Froststurm. Jan-Tobias Kitzel

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Froststurm - Jan-Tobias Kitzel

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Hubschrauber tiefer bis sie nur noch gut zehn Meter über der Wasseroberfläche waren, dann flog er die große Felsnase entlang, hinaus aufs Meer. Dann wendete er und was Sebastian nun sah, verschlug ihm die Sprache. Betonröhren, die vom Meer aus in die Felsnase hineinführten, auf der sich der Hügel erhob.

      Er zeigte nach vorne und wollte gerade etwas sagen, da kam Melanie ihm zuvor.

      »Ein ehemaliger Nazi-U-Boot-Bunker, der im Krieg begonnen, aber nie fertiggestellt wurde. Ideal für unsere Zwecke. Wir haben ihn in den letzten Monaten von Grund auf ausgebaut.«

      Ein U-Boot-Bunker? Sebastians Magen grummelte. Klang reichlich martialisch für eine UN-Forschungsmission.

      Aber schon wieder kam Melanie ihm zuvor und legte ihre Hand beruhigend auf seinen Oberschenkel, was ihm einen wohligen Schauer über den Rücken laufen ließ.

      »Keine Sorge. Schau es dir von innen an.« Sie lachte. »Keine Hakenkreuze, kein Indiana Jones, keine magische Truhe.«

      Das Lachen vertrieb sein Unwohlsein wenigstens halbwegs. Jedenfalls so lange, bis der Pilot den Hubschrauber steil in die Höhe über die Felsnase samt Hügel hinwegzog, und die Maschine dann schnell wie ein Expressaufzug in die Tiefe sacken ließ, direkt auf einen betonierten Landeplatz zu, der neben dem Parkplatz hinter den Einzäunungen lag. Als er im dritten Versuch den Gurt immer noch nicht aufbekam, kam ihm schließlich Melanie lächelnd zur Hilfe.

      »Dein erster Flug?«

      »Jedenfalls mit so einem Piloten ... und dieser Aussicht.«

      Melanie lachte erneut und knuffte ihn in die Seite.

      »Keine Sorge, wird schon schiefgehen.«

      Genau das befürchtete er.

      Sie schlenderten Seite an Seite durch den riesigen Komplex und Sebastian kam aus dem Staunen gar nicht mehr heraus. Eine solche Anlage! Solche Möglichkeiten! Sein Gepäck hatte ihm irgendein Assistent noch am Eingang abgenommen – nach einem obligatorischen Sicherheitscheck bei einem grimmigen Sicherheitsoffizier – und dann waren die schweren Stahltüren hinter ihnen ins Schloss gefallen und sie hatten in einem Betonflur gestanden. Grau wohin man sah, die alten Wände waren überhaupt nicht mehr zu sehen, überall neue Einheitsfarbe auf altem Untergrund. Ein paar Pfeile an den Wänden zeigten zu den wichtigsten Einrichtungen, kalte Neonröhren erhellten diese Minen von Moria.

      Melanie zog an seinem Ärmel und er schaute vom Aufbauplan der Basis an der Wand hoch, der seine Aufmerksamkeit gefangen gehalten hatte. Wenn der Maßstab nur halbwegs passte, konnten hier hunderte Menschen völlig isoliert leben und forschen und hätten immer noch genug Platz für einen Fußballplatz gehabt. Er atmete zischend aus und bei seinem Gesichtsausdruck musste Melanie lachen.

      »Ja, so habe ich beim ersten Mal auch reagiert. Vor allem, wenn man bedenkt, unter welchen Bedingungen wir alle sonst so arbeiten müssen, oder? Die Wohnbereiche sind noch im Ausbau. Bis da alle wohnen können, dauert es noch eine Weile, der Rest der Anlage ist schon einen Schritt weiter.«

      Sie hakte sich wieder bei ihm ein und es ging dutzende Gänge entlang. Etwas trostlos und ohne Plan war der Komplex ein einziges Labyrinth. Aber trotz seiner emotionslosen Kälte war er wegen seiner planerischen Durchdrungenheit eindrucksvoll.

      Eine Gruppe in weißen Kitteln kam ihnen entgegen. Eine Asiatin diskutierte energisch auf Englisch über irgendeinen »Wirkungsfaktor der neuen Versuchsreihe« mit einem offensichtlich indischen oder pakistanischen Mann und ein hellhäutiger, älterer Mann hörte aufmerksam zu.

      Sebastian nickte. Weihhausen hatte mit seiner Ankündigung »die besten Forscher, gleich welcher Herkunft« Recht gehabt.

      Dann standen sie vor einer weiteren, massiven Stahltür und Melanie wedelte mit ihrem Sicherheitspass vor einem Scanner an der Seite. Ohne einen Ton zogen sich die Schotts in die Wand zurück und nun klappte Sebastians Kiefer endgültig nach unten. Eine riesige Halle kam zum Vorschein und ohne auf seine Begleiterin zu warten, ging er ein paar Schritte hinein. Die Decke erhob sich zig Meter über ihnen. Wie hoch war das? Zwanzig Meter? Mehr? Im Schätzen war er noch nie sonderlich gut gewesen. Eine Metallbalustrade zog sich auf halber Höhe über die Szenerie und formte mitsamt einigen Plattformen eine Metalllandschaft in luftiger Höhe, die jedem Science-Fiction-Film zur Ehre gereicht hätte. Aber der Bodenlevel war nicht weniger eindrucksvoll. Überall standen Kisten und Fässer wohlgeordnet in Arealen aufgeteilt, frischer Beton hob sich hellgrau von seinem älteren Pendant dort ab, wo früher wohl ein tiefes Becken gewesen war.

      Melanie hatte zu ihm aufgeschlossen.

      »Ein aufgegossenes Einlauf- und Wartungsbecken für U-Boote. Wir sind hier im Kern der Anlage angekommen, dem Herzstück. Wir sind leider noch nicht ganz fertig, daher stehen noch überall die Kisten herum, das dritte Labor wird erst in Kürze aufgebaut.«

      »Das dritte?«

      Sie nickte und zeigte nach links. Dort erhob sich eine Stahl- und Glaskonstruktion bis zur Decke empor und bildete dutzende Laborwürfel, die wie in einem großen Vier-gewinnt-Gitter angeordnet waren. Auf der riesigen Glasfront spiegelten sich die Deckenstrahler. Dahinter wuselten dutzende Wissenschaftler in den obligatorischen weißen Kitteln umher, wurden von kleinen Plattformaufzügen zwischen den Laborebenen transportiert oder forschten an diversen Anlagen in ihren Glas-Würfeln.

      »Ein weiteres Labor, wenn auch etwas kleiner, befindet sich im Abschnitt Gamma.« Sie zeigte zum Schott zurück, aus dem sie gekommen waren. »Alpha«, zeigte auf den Hauptraum, »Beta«, und nickte nach vorne, zu einem weiteren Schott auf der gegenüberliegenden Seite. »Gamma, bisher halb fertig, und der noch nicht ausgebaute Bereich Theta«.

      Sie legte ihre Hand auf seine Schulter.

      »Dann stell ich dich jetzt mal ein paar Leuten vor und danach zeig ich dir dein Appartement.«

      Durchschlagender Größenwahn

      »Multichem, der Großkonzern? Meinst du nicht, damit gehst du zu weit? Größenwahnsinnig geworden?«, ereiferte sich Regina und ließ sich zurück auf das Sofa in seiner Wohnung fallen.

      Er schaute sie belustigt an, ging zum Kühlschrank und holte sich ein Bier.

      »Willst du auch eins?«, sagte er und hielt ihr eine kalte Flasche entgegen. »Wenig weihnachtlich, aber kühler als draußen in jedem Fall.«

      »Nein, danke. Ich will vielmehr eine Antwort! Warum Multichem, warum willst du dich jetzt mit den großen Fischen anlegen?«

      Er öffnete die Flasche, nahm einen tiefen Schluck und setzte sich in den Sessel ihr gegenüber.

      »Weil die kleinen allein auf Dauer nicht ausreichen. Wenn wir wirklich etwas ändern wollen, reicht es nicht nur, lokalen Umweltverpestern ans Bein zu pinkeln. Nein, dann müssen wir den Großen eine Lektion erteilen, dass wir alle auf derselben Erde leben.«

      Wie er sich aufregte. Er sah dabei so herrlich süß aus, wie sich seine Wangen auf den gemeißelten Zügen röteten.

      »Wieder mal einbrechen? Anlagen sabotieren, so wie vorgestern? Oder die Aktenschränke voll Wasser laufen lassen und Grassamen drauf geben so wie gestern? Oder sind diesmal deine Freunde dran, die den Fuhrpark auseinandernehmen, wie du mal erzählt hast? Die haben Security und sind nicht völlig verblödet. Dafür landest du im Knast!« Sie krallte sich ein Kissen, stopfte es sich vor den Bauch, knüllte es zusammen.

      Einen

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