Jahrbuch der Baumpflege 2016. Группа авторов

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       Abbildung 4: Erneutes Einkürzen von Ständern eines ehemals gekappten Spitz-Ahorns, z. T. internodial bzw. ohne ausreichend dimensionierte Versorgungsäste (links) führt zu vielen explorativen Trieben an allen geschnittenen Achsen (rechts)

       2.3 Kappen

      Kappen (Köpfen) ist ein schon seit langem verwendeter Begriff für „abschneiden, die Spitze wegschneiden“ oder „die Krone oder die Zweige um die Spitze abhauen“ bei Bäumen (GRIMM & GRIMM 1854 – 1960). Heute steht in der Fachwelt fest: „Kappung ist das Absetzen des größten Teils oder der gesamten Krone eines Baumes ohne Rücksicht auf den Habitus oder physiologische Erfordernisse bei einem Altbaum.“ (KOWOL 1998). Oder Kappung gilt als „umfangreiches, baumzerstörendes Absetzen der Krone ohne Rücksicht auf Habitus und physiologische Erfordernisse (keine fachgerechte Maßnahme!)“ (FLL 2006b).

      Bei der Stammkappung wird die gesamte Krone abgesetzt und es bleibt vom Baum nur der Stamm übrig (Abbildung 6 links). Gelegentlich wird für den Zustand unmittelbar nach der Kappung in Anlehnung an die Forstwirtschaft die Bezeichnung „Hochstubben“ verwendet – wenn man die negative zukünftige Entwicklung des Baumes berücksichtigt, ist das beinahe zutreffend. Die Stämmlingskappung („Stümmelschnitt“) belässt neben dem Stamm auch einige basale Reststücke der stärksten Äste: Stämmlinge (Abbildung 6 rechts).

       Abbildung 5: Gesamtes Wachstum (Produkt aus mittlerer Anzahl und mittlerem jährlichen Zuwachs aller Reiterate je Schnittstelle an eingekürzten Ständern von ehemals gekappten Eschen) in den Klassen des Verhältnisses von Versorgungsast und Schnitt (RICHTER 2009)

       Abbildung 6: Links: Stammkappung an Säulen-Pappel; hier wurde nicht nur der Stamm gekappt, sondern anschließend auch sehr „gewissenhaft“ jeder Ast am verbleibenden Stammstück entfernt. Rechts: Stämmlingskappung an einer solitären Linde mit wichtiger gestalterischer Funktion für das Grundstück. Der Baum kann diese optische Wirkung sicher nie mehr erreichen.

       Abbildung 7: Reiteration am Berg-Ahorn nach nicht fachgerechter Kappung von Starkästen, unmittelbar nach der Schnittmaßnahme (1), 1 Jahr (2) bzw. 3 Jahre (3) und ausgedehnte Rindennekrosen an Kappungsstellen 3 Jahre nach dem Schnitt (4). Der Baum starb wenige Jahre später ab.

      Kronenschnittmaßnahmen, die in Unkenntnis wachstumsbeeinflussender Prozesse oder entgegen den Erkenntnissen über Verletzung, Wund- und Abschottungsreaktion im Starkastbereich und ohne Rücksicht auf entsprechend dimensionierte Versorgungsäste ausgeführt werden, bewirken auch eine Zerstörung des arttypischen Kronenhabitus (Abbildung 7). Sind die so behandelten Bäume relativ vital, wird sich durch die unkontrollierte Reiteration eine stark pflegebedürftige Sekundärkrone entwickeln – oder der Baum stirbt Jahre später ab. Solche falschen Schnittmaßnahmen können, wenn auch in abgeschwächter Form, den Kappungen gleichgesetzt werden.

       2.4 Kopfform, Kopfbaum

      Das Köpfen und der Rückschnitt von Formgehölzen oder von Bäumen in Gehölzgruppen mit gestalterischer Formvorgabe (Abbildung 8 links) sind von der oben beschriebenen Kappung strikt zu unterscheiden. Auch historische Nutzungsformen bestimmter Baumarten führ(t)en durch den regelmäßigen Schnitt ab dem Jungbaumstadium zu Kopfbäumen (Abbildung 8 Mitte).

      Das Kleinhalten der Baumkronen durch den regelmäßigen Schnitt in derselben Höhe hatte ursprünglich praktische Gründe. Bestimmte Baumarten (verschiedene Salix-Arten und -Sorten) dienten dabei als Quelle für junge Zweige als Material für die Korb- und Möbelflechterei (Abbildung 8 Mitte). Da sich die Schnittmaßnahmen in kurzen Abständen wiederholen (müssen!), sind die hierbei entstehenden Wunden klein und können vom Baum gut verkraftet werden. Im Gegenteil, die regelmäßige Überwallung der vielen kleinen Schnittwunden führt sogar zu festen und pilzresistenten (dauerhaften) Stammköpfen. Diese Schnittmaßnahme hat also nichts mit dem Absägen der Hauptäste oder ganzer Kronen bei den Kappungen zu tun (BELTZ 1999).

      Heute besteht meist kaum noch Bedarf an Flechtruten und die Ständer alter Kopfbäume sind oft überaltert. Dies hat zur Folge, dass sich bei diesen Bäumen ähnliche statische Probleme wie an gekappten Bäumen entwickeln (Abbildung 8 rechts).

       Abbildung 8: Kopfplatanen als Gestaltungsmittel (links); Kopfweiden in freier Landschaft mit jungen Reiteraten (Mitte) und lange Zeit nicht geschnitten (rechts)

      Da sich Gehölze durch bestimmte Schnittmaßnahmen in unterschiedlichste Formen bringen und dann dauerhaft halten lassen, sind Formgehölze auch ein wichtiges Mittel der Gartengestaltung. Beinahe noch wichtiger als bei den nutzungsbedingten Kopfbäumen ist bei Formgehölzen der regelmäßige Schnitt im Schwachastbereich. Verjüngungsversuche alter Formgehölze durch radikale Entfernung von Starkästen führen auch hier, ähnlich wie bei den Kappungen, zu Baumruinen (BELTZ 1999; EHSEN 2002).

       2.5 Kronensicherungsschnitt

      Die Definition des Kronensicherungsschnittes (KSS) lautet: „Bei schwer geschädigten Bäumen, oftmals mit nur noch kurzer Lebenserwartung, die trotzdem erhalten werden sollen, sind entsprechend den Erfordernissen zur Herstellung der Verkehrssicherheit Kronenteile oder die gesamte Krone im Grob- und Starkastbereich einzukürzen“ (FLL 2006b). Der Kronensicherungsschnitt führt aus statischer Sicht (sehr starke Entlastung) und leider auch beim Erscheinungsbild oftmals zu einem ähnlichen Ergebnis wie eine Kappung – aber bei einem stark geschädigten Baum aus gutem Grund. Kappungen erfolgen dagegen oft an vorher gesunden und weitgehend intakten Bäumen ohne vernünftigen Grund.

      Manche Bäume erfüllen nicht nur durch ihre optische Wirkung wichtige Funktionen, sondern sie können auch aus naturschutzfachlichen, denkmalpflegerischen oder kulturhistorischen Gründen von wichtiger Bedeutung sein. Das Streben, den Baum (wenn auch nur als Torso) zu erhalten, dient dann vorrangig anderen Zielen und nicht unbedingt dem Wunsch nach einer nachhaltigen Entwicklung des Baums mit einem natürlichen Habitus. Aber auch dann sollte der Schnitt unter Berücksichtigung eines Mindestmaßes baumbiologischer Grundsätze erfolgen, denn nur so kann der Baum auch mit stark verändertem Habitus noch möglichst lange als Lebensraum für seltene xylobionte Insekten oder als Baumdenkmal usw. verkehrssicher erhalten werden. Bei der Sondermaßnahme KSS wird i. d. R. gleichzeitig alles bruchgefährdete Totholz aus der Baumkrone entfernt. Manchmal kann es aber erwünscht sein, dass auch abgestorbene, aber noch statisch feste Starkäste – je nach Baumart und Sicherheitserwartung am Standort – in der Krone (evtl. eingekürzt) belassen werden. Sie stellen einen besonders raren Lebensraum für seltene holzbewohnende Insekten dar (AMMER 2004; ZABRANSKY 2004).

       3 Auswirkungen von Kappungen

      Auf die rigorose Schnittmaßnahme und den Verlust großer Kronenteile reagieren die betroffenen Bäume in Abhängigkeit von der Art, dem Standort und ihrer Vitalität sehr unterschiedlich. Bestimmte Erscheinungen sind jedoch an allen Bäumen gleich.

       Abbildung 9: Auswirkungen von Kronenkappungen

      Kappung

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