Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2. Группа авторов

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die Konkurrenz der Hütte Gute Hoffnung in Sterkrade. Diese Stellungnahme aus Essen reichte der Bonner Hofkammer, um Anfang 1794 die Beschwerde aus Sterkrade als unbegründet zurückzuweisen.

      Der Streit um das Eigentum an der St. Antony-Hütte war aber immer noch nicht entschieden. Pfandhöfer wehrte sich juristisch, was bei den aneinander grenzenden Kleinstaaten mehrere Prozesse in verschiedenen Staaten bedeutete. Auch schaltete er den Freiherrn vom Stein als Vermittler ein und verklagte Jacobi wegen dessen Gewaltanwendung auf der Hütte. Es folgten langjährige Auseinandersetzungen vor verschiedenen Gerichten. Selbst für die Gerichte und die Regierungen scheint der Fall sehr verworren gewesen zu sein. Zwischenzeitlich wurde Jacobi sogar von den preußischen Behörden bei einem Aufenthalt in Duisburg verhaftet und bis Ende 1793 auf der Festung Wesel inhaftiert. Erst Ende 1795 kam es zur endgültigen Klärung der Besitzverhältnisse. Noch am 16. März hatte der Kölner Erzbischof Max Franz den Kaufvertrag mit der Fürstäbtissin anerkannt.92 Im November wurde dann aber letztinstanzlich doch Pfandhöfer das Eigentum an der Hütte zugesprochen, allerdings war er mittlerweile nicht mehr in der Lage, den Kaufpreis zu entrichten. So kam es am 21. Dezember 1795 zu einem Vergleich zwischen der Fürstäbtissin und Pfandhöfer. Das Eigentum an St. Antony ging an die Fürstäbtissin über, aber sie hatte die Hütte bis 1801 für 600 Taler jährlich an Pfandhöfer zu verpachten. 1796 blies Pfandhöfer den Hochofen auf St. Antony für acht Wochen, den Ofen auf der Hütte Gute Hoffnung gar nicht an.93 1797 arbeiteten von Mitte Juli bis Anfang September beide Hütten letztmals unter der Ägide Pfandhöfers.94

       Pfandhöfer geht pleite

      Noch in den 1780er Jahren hatte sich Pfandhöfer an verschiedenen Hüttenprojekten sowie an einer holländischen Glashütte beteiligt.95 Mit Beginn der 1790er Jahre verschärften sich allerdings seine Finanzprobleme wieder. Gegenüber verschiedenen Gläubigern häufte er erhebliche Schulden an.96 Hauptgläubiger blieb die Familie Krupp aus Essen. Hier machte man sich schon 1793 keine Illusionen mehr über die Solvenz ihres Schuldners. Außerdem sahen sie Anzeichen, dass Pfandhöfer „dem Tranke so sehr ergeben ist.“97 Pfandhöfer geriet in eine aussichtslose Lage. Am 5. August 1796 beantragten Doeinck und Co., seine ehemaligen Kompagnons von der St. Antony-Hütte, mit denen er immer wieder Geschäfte gemacht hatte, eine Pfändung wegen einer ausstehenden Forderung von 1.000 Reichstalern.98 Noch im gleichen Monat ließ auch die preußische königliche Forstkasse Mobiliar und Vieh von Pfandhöfer wegen Zahlungsrückständen pfänden. Nochmals zahlte Amalie Krupp die Schulden, wahrscheinlich um ihre eigenen Forderungen zu retten.

      Am 17. September 1797 zog der überschuldete Pfandhöfer seine Konsequenzen. Er verließ Sterkrade und Osterfeld. Sein neuer Aufenthaltsort war zunächst unbekannt.99 Tatsächlich hatte er sich nach Holland abgesetzt, wo er später wieder im Eisenhüttenwesen tätig war.100 Am 11. Januar 1798 wurde der Konkurs über das im Herzogtum Kleve befindliche Vermögen Pfandhöfers eröffnet. Bis zum 26. April waren alle Forderungen bei Gericht zu melden.101 Sie summierten sich auf fast 30.000 Taler, von denen allein der Familie Krupp über 24.000 Taler geschuldet waren. Am 29. August wurde die Versteigerung des Pfandhöferschen Vermögens erstmals angekündigt. Helene Amalie Krupp ersteigerte am 29. März 1799 die Hütte Gute Hoffnung für 12.000 Reichstaler. Den endgültigen Zuschlag erhielt sie jedoch erst am 12. April 1800.102 So sicherte sie sich zumindest einen gewissen Gegenwert für ihre hohen Forderungen.

      Auf der St. Antony-Hütte übernahm nach Pfandhöfers Flucht wieder Gottlob Jacobi die Leitung und vereinigte sie mit der Hütte Neu-Essen. Er selbst zog mit seiner Familie in die Direktorenwohnung nach Osterfeld. Dort modernisierte er die Hütte grundlegend, was sie zur vorbildlichen Anlage machte. Am Hochofen installierte er ein Kastengebläse und ließ den ersten ▶ Kupolofen in Deutschland außerhalb Oberschlesiens errichten. 1799 ging St. Antony wieder in Betrieb und Jacobi konzentrierte die Produktion von Roheisen auf dem Werk am Elpenbach. Die Kampagnen dauerten etwa dreißig Wochen. Der preußische Fabrikencommissarius Eversmann nannte Jacobi in seiner 1804 erschienen „Übersicht der Eisen- und Stahlerzeugung auf Wasserwerken in den Ländern zwischen Lahn und Lippe“ einen experimentierfreudigen Hüttenfaktor und „Mann von einer vollkommenen hüttenmännischen Kenntnis“.103 Auch lobte er den technischen Stand der St. Antony-Hütte und beschrieb sie ausführlich: Der Hochofen war 22 Fuß (= 6,90 Meter) hoch. Ein 16 Fuß (= 5,00 Meter) hohes Wasserrad trieb das Kastengebläse an. Für die Hütte arbeiteten 80 Personen, davon am Hochofen der Hüttenmeister, der Unterschmelzer und zwei Aufgeber in achtstündigen Schichten. Weiter beschäftigte die Hütte in der Sandformerei zwei Meister, sechs Knechte, vier Putzjungen und einen „Platenformer“, in der Lehmformerei zwei Meister und sieben Knechte. Zwei Putzknechte und vier Tagelöhner besorgten die Möllerung, also die Befüllung des Hochofens. Außerdem arbeiteten für die Hütte 16 Erzgräber sowie 32 Kohlenbrenner und Holzraider. 1802 stellten die Arbeiter 602.593 Pfund Gusswaren her. Auf der Hütte Neu-Essen sah Eversmann als Bemerkenswertes allein die Einrichtung eines Polierhammers und das Kastengebläse, stellte ansonsten nur fest, dass die Hütte still lag.104

      Offensichtlich war auch die Fürstäbtissin mit Jacobis Arbeit zufrieden. Durch einen Vertrag vom 16. November 1799 ermöglichte sie ihm, für 5.000 Reichstaler an beiden Hütten ein Viertel der Anteile zu erwerben.105 Gleichzeitig gründeten beide eine gemeinsame Gesellschaft zum Betrieb der Hütten. Jacobi hatte seine Schulden aus den Erträgen der Hütten zu zahlen. Die Fürstäbtissin und Jacobi räumten sich gegenseitig ein Vorkaufsrecht für den Verkauf von Anteilen ein. Der Vertrag sicherte Jacobi ein Gehalt für die Hüttenleitung von 600 Reichstalern jährlich zu. Zusätzlich erhielt er freien Brand und Licht, die Genehmigung zur freien Nutzung der Ländereien der Hütten sowie die Fourage, also das Futter, für ein Pferd. Auf diese Weise gelang es Maria Kunigunde, Jacobi dauerhaft an die Hütten zu binden.

       Abb. 21: Skizze des Hochofens der St. Antony-Hütte, 1797

       Ruhrorter Kaufleute expandieren in die Eisenindustrie

      1803 schlugen weltpolitische Ereignisse auf das Dreiländereck an Elpenbach und Emscher durch. Die ▶ Säkularisierung in der Folge des ▶ Reichsdeputationshauptschlusses löste in Deutschland alle geistlichen Staaten auf. Das Vest Recklinghausen fiel in den Besitz des Herzogtums Arenberg, das Reichsstift Essen kam unter preußische Herrschaft. Die Fürstäbtissin zog es zurück in ihre Heimat Sachsen. Bei der Übernahme Essens erklärte der preußische Staat die Eisenhütten Neu-Essen und St. Antony zu Bestandteilen des Privateigentums von Maria Kunigunde. Dabei spielte die Erwartung eine entscheidende Rolle, dass den Hütten angesichts des schlechten Erzes, des Kohlenmangels sowie der Konkurrenz im Siegerland, am Rhein und in Holland keine große Entwicklung mehr bevorstehe.106

      Maria Kunigunde entschloss sich, ihre Hüttenanteile zu verkaufen. Im Zusammenhang mit den Verkaufsverhandlungen erhielt Gottlob Jacobi die Anfrage eines Unbekannten mit zehn „Fragen in Beziehung auf die St. Antoni-Hütte“. In seiner Antwort vom 8. Oktober 1803107 stellte er die Fakten sachlich dar, betonte aber, dass er zum Verkauf seiner Anteile nicht bereit sei, da die Hütte „meine Nahrung sichert“ und er „nichts anderes als das Berg und Hüttenwesen erlernt habe“. Aus seiner Darstellung ergab sich das Bild einer profitablen, mit wichtigen Privilegien ausgestatteten Hütte. Zunächst bot Maria Kunigunde die Hütten dem preußischen Staat an. Eine Prüfungskommission kam zu dem Ergebnis, dass die gute Lage der Hütten vom Engagement des „gewandten und geistreichen Herrn“ Jacobi abhängig wäre, der wegen seiner Fähigkeiten für den profitablen Betrieb der Hütten unverzichtbar sei. Außerdem werde der Mangel an Holz wegen der anstehenden Schonung vor allem der Essener Wälder zunehmen, so dass sich eine Übernahme der Hütten nicht lohne.108 Auch der arenbergische Staat und die Witwe Krupp als Eigentümerin der Hütte Gute Hoffnung zeigten kein Interesse an einer Übernahme.109

      Gottlob Jacobi fand zwei neue Interessenten: Franz und Gerhard Haniel, Kaufleute aus Ruhrort, die zuvor bereits als Spediteure für

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