Ich weiß nur, dass ich dich liebe. Denise Hunter
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In dem Moment kam ein Pflegehelfer herein und sagte: „So, ich bringe Sie jetzt in die Radiologie zum CT.“ Er arbeitete schnell und umsichtig, kontrollierte noch einmal Lucys Personalien und kümmerte sich um die Infusion, bevor er das Bett in Bewegung setzte.
Lucy drehte sich noch einmal zu Zac um, und ihre Blicke begegneten sich. Reglos und mit versteinerter Miene stand er da, die Hände in den Hosentaschen vergraben. Und dann war er genau so schnell verschwunden wie ihr Gedächtnis.
VIER
„Was ist denn das Letzte, woran Sie sich erinnern, Miss Lovett?“
Es war Mitternacht, und der Arzt stellte ihr jetzt seit etwa zehn Minuten Fragen, aber ihre Gedanken waren so verschwommen. Das CT sei in Ordnung, und auch sonst sähe alles gut aus, hatte er gesagt. Aber wieso konnte es gut aussehen, wenn es das doch eindeutig nicht war?
Der Arzt war etwa Mitte dreißig, hatte wirres dunkles Haar, blaue Augen und trug eine Nickelbrille. Irgendwie hatte er Ähnlichkeit mit Harry Potter. Wie konnte es sein, dass sie sich an Harry Potter erinnerte, aber nicht an den Verlust des einzigen Mannes, den sie je geliebt hatte? Wie konnten ihr sieben Monate ihres Lebens einfach fehlen? Sie hatte einen Freund – sogar einen Verlobten –, an den sie sich nicht erinnern konnte. Was hatte sie in den letzten sieben Monaten gemacht? Wo hatte sie gelebt?
„Lucy …?“, sprach Zac sie jetzt mit leichter Ungeduld an. „Das Letzte, woran du dich erinnerst.“
Sie räusperte sich und dachte intensiv nach. „Also, wir sind vom Roadhouse – Zacs Restaurant – zu Fuß nach Hause gegangen. Es war kalt. An der Haustür haben wir uns voneinander verabschiedet.“
Ganz plötzlich blitzte eine Erinnerung auf, und sie sah Zac an. „Du hast noch den Kürbis hochgehoben, der als Deko vor der Haustür steht, und hast getan, als könnte er reden.“
Sie hatte gelacht über seine Mätzchen und war erleichtert gewesen, wenigstens wieder ein bisschen den Zac zu erleben, den sie kannte. Seit dem Tod seines Vaters wirkte er eigentlich ständig bedrückt.
Er hatte den Kürbis wieder hingestellt, sie in die Arme genommen und gesagt, er könne es gar nicht erwarten, den Rest seines Lebens mit ihr zu verbringen.
Jetzt suchte sie seinen Blick und sah darin, dass auch er sich daran erinnerte, aber er schaute ganz schnell weg.
„Wie lange ist das her?“, fragte der Arzt Zac, ohne zu merken, wie angespannt die Atmosphäre im Raum war.
„Das war Ende Oktober“, antwortete Zac.
Der Arzt klappte die Patientenkarte zu und sagte dann: „Also … Sie haben offenbar eine schwere Gehirnerschütterung erlitten mit einer retrograden Amnesie. Das heißt, die Ursache für ihren Gedächtnisverlust ist eine Kopfverletzung.“
„Wird ihre Erinnerung zurückkommen?“, fragte Zac.
Der Arzt zuckte mit den Schultern und antwortete: „Das ist möglich, aber eine Garantie gibt es dafür nicht. Das ist von Fall zu Fall verschieden. Manchmal hilft es, wenn die betroffene Person sich in einer vertrauten Umgebung aufhält, in Gesellschaft von Menschen, die sie kennt. Manchmal hilft aber auch das nicht. Ich würde sie gerne eine Nacht zur Beobachtung hierbehalten …“
„Nein, Doktor“, widersprach Lucy vehement. Sie konnte gar nicht schnell genug hier wegkommen. „Ich möchte nicht bleiben. Ich muss nach Hause. Sie haben doch gesagt, das CT sei in Ordnung, oder?“
„Ja, völlig normal. Und ich habe auch nichts dagegen, Sie nach Hause zu entlassen, aber nur, wenn in den nächsten 24 Stunden sichergestellt ist, dass jemand bei Ihnen ist.“
Sie warf Zac einen flehenden Blick zu. Nicht einmal große Mengen Beruhigungsmittel hätten sie dazu bringen können, hierzubleiben.
Zacs Blick wurde wieder angespannt, und ein Muskel an seinem Kinn zuckte. „Also gut“, sagte er schließlich.
„Sie müssen Sie heute Nacht alle zwei Stunden wecken. Sie braucht viel Ruhe und darf sich nicht anstrengen, bis die Symptome wieder weg sind. Ich verschreibe ein Schmerzmittel gegen die Kopfschmerzen und etwas gegen die Übelkeit. Die Schwester gibt Ihnen noch ein paar Verhaltensrichtlinien mit auf den Weg, und bitte vereinbaren Sie unbedingt einen Kontrolltermin bei Ihrem Hausarzt.“
„Und was ist mit meinem Gedächtnis?“, fragte Lucy. „Wird es zurückkommen?“
Der Blick des Arztes ging erst zu Zac, dann wieder zu ihr, und daraufhin sagte er: „Wir müssen abwarten. Versuchen Sie, sich darüber keine allzu großen Sorgen zu machen, sondern ruhen Sie sich aus, und schonen Sie sich.“
Als der Arzt gegangen war, presste sich Lucy die Fingerspitzen gegen die Stirn und fragte verzweifelt: „Ich soll mir keine Sorgen darüber machen, dass ich mich nicht an die letzten sieben Monate meines Lebens erinnern kann?“
„Wenn du dich aufregst, nützt es doch auch nichts“, sagte Zac nur.
„Du hast gut reden! Du bist ja auch nicht derjenige, in dessen Leben eine riesige Lücke klafft.“ Oder der jemanden liebte, der sie offensichtlich hasste.
Zac ließ sich in den Sessel neben der Liege sinken und versuchte, sie zu beschwichtigen: „Wenigstens brauchst du nicht hierzubleiben. Wir holen jetzt die Rezepte für die Medikamente bei der Schwester ab und suchen uns dann ein Hotel in der Nähe. Morgen früh versuche ich dann herauszubekommen, wo du hier in Portland wohnst, und setze mich mit deinen … Freunden in Verbindung.“
Entsetzt richtete sich Lucy auf und sagte: „Aber du hast versprochen, dass du mich nach Hause bringst.“
Daraufhin schaute Zac sie nur ganz ruhig an und erklärte: „Damit habe ich dein jetziges Zuhause gemeint.“
„Aber an das Zuhause kann ich mich ja nicht einmal erinnern! Und auch nicht an die Menschen dort. Ich möchte wieder mit dir zurück nach Summer Harbor.“ „Lucy, das geht …“
„Das hier ist nicht mein Zuhause. Ich kann mich hier an absolut gar nichts erinnern!“, unterbrach sie ihn mit Nachdruck.
„Na ja, das könnte sich doch wieder ändern. Vielleicht wachst du ja morgen früh auf, und alles ist wieder da“, erklärte er.
„Oder meine Erinnerung an das, was in dieser Zeit passiert ist, kommt nie wieder.“
Da flackerte etwas in Zacs Blick auf, das sie unbedingt brauchte. Ganz tief in seinem Innern hatte er immer noch das Gefühl, für sie verantwortlich zu sein, oder? Nach all dem, was sie gemeinsam gehabt hatten.
„Bitte, Zac, nimm mich mit nach Hause, wo ich hingehöre.“ Wieder kamen ihr die Tränen, und als sie sie unterdrückte, bahnten sich ihre Empfindungen einen Weg über ihre Zunge. „Du musst mich mit nach Hause nehmen. Ich liebe dich doch“, sagte sie.
Da wurde sein Blick hart, und er entgegnete: „Sag das nicht, Lucy.“
„Aber