Der Samurai-Manager. Reinhard Lindner

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Der Samurai-Manager - Reinhard Lindner

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sein Leben zu riskieren, dem Tod ins Auge zu schauen, etwas ohne einen tieferen Sinn oder höheres Ziel zu verfolgen, war selbst im alten Japan kein Zeichen von Mut. Dieses Verhalten wurde „der Tod eines Hundes“ genannt. Zu leben, wenn es recht ist, zu leben und nur dann zu sterben, wenn es recht ist zu sterben, das war Mut. Wer von den heutigen Managern kann von sich aus ruhigen Gewissens behaupten, er besäße Mut? Wer von den Entscheidern gesteht sich zu, er handelt immer rechtens?

      

Manager haben häufig Angst: Angst um ihre Karriere, Angst um ihren Job, Angst, den Wohlstand zu verlieren.

      Diese Angst lähmt und dann beginnt man zu taktieren. Es gibt Studien, die belegen, dass ein Manager, wenn er länger als vier Stunden keinen Anruf oder eine elektronische Nachricht erhält, bereits Angst um seinen Job hat! Er denkt, er sei der unwichtigste Mensch auf diesem Planeten und beginnt zu grübeln. Dieses Verhalten ist krank und völlig destruktiv.

      Doch woher kommt diese Angst? Die meisten Manager haben doch eine exzellente Ausbildung und ein reichhaltiges Wissen.

      

Primär ist es der Mangel an Selbstvertrauen, der den Führungskräften Angst macht.

      Ich habe in meiner mehr als zwanzigjährigen Tätigkeit als Unternehmensberater und Personalentwickler häufig meinen Kunden die Frage gestellt, wie man in ihrem Unternehmen Führungskraft wird. Ich habe darauf die erstaunlichsten und durchaus auch amüsante Antworten bekommen. In den seltensten Fällen wurde ein sauberes Jobprofil für die jeweilige Position erstellt und dann durch ein valides Verfahren abgebildet, welcher der Probanden sich gemäß seiner Fähigkeiten am ehesten für diese Position eignet. Viel häufiger war es so, dass langjährige, meist gut gediente Mitarbeiter in diese Position aufrückten oder, was noch viel häufiger der Fall war, dass durch entsprechend gute Beziehungen und Networking völlig ungeeignete Personen die Karriereleiter nach oben kletterten.

      Hat man einmal diese Liga erreicht, geht es vorrangig darum, die Position abzusichern. Das Dilemma ist dann jenes, dass der Fokus nicht mehr darauf ausgerichtet ist, wie man einen guten Job macht, sondern dass man nur noch daran denkt, wer einem gefährlich werden kann und wer dienlich ist.

      Jetzt beginnt das Spiel des Taktierens: Gute Ideen eines Kollegen, innovative Vorschläge einer anderen Abteilung werden eliminiert und bereits im Keim erstickt. Der Grund dafür ist wiederum Angst – Angst davor, jemand könnte besser sein und dadurch die eigene Position gefährden.

      

Es gibt zu viele Schwätzer und Wichtigtuer!

      Ich habe in großen Unternehmen nur allzu oft erlebt, dass für wirklich unfähige Mitarbeiter Führungspositionen geschaffen wurden, welche für das Unternehmen keine Wertschöpfung darstellten. Und das aus dem alleinigen Grund, dass es sich bei diesen Personen um gute Netzwerker gehandelt hat, die sich schlicht und ergreifend nur gut verkauft haben. Ein guter Freund von mir, der im Management eines Weltkonzerns arbeitet, sagte einmal zu mir: „Es gibt nur zwei Arten von Menschen, die Macher und die Schwätzer.“ Und er hat Recht. Es gibt speziell in der Beraterbranche zu viele Schwätzer und Wichtigtuer.

      Ich wurde vor einigen Jahren von der Universität Wien zu einer Fachdiskussion zum Thema „Aus- und Weiterbildung für Erwachsene“ eingeladen. Dort wurde die Zahl von mehr als 2000 Unternehmen genannt, die sich alleine in Österreich mit Personalentwicklung beschäftigen. Ich bin aber davon überzeugt, dass weniger als einhundert damit wirklich Geld verdienen. „Verdienen“ im wahrsten Sinne des Wortes. Wir brauchen Manager mit Mut, die konsequent das tun, was zu tun ist – und zwar ohne zu zögern und zu taktieren.

      

„Ein Manager, der nicht bereit ist, jeden Tag seinen Job zu verlieren, ist kein guter Manager.“

      Diese Aussage mag im ersten Moment unverantwortlich erscheinen, insbesondere in Zeiten der Wirtschaftskrise. Wenn dann auch noch Familienverantwortung dazukommt, mag dies sogar als grob fahrlässig betrachtet werden.

      Dennoch bleibe ich bei meiner Aussage: Ein Manager, der das tut, wovon er überzeugt ist, und das Unternehmen voranbringt, wird Erfolg haben und so seinen Job absichern. Ein Manager, der sich jeden Abend selbst die Frage stellt, was er morgen besser machen kann als heute, und sich stark von seiner Intuition führen lässt, entwickelt sich hervorragend. Vor allem entwickelt er Selbstvertrauen, das er auch ausstrahlt. So holt er die Leute, die er braucht, ins Boot und legt den Grundstein für nachhaltigen Erfolg.

      Nishiyama Sensei hat mich gelehrt: „Im Zen heißt es: ‚Wenn du gehst, dann geh, wenn du sitzt, dann sitze, aber wackle nicht.’“ Das, was man tut, ganz tun, also keine Halbherzigkeiten. Ein Samurai, der halbherzig in den Kampf ging, war schon so gut wie tot. Allein das Zögern war bereits sein Todesurteil. Deshalb war die Entschlossenheit eine der wichtigsten Fähigkeiten eines Samurai im Kampf. Wir, speziell in Österreich, halten uns an das Motto: „Schauen wir einmal.“ Schauen wir einmal, wie sich das Ganze entwickelt, wie sich die Rahmenbedingungen darstellen. Aber mit „Schauen wir einmal“ werden wir keine Schlacht gewinnen.

      Im Karatetraining legen wir einen ganz starken Fokus auf die Entschlossenheit. Mein Meister Hidetaka Nishiyama hat immer gesagt: „Auf keinen Fall zögern, Fehler sind erlaubt, aber zögern ist der sichere Tod: you feel. you go.“ Daher habe ich sie auch zum Slogan des Samurai Managers gewählt. Diese vier Wörter haben eine sehr tiefsinnige Bedeutung.

      

Immer wenn man das Gefühl hat, etwas tun zu müssen, dann soll man es auch tun.

      Beim Karatetraining auf höherem Niveau geht es weniger um die Technik, die hat man schon jahrelang geübt, sondern vielmehr um das Timing. Wenn man eine Chance beim Gegner sieht, ist es meist zu spät. Man muss die Chance für den Angriff spüren und dann entschlossen und ohne einen Bruchteil einer Sekunde zu zögern angreifen. Dieses Gespür lässt sich 1 : 1 in das Geschäftsleben umsetzen und macht einen Manager zum Samurai Manager.

      Es war auf einer Geschäftsreise mit dem Zug von Wien nach Salzburg. Es war Ferienzeit und der Zug war überfüllt. Ich entdeckte auf einer Zweierbank noch einen freien Sitzplatz. Daneben saß ein Herr Mitte zwanzig und hatte seine Tasche auf dem Nebensitz abgestellt. Ich fragte höflich, ob denn der Platz neben ihm noch frei sei. Er verneinte und gab mir zur Auskunft, der Fahrgast sei gerade im Speisewagen und komme bald zurück. Ich dachte mir nicht viel dabei und bemühte mich um eine andere Sitzgelegenheit. Ich hatte Glück, denn zwei Abteile weiter fand ich noch einen freien Platz. Ich packte meinen PC aus und begann zu arbeiten.

      Ich konnte die beiden Plätze, wo ich zuerst nach einem freien Platz gefragt hatte, gut einsehen. Da die Plätze im Zug knapp waren, fragten auch andere Gäste, ob denn der besagte Sitz noch frei sei. Dies wurde mit derselben Begründung wie bei mir verneint. Da nach mehr als einer Stunde der Fahrgast, der im Speisewagen sein sollte, immer noch nicht erschienen war, wurde ich misstrauisch und beobachtete die Situation noch etwas genauer. Schließlich kam eine hochschwangere Frau vorbei und bat um eine Sitzgelegenheit. Auch ihr wurde der Platz verwehrt. Kurz vor Salzburg (nach fast drei Stunden Fahrzeit) war es offensichtlich, dass es den besagten Fahrgast im Speisewagen gar nicht gab. Der andere Fahrgast belegte also zwei Sitzplätze während weitere Gäste stehen mussten. Ich fand dieses Verhalten völlig inakzeptabel. Doch wie verhält man sich in einer solchen Situation? Soll man sich in Dinge einmischen, die einen gar nichts angehen? Meine Intuition sagte mir, ich müsse handeln.

      Ich

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