Oberhausen: Eine Stadtgeschichte im Ruhrgebiet Bd. 2. Группа авторов

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bat um Eile bei der Entscheidung über seinen Antrag, da in Kürze eine große Menge Bauholz, die er für die Errichtung der Hütte benötigen würde, im Vest Recklinghausen verkauft werden sollte. Gegenüber dem preußischen Bergamt sicherte Pfandhöfer zu, auf seiner neuen Hütte den Einsatz abgeschwefelter Kohlen ausprobieren zu wollen.

      Als Standort der Eisenhütte wählte Pfandhöfer einen Platz in der Nähe des Klosters in Sterkrade. Erfolglos erhoben die Zisterzienserinnen Einspruch beim preußischen Bergamt gegen das neue Gewerbe, weil es wie schon im Fall der St. Antony-Hütte um seine Wasserrechte fürchtete. Um weiteren Problemen aus dem Weg zu gehen, schloss Pfandhöfer am 6. Januar 1781 einen Vertrag mit der Äbtissin.55 Darin erhielt er vom Kloster Land für den Hüttenbau und die Genehmigung, dort eine Eisenhütte anzulegen. Im Gegenzug übereignete er dem Kloster für zwölf Jahre ein Viertel der Anteile am Hüttenwerk. Nach Ablauf der Frist hatte Pfandhöfer das Recht, die Anteile zurück zu kaufen. Weiter sicherte er zu, die Mühlteiche und den Elpenbach schlammfrei zu halten. Das Kloster gewährte ihm zusätzlich einen Kredit von 1.000 Reichstalern zum Bau der Hütte, Geld, das Pfandhöfer angesichts seiner knappen Finanzen sicherlich benötigte. Schon vor Ablauf der 12-Jahresfrist schied das Kloster am 8. August 1786 als Anteilseigner der Gute Hoffnung wieder aus und wurde von Pfandhöfer entsprechend entschädigt.56

       Abb. 11: Erste Seite der Verleihungsurkunde über das Eisendistriktfeld „Gute Hoffnung“ vom 10. September 1781

      Nachdem im März 1781 die preußischen Bergräte Heinzmann und Wünnenberg Pfandhöfers Anliegen befürwortet hatten, erging am 3. Mai auf „allergnädigsten Special-Befehl“ des preußischen Königs ein Schreiben an das Märkische Bergamt zu Wetter, das die Verleihung der Rechte zur Erzförderung und zur Errichtung einer Eisenhütte an Pfandhöfer enthielt.57 Am 10. September stellte das Bergamt Pfandhöfer eine Urkunde mit allen Vereinbarungen, Vergünstigungen und Vorschriften aus:58 Pfandhöfer erhielt für sich und seine Arbeiter die Bergfreiheit; das heißt, er durfte die Erze fördern, auch ohne Eigentümer des darüber liegenden Grund und Bodens zu sein. Kohlen konnte er aus dem Märkischen über die Ruhr beziehen. Rohmaterialien, die er benötigte, unterlagen keinem Zoll und ihm wurden sechs „Freyjahre“ zugestanden, was bedeutete, dass er für diese Zeit keine Abgaben zu entrichten hatte. Im Gegenzug war Pfandhöfer verpflichtet, alle bergrechtlichen Bestimmungen einzuhalten.

      Zur Stärkung seiner finanziellen Basis übertrug Pfandhöfer im Juni 1781 für 3.000 Gulden ein Viertel der Hüttenanteile an Joan Godfried Meeler aus den Niederlanden. Pfandhöfer verpflichtete sich, Meeler die hergestellten Waren zum Absatz in Holland zu überlassen.59 Doch schon im Oktober 1783 kündigte Meeler den Vertrag und stieg aus der Hütte Gute Hoffnung wieder aus. Es dauerte aber über zehn Jahre, bis Meeler sein Geld zurückerhielt und als Anteilseigner aus dem Berghypothekenbuch beim Bergamt gelöscht wurde.60

       Abb. 12 bis 14: Produktbeispiele aus dem Musterbuch der St. Antony-Hütte von 1840

      Im Sommer 1781 begann Pfandhöfer den Bau der neuen Eisenhütte. Er betreute die Arbeiten von der St. Antony-Hütte aus. Um Ostern 1782 nahm die Hütte Gute Hoffnung den Betrieb auf. Sie bestand aus einem Hochofen mit einer Formerei, dem Kohlen- und dem Erzmagazin. Der Hochofen war an seiner Basis quadratisch mit einer Kantenlänge von 18 Fuß, das waren 5,65 Meter. Die Höhe des Ofens betrug ebenfalls 18 Fuß.61 Fast jährlich liefen nun die Kampagnen. Erzeugt wurden ähnliche Produkte wie auf der St. Antony-Hütte: Gusswaren aller Art für den täglichen Gebrauch, Platten und Kanonenkugeln.

      1784 folgte Pfandhöfer einer Anregung des preußischen Fabrikenkommissars Eversmann und erhöhte den Hochofen auf 26 Fuß (8,16 Meter).62 Zwei Jahre später arbeiteten 15 Personen, 1794 dann 80 Arbeiter als Schmelzer, Former, Platzarbeiter, Steingräber, Holzfahrer und Köhler auf der Hütte.63 Auch wenn unklar bleibt, wie profitabel die Hütte Gute Hoffnung tatsächlich produzierte, lobte Eversmann nach einem Besuch der Hütte im Februar 178864 Pfandhöfer, der „auf einer Fläche wo vorher dürrer Boden war […] in einer der ärmsten Gegenden des Herzogthums Cleve ein ganz neues Gewerbe“ angesiedelt habe. Mittlerweile bestand das Werk aus dem in einem „geräumigen Gebäude“ stehenden Hochofen mit ledernem Gebläse, einem Formhaus, einem Kohlenschuppen, einem neuen zweistöckigen Magazin, einem Schleifwerk und einem Temperofen. Das Schleifwerk soll nach Anmerkungen Eversmanns das erste in der Region gewesen sein. Der Temperofen war 1787 auf Eversmanns Anregung allein dazu errichtet worden, die ersten deutschen Eisenbahnschienen abzuglühen, die auf der Hütte Gute Hoffnung für den Rauendahler Kohlenweg in Sundern an der Ruhr südlich von Bochum gegossen wurden.65 Sowohl Schleifwerk, als auch Temperofen waren nach englischem Vorbild errichtet worden. Ebenfalls nach englischem Vorbild folgte 1788 der Bau eines Windofens zur Verbesserung des Gusseisens.

       Abb. 15: „Plan der Situation des Gute Hoffnungs Hütten Plazes oculair gezeichnet durch Strack jun. d. 13. Febr. 1801“

      Zwei grundsätzliche Probleme, die die Geschichte der Hütte lange Zeit begleiten sollten, deuteten sich jedoch schon bei den ersten Hüttenkampagnen an: Erstens hatte Pfandhöfer Schwierigkeiten, genug Holzkohle für die Verhüttung zu erhalten, da der rechtsrheinische Teil des Herzogtums Kleve offensichtlich nicht über ausreichende Holzvorkommen verfügte und der Holzkohlenimport aus den Nachbarstaaten schwierig war. Da halfen auch die dem Bergamt angekündigten Versuche zur Verhüttung mit abgeschwefelten Steinkohlen aus dem Märkischen nichts, da sie ohne Erfolg blieben. An diesen Versuchen war auch Eversmann beteiligt, der Kenntnisse der Verhüttung mit Koks von seinen Reisen nach England mitgebracht und das Verfahren in Oberschlesien eingeführt hatte.66 Das zweite Problem war die Wasserversorgung der Blasebälge des Hochofens. Die Hütte Gute Hoffnung lag unterhalb der St. Antony-Hütte am selben Bach und war damit auf das Wasser angewiesen, das von der Konkurrenz nach Sterkrade durchgelassen wurde. Bei Wasserknappheit vor allem im Sommer konnte dies zu ungewollten Produktionseinschränkungen führen.

      Auch hatte Pfandhöfer weiter Finanzprobleme. Durch seinen Kompagnon Meeler war er wohl in Kontakt mit Helene Amalie Krupp-Ascherfeld67 (1732 – 1810) gekommen. Offensichtlich führte Pfandhöfer für die beiden Handelshäuser Botendienste durch, aus denen sich geschäftliche Beziehungen zu Krupp entwickelten, die spätestens ab 1783 auch Kreditgeschäfte umfassten. Amalie Krupp behauptete später sogar, sie hätte den Bau der Hütte schon mitfinanziert.68 So wurde die Familie Krupp in den folgenden Jahren wichtigster Geldgeber für Pfandhöfer.69 Als Sicherheit verpfändete er sein gesamtes Vermögen an Amalie Krupp, die dann auch als Handelshaus von Pfandhöfer agierte. Ab 1785 beteiligten sich die Krupps sogar vorübergehend zu einem Viertel an der Hütte. Amalies Sohn Peter Friedrich Wilhelm Krupp trat als Gewerke in die Firma ein. 1786 übernahmen die Krupps die volle Finanzierung des Hüttenbetriebs. Die Verschuldung Pfandhöfers stieg gegenüber der Familie schnell auf fast 12.000 Reichstaler im Jahr 1789, als Krupp und Pfandhöfer die gemeinsame „Compagnie der Hoffnungs Eisenhütte zu Starkrad“ wieder auflösten. Zusätzlich nahm Pfandhöfer weitere Kredite unter anderem bei der Essener Fürstäbtissin auf.

       Gleichzeitig: Verlässliche Pächter auf St. Antony

      Kurz nachdem Pfandhöfer seine neue Hütte Gute Hoffnung in Betrieb genommen hatte, schied er aus dem Vertrag mit von Wenge als Mitpächter der St. Antony-Hütte aus. Seine Kompagnons, die die Hütte nun allein weiter betrieben, entschädigte er mit tausend Fass Eisenstein.70 Döeinck & Comp. kamen ihren Verpflichtungen gegenüber von Wenge und den staatlichen Stellen pünktlich nach. Doch mit dem Abflauen der Konjunktur im Hauptexportmarkt der Niederlande und der Inbetriebnahme der neuen Konkurrenz verschlechterte sich die Lage von St. Antony. Beide Hütten konkurrierten auf

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