Jahrbuch der Baumpflege 2016. Группа авторов

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Jahrbuch der Baumpflege 2016 - Группа авторов

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A.; CZEGKA, W., 2007: Geleitete Linden in Sachsen. Mitt. Dt. Dendrol. Ges. 92, 97 – 106.

       Autor

      Prof. Dr. Andreas Roloff ist Baumbiologe und Lehrstuhlinhaber an der TU Dresden, Vorstandsmitglied der Baum des Jahres-Stiftung und war bis 2015 Vorsitzender vom Kuratorium Baum des Jahres. Er leitet das Institut für Forstbotanik und Forstzoologie sowie den Forstbotanischen Garten der TU Dresden in Tharandt, ist Fachreferent für Parks, Gärten und städtisches Grün im Rat der Dt. Dendrologischen Gesellschaft und gibt federführend die weltweit verbreitete Enzyklopädie der Holzgewächse heraus.

      Institut für Forstbotanik und Forstzoologie

       Pienner Str. 7

       01737 Tharandt

       [email protected]

       Tree topping and consequences for tree growth and tree statics

       von Henrik Weiß

       Zusammenfassung

      Kappungen verändern das Wachstum und haben mittel- und langfristig Folgen für Bruch- und damit Verkehrssicherheit von Bäumen. Die großen Wunden, der Kronenverlust und deren Folgen führen zu einer ungünstigen Kronenentwicklung und zum erhöhten Risiko für Wurzel- und Holzfäulen. Deshalb erhöht sich der künftige Aufwand zur Pflege und zum verkehrssicheren Erhalt gekappter Bäume. Die baumpflegerische Nachbehandlung von vor kurzem gekappten Bäumen zielt entweder auf eine ständig klein bleibende Krone oder auf die frühzeitige Ständervereinzelung in Verbindung mit der Wiederherstellung der Kronenhierarchie. Bei Individuen, die vor längerer Zeit gekappt wurden, ist der Einbau von Kronensicherungen oft die einzige verbleibende Möglichkeit (als Alternative zum starken Rückschnitt), um mittelfristig die Verkehrssicherheit wieder herzustellen.

       Summary

      Tree topping (“rounding over”, “hat-racking” or “heading”) changes the way trees grow and in the long run causes problems with break safety and traffic safety. Large pruning wounds and the removal of major parts of the tree crown make trees more prone to pathogens which may engender wood decay. Therefore time and effort for tree care increase. If topped trees are maintained, such developments have to be counteracted as early as possible. The tree care after-treatment of recently topped trees aims either at maintaining a permanently small crown or at the early thinning of main branches in connection with the restoration of the crown hierarchy. Installations of crown stabilization systems often are the only option for re-establishing safety at medium term to prevent accidents through trees.

       1 Einleitung

      Sinn und Nutzen von Kappungen werden immer wieder kontrovers diskutiert, obwohl auf Grundlage der Erkenntnisse zum Wund- und Abschottungsverhalten und einer Betonung der gestalterischen Funktion von Bäumen mit einem natürlichen Habitus in der Fachwelt schon seit Langem Konsens über die strikte Ablehnung dieser „nicht fachgerechte[n] Schnittmaßnahme“ besteht (FLL 2001; BRELOER 2003; KLUG 2003; WÄLDCHEN 2003; FLL 2006b; KLUG 2006). Seit einer heftig geführten Diskussion zur Neufassung des Vorgängers (FLL 2001) der jetzt gültigen Fassung der ZTV Baumpflege hat sich diese Auffassung folgerichtig auch in den neuesten Regelwerken zur Baumpflege durchgesetzt (FLL 2004; 2006a).

      Dennoch sieht man heute immer wieder gekappte Bäume oder Bäume mit kappungsähnlich eingekürzten Ästen sowohl auf öffentlichen als auch privaten Grundstücken.

      Vielmals ist es die Angst vor großen Bäumen mit ihrer Beschattung und auch möglichen Problemen für die Verkehrssicherheit kombiniert mit der Überzeugung, dass ein einmaliger „Radikalschnitt“ künftig weniger Pflegeaufwand und -kosten verursacht, die zu solchen Baumverstümmelungen führt. Weil die gekappten Bäume manchmal auch Jahre nach dem Eingriff wüchsig und vital erscheinen, kann der Eindruck entstehen, dass die in dieser Weise behandelten Individuen gesund seien.

      Die stark veränderte optische Erscheinung wird andererseits oft als deutlicher Verlust der vormaligen optischen (gestalterisch-architektonischen, ortsbildprägenden) Baumfunktion wahrgenommen und ist deshalb häufig Anlass für deutliche Kritik an der Maßnahme. Die gesamte Tragweite der Auswirkungen für den Baum ist aber immer noch nicht allen Ausführenden klar, weil sich beispielsweise das veränderte Wachstum und mögliche Probleme für die Bruch- und Standsicherheit erst sehr viel später zeigen.

      Ehemals gekappte Bäume sind langfristig schwierige „Pflegefälle“, von denen sogar eine große Gefahr ausgehen kann. Von der Fachwelt wird deshalb gefordert, durch richtige Baumpflegemaßnahmen die Entwicklung von Bäumen zu fördern und deren Erhalt zu sichern. Daran sollten sich alle Maßnahmen am Baum selbst und in seinem Umfeld messen lassen, wenn mit Hilfe einer fachgerechten Baumpflege der langfristige Baumerhalt an dem jeweiligen Standort erreicht werden soll. Die Kappung erfüllt diese Forderung nicht.

       2 Begriffe

       2.1 Wachstum und Habitus

      Für Bäume als ortsgebundene und langlebige Lebewesen ist die Bedeutung ihres Standortes und der dort auftretenden Umwelteinflüsse ungleich größer als für andere Pflanzen oder gar Tiere. Im natürlichen Konkurrenzkampf können sie sich normalerweise an vielen Standorten deshalb durchsetzen, weil sie rasch große Wuchshöhen und ein relativ hohes Alter erreichen können. Dabei überleben sie nicht selten jahrhundertelang ortsfest alle Umwelteinflüsse und Veränderungen (Klimaschwankungen, Jahreszeiten, Stürme, Krankheiten, Wassermangel und -überschuss, Beschattung u. ä.), weil sie von vornherein seit früher Jugend einerseits hinreichend angepasst und andererseits im Vergleich zu anderen Organismengruppen auch besonders anpassungsfähig (im Laufe des meist langen Lebens) sind (ROLOFF 2004).

      Auf die Vielzahl von äußeren Einflüssen reagieren Bäume zeitverzögert und langsam durch Änderungen beim Wachstum. Dies wird durch innere Prozesse gesteuert, bei denen chemische Botenstoffe (pflanzliche Hormone = Phytohormone) die wesentliche Rolle spielen – ein Nervensystem fehlt den Pflanzen.

      Ein wesentliches Ergebnis, die Ausbildung des arttypischen Kronenaufbaus (Verzweigungsmuster), ist zwar zunächst genetisch fixiert. Die Ausprägung wird aber beim Wachstum durch die Wirkung einzelner Hormone und deren Wechselwirkung gesteuert (Abbildung 1). Hierbei sind noch nicht alle Phänomene bis in das letzte Detail erforscht, jedoch können einige grundlegende Mechanismen als gesichert gelten.

      Eines der wichtigsten Phytohormone, das Auxin (Indol-3-Essigsäure, IAA), fördert das Spitzenwachstum und reguliert damit maßgeblich den Kronenaufbau. Dabei ist aber nicht die Auxinkonzentration allein wichtig, sondern das artspezifische Verhältnis der Konzentrationen verschiedener Hormongruppen, welches die Entstehung von Kronenhierarchie und Habitus eines Baumes steuert.

      Im Unterschied zur Synthese des Auxins, das in erster Linie im Apikalmeristem (Terminalknospe) von Sprossen und jungen Blättern gebildet wird, ist der Syntheseort der anderen beiden wichtigen Hormongruppen Cytokinine und Gibberelline an anderen Stellen im Baum zu finden (RAVEN et al. 2006; BÖHLMANN 2013).

      Derzeit gibt es eine Reihe von Hinweisen,

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