Ich weiß nur, dass ich dich liebe. Denise Hunter

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Ich weiß nur, dass ich dich liebe - Denise Hunter

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Notaufnahme im Krankenhaus aufzusuchen. Nicht einmal, als sie sich eine Sehne im Fuß gerissen hatte, war sie dazu bereit gewesen. Ein Freund von ihm, der in der Notaufnahme arbeitete, hatte sie schließlich zu Hause behandelt.

      Wenn sie wirklich eine Kopfverletzung hatte, konnte das schlimme Auswirkungen haben, bis hin zu einer Hirnblutung.

      Er stieß einen tiefen Seufzer aus und wusste, dass er genervt und hartherzig klang.

      „Wo bist du denn?“, fragte er und dachte gleichzeitig, was für ein Trottel er doch war.

      „Ich … ich weiß es gar nicht. Bleib bitte dran und leg nicht auf.“

      Dann hörte er ein schlurfendes Geräusch am anderen Ende der Leitung und versuchte, trotz der Geräuschkulisse im Roadhouse etwas zu verstehen.

      Er hörte, wie eine Frauenstimme eine Adresse herunterrasselte.

      „Moment“, hörte er Lucy mit gedämpfter Stimme sagen. „In Summer Harbor?“

      „Nein Schätzchen, in Portland.“

      „Portland …?“, fragte Lucy erstaunt nach. „Portland, Oregon?“

      „Was? Nein, Maine. Portland, Maine.“

      Oh Gott – Zac drückte sich die Finger in die Augenhöhlen.

      „Lucy“, sagte er und hörte wieder das schlurfende Geräusch. „Lucy.“

      „Ich bin noch dran, Zac. Ich bin in …“

      „Ich hab’s gehört“, sagte er leicht entnervt. Eigentlich hätte er nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden sollen, denn sie war einfach aus seinem Leben verschwunden, und er war endlich darüber hinweg.

       Ja, klar bist du das. Deswegen eilst du ihr jetzt auch auf der Stelle zu Hilfe.

      Er hatte schon immer eine Schwäche für Lucy gehabt. Schon seit sie das erste Mal ins Roadhouse gekommen war, hatte sie ihn völlig in der Hand. Bis sie ihm mit ihren schicken spitzen Schuhen über sein Herz gelatscht war.

      „Ich hoffe für dich, dass das kein Trick ist, Lucy“, warnte er sie.

      „Wieso sollte ich so etwas tun?“, fragte sie, und in ihrer Stimme schwang eine Mischung aus Empörung und Verletztheit mit.

      Er schnaubte. War er denn jemals aus ihr schlau geworden?

      „Bitte, Zac. Ich weiß wirklich nicht weiter.“

      Seine Entschlossenheit schwand, als er ihre tränenerstickte Stimme hörte. Verdammt noch mal. Er würde es sich niemals verzeihen, wenn ihr etwas zustieße. Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht und sagte dann: „Bleib, wo du bist. Ich bin in ein paar Stunden bei dir.“

      ZWEI

      Lucy schaute hinaus auf den Hafen, in dem reges Treiben herrschte. Ihr Hintern war schon ganz taub vom langen Sitzen auf der Holzbank, die sie seit dem Anruf bei Zac nicht mehr verlassen hatte. Nach dem Ende des Telefonats hatte sie es eilig gehabt, der finster dreinblickenden Inhaberin, neugierigen Gästen des Lokals und dem Geruch aus der Küche, von dem ihr richtig übel geworden war, zu entkommen. Sie hatte den Rock ihres langen Kleides hochgerafft, die Straße überquert und war erleichtert gewesen, als sie ein wenig abseits eine Bank entdeckt hatte, wo sie für sich war und in Ruhe nachdenken konnte. Dazu hatte sie mittlerweile stundenlang Zeit gehabt – jedenfalls kam es ihr so vor – und war dabei zu einem beunruhigenden Ergebnis gekommen. Sie konnte sich an mindestens einen Monat ihres Lebens nicht erinnern, denn sie hatte keine Ahnung, wieso sie in Portland war und Zac in Summer Harbor, und außerdem musste sie sich der Tatsache stellen, dass ihr Kopf offenbar nicht einwandfrei funktionierte.

      Ihr war ein bisschen schwindelig, und sie sah leicht verschwommen, sosehr sie auch versuchte, durch Blinzeln etwas daran zu ändern. Wenn sie aufs Wasser schaute, das in der Sonne glitzerte, fühlte es sich an, als würde ihr jemand mit einem spitzen Gegenstand in die Augen pieksen. Deshalb machte sie sie lieber zu und konzentrierte sich auf ihren Atem.

      Die Kopfschmerzen und der Schwindel waren schon ziemlich heftig, aber noch viel schlimmer war die Angst, die ihr den Magen umdrehte. Was war nur mit ihr los? Ob die Erinnerung an die vergangenen paar Monate für immer weg war? War sie ernsthaft verletzt? Wie lange würde dieser benebelte Zustand wohl noch anhalten? Und was, wenn es so blieb?

      Sie beobachtete, wie ein Hummerboot anlegte und die Fischer Feierabend machten. Wie spät es wohl sein mochte? Wieso brauchte Zac so lange? Was, wenn er gar nicht kam?

      Lächerlich. Natürlich würde er kommen. Er liebte sie doch.

      Sie dachte noch einmal an das Telefonat; daran, wie seine Stimme geklungen hatte, an seinen typischen Maine-Akzent, bei dem aus er-Endungen lange As wurden. Humma statt Hummer.

      Sie runzelte die Stirn, während die Erinnerung an das Telefonat ihr noch nachging, aber das Gespräch war schon jetzt nur noch verschwommen da. Er hatte mürrisch und abweisend geklungen, aber sie konnte sich nicht mehr ganz genau erinnern, was er gesagt hatte.

      Was, wenn sie eine Hirnverletzung hatte? Sie würde sich in einem Krankenhaus untersuchen lassen müssen, das war ihr klar, aber schon allein bei der Vorstellung bekam sie Panik. Plötzlich war sie wieder acht Jahre alt und saß allein am Krankenhausbett ihrer Mutter. Ein Apparat, der den Herzschlag aufzeichnete, piepste leise in regelmäßigen Abständen.

      Bis das Piepsen plötzlich aufgehört hatte.

      Bei dieser Erinnerung pochte Lucys Herz auch jetzt noch heftig, und ihre Kopfschmerzen wurden noch schlimmer. Krankenhäuser fühlten sich nach Tod an, aber trotzdem würde sie eines aufsuchen müssen.

       Du stirbst nicht, Lucy. Was ist denn eigentlich los mit dir?

      Sie hatte weder die Zeit, noch war sie in der Verfassung, diese Frage jetzt zu beantworten. Und wie kam es, dass sie sich an etwas erinnern konnte, das sechzehn Jahre zurücklag, aber nicht daran, wie sie das Brautkleid angezogen hatte, das sie trug?

      „Lucy?“, hörte sie jetzt eine Stimme.

      Sie drehte sich in die Richtung, aus der Zacs tiefe, volle Stimme kam, und als sie das vertraute markante maskuline Gesicht mit dem kantigen Kinn sah, ging ihr das Herz auf. Sie kannte jede Linie darin, obwohl ihr der Dreitagebart irgendwie fremd vorkam. Irritiert runzelte sie die Stirn. Auch sein schwarzes Haar, von dem ihm eine dicke Locke in die Stirn fiel, hatte sie anders in Erinnerung.

      Zitternd vor Verwirrung, sprang sie auf und ging einen Schritt auf ihn zu, weil sie sich nach der Sicherheit und Geborgenheit seiner Arme sehnte, doch plötzlich schien alles um sie her zu kippen, und sie stolperte seitwärts auf den Gehsteig.

      Zac kam ihr zu Hilfe, hielt sie am Ellbogen fest und sagte: „Was machst du denn?“

      Sie zuckte zusammen, weil er so schroff klang, und hielt sich noch stärker an seinem Unterarm fest. Sie blinzelte wieder, um den Schwindel zu vertreiben, schaute ihm in seine grauen Augen und wünschte, sie könnte schärfer sehen.

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