Froststurm. Jan-Tobias Kitzel
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»Willst du aussteigen, Schatz?« Er sah ihr tief in die Augen, strich ihr über die Wange. »Wenn es das ist, was dich glücklich macht, werde ich das möglich machen. Okay, anderer Name und andere Stadt, darum wirst du kaum herumkommen nach dem unerfreulichen Aufeinandertreffen mit den Grünen Männchen. Aber du könntest wieder halbwegs normal leben.«
Sie zuckte mit den Achseln, kämpfte mit den Tränen, blickte zu Boden. Sanft hob er ihr Kinn hoch und legte seine Stirn an ihre.
Die U-Bahn fuhr ratternd los, ihre Köpfe schaukelten.
»Hör mir zu, Baby. Du hast hinter den Vorhang geblickt. Gesehen, was in dieser Welt möglich ist, wenn man mit den lächerlichen Vorschriften der ach so aufgeklärten Beckmann-Jauch-Teletubby-Gesellschaft bricht.« Er ließ seinen Blick durch die prall gefüllte Bahn streifen.
»Willst du wirklich wieder zurück zu den Horden uninformierten Wahlviehs? Oder den Handzettel-Verteilern von Greenpeace?«
Ihr Kopf schwirrte. So viele Fragen, so schwerwiegende Entscheidungen. Regina schaute zu ihm hoch, ihre Blicke trafen sich. Und das Gefühl kehrte zurück, das wichtigste Gefühl in ihrem Leben. Das, das sie die letzten Wochen bereits begleitet hatte: Sicherheit. Sie spürte es tief in ihrem Inneren mit einer Vehemenz, die alles andere davonwischte. Mit ihm an ihrer Seite fühlte sie sich sicher. Sie gestand sich ein, dass es ihr letztlich relativ egal war, was sie da taten. Wenn sie ihn aufgefordert hätte, mit ihm als Schausteller über die Lande zu ziehen oder nach Australien auszuwandern um Straußenfarmer zu werden, sie hätte es genauso getan. Sie stand der grünen Sache nahe und gestand sich durchaus ein, dass ihre Aktionen in wenigen Wochen sicherlich mehr bewirkt hatten, als die lokale Greenpeace-Zelle in Jahren geschafft hatte. Richtig fühlten sich Sachbeschädigung, Einbruch und Diebstahl trotzdem nicht an. Dafür sein Blick, sein Geruch, den sie selbst hier, in dieser Geschmacksverwirrung von U-Bahn, riechen konnte. Es war völlig egal, wofür oder wogegen sie kämpften. Solange sie an seiner Seite war. Über das Ende, das irgendwann unausweichlich kommen musste und wahrscheinlich Knast hieß, wollte sie nicht nachdenken. Noch Jahrzehnte Lohnsklavin zu sein und irgendwann dankbar über ihre Einheitsrente auf der Couch im Altenheim zu sitzen und Quizshows zu schauen, konnte sie sich auch nicht vorstellen. Dann lieber wie eine Sternschnuppe leben: Schnell, hell und dann verglühen. Wenn es am schönsten war.
Professor Zufall
Sebastian rückte die Schale unter dem Mikroskop mehr in die Mitte, ging einen Schritt zurück und schaute gemeinsam mit Di Matteo auf den Bildschirm. Er brauchte nicht in das Gesicht des Italieners zu schauen, um die Enttäuschung zu spüren. Es hatte wieder nicht funktioniert.
»Cazzata«, fluchte der Dicke und ließ sich schnaufend auf einem Laborhocker nieder, um sich danach mit einem Tuch über die mit Schweißperlen bedeckte Stirn zu wischen. Sebastian wollte gar nicht erst wissen, wie er außerhalb des temperierten Komplexes zerfließen würde. Sicherlich kein schöner Anblick.
In diesem Moment öffnete sich mit einem Zischen die gläserne Schleuse des Labors und Sebastian schaute zur Seite. Heiderlein kam mit zügigen Schritten heran, während hinter den Glasscheiben im ebenfalls glasumfassten Laborvorraum ein Dutzend Arbeiter weitere Kisten mit Hilfe des Liftes herunterschafften. Trotz der guten Dämpfung war der Lärm beträchtlich, den sie dabei machten. Kein Wunder, der Lift war in der Lage, mehr als drei Tonnen zu heben und machte daher mit seinen kräftigen Gelenken mächtig Lärm. Außerdem warf die wenige Meter über ihnen befindliche Decke den Schall nur zu gut zurück. Ein Labor in der obersten Reihe des Glas-Stahl-Labor-Gitters zu haben, hatte eben auch Nachteile. Das Schott im Dach des Bunkers war offen und das Tageslicht fiel bis hier unten. Sebastian strich sich über den Nacken. Die UN machte wirklich keine halben Sachen. Der Lift war eine geniale Idee, um zügig Dinge von oberhalb des Bunkers direkt in die geschützte Laboratmosphäre zu schaffen, ohne durch das Labyrinth von Gängen zu müssen. Da war etwas Lärm zu verkraften. Jetzt aber nahm Heiderlein seine ganze Aufmerksamkeit in Beschlag, als sie heranrauschte und mit ihrem österreichischen Akzent fragte, ob bereits Resultate vom letzten Versuch vorliegen würden.
Sebastian zeigte auf den Bildschirm und nach einer Sekunde schüttelte die dürre Frau den Kopf.
»Das kann doch nicht sein! Zwei Wochen harter Arbeit! Und wieder keine Ergebnisse, die man als solche bezeichnen kann!«
Sebastian zuckte mit den Schultern, was er augenblicklich bedauerte, als ihn der Blick des Todes traf.
»Finden Sie das etwa nebensächlich, Herr Born?«
»Jetzt ist es aber gut, Werteste! Wir stehen alle unter demselben Druck, Resultate zu erbringen. Hören Sie auf, sich hier wie eine Feldherrin zu geben!« Di Matteos Wangen waren deutlich gerötet und sein Atem ging stoßweise.
Die Vogelscheuche baute sich vor dem deutlich kleineren Mann auf, der ihr Körpergewicht sicherlich vier-, wenn nicht fünfmal auf die Waage brachte. Ein ungleicher Kampf, als sie sich anstarrten. Heiderlein war derartige Duelle gewohnt, der Italiener hatte lediglich seinem Temperament nachgegeben.
Sebastian beeilte sich, die Wogen zu glätten. »Ja, der Versuch hat nicht die erwünschten Ergebnisse gebracht. Aber was haben wir auch erwartet? Zwei Wochen sind in der Welt der Wissenschaft wie eine Sekunde!«
Heiderlein ruckte zu ihm herum und stieß dabei fast eine Versuchsanordnung einer anderen Gruppe, die gerade frei hatte, vom mittigen Labortisch. Die Reagenzgläser wankten bedrohlich, und nur Di Matteos schnellem Eingreifen hatten sie es zu verdanken, dass jetzt keine Scherben aufzukehren waren. Alle erstarrten. Dann lachten sie gemeinsam los, sogar Hungerhaken konnte es sich nicht verkneifen. Sebastian atmete aus, die Spannung war gelöst.
Sebastian schaute auf den Bildschirm, ging dann zum Terminal und ließ den Drucker losrattern. Mit dem Blatt in der Hand ging er zu seinen Mitforschern hinüber und sie schauten gemeinsam auf die Daten.
»Die Aufnahmefähigkeit des Meerwassers für Kohlenstoffdioxid wurde so gut wie gar nicht beeinflusst.« Di Matteo schüttelte den Kopf und einen Schokoriegel aus dem Ärmel.
»Da hatte ich mir von den Bakterien mehr erhofft.« Heiderlein konnte es sich offensichtlich nicht verkneifen, einen Seitenblick auf Sebastian zu werfen, und der hatte den Wink verstanden. Die Idee war gewesen, Wasser durch spezielle Bakterien mehr CO2 als bisher aufnehmen und dann dort durch eben diese Bakterien abbauen zu lassen. Seine Idee. Hatte ja toll funktioniert! Er knibbelte an den eigentlich wieder gut verheilten Fingern, dank Melanies gutem Einfluss, und ging im Kopf die möglichen Fehlerquellen durch. Sebastian seufzte.
»Ehrlich gesagt, weiß ich dann hier erst mal nicht weiter. Ich bleibe dabei. Die Idee, von den extrem anfälligen CO2-Lagerstätten an Land weg- und zum Meer hinzukommen, halte ich weiterhin für richtig.«
»Absolut, Herr Born«, pflichtete der Italiener kauend bei. »Aber entweder übersehen wir irgendetwas, oder das Bakterium ist einfach noch zu schwach auf der Brust.«
Sebastian nickte in Richtung der Schleuse.
»Sollen wir erst mal was Essen gehen und dann weitermachen?«
Dass