Ich weiß nur, dass ich dich liebe. Denise Hunter

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Ich weiß nur, dass ich dich liebe - Denise Hunter

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      Irgendwie passte das alles nicht zusammen. Was hatte sie unmittelbar vor ihrer Trauung allein auf der Damentoilette eines kleinen Restaurants zu suchen gehabt?

      Lucy war nicht die Einzige, die Fragen hatte.

      Doch seine Fragen musste er fürs Erste beiseitestellen. Gleich würde auch noch ein Arzt kommen und jede Menge Dinge wissen wollen. Lucy hatte alle Formulare und Fragebögen selbst ausgefüllt und beim Aufschreiben ihrer Adresse ohne zu zögern die ihrer Wohnung in Summer Harbor notiert.

      Sie hatte offenbar keine Ahnung über das Ausmaß ihres Gedächtnisverlustes, und auch, wenn sie ihn dermaßen hatte hängenlassen kurz vor der Hochzeit, hatte er das Gefühl, sie beschützen zu müssen, indem er ihr alles möglichst schonend beibrachte.

      Lucys Augenlider öffneten sich flatternd. Es ging ihr schon viel besser. Wie gut, dass es wirksame Medikamente gab. Sie hatte ein bisschen das Gefühl zu schweben, aber das gefiel ihr eigentlich ganz gut. Jedenfalls war es besser als diese Panik, die den ganzen Körper erfasst hatte.

      Ihr Blick ging zu Zac, der vornübergebeugt auf dem Stuhl neben ihrem Bett saß. Gott sei Dank, er war noch da. Doch obwohl sie nicht richtig klar sehen konnte, bemerkte sie seine finstere Miene, und das tat ihr weh. Er war sonst immer so lieb, zärtlich und beschützend zu ihr gewesen.

      „Warum bist du eigentlich wütend auf mich?“, fragte sie ihn jetzt flüsternd.

      Er blickte mit einem Ruck auf, und seine Miene wurde weicher. „Geht es dir besser?“ „Ja, viel besser.“

      „Gut“, sagte er. Dann stand er auf und ging auf der Längsseite des Zimmers auf und ab.

      Er war sehr groß, hatte breite Schultern und überragte sie mit seinen 1,95 Metern um mehr als einen Kopf. Wenn er sie in die Arme schloss, fühlte sie sich auf eine Weise geborgen und geliebt, wie sie es nicht mehr erlebt hatte, seit sie ein kleines Mädchen war. Seine souveräne Art konnte einen ganzen Raum einnehmen, was im Moment auch tatsächlich der Fall war, weil er immer wieder mit großen Schritten im Zimmer auf und ab ging.

      Irgendwann blieb er stehen, sah sie an und sagte: „Es gibt da ein paar Dinge, die du wissen musst, Lucy.“

      Sie zog sich die Bettdecke hoch bis ans Kinn und fragte: „Was denn?“

      „Diese … Hochzeit“, setzte er an und zeigte auf das Brautkleid, das an einem Bügel im offenen Schrank hing. „Also, das waren nicht wir beide, die da geheiratet haben.“

      Sie blinzelte wieder, um ihn etwas deutlicher zu sehen und zu begreifen, was er da gerade gesagt hatte. „Was um Himmels willen willst du denn damit sagen?“, fragte sie völlig entgeistert.

      Er holte tief Luft und erklärte dann ganz schnell: „Wir sind nicht mehr zusammen, Lucy.“

      Wieso sagte er denn so etwas? Fassungslos schüttelte sie den Kopf. Ihr kamen die Tränen, und sie hatte einen dicken Kloß im Hals.

      „Schon seit ein paar Monaten nicht mehr. Es tut mir leid, dass du es auf diese Weise erfahren musst, aber der Arzt wird dir Fragen stellen, und du musst einfach wissen, dass du eine ziemlich große Erinnerungslücke hast.“

      Sie fühlte sich, als ob dort, wo sonst ihr Herz war, ein riesiges schwarzes Loch klaffte. Das konnte unmöglich sein. Auf gar keinen Fall hatten sie sich getrennt. Zac liebte sie doch und sie ihn auch – sehr sogar.

      Deshalb schüttelte sie nur immer wieder den Kopf und sagte: „Nein.“

      Er kam näher ans Bett heran, blieb unmittelbar davor stehen, die Hände in den Hosentaschen, und sagte: „Doch, es ist so. Du hast eine Erinnerungslücke von mindestens sieben Monaten.“ Auch das sagte er in diesem furchtbar sachlich-nüchternen Tonfall, den sie schon immer schlimm gefunden hatte.

      „Warum tust du das?“, fragte sie und musste ein Aufschluchzen unterdrücken.

      „Weil du es wissen musst, und auch der Arzt muss es wissen, damit er herausfinden kann, was …“

      Sein Blick blieb plötzlich bei der Zeitung hängen, die er am Kiosk gekauft hatte. Er nahm sie in die Hand und fragte: „Welches Datum haben wir heute, Lucy?“

      „Heute ist … es ist … ich weiß es nicht. Der Tag unserer Hochzeit, also der 17. November.“ Daraufhin schaute sie ihm lange in die Augen. Beide sagten sie nichts, und sie konnte sich nicht erinnern, wann sie sich das letzte Mal so schutzlos und verwundbar gefühlt hatte.

      „Wir haben gerade eben draußen am Hafen gesessen, Lucy. Hat sich das für dich wie November angefühlt?“

      Sie überlegte angestrengt, konnte sich aber schon nicht mehr daran erinnern, wie es sich angefühlt hatte. Hatte sie gefroren?

      „Es ist nicht November, Lucy, sondern Juni.“

      Sie schüttelte den Kopf. Nein, das konnte unmöglich sein. Sie hatte doch gerade ihre Wohnung für Thanksgiving dekoriert. Sie hatte die festliche Tischdecke herausgeholt und die braunen Kerzen und den großen Plüschtruthahn, der Truthahngeräusche machte, wenn man ihm auf den Bauch drückte. Den hatte Zac ihr vor ein paar Tagen geschenkt, und sie hatten beide so gelacht über das alberne Geräusch.

      Er hielt ihr jetzt die Zeitung vor die Nase, und sie musste sich richtig anstrengen, um das Datum darauf zu erkennen. Es war der 15. Juni eines Jahres, an dessen Beginn sie sich nicht einmal erinnerte.

      In ihrem Kopf drehte sich alles, ihr wurde heiß, und sie merkte, wie ihr im Nacken der Schweiß ausbrach. Sie wünschte, die Schwester würde kommen und die Dosis ihres Medikamentes gegen die Panik verdoppeln, denn allem Anschein nach ließ die Wirkung gerade nach.

      „Jetzt beruhige dich doch …“, sagte Zac.

      „Mir fehlen sieben Monate? Sieben Monate?“ Bei diesem Gedanken wurde ihr noch schwindeliger. Was war in diesen sieben Monaten passiert?

      Ihr wurde eng um die Brust, und sie massierte die Stelle mit der Hand, wo es richtig wehtat. „Wir haben Schluss gemacht?“, fragte sie noch einmal ungläubig.

      „Ja“, antwortete er darauf nur kurz und knapp.

      Er war das Einzige, was in ihrem Leben jemals richtig gut gelaufen war, das Einzige, ohne das sie nicht leben konnte. Ihr Blick fiel auf das Brautkleid.

      „Aber wenn wir gar nicht mehr zusammen sind, wieso habe ich denn dann ein Brautkleid angehabt? Kannst du mir das sagen?“

      Sein Mund war schmal wie ein Strich, als er antwortete: „Nein, ich weiß es nicht.“

      „Aber das kann nicht sein. Du denkst dir das alles doch nur aus, oder?“

      „Warum sollte ich das denn tun, Lucy?“, entgegnete er mit beinah tonloser Stimme.

      „Wir sind doch verlobt!“, brach es aus ihr heraus.

      „Sind wir das wirklich, Lucy? Wo ist denn der Ring, den ich dir gegeben habe?“

      „Na hier“, antwortete sie, hielt ihre Hand hoch und sah den Ring, den

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