Schwarzmarkt Magie. Jek Hyde
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„Jo, genau das tue ich. Im Handschuhfach liegt mein erster Film, ist ein Glücksbringer.“
Alex griff über ihre prall gefüllte Reisetasche hinweg und öffnete mit etwas Mühe das Handschuhfach. Sie ertastete die Kassettenhülle und zog sie hervor. Es war ein rotes Bild mit drei Frauen – eine weiße in der Mitte und zwei grün angemalte mit künstlichen Antennen auf dem blonden Kopf daneben. In aufgeplusterten, gequollenen, stechend pinkfarbenen Buchstaben stand dort: „Lesbische Gladiatorinnen vom Mars; eine Goldfinger Produktion.“ Alex schaute sich die Rückseite an, auf der stand: „Die Astronautin Erika landet nach jahrelanger, unbefriedigender Reise auf dem Mars, wo sie auf die geilen, lesbischen Gladiatoren trifft. Neunzig Minuten.“
„Eh, du hast doch sicher schon mal einen Porno gesehen, oder? Weißt du, was mich stört?“
„Äh … nein. Was denn?“
„Dass es größtenteils billige Clips sind. Das ist eine Kunstform, Baby, und ich werde ihr aus diesem Urschleim an Billigclips heraushelfen! Ich werde sie hoch hinaufhieven, zu den abendfüllenden Programmen! Es wird in Berlin so eine Art Oscar-Nacht für Pornos geben, wo der Goldene Ständer verliehen wird. Das ist mein Traum, Alex. Hast du auch einen Traum?“
„Ich weiß nicht.“ Alex legte die Kassette zurück und schloss behutsam das Schubfach. „Ich muss darüber nachdenken, wie mein Leben weitergehen soll.“
„Ach so … Ich hatte vorhin nicht verstanden, warum du weggelaufen bist.“
Alex konnte sich des Gefühls nicht erwehren, dass sie diesem auf verdrehte Art liebenswerten Freak vertrauen konnte. Sie war ohnehin schon so weit gegangen, also los: „Ich, äh … bin ein … Zwitter“, murmelte sie.
„Du bist ein echter Intersexueller?“, fragte Nino.
„Äh … ja“, gab Alex etwas beschämt zu.
„Darum bist du weggelaufen?“
„Na ja, ich …“ Sie dachte nach. „Intersexueller?“ Das Wort hatte sie noch nie gehört.
„Klar, das bedeutet Zwitter. Oder Hermaphrodit. Warum bist du deswegen weggelaufen? Es gibt in Deutschland eine ganze Menge vom dritten Geschlecht.“
„Ja, äh …“ Alex fasste Mut und ging aufs Ganze: „Meine Eltern wollten einen Jungen, also haben sie meine … du weißt schon … wegmachen lassen.“
„Das ist übel“, meinte Nino. „Wie geht’s dir?“
„Ganz gut. Die haben es schon vor langer Zeit weggemacht, als ich noch ein Baby war. Ich wusste nicht, dass ich ein Herm… äh?“
„Hermaphrodit“, half Nino.
„Ja, Hermaphrodit bin. Hab es erst vor Kurzem erfahren. Ich mag das Meer, dachte, ich gehe hin und denke nach, wie ich weitermache.“
„Hm …“ Nino überlegte. „Egal, wie du dich entscheidest, du wirst Geld brauchen. Was hältst du davon, bei einem meiner Pornos mitzuspielen?“
„Was?!“
„Keine Angst, Alex. Ich habe schon eine Idee und suche nach Hermaphroditen, die mitmachen wollen. Es soll um ein Mädchen gehen, das sich wünscht, von seiner besten Freundin gefickt zu werden. Und der Wunsch geht eben in Erfüllung. Du könntest die beste Freundin spielen. Ich habe schon die Dialoge und das Drehbuch fertig.“
„Ein Drehbuch für … einen Porno?“
„Jo, ich sage doch, ich will aus den Clips abendfüllende, ernst zu nehmende Filme machen. Du könntest auch bei Lesbische Gladiatorinnen vom Mars 2: Jetzt wird es doppelt so geil mitspielen.“
Als Alex in diesem Moment darüber nachdachte, während sie auf dem Parkplatz nahe des grauen, groben Gebäudes in eine Parklücke fuhr, musste sie wegen dieses verrückten Typen, der in seiner eigenen Welt lebte, den Kopf schütteln. In einer Welt, in der man die Geschichte nicht wegspulte. „Was für ein Träumer“, sagte sie, aber sie musste zugeben, dass sie diesem Träumer einiges verdankte, den Ford Escort EXP zum Beispiel, in dem sie gerade saß und dessen Motor sie abstellte.
Alex schwang ihre Beine heraus, schlug die Tür hinter sich zu und schloss ab. Sie ging um den alten, grauen Kasten von einem Gebäude herum zu dem kleinen Eingang, durchquerte einen Raum mit wuselnden Leuten, Stühlen und Möchtegern-Pornostars, die gleich das Trauma ihres Lebens erleben würden, durchschritt einige weitere Räume und betrat schließlich einen großen Raum, der zur Hälfte aus einem blendend hellen Weiß bestand. Er war wie dafür gemacht, jeden kleinen Winkel auszuleuchten, seien es Gegenstände oder Körper, nichts sollte im Dunkeln bleiben. Auf der dunklen Seite des Raumes standen eine Menge Klappstühle, auf denen eine Menge Kerle saßen, alle in schwarzen T-Shirts und mit Skimasken. Sie standen auf und ließen ihre Hosen herunter, einige kamen mit ihren dicken Arbeitsschuhen jedoch nicht aus der Hose. Ganz in der weißen Hälfte, noch vor den Kameramännern, stand Mr. Knochen, wie üblich ganz in Schwarz, mit seiner gebräunten Glatze, die in den Scheinwerferlichtern schimmerte. Er sah Alex mit seinen kleinen, zusammengekniffenen Äuglein und kam gleich auf sie zu.
Alex konnte ein gewisses Unbehagen in sich spüren, das Gefühl, das ihr sagte, dass nichts so laufen würde, wie es sollte. An der kleinen Narbe neben ihrem Glied konnte sie ein Prickeln spüren. Normalerweise spürte sie diese Narbe nur, wenn das Wetter umschlug, und wer sagte, dass es das nicht tat? Es schlug um. Nur nicht außerhalb des Raumes, sondern darin. Alex fühlte eine Schwere auf ihren Beckenboden sinken, kurz gesagt: Es war ihr nicht ganz geheuer.
Trotzdem schüttelte sie diesem Kerl die Hand.
„Schön, dass du da bist, Alex. Hör zu, wir haben ziemlichen Zeitdruck, für dein Make-up und die Perücke bleibt keine Zeit.“
Na gut, scheiß auf das Make-up. Der Film wird eh untergehen in den Fluten an Pornos, die die Algenschicht und die Schlacke am Boden des Internets darstellen.
Dann fiel ihr der Kerl auf, der die ganze Zeit in der Ecke gestanden hatte. Sein Pimmel hing wie ein Wasserschlauch herab. Er hatte merkwürdig scharfe Gesichtszüge, ähnlich eines Haifischs. Vermutlich war er das in dieser Branche auch. Er kam zu ihr herüber. Die Typen, die sich eben ihrer Hosen entledigt hatten, gingen auf die weiße Hälfte des Raumes, die Kameramänner machten ihre Kameras bereit.
„Okay, was geht hier vor?“, fragte Alex nun, als sie spürte, dass sie eingekreist wurde.
Der Typ blieb mit verschränkten Armen neben Mr. Knochen stehen, der sagte: „Also, zieh dein Zeug aus“, sich umdrehte und auf die Ansammlung von an der falschen Stelle halbnackten Typen deutete. „Du gehst da rüber und lässt es dir von Joe hier besorgen, derweil machen die Spritzer ihre Arbeit.“
Alex zog die Brauen zusammen und schaute zu den „Spritzern“ hinüber, die erwartungsvoll dastanden. Dann blickte sie zu dem Kerl neben Mr. Knochen, der sie anlächelte und sich auf die Sache sicher schon freute. Schließlich sah sie zu Mr. Knochen. „Worauf wartest du, Alex?“, fragte dieser.
„Ich dachte, du brauchst einen echten Zwitter?“
„Klar, wir brauchen auch einen. Schließlich ist unser letzter weg“, erklärte er.
„Okay, okay“, begann