Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2. Группа авторов

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(siehe Tabelle 1).147 Fragt man nach der Herkunft dieser Arbeitskräfte, so ist zwischen qualifizierten und ungelernten Arbeitern zu differenzieren. Facharbeiter wie Hüttenmeister, Sand- und Lehmformer, Köhler sowie weitere Fachkräfte wurden in Gebieten angeworben, in denen das Hüttenwesen bereits verbreitet war. Dies waren das Sauer- und Siegerland, der Raum Bocholt oder Eisen produzierende Gebiete der südlich gelegenen Mittelgebirge. So stammten beispielsweise die Baumeister der St. Antony-Hütte Joan Antony von Graes und Johannes Henricus Westerhoff sowie die späteren Pächter Schwartz und Hundt sowie Döeinck, Diepenbrock und Reigers aus der Nähe von Bocholt, der erste Hüttenmeister Heinrich Lichlen aus Fischbach bei Saarbrücken und sein Nachfolger Johann Assemuth von der Altenbekener Hütte. Johann Eberhard Pfandhöfer, ebenfalls Pächter von St. Antony und Gründer der Hütte Gute Hoffnug, stammte aus Hayn bei Siegen und der Formermeister Caspar Cremer wurde 1809 aus Rheinböllen im Westerwald angeworben.148 Immer wieder wurden auch hoch qualifizierte Leute aus Wallonien vor allem beim Bau der Hochöfen beschäftigt.149 Manchmal warben die Hüttenbesitzer, Pächter oder Faktoren Mitarbeiter gezielt bei anderen Hütten ab. Oft kamen sie im ganzen Team: Der Hüttenmeister brachte Aufgeber und Schmelzer, die Former Knechte, Putzer und Lehmjungen mit.

      Unqualifizierte Arbeiter stammten dagegen aus der näheren Umgebung. Die Tätigkeiten wie Fuhrdienste, Erzschürfen oder andere ungelernte Tätigkeiten boten der ansässigen Bevölkerung einen guten Nebenverdienst. So vermutete Engelbert, dass aus der 1773/​75 gegründeten Pfälzerkolonie Königshardt 1805 sieben Tagelöhner auf der Eisenhütte arbeiteten und ihre Zahl bis 1822 auf 16 Arbeiter anstieg.150 Transportarbeiten führten zumeist die Bauern der Umgebung durch, was während der Saat- und Erntezeiten immer wieder zu größeren Problemen führte, da die Bauern dann ihre Felder nicht verlassen konnten.151

      Kolonisten und andere ortsansässige Arbeiter hatten ihre Kötterstellen und damit ihre Wohnungen in der Nähe. Die Facharbeiter weilten dagegen oft nur während der Hochofenkampagnen, die zumeist nicht länger als 20 bis 30 Wochen dauerten, auf der Hütte. Manchmal wanderten sie auch zwischen verschiedenen Hütten hin und her, um die zu unterschiedlichen Zeiten laufenden Kampagnen auszunutzen. Sie dürften während ihrer Tätigkeit in Oberhausen auf den Hütten selbst gewohnt haben.152 Noch auf einem Plan der St. Antony-Hütte von 1859153 finden sich Hinweise auf Schlafstuben für 14 Mann über der Lehmformerei und für zehn Mann über der Schmiede. Nach und nach wurden die Fachkräfte auch ansässig. Doch auch dies konnte mit Problemen verbunden sein. Als der im Oktober 1810 auf der St. Antony-Hütte beschäftigte Schwefler Johann Schmitz, der ursprünglich aus Altenburg im Herzogtum Nassau stammte, die Osterfelder Witwe Michels (genannt Egelbusch) heiraten und sich mit ihr in deren Kotten niederlassen wollte, benötigte er eine besondere staatliche Genehmigung.154

      Mit der Gründung der JHH waren alle Eisen erzeugenden Anlagen des Ruhrgebiets, die 1810 existierten, in einem Unternehmen vereint. Auf diesem Gebiet erwuchs dem Unternehmen erst Mitte der 1820er Jahre in der Region neue Konkurrenz. Ab 1824 produzierte die Eisenhütte Friedrich Harkort & Comp. auf der Burg Wetter und für 1826 wird eine Stahlfabrik Tacke in Steele erwähnt. 1828 nahm dann die zwei Jahre zuvor gegründete Eisenhütte Westfalia bei Lünen den Hochofenbetrieb auf. Vier Jahre später erhielt auch die Friedrich-Wilhelm Hütte in Mülheim an der Ruhr, die aus einer Eisenschmelze der Brüder Dinnendahl hervorgegangen war, die Konzession zum Betrieb zweier Holzkohlehochöfen, von denen aber nur einer 1841 angeblasen wurde. Gussstahl erzeugten in der Region ab 1812 (versuchsweise) Friedrich Lohmann in Witten und ab 1816 (regelmäßig) Friedrich Krupp in Essen.155 Auch Gottlob Jacobi soll 1809 schon Versuche zur Herstellung von Gussstahl durchgeführt haben.156

       Maschinen nach Dinnendahls Vorbild als Zukunftsmarkt

      Neben der Gesamtleitung der JHH übernahm Gottlob Jacobi auch die technische Betriebsführung der Hütte Gute Hoffnung in Sterkrade. Auf der St. Antony-Hütte und der Hütte Neu-Essen wurden Hütten- bzw. Platzmeister eingestellt.157 1810 standen jeweils ein Hochofen auf St. Antony und auf Gute Hoffnung unter Feuer. Beginn und Ende der Hüttenkampagnen, aber auch Neu- und Umbauten boten den Arbeitern Anlass, mit größeren Mengen Bier und Branntwein zu feiern.158 Verhüttet wurden weiterhin örtliche Erze. In einem Schreiben von 1816 werden sie von der JHH näher beschrieben: Es handele sich um Rasen- oder Heideeisenstein, der drei bis zwölf Zoll unter trockener Heide liege, aber nur drei bis sieben Zoll mächtig sei. Er wäre vor allem an den Stellen zu finden, wo im Winter Wasser stehe. Weiter nutze man Mooreisenstein aus sommertrockenen Mooren, das sechs bis zwölf Zoll mächtig in sechs bis fünfzehn Zoll Tiefe liege, sowie Sumpfeisenstein, das in einer Mächtigkeit von sechs bis zwölf Zoll in zwölf bis vierundzwanzig Zoll Tiefe unter Strauch- und Erlenholz lagere.159

      Die modernere der Hüttenanlagen war zu diesem Zeitpunkt noch die St. Antony-Hütte. Gottlob Jacobi skizzierte den dortigen Hochofen von 1812/​14 in einem Notizbuch. Der Ofen hatte eine Gestellhöhe von 8,70 Meter, die ▶ Gichtöffnung war etwa 80 Zentimeter groß. Er war rund gebaut und besaß zwei gegenüberliegende ▶ Blasformen.160 Die St. Antony-Hütte wurde um einen Koksmeiler zur Herstellung von Koks aus Steinkohle für den Einsatz in den ▶ Kupolöfen ergänzt. Auch kam hier die erste von der JHH 1813/​14 in Sterkrade gemeinsam mit Franz Dinnendahl gebaute Dampfmaschine zum Einsatz. Sie pumpte das Aufschlagwasser des Wasserrades zur nochmaligen Verwendung zurück und begegnete so dem Wassermangel.161

      Auf der Hütte Neu-Essen lag der Hochofen seit einigen Jahren still und ging auch nicht wieder in Betrieb. Hier arbeitete zunächst eine kleine Gießerei, die mit einem ▶ Kupolofen Potteriewaren und Munition herstellte, aber bereits 1821 wieder schloss.162 In der Zwischenzeit baute das Unternehmen die Anlage an der Emscher zu einem Frischfeuer mit Schmiede- und Reckhammer um. Das Frischen war ein Prozess, in dem Roheisen zu Stahl umgearbeitet wurde. Dieser war dann in einer Schmiede oder in einem Walzwerk formbar. Am 15. Juni 1812 ging der Hammer in Betrieb, konnte aber nur mit zugekauftem Roheisen vom Mittelrhein und der Lahn betrieben werden, da das Eisen der eigenen Hochöfen nicht zum Frischen geeignet war. Neu-Essen produzierte nun Stabeisen und ab 1816 Brammen, die bei der Produktion von Maschinen und ab 1828 im Walzwerk benötigt wurden. Ab 1835 stellte man hier auch feuerfeste Steine her.163 Gegen den Betrieb des Eisenhammers wendete der Duisburger Landrat 1825 ein, dass er durch die Stilllegung der dortigen Mahlmühle zu Korn- und Brotmangel geführt habe. Konsequenzen hatte dies für den Industriebetrieb aber nicht.164

       Abb. 28: Hochofenskizze aus dem Notizbuch Jacobis von 1812

       Abb. 29: Ansicht der Hütte Neu-Essen um 1835, Zeichnung von Jacob Weeser-Krell aus dem Jahr 1902

       Abb. 30: Hochofen der Gutehoffnungshütte, nach 1832 entstandene Zeichnung

      Den größten Umbau erlebte die Hütte Gute Hoffnung in Sterkrade. 1810 begannen hier Modernisierung und Ausbau der Anlagen. 1816 ersetzte ein 36 Fuß (= 11,30 Meter) hoher achteckiger den alten 20 Fuß (= 6,30 Meter) hohen rechteckigen Hochofen.165 Die Roheisenherstellung verlagerte sich nun immer stärker nach Sterkrade, das sich zum neuen Zentrum des Unternehmens entwickelte. Auch verarbeitende Betriebe nahmen hier ihre Tätigkeit auf. Damit verbunden war eine Ausweitung des Produktionsprogramms. Zwar blieben weiterhin auch Potteriewaren ein wichtiges Produkt der JHH, aber die Herstellung von Maschinen und Maschinenteilen wurde immer umfangreicher. So lieferte das Unternehmen weiter Zylinder, Kolben, Röhren, Maschinenräder, Rohrpumpen, Luftpumpen oder Deckel aus Eisen an Franz Dinnendahl. Der Anteil der Maschinenteile an der Gesamtfertigung stieg stetig an. Zwischen Juli und Dezember 1809 waren auf der St. Antony-Hütte von einer Gesamtproduktion

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