Froststurm. Jan-Tobias Kitzel

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Froststurm - Jan-Tobias Kitzel страница 9

Froststurm - Jan-Tobias Kitzel

Скачать книгу

zu machen, fragte Sebastian: »Auf was habe ich mich da eigentlich gerade eingelassen?«

      »Oh, nur auf ein höllisch scharfes Ofengericht mit Hühnchen, Kartoffeln und Gemüse. Davor etwas indisches Fladenbrot und nachher gebackene Mango mit Honig und Sesam.« Ihr Gesicht zeigte, dass ihr die Situation Spaß machte.

      »Scharf?«

      »Indisch scharf. Also: Ja. Aber nicht sehr lange, wenn Sie Fladenbrot dazu essen.«

      Wie aus dem Nichts tauchte der Kellner wieder neben ihnen auf und brachte das jeweils bestellte Mineralwasser.

      Frau Griesinger hob ihr Glas an.

      »Auch wenn das nicht ganz stilecht ist, mit Wasser anzustoßen, so möchte ich doch sagen, dass ich mich auf diesen Abend sehr gefreut habe.«

      Die Wärme in Sebastians Bauchgegend zeigte sich in einem seligen Lächeln.

      »Vielen Dank. Ich ebenfalls.«

      Der Abend begann.

      »Das ist nicht ihr Ernst«, fragte Frau Griesinger mit gespielter Empörung und wedelte mit ihrem Zeigefinger vor Sebastians Gesicht herum.

      »Mein vollster! Er hatte meinen Witz derart lustig gefunden, dass er sich beim Lachen an der Milch verschluckt hat und die Reste auf die frisch ausgedruckten Forschungsunterlagen ausgehustet hat. Den Blick des wissenschaftlichen Leiters können Sie sich sicherlich vorstellen.« Er grinste.

      »Was müssen Sie ihm auch mitten in einem Experiment einen Witz erzählen?«

      Sebastian grinste weiter und zuckte mit den Achseln.

      Frau Griesinger nahm einen Schluck ihres Weins, auf den sie nach dem Wasser gewechselt war.

      Dann zwinkerte sie ihm zu. »Also gut, dann wollen wir mal. Ich habe Sie – neben Ihrem Charme – ja auch eingeladen, um über Ihre Forschungen zu sprechen.«

      Seine Mundwinkel waren wohl etwas zu schnell nach unten gerutscht, denn sie hob überrascht die Augenbrauen. »Das hatte ich Ihnen am Telefon doch gesagt, oder nicht?«

      Sebastian beeilte sich, ein »Natürlich!« zu entgegnen und das Lächeln auf sein Gesicht zurück zu bringen, aber es wollte ihm nicht wirklich gelingen. Er war derart in der perfekten Atmosphäre des Abends aufgegangen, dass er den Charakter des Treffens im Geiste in Richtung eines Rendezvous verändert hatte. Sie offensichtlich nicht.

      Frau Griesinger zögerte einen Moment, dann erschien ein schelmisches Lächeln in ihrem Gesicht.

      »Machen wir einen Deal! Sie lassen mich an ihren wissenschaftlichen Gedanken teilhaben, dafür gehen wir zum Du über.« Sie nahm einen Schluck Wein und schaute ihn fragend an. »Einverstanden?«

      Nun war es an Sebastian, das Lächeln zu erwidern und das warme Gefühl in der Magengegend verstärkte sich erneut und es kam nicht nur vom schweren Rotwein.

      »Sehr gerne. Sebastian.«

      »Melanie.«

      Sie hoben ihre Gläser und stießen an.

      Nach einem kurzen Moment des Schweigens holte Melanie übertrieben deutlich Luft.

      »Also.« Sie zog das Wort in die Länge. »In deinen Unterlagen behauptest du, dass der Klimawandel zwar vom Menschen gemacht, aber auch von diesem aufhaltbar ist. Glaubst du wirklich, dass er ›aufgehalten‹ werden kann? Nicht nur ›verlangsamt‹ wie die meisten Wissenschaftler glauben? Also das 2-Grad-Ziel durch die üblichen Programme, wie bessere Filter in den Fabriken, sparsamere PKW und so weiter?«

      Sebastian nickte und war in seinem Element.

      »Ja, absolut. Meine Forschungen haben gezeigt, dass diverse Einflussfaktoren – die ich ja auch in den Unterlagen genannt habe – dazu genutzt werden könnten, eine Gegenbewegung in der klimatischen Entwicklungsrichtung auszuformen. Oder, um es simpler auszudrücken: Der Erwärmung eine Abkühlung gleicher Intensität entgegenzusetzen, damit beide sich aufheben und der Status Quo gewahrt wird.« Er blickte hinter sich zur Tür, durch die Scheibe auf die Straße, wo zu dieser Zeit die Passanten nur leicht bekleidet schlenderten. »Oder, wenn es nach mir geht, das Wetter von vor zehn Jahren zurückgebracht wird. Wer nicht völlig blind ist, wird zugeben müssen, dass es in den letzten Jahren unentwegt zu warm war. Und die Daten zeigen, dass das erst der Anfang ist. Wenn nicht schleunigst gehandelt wird, ist es bald zu spät und die Erwärmung hat einen kritischen Moment erreicht, so dass so viel Eis an den Polkappen geschmolzen ist, dass wir zumindest diesen Punkt nicht mehr aufhalten können. Dabei ist es mir gleich, ob das auf der Basis meiner Empfehlungen oder der von anderen Wissenschaftlern passiert, die wie ich nicht nur die Hände in den Schoss legen und ›Empfehlungen‹ aussprechen wollen.« Sebastian grinste. »Wobei ich einen Aktionsplan auf der Basis meiner Daten natürlich vorziehen würde.«

      Die Lachfalten in Melanies Gesicht vertieften sich.

      »Natürlich.« Dann setzte sie hinzu: »Man merkt, dass diese Idee dein Ding ist. Mit welchem Nachdruck du von deinen Vorstellungen sprichst, ehrt dich. Ein Wissenschaftler mit Herz. Und Verstand. Die Fächerkombination aus Biologie und Meteorologie hebt dich eh aus der Masse ab. Jemand, der ebenso Ahnung vom Wetter hat als auch davon, was dies letztlich für alle lebenden Wesen bedeutet. Respekt!«

      Das Blut schoss in Sebastians Wangen.

      »Was wäre deiner Meinung nach denn der nächste, notwendige Schritt?«

      Ohne zu zögern antwortete Sebastian voller Überzeugung: »Eine weltweite Forschungsallianz, die sich abseits der populären Empfehlungen ganz einer schnellen Lösung verschreibt. Egal, wie abstrus diese auf den ersten Blick auch lauten mag oder welche Mittel sie erfordert. Denn eines muss klar sein. Die Kosten dieser Forschungen können gar nicht so hoch sein wie die wirtschaftlichen Einbußen, die alle Länder erleiden werden, wenn es zur Klimakatastrophe kommt. Und das ist ein Fakt, keine Möglichkeit.«

      Merkwürdigerweise schaute Melanie plötzlich zur Seite und Sebastian fiel auf, dass der alte Mann immer noch da saß, mittlerweile mit der x-ten Tasse Kaffee und nun ohne Zeitung. Und dann nickte sie dem Gast auch noch zu, der sich darauf erhob und die paar Schritte zu ihrem Tisch herüberkam.

      Altersfurchen in einem gebräunten Endsechziger-Gesicht, schlohweiße Haare, zum Zopf gebunden, was ihm einen verwegenen Ausdruck verlieh, konterkariert von einem nichtssagenden schwarzen Anzug mitsamt weißem Hemd, komplettiert durch einfache schwarze Lederschuhe. Der erste Eindruck war der eines Mannes, der sich im Alter nicht entscheiden konnte, ob er Altersgediegenheit oder den dritten Frühling ausstrahlen wollte. Dann lächelte der Mann und sein strahlend weißes Gebiss lieferte sich einen bizarren Farbwettstreit mit der unnatürlich gebräunten Haut.

      »Ja?« Sebastian weigerte sich aufzustehen und schaute den Ankömmling von der Sitzbank aus an. Sein Herz machte einen irrationalen Satz, als der sich auch noch bückte, um Melanie einen Begrüßungskuss auf die Wange zu hauchen. Dann wandte sich der Alte ihm zu.

      »Gestatten, Weihhausen. Alfred Weihhausen«, stellte er sich mit einer Bassstimme vor, die einem Soulsänger zur Ehre gereicht hätte. Die Hautfarbe hatte er jedenfalls, wenn auch deutlich künstlicher.

      Sebastians Manieren griffen und er stand auf, schüttelte seinem Gegenüber die Hand.

      »Sebastian Born.« Dann setzte er hinzu: »Darf ich fragen, warum Sie sich

Скачать книгу