Beutewelt VII: Weltenbrand. Alexander Merow
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„Die großen Werke der Weltliteratur können wir erst wieder genießen, wenn dieser Krieg vorbei ist. Vorher werden wir kaum eine Stunde Zeit für etwas Schönes haben“, meinte der Außenminister.
„Dieser Krieg! Wann wird er enden, Thorsten? Mir kommt es jetzt schon so vor, als würden wir ihn seit tausend Jahren führen. Ich kenne nur noch Wut, Hass und Rache. Hier unten mutiere ich zu einer tragischen Gestalt, zu einem Gespenst in den dunklen Gängen dieses verfluchten Atombunkers. Manchmal sehe ich mich im Spiegel an und frage mich, was aus Artur Tschistokjow, dem ehemals guten Menschen, inzwischen geworden ist.“
„Wir werden das schon überstehen“, versuchte Wilden seinen Gefährten zu beruhigen.
„Das Einzige, was mir noch Freude bereitet, sind die kleinen Gespräche, die wir beide führen. Mit dir kann ich offen sprechen, die anderen verstehen mich doch gar nicht. Jetzt, wo Peter tot ist, habe ich nur noch dich zum reden. Millionen Menschen befolgen meine Befehle, schauen zu mir auf, vergöttern und umgarnen mich – und doch bin ich immer allein“, sagte Tschistokjow.
„Es werden schon noch schönere Zeiten kommen“, antwortete Wilden nur, denn etwas Besseres fiel ihm in diesem Moment nicht ein.
Inzwischen befanden sich Frank und seine Waräger an einer anderen Front, diesmal kurz vor der sächsischen Stadt Leipzig. Es war wie immer: Vorrücken, eingraben, warten und am Ende angreifen.
Müde hockte Kohlhaas in einer Ecke seines Unterstandes, mit dem Rücken an einer großen Munitionskiste gelehnt. Er hatte die Augen geschlossen, versuchte an nichts zu denken. In einigen Tagen, vielleicht schon morgen, würden sie Leipzig angreifen. Erneut kämpfen, töten, fallen. Es war eine ermüdende Endlosschleife und Frank wurde bewusst, dass er Situationen wie diese schon unzählige Mal erlebt hatte. Die Stunden vor dem Beginn einer Offensive waren immer die schlimmsten.
Plötzlich schob jemand die feldgraue Plane, die den Eingang des Unterstandes verdeckte, langsam zur Seite und kam in die halbdunkle Höhle hinein. Es war ein Offizier der Warägergarde.
„Herr General, verzeihen Sie die Störung, aber ich sollte Sie doch immer auf dem Laufenden halten, was der Junge macht“, sagte der Russe.
„Wovon sprechen Sie?“, brummte Frank.
„Von Pjotr Balkov!“, antwortete der Offizier kleinlaut.
Kohlhaas stand auf und ging einige Schritte auf ihn zu. „Balkov? Was ist mit ihm?“
„Sie haben mich einmal gebeten, dass ich Sie immer informieren soll, was er macht, Herr General.“
„Was macht er denn? Ich habe seit Wochen nichts mehr von ihm gehört. An welcher Front ist er denn jetzt?“, bohrte Frank nach. Langsam wurde er ungeduldig.
„An keiner Front … ich meine …“
„Drücken Sie sich klar aus!“, murrte Frank.
„Der Junge ist leider verstoben. Es ist inzwischen offiziell. Er ist beim Atombombenabwurf auf Berlin getötet worden“, erklärte der Russe und überreichte Frank eine endlos erscheinende Liste mit Namen von Gefallenen.
Frank zuckte zusammen, er nahm den dicken Stapel Papiere entgegen.
„Es ist auf Seite 278. Ich habe seinen Namen rot markiert, wie Sie sehen können, Herr General. Es sind alle Verluste der Waräger Sturmdivisionen im Frontabschnitt 14 bis 19 vermerkt worden und …“
Kohlhaas herrschte ihn an, den Mund zu halten. Kurz darauf fand er die rot markierte Stelle am unteren Ende der besagten Seite.
„Die Verluste der Volksarmee sind allerdings von einer anderen Dienststelle bearbeitet worden, aufgrund der …“, erklärte der Offizier.
„Halten Sie den Mund!“, schrie ihn Frank an. „Verschwinden Sie! Sofort!“
„Es tut mir sehr Leid, Herr General!“
„Raus!“
Kaum hatte der Waräger den Unterstand wieder verlassen, da schleuderte Frank den Stapel Papiere wie eine Giftspinne von sich und trat gegen einen Plastikstuhl.
„Zur Hölle mit dieser ganzen Scheiße!“, flüsterte er und hielt sich den Kopf.
Es dauerte nur noch Sekunden, dann konnte Frank seine Tränen nicht mehr zurückhalten. Leise weinend setzte er sich in eine dunkle Ecke. Jetzt wusste er es endlich. Auch der sympathische, junge Pjotr, dessen Leben Frank im russischen Bürgerkrieg gerettet hatte, war von diesem Krieg verschlungen worden.
In diesem Moment wurde dem General wieder einmal klar, dass Gott, wenn er denn überhaupt existierte, niemanden beschützte oder liebte. Er hatte die Menschen wohl schon lange verlassen und den Blick von seiner Schöpfung abgewandt. Vielleicht schaute er aber auch zu, als zynischer Voyeur, der die kleinen Kreaturen, die er geschaffen hatte, mit kaltem Blick beim Sterben betrachtete.
Seit Tagen versuchte die GCF, die immer wütender und aufsässiger werdenden Bewohner von Leipzig im Zaum zu halten. Als diese von der herannahenden Volksarmee und den ihr folgenden deutschen Freiwilligenmilizen hörten, geriet die Situation endgültig außer Kontrolle. Bereits vor einer Woche war der oberste Stadtverwalter von Leipzig von einem Unbekannten vor dem Rathaus erschossen worden. Wenige Stunden später hatten mehrere Hundert mit Knüppeln, Äxten und Schusswaffen aller Art bewaffneten Männer Anstalten gemacht, das Gebäude zu besetzen. GCF-Soldaten und VVM-Männer hatten schließlich dazwischengeschossen und die Aufständischen in die Flucht geschlagen.
Nun, da die Bevölkerung Leipzigs wusste, dass die Volksarmee im Anmarsch war, versammelten sich Tausende von Menschen in der Innenstadt und protestierten zunächst friedlich gegen die Besatzungstruppen der Weltregierung. Doch das änderte sich innerhalb kürzester Zeit, denn die aus vielen Ländern nach Deutschland gebrachten GCF-Soldaten verloren angesichts der vorrückenden Truppen des Nationenbundes am Ende die Nerven und schossen erneut auf die Demonstranten.
Damit wurde ganz Leipzig ins Chaos gestürzt. Die ganze Nacht hindurch tobten Straßenschlachten und Unruhen in den Gassen. Schließlich gingen die Volksarmisten sofort zum Angriff über, um Leipzig so schnell wie möglich zu befreien.
„Wir müssen uns beeilen und die Stadt einnehmen, bevor weitere GCF-Truppen eintreffen!“, schärfte Frank seinen unter großem Zeitdruck vorrückenden Soldaten ein.
Diese griffen die feindlichen Verbände, die sich in Fuchshain und Großpösna verschanzt hatten, entschlossen an, nachdem die mobile Artillerie der Rus einige Straßenzüge mit heftigem Trommelfeuer eingeebnet hatte.
Die von Ludwig Orthmann angeführten deutschen Freiwilligenverbände hatten derweil Paunsdorf erreicht und befanden sich bereits in schweren Häuserkämpfen mit einigen VVM-Trupps.
Frank betrachtete den Bildschirm im Vorderteil seines Kommandopanzers. Ständig zeigten kleine Kameras, die an der Außenhülle des Tanks angebracht waren, neue Bilder und Eindrücke. Zudem wurden ununterbrochen Informationen und Außenaufnahmen von den anderen Transportpanzern, die überall Waräger an die Front brachten, übertragen.
Der