360° um die Welt. Wolfgang Machreich

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360° um die Welt - Wolfgang Machreich

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dieses Übel und um diesem fundamentalen menschlichen Bedürfnis dem Status eines Menschenrechts zu geben, hat der Unternehmer Jack Sim 2001 in Singapur die World Toilet Organisation gegründet. Und Sim hat mit seinem Toiletten-Lobbying absolut recht. Hygienische Toiletten sind eine Notwendigkeit und ein Menschenrecht. Sie geben Würde und ermöglichen die jedem Menschen zustehende Intimität. So still es am Stillen Ort sein soll, so laut muss für seine Etablierung überall und für alle lobbyiert werden. Dieser Ort ist ein Kulturgut. Am ärgsten ist die sanitäre Misere in Indien und südlich der Sahara; große Bevölkerungsteile müssen in diesen Regionen ihre Notdurft im Freien verrichten. Fäkalien geraten ins Trinkwasser und machen dieses zur Brutstätte „wasserbürtiger Krankheiten“: Magen-Darm-Leiden, Durchfall, Parasitenbefall … Der Begriff „Notdurft“ bekommt hier eine lebensbedrohliche Zuspitzung.

      Jack Sim und sein Abort-Lobby-Verein haben mittlerweile erreicht, dass auch die Vereinten Nationen die Bedeutung des Klos für die Menschheit würdigen und das Menschenrecht auf einen menschenwürdigen Abtritt im Rahmen ihrer Millennium-Entwicklungsziele universal durchsetzen wollen. Der jährliche Welttoilettentag am 19. November wurde mit dem UN-Gütesiegel aufgewertet. Sims Standardantwort auf Schmunzeln und Stirnrunzeln lautet: „Man darf kurz darüber lachen, aber dann sollte man das Thema ernst nehmen.“

      World Toilet Day 2016 in Singapur

       Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

      Eines der geheimnisvollsten Tiere wird ab und zu in Laos gesichtet: das Vietnamesische Waldrind, Saola. Es ist so mysteriös, dass es mit Einhörnern verglichen wird – obwohl es zwei Hörner hat.

Fläche: 236.800 Quadratkilometer, so groß wie Rumänien
Einwohner: 7.038.000, ein Drittel von Rumänien

      Glücksschlange

      Laos ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen und einem fürchterlichen Kriegserbe. So wie Bosnien-Herzegowina auch Jahrzehnte nach dem Jugoslawienkrieg mit Landminen verseucht ist, lauern in Laos bald fünfzig Jahre nach dem Vietnamkrieg immer noch mehrere Millionen Streubomben auf ihre Opfer.

      Streubomben verteilen viele kleinere Sprengsätze über große Flächen. Was nicht explodiert, bleibt als Blindgänger im Boden und kann Jahre später noch explodieren. Die Opfer werden getötet oder schwer verstümmelt. Oft sind es Kinder, die arglos mit den Sprengsätzen spielen oder beim Fußballspielen oder auf dem Schulweg in eine Sprengfalle laufen. Die allermeisten Opfer dieser heimtückischen Waffen waren immer schon Zivilisten.

      In Laos befinden sich noch Millionen Blindgänger von Streubomben im Boden.

      Laos war Rückzugsgebiet von vietnamesischen Dschungelkämpfern in den 1960er-Jahren. Während ihres Bombenkriegs warf die US-Luftwaffe mehr als zwei Millionen Tonnen Bomben über Laos ab. Dreißig Prozent davon explodierten nicht, darunter Schätzungen zufolge achtzig Millionen Streubomben. Zigtausende Menschen wurden seither durch diese Bomben getötet oder verletzt. Nur ein Prozent des betroffenen Gebiets ist bisher vollständig geräumt. Bei einem symbolträchtigen Besuch in Laos 2016 nannte US-Präsident Barack Obama die amerikanische Unterstützung dabei eine „moralische Verpflichtung“. Nachdem die USA in den zwanzig Jahren zuvor hundert Millionen Dollar zur Räumung nicht explodierter Bomben zur Verfügung stellten, bedeutete Obamas Zusage von neunzig Millionen Dollar für drei Jahre ein großes Plus an Sicherheit.

      Bis zum Jahr 2030 soll es weltweit keine Blindgänger von Streubomben mehr geben. Darauf verständigten sich 2016 die mehr als hundert Mitgliedstaaten der Streubomben-Konvention. Die 2008 verabschiedete und 2010 in Kraft getretene internationale Konvention ächtet die Verwendung, die Herstellung, den Handel und die Lagerung dieser Waffen. Insgesamt 24 Länder und drei weitere Gebiete sind noch von Blindgängern kontaminiert. Neben Laos ist der Irak am stärksten betroffen. Das langfristige Ziel ist die völlige Abrüstung dieser Waffen – ein sehr langfristiger Wunsch, denn in aktuellen Konflikten verstreuten russische Kriegsbomber über Syrien und saudische Kriegsbomber über dem Jemen ihre tödliche Fracht.

      Nagas vor einem Tempel in Laos

      Da trifft es sich zumindest für Laos gut, dass man ein ungewöhnliches Reptil, das einer Schlange mit Beinen ähnelt, entdeckte und als Glücksbringer in einen Tempel brachte. Ein Bauer hatte das Tier in der Nähe seiner Reismühle gefunden, berichtete der Mönch Douang Inthavimane der Zeitung „Vientiane Times“. Das Tier soll während der buddhistischen Fastenzeit im Tempel in einem Käfig zur Schau gestellt werden, erinnere es manche doch an einen Naga, ein als Gott verehrtes schlangenähnliches Tier aus der Mythologie. Nach überliefertem Glauben bringe es der Nachbarschaft Glück, wenn ein starkes Tier im Tempel lebe. Da wünscht man Laos, dass noch viele solcher Glücksschlangen gefunden werden.

       Berühmt, berüchtigt, beneidet für:

      Für die arbeitsintensive Ernte der rund 700 Millionen Kokosnüsse pro Jahr werden gerne Affen eingesetzt; voll ausgebildete Tiere pflücken bis zu 800 Kokosnüsse am Tag.

Fläche: 330.290 Quadratkilometer, ein wenig größer als Norwegen
Einwohner: 31.164.000, sechsmal so viele wie Norwegen

      Müll-Karussell

      Malaysia ist ein wunderbares Land mit wunderbaren Menschen, die sich gegen die ungebremste Einfuhr von Plastikmüll wehren. „Malaysia wird nicht die Müllhalde der Welt sein“, kündigte Umweltministerin Yeo Bee Yin eine radikale Politikänderung an: Der Müll werde „ohne Gnade“ dorthin zurückgeschickt, wo er herkomme, sagte sie bei einer Pressekonferenz in Port Klang, dem größten Hafen des Landes. Malaysia lasse sich nicht von den Industrieländern unter Druck setzen: „Wir verlangen den Stopp dieser Müll-Lieferungen.“ Ein Blick in die Statistik erklärt das rigorose Vorgehen: Seit 2016 verdreifachte sich die Einfuhr von Plastikabfällen nach Malaysia. Allein 2018 wurden laut Regierungsangaben 870.000 Tonnen Plastikmüll ins Land gebracht.

      Das Umweltministerium in Kuala Lumpur bewies auch gleich, dass es seine Ankündigung ernst meinte: 450 Tonnen Plastikabfälle in zehn Containern wurden zurückgeschickt – unter anderem nach Australien, Saudi-Arabien, Bangladesch, China, Japan, in die USA, nach Kanada und Spanien. Sie waren gefüllt mit „verunreinigten, nicht sortenreinen, nicht recycelbaren Plastikabfällen minderer Qualität“. Umweltministerin Yeo sagte, es werde bis Jahresende dauern, das Problem in den Griff zu bekommen. 150 illegale Recyclinganlagen seien bereits geschlossen worden.

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