Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2. Группа авторов

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Recklinghausen verbot. Gleichzeitig stiegen die Preise für Holzkohle. Der kölnische Staat reagierte auf diese Situation mit der Gewährung von Vergünstigungen bei Zoll und Abgaben auf Eisenwaren, die im Vest hergestellt worden waren.71

      1783 war die St. Antony-Hütte 27 Wochen in Betrieb. Über die Kampagnen der Folgejahre ist kaum etwas bekannt. Damm und Wasserrad waren 1784 auf Kosten der Pächter, der Schlackenabfluss auf Kosten von Wenges zu reparieren. Zum Ende der Pachtzeit verschlechterte sich die Zahlungsmoral von Döeinck & Comp. Von Wenge musste Zahlungen anmahnen. Dennoch wollten die Pächter den Vertrag um mehrere Jahre verlängern, was von Wenge aber ablehnte. So kam es im April 1787 nur zur einjährigen Verlängerung des Vertrags bei reduziertem Pachtzins. Wegen Absatzproblemen in Holland wurden die Pächter kurz darauf wegen der Stundung der Pachtzahlungen bei von Wenge vorstellig. Auch verhandelten sie erneut über einen längeren Vertrag, da umfangreiche Reparaturen und Investitionen anstanden, die jedoch nur bei einer langfristigen Nutzung sinnvoll waren. Bis zum Tod von Wenges 1788 wurde jedoch kein neuer Vertrag mehr abgeschlossen.72

      Auch unter den Erben von Wenges blieben Döeinck und seine Partner mit jährlicher Pachtverlängerung zunächst Pächter der Hütte, bis sie im Februar 1790 den Vertrag kündigten. Mit einer Kündigungsfrist von vier Wochen wurde den Pächtern zugestanden, auch über das Ende des Pachtjahres hinaus die restlichen Vorräte zu verarbeiten. Vermutlich wegen der unsicheren Pachtsituation unterließen Döeinck & Comp. nun weitere Neuinvestitionen und Reparaturen. Bis Mitte 1792 scheinen sie noch auf St. Antony gearbeitet zu haben. Sie lieferten von dort noch Waren aus, bearbeiteten Aufträge in Kommission für Pfandhöfer und stellten den Erben von Wenges den Neubau eines Magazingebäudes in Rechnung. Dann scheinen sie die Hütte verlassen zu haben.73 Von Wenges Erben verhandelten mittlerweile über den Verkauf der Hütte.

      Mittlerweile hatte der Run auf den Profit aus der Eisenverhüttung auch das Reichsstift Essen erreicht. Um dem Mangel an Raseneisenstein im Vest Recklinghausen entgegen zu wirken, hatte sich am 12. Juni 1783 zunächst der Pächter der St. Antony-Hütte Döeinck eine Erlaubnis zum Graben von Erz im Stift Essen ausstellen lassen.74 Zuvor war schon ohne besondere Erlaubnis Eisenstein aus der Gegend um Karnap über die Grenze gebracht worden. Neben Erz bezog die St. Antony-Hütte auch Holz aus dem Essener Staatsgebiet. Als 1789 der Essener Hofgärtner H. Ferdinand Langen weitere ergiebige Eisensteinlager in der Lipperheide entdeckte, erkannte auch die Essener Fürstäbtissin Maria Kunigunde75 die Chancen der Eisengewinnung. Sie ließ zwei Proben zur Untersuchung zur damals bekannten Sayner Hütte bringen. Diese lag in Bendorf bei Koblenz, wo der Bruder Maria Kunigundes als Kurfürst von Trier residierte und wo sie sich auch selbst die meiste Zeit aufhielt. Der Direktor der Sayner Hütte, Johann Heinrich Jacobi, stellte bei den Proben einen Eisengehalt von 34 bzw. 53 Prozent fest. Das Erz war gut zur Herstellung von Gusswaren geeignet. Die Größe der Lagerstätte ließ die Anlage einer Eisenhütte lohnenswert erscheinen. Ein zusätzliches Gutachten des Essener Kanzleidirektors Johann Jakob Schmitz bewies die Profitabilität einer Hütte.76

      Am 24. März 1790 gründeten Kanzleidirektor Schmitz, Hofgärtner Langen, der Essener Hof- und Regierungsrat Karl Franz Ludwig Radermacher und ein aus Trier stammender Arenbergischer Hütteninspektor Werner, der die Untersuchungen auf der Sayner Hütte begleitet hatte, die Gesellschaft „Werners und Compagnie“. Die Gesellschaft plante den Bau einer Eisenhütte und eventuell weiterer Werke zur Verarbeitung des Eisens.77 Am 30. Oktober 1790 erhielt diese Gesellschaft das Privileg zur Ausbeutung der Erzfunde im Stift Essen. Johann Jacob Schmitz unterzeichnete es selbst im Auftrag der Fürstäbtissin. Am 26. Dezember war zu lesen: „Ihro Königliche Hoheit lassen der fürstlichen Regierung gnädigst bekannt machen, dass Hochdieselbe den vierten Theil der Essendischen Eisenhütte von Höchstdero Kanzlei Direktor übernohmen haben […].“78 Schmitz hatte seinen Anteil an Maria Kunigunde verkauft.

      Vier Wochen später genehmigte Maria Kunigunde „Werners und Compagnie“, an der sie ja jetzt selbst beteiligt war, „den in unserem Hochstifte und seinen Zubehörungen bereits entdeckten, oder noch zu entdeckenden Eisen-Erz zu suchen, zu gewinnen, und nach Wohlgefallen mit Schmeltz und Hammer zu benutzen“ sowie „ein oder mehrere Hütten und Hammer-Werke anzulegen.“79 Das Unternehmen wurde vor Konkurrenten innerhalb des Hochstifts geschützt, allerdings bezog sich der Schutz nicht auf Betriebe, die das Eisen weiter verarbeiteten. Schäden, die durch Erzförderung oder Eisengewinnung entstanden, waren zu bezahlen. Die Fürstäbtissin sagte in der Urkunde die Versorgung mit „Klafterholz“ zu einem festen Preis zu und gewährte der Hütte sowohl für den Bezug von Rohstoffen als auch für den Absatz eigener Produkte Zollfreiheit. Alle Steuern und Abgaben wurden durch eine jährliche Pauschalzahlung von 40 Reichstalern abgegolten.

      Maria Kunigunde engagierte zum Bau der Hütte Gottlob Julius Jacobi (1770 – 1823).80 Er war der Sohn des Direktors der Sayner Hütte, Johann Heinrich Jacobi, und von seinem Vater im Hüttenwesen ausgebildet worden. Die Sayner Hütte genoss zu dieser Zeit ein hohes Ansehen. Gottlob vertiefte sein Wissen durch Lehrjahre in England, dem zu diesem Zeitpunkt in der Eisenhüttentechnik führenden Land. Mit Gottlob Jacobi kam ein resoluter, technisch versierter Fachmann in die Region, der bis zu seinem Lebensende das Eisenhüttenwesen im Raum Oberhausen prägen sollte.

       Abb. 16: Maria Kunigunde von Sachsen (1740 – 1826), Fürstäbtissin von Essen und Thorn. Das Porträt wird dem Maler Heinrich Foelix (1757 – 1821) zugeschrieben.

      Jacobi baute für die Gesellschaft „Werner und Co.“ die Hütte „Neu-Essen“ direkt an der Emscher unterhalb der Oberhausener Mühle in der Gemeinde Lippern-Lirich gelegen. Die preußischen Behörden beobachteten das Vorhaben mit Argwohn. Schon im Juli 1790 untersuchte Eversmann im Auftrag des preußischen Bergamts die Essener Pläne.81 Die Konkurrenz einer weiteren Hütte sollte möglichst verhindert, zumindest aber verzögert werden. Eversmann schlug vor: „Es würde demnach sehr erwünscht seyn, ein Mittel ausfindig zu machen diese Anlage zu vereiteln“. Einen möglichen Ansatz hierzu schien die Wasserversorgung der neuen Hütte zu bieten. Zu ihrem Betrieb war ein Damm in der Emscher geplant. Da die Grenze zwischen dem preußischen Herzogtum Kleve und dem Reichsstift Essen mitten durch den Fluss verlief, hätte dieser Damm teilweise auch auf preußischem Territorium errichtet werden müssen. Das Bergamt ließ also den Bau auf preußischem Gebiet in der Hoffnung verbieten, dass die Gesellschafter von Neu-Essen dann aufgeben würden. Die jedoch ließen nun einen Seitenkanal an der Emscher zum Betrieb des Wasserrades graben, so dass der Bau der neuen Hütte sich zwar verzögerte, aber nicht verhindert werden konnte.

      1791 kam die Hütte Neu-Essen unter der Leitung Jacobis in Betrieb. Damit existierten nur wenige Kilometer voneinander entfernt drei Hütten, die sich Erze, Brennstoffe, Arbeiter und Absatzmärkte streitig machten. Bis 1794 erwarb die Fürstäbtissin sämtliche Anteile an Neu-Essen. Direktor blieb Gottlob Jacobi, der die Hütte weiter ausbaute. Eversmann lobte 1804 die Arbeit des „geschickte(n) Hütte-Faktor(s)“ Jacobi auf Neu-Essen. Er habe die ledernen Blasebälge 1797 mit großem Erfolg durch ein hölzernes Zylindergebläse ersetzt, was zu besserem Eisen und zu deutlichen Einsparungen an Kohlen geführt habe. Auch habe er einen Polierhammer für die in großem Umfang produzierte Munition gebaut.82 Aber Eversmann schrieb angesichts der Konkurrenz der drei Hütten in unmittelbarer Nachbarschaft auch:

       Abb. 17: Urkunde der Fürstäbtissin Maria Kunigunde vom 23. Januar 1791, Verleihung des Rechtes zur Suche nach Eisenstein im Hochstift Essen an Werner & Co.

      „Es würde diesen drei beieinander liegenden Hütten sehr zuträglich sein, wenn wenigstens eine von ihnen einginge oder in ein Hammerwerk umgestellt würde; der Vorrat an Holz in dieser Gegend ist nicht zureichend, um einen vorteilhaften Betrieb aller

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