Froststurm. Jan-Tobias Kitzel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Froststurm - Jan-Tobias Kitzel страница 15

Froststurm - Jan-Tobias Kitzel

Скачать книгу

kraxelte keiner auf eben jenem Hügel herum, unter dem der Bunker gelegen war. Wenn er hinter sich schaute, sah er auf den Parkplatz, wo sie der Hubschrauber abgesetzt hatte. War das wirklich schon so viele Tage her?

      Sebastian schüttelte den Kopf, vertrieb die mürrischen Gedanken, die sich nach den etlichen Fehlschlägen bei den Forschungsprojekten seiner bemächtigt hatten und tunkte stattdessen ein Stück Baguette in den Frischkäse, schmeckte das würzig-leichte Aroma und seufzte. Ja, so konnte man es sich gut gehen lassen.

      Melanie zu seiner Rechten ließ es sich ebenfalls gut gehen und so genossen sie die folgenden Minuten in aller Ruhe ihr Essen, ließen sich vom zwar kalten, aber angenehmen Wind umwehen und schauten auf das Meer hinaus. Möwen zogen ab und an über sie hinweg und in der rückwärtigen Ferne konnte man den erhellten Himmel über Skagen sehen. »Lichtverschmutzung«, wie sie es in der Forschung nannten. Ach, nicht schon wieder diese Gedanken an ihre Forschungen! Warum konnte sein Hirn nicht einfach mal das Maul halten und einfach nur genießen? Missmutig legte er das Brot beiseite.

      Melanie schaute ihn an, der Wind hob ihre feuerroten Haare an und ließ sie um ihr zierliches Gesicht tanzen.

      »Du kannst immer noch nicht abschalten, oder?«, fragte sie überflüssigerweise, aber Sebastian hätte ihr jede noch so dumme Bemerkung verziehen. Sie hatte ihn längst in ihren Bann gezogen. Ob er sich Hoffnungen machen durfte? Immerhin hatte sie das Picknick vorgeschlagen. Oder wollte sie nur, dass er gut »funktionierte« und seine Arbeit zügiger erledigte, als wenn er im stillen Kämmerlein seinem Frust immer mehr in sich hineinfraß?

      »Nein, nicht wirklich.« Er sah das enttäuschte Aufblitzen in ihren Augen und beeilte sich, hinzuzusetzen: »Dennoch war es eine tolle Idee!« Zügig nahm er das Weinglas und hielt es ihr zum Anstoßen hin. Melanie schaute ihn an und das Lächeln kam zurück, ihre Gläser klirrten sachte aneinander.

      »Schalt einfach mal ab. Das wird schon noch. Du bist erst seit wenigen Tagen im Team, so wie alle anderen auch. Bis alle vernünftig miteinander arbeiten und es auch Ergebnisse gibt, wird noch einige Zeit ins Land gehen. Das ist hier allen bewusst.«

      »Ja, aber das ist es nicht. Jeder Ansatz, gleich welcher, ist bisher bereits im Ansatz zunichte gemacht worden durch Einwände von irgendjemandem im Team. Keine Sorge, alle waren berechtigt, aber hier traut sich keiner, mal quer zu denken, und auch mal einen etwas weniger erfolgsversprechenden Weg zu versuchen.« Er holte tief Luft. »Hat man uns denn nicht dafür hier versammelt? Um auch mal etwas abseits der bereits ausgetretenen Pfade zu forschen? Nur mit der reinen Lehre werden wir nie Ergebnisse erzielen!« Er stürzte den Wein hinunter, der sich warm in seinem Magen sammelte und fing unwillkürlich wieder damit an, an seinen Daumen zu knibbeln, bis die altvertrauten Schmerzen in seinen Geist stachen und er schuldbewusst die Hände faltete. Mit diesen affigen Kindereien hatte er schon lange aufhören wollen, aber sein Unterbewusstsein brachte ihn immer wieder dazu. Der Schmerz hatte ihm immer geholfen, klar zu denken. So dumm es auch war.

      »Ihr findet schon einen Weg.« Melanie beugte sich zu ihm herüber, strich durch seine kurzen Haare und tippte ihm unvermittelt auf die Stirn. »Da ist ein so schlauer Geist hinter, ihr beide schafft das schon!«

      Ohne nachzudenken, legte er seinen Arm um sie, zog sie zu sich heran. Ihre Lippen trafen sich, der Kuss dauerte nur eine Sekunde, dann löste sie sich von ihm, um ihm mit geröteten Wangen ins Gesicht zu schauen. Sein Herz rutschte abwärts, aber dann lächelte sie. »Ich hatte schon gedacht, du kommst gar nicht mehr aus deinem Schneckenhaus.« Mit diesen Worten beugte sie sich vor und nun war sie es, die den Kuss begann. Die Zeit verlor an Bedeutung, ihre Zungen umspielten einander, Melanies Hände glitten unter seine Decke, sie zog ihn zu sich, dann lag er auch schon halb auf ihr. Er küsste ihren warmen, weichen Hals und spürte sie unter seinen Zärtlichkeiten erschauern. Ihre Hände umfassten sanft seinen Kopf, sie zog ihn wieder zu sich.

      »In mein Zimmer. Sofort!«, hauchte sie ihm ins Ohr. Die Picknickdecke blieb zurück, als sie eilig den Abstieg zum Parkplatz begannen. Ein Windstoß erfasste sie, man hörte die Gläser klirren und ein Picknickkorb polterte an ihnen vorbei in die Tiefe und schlug dumpf auf dem Parkplatz auf. Melanie konnte nicht mehr aufhören zu lachen.

      Sebastian streichelte sanft über Melanies Kopf, der auf seiner Brust ruhte. Ihr Atem ging ruhig, müde und matt. Er hingegen war wach, konnte nicht schlafen, konnte sein Glück kaum fassen. Den Körper dieser Frau zu spüren, die sich an ihn schmiegte. Schlank, gut gebaut und dabei sowohl mit Intellekt wie auch »Charakter« im ureigensten Sinne gesegnet. Das war mehr, als er jemals an Glück erfahren hatte. Er kringelte eine Haarsträhne von ihr auf den Zeigefinger, bis sie wie ein roter Ring die Haut umfasste, dabei atmete Melanie warm auf seine Brust. Der Sex war richtig gut gewesen, kein schnelles Rein-Raus, mehr ein sorgsames Erforschen des Gegenübers, vorsichtig, aber nicht zurückhaltend. Er lachte leise auf. Nein, zurückhaltend war sie überhaupt nicht gewesen. Sie hatte wie selbstverständlich den aktiven Part übernommen und ihn geführt. Sebastian seufzte. Wie lange hatte er schon nach einer solchen Frau gesucht. Er musste sich eingestehen, dass es vielleicht auch die Gedanken an sie gewesen waren, die ihn in den letzten Tagen abgelenkt hatten. Es waren bei weitem nicht nur die Kleinkariertheiten im Team, wie er ihr erzählt hatte, die bisher erfolgreiche Ansätze Mangelware sein ließen. Nein, es war auch ein Mangel an Ideen an sich, da konnte er sich auch nicht wirklich ausnehmen.

      Melanie streckte sich unversehens und ihr Arm streichelte über seinen, wie er sich eingestehen musste, etwas zu umfangreichen Bauch. Nicht wirklich dick, aber von schlank auch gut fünf Kilo entfernt. Durchschnitt eben. Umso weniger verstand er, wie ihre Wahl auf ihn gefallen war. Dann schlug seine Herzensdame die Augen auf, räkelte sich, wobei eine Strähne auf ihre süßen Brüste fiel und dort liegen blieb. Sofort setzte das Kribbeln in seinen Lenden wieder ein. Melanie schmunzelte ihn an, als die Decke sich leicht hob.

      »Na, du hast aber einen gesunden Appetit.« Dann gab sie ihm einen innigen Kuss. »Aber entschuldige, mir knurrt derart der Magen, dass ich Angst hätte, sonst dich aufzufressen.« Sie quiekte leicht auf, als ihre nackten Füße den eiskalten Betonboden berührten und beeilte sich, im Bad zu verschwinden. Sebastian sah ihr verträumt hinterher, konnte seinen Blick nicht von ihr wenden. Ihr Apfelpo, die festen Brüste, die schlanke Taille, garniert mit ihrem feuerroten, langen Haar, ein zierliches Gesicht umrahmend. Er sank zurück auf das Kissen und absolutes Glück wärmte ihn von innen.

      Dann hörte das Rauschen des Wasserhahns auf und Melanie steckte ihren Kopf durch den Türrahmen.

      »Kommst du mit, was essen?«

      Sein Magen knurrte zustimmend. Und ob er das würde.

      Melanie nickte dem Küchenhelfer zu, der gerade das 24-Stunden-Buffet wieder auffüllte und setzte sich dann mit einem reichhaltig gefüllten Tablett zu Sebastian an den Tisch in der Messe. Das Essen war erstklassig, die UN wusste, dass zufriedener Geist besser forschte. Umso anachronistischer waren die überaus harten Bänke und Tische, die aus einem alten US-Marine-Film geklaut zu sein schienen. Obwohl, wenn man es anders sah: So blieben die Forscher nicht zu lange sitzen, sondern gingen zügig wieder an die Arbeit. Sebastian konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Oder sie gehen miteinander ins Bett.

      Melanie sah seine gehobenen Mundwinkel und schaute ihn fragend an.

      »Ach, nichts«, wehrte er ab und stopfte sich, statt eine längere Antwort zu geben, einen Löffel Müsli in den Mund. Eigentlich die völlig falsche Uhrzeit für Müsli, aber die Forscher hatten völlig freie Hand, zu welcher Uhrzeit sie aktiv sein wollten. Daher war das 24-Stunden-Buffet auch genau das: Frühstück, Mittagessen und Abendessen in einem. Man bekam alles, was das Herz begehrte und die Küche sorgte dafür, dass die Auswahl, gleich zu welcher Zeit, reichhaltig war. Daran konnte man sich gewöhnen.

      »Und, wann gehst du wieder an die Reagenzgläser?«, wollte Melanie wissen und

Скачать книгу