mangelndem Aufschlagewasser durch die Dampfmaschine betrieben wird, besteht nur aus einem Cylinder von 5 Fuß Höhe und 3 Fuß Durchmesser. […] Die 16zöllige Dampfmaschine, welche das Gebläse bewegt, hat 7 – 8 Pferde Kraft; der Kolbenhub beträgt 3 ½ Fuß. Das Wasserrad, welches in trockenen Jahreszeiten durch sie ersetzt werden muß, ist vorteilhaft konstruiert, hat 80 sehr engliegende, schräg eingesetzte, aus Eisenblech bestehende Schaufeln, und eine Breite von 5 Fuß. Es ist 16 Fuß hoch und ganz oberflächlig.“188

      Der Hochofen war also knapp 9,50 Meter, das Wasserrad fünf Meter hoch. Im ersten Jahr produzierte der Ofen wöchentlich 40.000 Pfund Eisen. Noch 1827 entstand auch ein neuer ▶ Kupolofen für den Gießereibetrieb. Er war etwa zwei Meter hoch und wurde mit selbst hergestelltem und aus England, Schottland und Belgien zugekauftem Eisen betrieben.189 Die Produktion war so erfolgreich, dass die JHH 1827 „die Gebäude durch Erbauung eines Holzkohlen-Magazins von der Größe einer gewöhnlichen Dorfkirche erweitern musste.“190

      Leiter der St. Antony-Hütte war bis zu seinem Tod der Sohn von Gottlob Jacobi, August Ferdinand (1801 – 1842), der auch seinen Wohnsitz auf der Hütte hatte. Er konnte das Werk nur langsam weiter ausbauen. Eine Hypothekentabelle aus der Zeit um 1832 listete alle Anlagen auf:191 Am Hochofen stand ein aus Fachwerk gebauter ▶ Gichtaufzug. In der Gießhalle arbeiteten nun zwei ▶ Kupolöfen und die Sandformerei. Daneben gab es ein Dampf- und Gebläsemaschinenhaus, die Lehmformerei mit zwei Dampfkesseln und Kamin, ein Gebäude mit Schmiede und Schreinerei, zwei Kohlenschuppen, einen Materialschuppen und ein Gusswarenmagazin mit Putzhaus sowie das Faktoreigebäude mit Platzknechtwohnung und Stallung. Bis 1842 blieb der Betrieb in dieser Form bestehen.192 1835 produzierten auf St. Antony 45 Arbeiter 906.600 Pfund Gusswaren.193 Bis 1838 stieg die Zahl der Beschäftigten auf 85, die Produktionsmenge auf 1.749.428 Pfund.194

      Während die St. Antony-Hütte wie vor 1820 wieder schwerpunktmäßig für den Verkauf arbeitete,

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