Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2. Группа авторов

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Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2 - Группа авторов

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       Abb. 26: Friedrich Krupp (1787 – 1826), Enkel von Helene Amalie Krupp und Gründer der Gussstahlfabrik in Essen, zeitgenössischer Scherenschnitt.

      Den technischen Zustand der Hütte Gute Hoffnung beschrieb Eversmann 1804 als „nichts auszeichnend bemerkenswerthes“ und wies nur auf einen Temperofen und auf eine Schleifmühle hin. Deutlich betonte er die Nachteile der Hütte, die in einem zu schwachen Gebläse liegen würden.130 So wurde die Hütte Gute Hoffnung 1804/​05, um gegenüber der St. Antony-Hütte konkurrenzfähig zu bleiben, dem aktuellen technischen Stand angepasst. Das alte und zu schwache Gebläse wurde durch ein Zylindergebläse ersetzt und ein neuer Hochofen mit neuem Hüttengebäude errichtet.131 Wieder kam es zu Streitigkeiten mit Jacobi. Er war in seinen Aktionen nicht zimperlich. Als im Herbst 1804 das neue Gebläse auf der Hütte Gute Hoffnung gebaut werden sollte, besuchte der extra hierzu angestellte Schreinermeister gemeinsam mit dem Platzknecht auf Einladung Jacobis die St. Antony-Hütte, um sich das dortige Gebläse anzusehen. Als sie dort eintrafen, setzten Jacobi oder seine Mitarbeiter sie jedoch gegen ihren Willen mehrere Tage auf der Hütte fest.132 Trotz dieser Einschüchterung bauten sie das neue Zylindergebläse in Sterkrade. 1806 folgten zwei weitere Gebläsezylinder, bei deren Bau Franz Dinnendahl (1775 – 1826) half,133 der die ersten Dampfmaschinen in der Region herstellte. Dieser berichtete in seinen Erinnerungen, dass er bereits 1803 bei Jacobi Teile für seine erste selbst konstruierte „Feuermaschine“ für die Zeche Wohlgemuth hatte gießen lassen.134

      Als 1805 der neue Hochofen mit neuer Lehmformerei fertig war, war mittlerweile auch der Enkel von Helene Amalie, Friedrich Krupp (1787 – 1826), in die Arbeit auf Gute Hoffnung einbezogen und sammelte erste Erfahrungen im Eisenhüttenwesen. Am 27. Juni 1807 übertrug ihm Amalie Krupp die Hütte Gute Hoffnung für einen Betrag von 12.000 Reichstalern.135 Da dieser demnächst plane zu heiraten, solle ihm damit ein „ordentliches Auskommen“ verschafft werden. Im August 1808 heiratete er seine junge Braut Theresia Wilhelmi auf der Hütte. Noch 1807 hatte Hüttenverwalter Linnhoff die Hütte Gute Hoffnung verlassen. Friedrich Krupp verbesserte nun das Verhältnis zu Jacobi und intensivierte die Beziehungen zu Franz Dinnendahl, für den er 1806/​07 einige Gussaufträge für Dampfmaschinen erledigte.136 Sie waren gedacht für eine Wasserhaltungs- und Fördermaschine der Zeche Sälzer & Neuack. Allerdings waren die Teile so mangelhaft, dass sie mehrfach gegossen werden mussten und schwierig zu verarbeiten waren.137 Dinnendahl beschwerte sich später, dass er „den Zylinder wegen der damals im Gießen großer Stücke noch unvollkommenen Eisenhütte zu Sterkrade fünfmal von neuem und dennoch in drei Stücken musste gießen lassen, ehe derselbe brauchbar war […]“.138

      Noch 1807 übernahm Jacobi auf der St. Antony-Hütte dann von Krupp Aufträge für Dinnendahl zur Herstellung von Zylindern, Dampfröhren, Schachtpumpen und Kolben, die Krupp wegen Eisenmangels nicht mehr fertigen konnte. Jacobi wusste durch Qualität zu überzeugen. Auch als Friedrich Krupp im Sommer 1808 einen ▶ Kupolofen auf der Hütte Gute Hoffnung bauen ließ, kam er immer noch nicht an die Qualität der Erzeugnisse von Jacobi heran. Krupp stellte fest, dass „auch ich selbst gestehen muß, dass alles dasjenige, was ich dem Dinnendahl in Lehmguß geliefert habe nur Frack-Ware gegen dasjenige ist, was H. Jacoby ihm geliefert hat, ebenso in der Schönheit als in ihrer Schwere […]“.139 Neben diesen Maschinenteilen stellte die Kruppsche Hütte weiterhin vor allem Ballasteisen und Gewichte, Eisenplatten der verschiedensten Art, Gusswaren für den täglichen Bedarf wie Töpfe, Kessel und Pfannen sowie verschiedene Öfen her.140 Immer wieder wurde auch Munition produziert.

       Frau Krupp ärgert die Haniels

      Trotz aller Maßnahmen von Friedrich Krupp warf die Hütte Gute Hoffnung keinen Profit ab. So verzichtete er am 15. Mai 1808 zu Gunsten seiner Großmutter wieder auf sein Eigentum und Amalie Krupp stellte die Hütte im folgenden Jahr zum Verkauf. Der mangelnde ökonomische Erfolg sowie die fortwährenden Konflikte mit Jacobi dürften zu dieser Entscheidung beigetragen haben. Interesse an der Hütte hatten die drei Gesellschafter der St. Antony-Hütte und der Hütte Neu-Essen. Durch den Kauf wäre der wichtigste Konkurrent auf den Absatz- und Beschaffungsmärkten ausgeschieden. Doch wussten sie, dass sie mit der Witwe Krupp nur schwer handelseinig werden konnten. Franz Haniel schrieb in seiner Autobiografie, dass sie „mit jener alten Frau sehr in Hader [lagen] und diese wünschte daher ihre alte Hütte und Plunder zu verkaufen“.141

      Franz und Gerhard Haniel kannten die Hütte Gute Hoffnung gut. 1793 waren sie vom befreundeten Handelshaus I. F. Hoffmann und Söhne in Rotterdam – einem Auftraggeber Pfandhöfers – eingesetzt worden, um die Arbeiten auf der Hütte zu kontrollieren. Hoffmann hatte Munition bei Pfandhöfer geordert, doch verzögerte sich die Lieferung. So bat er die Haniels, die Abwicklung seiner Aufträge in Sterkrade zu kontrollieren und fällige Gelder an Pfandhöfer nur nach Auslieferung der Waren auszuzahlen. In diesem Zusammenhang besuchten sie mehrfach die Hütte und konnten sich ein Bild vom Stand der Technik machen. Auch führten sie Warentransporte für die Hütte Gute Hoffnung aus.142 Zolleinnehmer Noot, ein Verwandter der Haniels, war durch seine staatlichen Aufgaben und die Kontrollbefugnisse, die ihm gegenüber Pfandhöfer zeitweise oblagen, ebenfalls gut über die Hütte unterrichtet.

      Die Brüder Haniel und Jacobi vereinbarten untereinander einen Kaufpreis von maximal 30.000 Talern.143Erste Verhandlungen zwischen Franz Haniel und Amalie Krupp scheiterten an unterschiedlichen Preisvorstellungen. So vereinbarte Franz Haniel mit seinem Schwager Heinrich Huyssen – Franz und Gerhard Haniel hatten jeweils eine Schwester von Huyssen geheiratet –, dass dieser für die drei Gesellschafter den Kauf erledigen sollte. Heinrich Huyssen stammte aus einer Essener Bürgerfamilie, die Nachbarn und Bekannte der Krupps waren. Als Kaufpreis für die Hütte mit ihren Waren, Vorräten und Gerätschaften handelte Huyssen nun mit der Witwe Krupp eine Summe von 37.800 Reichstalern aus, zahlbar in Raten bis 1818. Den Kaufvertrag setzte am 14. September 1808 ein mit Huyssen befreundeter Notar auf Heinrich Huyssen als Käufer auf. Als Bürgen waren die Brüder Haniel und Jacobi eingesetzt. Doch verkaufte Heinrich Huyssen die Hütte dann nicht – wie eigentlich vereinbart – an die anderen drei Gesellschafter weiter, sondern verlangte, mit diesen gleichberechtigt in eine gemeinsame Gesellschaft für den Betrieb der drei Hütten einzutreten. Dies zog ihm den Zorn Franz Haniels zu, der darüber hinaus noch mit Vorwürfen seiner bisherigen Kompagnons überschüttet wurde.144

      Um einen Familienzwist zu vermeiden, kam es am 20. September 1808 zur Verbindung der vier Kompagnons zum gemeinsamen Betrieb der drei Hütten. Am 5. April 1810 wurde diese Gemeinschaft in einem Vertrag bekräftigt und es entstand die Firma „Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen“ (JHH), an der jeder zu einem Viertel beteiligt war.145 Dieses Unternehmen trug dann auch einen Teil der Zahlungen aus dem Vertrag mit der „Madame Krupp“, die eigentlich Huyssen zu leisten hatte. Die Beträge sollten eigentlich aus einbehaltenen Gewinnen von Huyssen gedeckt werden, doch trugen nach Ansicht von Franz Haniel die anderen Partner zur teilweisen Deckung der Kosten bei.146 Jacobi fungierte als allein verantwortlicher Direktor der drei Hütten. Es war ihm verboten, aus der gemeinsamen Gesellschaft auszuscheiden oder sich heimlich an einem anderen Hüttenwerk zu beteiligen. Er erhielt dafür aus der Hüttenkasse ein jährliches Gehalt von 600 Reichstalern sowie freien Brand, Licht, Wohnung, Arzt- und Apothekenkosten, Briefporto und „hinlänglich“ Land für einen Gemüsegarten. Für die Buchführung stellte das Unternehmen einen „Faktor“ neu ein. Weiter regelte der Vertrag detailliert, wie Entscheidungen zwischen den vier Anteilseignern abzustimmen waren und gewährte ihnen gegenseitig ein Vorkaufsrecht im Falle des Verkaufs von Unternehmensanteilen.

       Abb. 27: Heinrich Huyssen (1779 – 1870), undatiertes Gemälde

      Hüttenmeister, Aufgeber, Schmelzer und Former: Wer arbeitete auf den Hüttenwerken bei Oberhausen?

      Nach

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