Dionarah - Das Geheimnis der Kelten. Aileen P. Roberts
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»Wo wir gerade von Orks sprechen, je weiter wir nördlich kommen, umso mehr Orks werden unseren Weg kreuzen«, befürchtete die Fiilja.
»Ja, leider.« Durstig nahm Daron einen Schluck aus seinem Trinkschlauch.
Hochkönig Adamath saß mit wütendem Gesicht in seinem Schloss in Huellyn. Sein neues goldenes Schloss hatte er verlassen. Die düsteren Mauern der alten Festung entsprachen eher seiner Stimmung. Noch immer war keine Spur von seiner Verlobten zu finden gewesen. Krethmor war mittlerweile vollkommen wiederhergestellt, bis auf die Brandnarben, die seine linke Gesichtshälfte verunstalteten. Adamath hatte den Zauberer schon vor zwei Tagen zu sich zitiert und wartete nun ungeduldig auf dessen Ankunft.
Die Tür zum Thronsaal schwang auf und ein Wachsoldat kündigte das Erscheinen des Schattenmagiers an. Mit einem donnernden Geräusch sprang Adamath von seinem Thron und eilte mit großen Schritten auf den Zauberer zu.
»Na endlich!«
Krethmor verbeugte sich und fragte mit leicht gereiztem Unterton: »Was wünscht Ihr von mir, Eure Majestät?«
»Meine Verlobte ist noch immer nicht aufgefunden worden.«
Adamath blickte den Zauberer auffordernd an.
»Ich hoffe, Ihr habt bessere Neuigkeiten, was diese Aufrührer betrifft!?«
Krethmors Miene verfinsterte sich noch mehr. »Nein, ich habe Schattenwölfe gesandt und auch der Krăădan fliegt immer wieder über das Land, um sie ausfindig zu machen. Ich weiß nicht, wo sie sich herumtreiben.«
Der König trat mit dem Fuß gegen einen der Stühle, sodass dieser gegen die Wand krachte.
»Wir müssen sie finden«, rief er fiebrig. »Wo können sie sein?«
Ungerührt setzte sich Krethmor auf einen der Stühle. Er hatte nachgedacht. Seitdem er sicher war, dass Myrthan nicht mehr lebte, glaubte er nicht, dass der Rest der Gruppe große Aussicht auf Erfolg hatte, Zepter hin oder her. »Ich denke, sie sind nach Norden aufgebrochen. Myth´allan, Fearánn oder das Felsenreich. Ich habe Schattenwölfe ausgesandt.«
»Das reicht nicht!«, polterte der König los. »Wir werden Dämonenreiter ausschicken. Was glaubt Ihr, wo sie am ehesten sind?«
Betont gleichgültig zuckte der Schattenmagier die Achseln und strich sich bedächtig über den weißen Spitzbart. »In Myth´allan werden wir nicht allzu viel ausrichten können. Ob sich eine Rune in Fearánn befindet, das weiß auch ich nicht. Ich denke, wir sollten im Felsenreich beginnen.«
Adamaths verbitterte Miene hellte sich ein wenig auf. »Die Dämonenreiter können Orks zusammentreiben und für unsere Sache einsetzen. Außerdem werde ich Harakoel nach Wyrrd schicken. Er sitzt ohnehin nur noch selbstgefällig in seiner Residenz herum. Er kennt diese verfluchten Rebellen.«
»Macht das, mein König. Ich werde eine Weile hier bleiben, wenn es Euch recht ist, dann kann ich alles besser überwachen.«
Adamath stimmte zu. Am nächsten Tag sandten der König und der Zauberer den Hauptmann als Boten zu Harakoel. Hauptmann Sigurd war etwa in der Mitte seines Lebens angelangt und obwohl er sich stets sehr bemühte, war er noch nicht so weit in der Gunst des Königs aufgestiegen, wie es ihm gefallen hätte. Er wollte in den Adel erhoben werden und es gierte ihm nach einem Landsitz in Huellyn.
Der Hauptmann fuhr in einer der schnellsten und teuersten Kutschen des Landes, die von vielen Pferden gezogen wurde, hinauf zum Schlossberg, um Harakoel in seinem großen und fürstlich ausgestatteten Haus aufzusuchen. Ein verschreckter Page öffnete die Tür.
»Ich begehre, Harakoel zu sprechen«, verlangte Hauptmann Sigurd in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete.
Der Page machte eine tiefe Verbeugung und beeilte sich, seinen Herrn zu holen.
Harakoel erschien. Obwohl er mittlerweile ein beträchtliches Vermögen angehäuft hatte, schien es ihm noch immer zu belieben, seine alte ausgewaschene Hose und das fleckige Hemd zu tragen, welches er bereits im Turm von Keradann angehabt hatte. Damals, als Krethmor Myrthan gefangengehalten hatte, war Harakoel der Turmwächter gewesen.
»Guten Tag, Hauptmann«, sagte Harakoel mit einem falschen Lächeln. »Ich hätte Euch gern zu einem Mahl eingeladen, doch leider sind wir gerade fertig.«
Hauptmann Sigurd winkte ab und Harakoel grinste hinterhältig. Selbstverständlich hatte er nicht beabsichtigt, dem Hauptmann etwas zu essen zu geben, dafür war er viel zu geizig. Harakoel führte den Soldaten in einen pompösen Salon. Eine Dienerin war gerade mit Staubwischen beschäftigt.
»Du dummes Geschöpf«, fuhr Harakoel sie an. »Ich sagte doch, du sollst von der rechten Seite anfangen zu wischen!«
Die Dienerin zuckte zusammen und machte sich daran, von der anderen Seite den Staub von den Holzregalen abzuwischen.
»Doch nicht jetzt! Lass uns allein!«
Mit einer verängstigten Verbeugung verschwand die Dienerin. Nun wandte sich Harakoel mit falschem Lächeln dem Hauptmann zu. »Das Personal heutzutage«, sagte er kopfschüttelnd, »die nehmen sich wirklich Sachen heraus!«
Der Hauptmann hob nur die Augenbrauen und sagte mit befehlsgewohnter Stimme: »Hochkönig Adamath befiehlt, dass Ihr ins Felsenreich reist, um die Aufrührer, die unser aller Wohlstand gefährden, zu überführen.«
Harakoel begann zu zucken und rang nach Worten. »Ich … nein … ich kann nicht«, stammelte er mit verzogenem Gesicht, dann hellten sich seine Züge auf.
»Nehmt meinen Leibdiener, er kann für mich gehen.« Harakoel schrie nach einem Pagen. Dieser kam hereingehuscht, nur um sofort wieder zu verschwinden und einen gelangweilt dreinblickenden Mann zu holen. Der Mann stellte sich neben Harakoel und machte ein finsteres Gesicht, während sich der Page in eine Ecke drückte. Er wusste nicht, ob er noch bleiben sollte.
»Er kann ins Felsenreich reisen«, sagte Harakoel erleichtert. Nun begann Harakoel seinen Diener in den Hintern zu treten, was dieser merkwürdigerweise gar nicht zur Kenntnis nahm und nur vor sich hin starrte.
Skeptisch betrachtete Hauptmann Sigurd den großen, hageren Mann. »Der Hochkönig sagte ausdrücklich: Harakoel!«
Harakoel wand sich und begann nun, den kleinen Pagen zu treten. »Nein, nein, nein … er soll gehen! Ich kann hier nicht weg … Ich werde gebraucht!«
Mit einem Achselzucken packte Sigurd Harakoels Diener am Arm. »Gut, ich werde ihn mitnehmen.«
Erleichtert seufzend verbeugte sich Harakoel. »Meine hochachtungsvollsten Grüße an den werten König.« Dann ließ er sich auf einen der mit Samt überzogenen Sessel sinken und nahm eine Schriftrolle in die Hand. Seine Miene verfinsterte sich.
»Page!«, schrie er und der noch immer am Boden liegende Junge erhob sich mühsam. »Hol sofort den Schreiber! Er hat einen Fehler gemacht. Die Ausgaben für das Mehl stehen auf der falschen Seite der Schriftrolle.« Harakoels Züge wurden immer angespannter. »Das darf nicht passieren!«
Der Tag verging und Harakoel war am nächsten Morgen gerade dabei, seinem Schreiber einen Vortrag zu halten, als es an der Tür klopfte. Der Page führte den wutschnaubenden Hochkönig herein.
Harakoel