Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2. Группа авторов

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der Hütten kalkuliert hatte, kaufte er mit seinem Bruder Gerhard in zwei Verträgen vom 10. Mai 1805 die Anteile von Maria Kunigunde an der St. Antony-Hütte für 23.800 und an der Hütte Neu-Essen für 8.000 Reichstaler.112 Zur Hütte Neu-Essen gehörte auch die Oberhausener Mahl- und Ölmühle; aus ihr ging später das erste Walzwerk auf Oberhausener Gebiet hervor. Die Kaufsummen waren in Raten bis Juli 1809 bar oder in guten Wechseln zu zahlen. Die Brüder Haniel bildeten mit ihrem Schwager Jacobi für den Betrieb der Hütten eine gemeinsame Gesellschaft, die jedem zu einem Drittel gehörte.

       Abb. 22: Franz Haniel (1779 – 1868), Gemälde von Max Volkhardt nach einer älteren Vorlage

      Abb. 23: Gerhard Haniel (1774 – 1834), Bruder von Franz Haniel und Mitgesellschafter der „Hüttengewerkschaft und Handlung Jacobi, Haniel & Huyssen“

      Trotz oder gerade wegen der schwierigen Lage in der Zeit der ▶ Revolutionskriege und des zunehmenden Einflusses von Frankreich ließen sich gute Geschäfte machen. So profitierten die Gießereien der Region vom Bedarf des französischen Militärs unter anderem an Ballasteisen für die Kriegsschiffe, wofür sogar Ausnahmen vom Einfuhrverbot in die linksrheinischen Gebiete gemacht wurden.113

       In der Zwischenzeit in Sterkrade: Die Krupps als Hüttenbesitzer

      Nach Übernahme der Hütte Gute Hoffnung 1799 ließ Helene Amalie Krupp das Werk, das zur Zeit von Pfandhöfers Flucht weitgehend stillgestanden hatte, wieder herrichten und weiter ausbauen. Eine Lehmformerei, ein Magazin, ein Kohlenschuppen sowie eine Schlackenpoche entstanden neu.114 Verhüttet wurde weiterhin das Raseneisenerz aus dem rechtsrheinischen Kleve, für das Witwe Krupp mit der Ersteigerung der Hütte alle Rechte übernommen hatte. Um Rohstoffe günstiger beziehen und Produkte zu einem konkurrenzfähigen Preis verkaufen zu können, erbat sie von den preußischen Behörden noch vor der Produktionsaufnahme Zollfreiheit. Doch die Verhandlungen verzögerten sich immer wieder, auch weil Krupp den Behörden notwendige Auskünfte schuldig blieb. Erst am 29. Juli 1801 erhielt sie für sechs Jahre volle Zollfreiheit für alle importierten Rohstoffe sowie für Exporte in die Niederlande zugesprochen.115 Pfandhöfer bot Amalie Krupp im März 1800 aus Holland nochmals seine Dienste zum Betrieb der Hütte an, doch ließ sie den Hochofen im Mai 1800 ohne ihn anblasen. Sie hatte sich zuvor intensiv um Aufträge für Gusswaren aller Art sowie für Munition besonders in den Niederlanden bemüht.116 Aber die Kampagne unter Hüttenmeister Schwickert war nicht besonders erfolgreich. Jacobi behauptete, dass Amalie Krupp unfähiges Personal beschäftige. Einige ihrer Mitarbeiter habe er auf seiner Hütte wegen schlechter Leistungen entlassen.117 Erst unter einem neuen erfahrenen Hüttenverwalter, Ferdinand Linnhoff aus Arnsberg, arbeitete die Gute Hoffnung erfolgreicher. Bis 1804 beschäftigte das Werk zwischen 35 und 96 Mann.118

      Den Betrieb der Hütte Gute Hoffnung erschwerten in diesen Jahren immer wieder Auseinandersetzungen mit Gottlob Jacobi als Hüttenmeister von St. Antony. Dabei schenkten sich die beiden Eigentümer nichts. Allerdings befand sich die St. Antony-Hütte in der besseren Ausgangslage, da die Hütte Gute Hoffnung bachabwärts lag und darauf angewiesen war, dass bei der oberhalb gelegenen Hütte das Wasser nicht aufgehalten wurde. Es lag also in der Macht von Jacobi, der Hütte Gute Hoffnung das Wasser abzugraben. Dies hatte auch Helene Amalie Krupp erkannt und, noch bevor sie die Gute Hoffnung 1800 wieder in Betrieb setzen wollte, gegenüber dem Oberbergamt ihre Bedenken wegen der Wassernutzung geäußert. Da Jacobi gern selbst die Hütte Gute Hoffnung übernommen oder zumindest gepachtet hätte – 1799 hatte er dies Krupp angeboten119 –, befürchtete sie, dass er der Hütte für einige Zeit das Wasser vorenthalten könnte.120

      Im Juni 1800 war es dann so weit: Jacobi hielt tatsächlich mehrfach für mehrere Tage das Wasser auf und zwang damit Amalie Krupp zur vorübergehenden Betriebseinstellung.121 Nachdem eine gütliche Einigung gescheitert war, wandte sich Krupp an die preußische Kriegs- und Domänenkammer in Wesel, die wiederum die Kölnische Hofkammer einschaltete.122 Die preußische Verwaltung warf Jacobi vor, „daß er dabei nur die sehr strafbare Absicht gehabt, der Witwe Krupp Schaden und Nachteil zuzuführen.“ Zu einem Verhandlungstermin am 14. August 1800 legte Jacobi eine schriftliche Stellungnahme vor,123 in der er abstritt, das Wasser bewusst zum Schaden von Krupp oder der Hütte Gute Hoffnung aufgehalten zu haben. Zurzeit herrsche eine Dürre, so dass kaum das Wasserrad der St. Antony-Hütte angetrieben werden könne. Überhaupt sei das Wasser für den Hüttenbetrieb schon immer knapp gewesen. Weiter ging Jacobi auf die technischen Unterschiede zwischen beiden Hütten ein, die nach seiner Meinung bewirkten, dass St. Antony mit weniger Wasser auskomme als die Sterkrader Hütte. St. Antony besitze ein oberschlächtiges Wasserrad mit hohem Gefälle sowie ein „ganz neu eingerichtetes“ Gebläse, „welches fast garkeiner Reibung unterworfen ist“. Dagegen habe die Hütte Gute Hoffnung nur ein technisch weniger vorteilhaftes unterschlächtiges Rad mit niedrigem Gefälle und „ein noch so erbärmliches nach dem alten Schlendrian eingerichtetes Gebläse“, so dass der Wasserverbrauch dort ungleich höher sei. Auf St. Antony reiche das Wasser sogar noch für ein neues ▶ Pochwerk. Zudem beschäftige Frau Krupp unfähiges Personal auf der Hütte.

       Abb. 24: Anlage zum Gutachten des Baudirektors Lehmann, Lageplan der St. Antony-Hütte, 1801

      Am 18. November 1800 kam es zu einem Ortstermin, den von preußischer Seite Baudirektor Lehmann wahrnahm, der in seiner anschließenden Stellungnahme die Angaben von Jacobi zum technischen Zustand der beiden Hütten bestätigte.124 Er konkretisierte, dass durch die Unterschiede die Hütte Gute Hoffnung etwa ein Drittel mehr Wasser benötige als St. Antony. Das Oberbergamt schlug Amalie Krupp daher vor, einen bereits bestehenden Damm für einen weiteren Teich zu nutzen und somit Wasservorräte für zwei Tage anzulegen, die einen Betrieb der Hütte sicherstellten. Diesen Vorschlag griff Krupp auf und ließ darüber hinaus einen weiteren Damm anlegen, der Sand und Schlamm von der St. Antony-Hütte aufhalten sollte. Am 6. Dezember 1802 beschwerte sich nun Jacobi über diesen neuen Damm, der dazu führe, dass sich Schlamm und Sand soweit aufstauten, dass sie das Wasserrad der St. Antony-Hütte still zu setzen drohten.125 Nur zu diesem Zweck hätte Krupp den Damm angelegt. Bei Überschwemmungen infolge starker Regenfälle wäre die sofortige Stilllegung der St. Antony-Hütte zu erwarten. Eine Einigung zog sich hin, da zunächst die Frage des exakten Grenzverlaufs zwischen den beteiligten Staaten zu klären war. Mehrfach erinnerte Jacobi bis Sommer 1804 an die Erledigung seines Anliegens. Letztlich dürfte er sich mit seiner Forderung, die Stauung des Bachs zu beseitigen, durchgesetzt haben.

       Abb. 25: „Zeichnung über einen unterhalb der Antony Eisen Hütte befindlichen Weier“ aus den Prozessunterlagen 1800 bis 1802

      Der Konflikt zwischen Krupp und Jacobi eskalierte in den folgenden Jahren mehrfach. Als 1803 das Reichsstift Essen an Preußen fiel, beantragte Amalie Krupp – allerdings erfolglos – die Übertragung des Rechts am Eisenerz im Essener Gebiet. Sie begründete den Antrag damit, dass die ehemalige Fürstäbtissin Maria Kunigunde, die nun als Privatier Inhaberin der Rechte am Erz sei, das Erz nicht in Preußen verhütten würde, sondern nach der Stilllegung der Hütte Neu-Essen auf der St. Antony-Hütte, also im ausländischen Vest Recklinghausen, verarbeite.126 Im Gegenzug ließ Jacobi 1805 heimlich Raseneisenerz auf der preußischen Seite der Grenze bei Dorsten abgraben.127 Im Duisburger Intelligenz-Zettel erschien daraufhin am 29. Januar 1805 ein „Publicandum“ des Königlich Preußisch Westfälischen Oberbergamts, in dem nochmals darauf hingewiesen wurde, dass nur die Hütte Gute Hoffnung das Recht habe, das Erz zu nutzen. 20 Reichstaler Belohung stellte man denjenigen in Aussicht, die Beweismittel zur Überführung von Tätern erbrachten, die Erz über die Grenze

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