Snobby und das Geheimnis der weißen Fee: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 7). Jork Steffen Negelen
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Читать онлайн книгу Snobby und das Geheimnis der weißen Fee: Die Abenteuer der Koboldbande (Band 7) - Jork Steffen Negelen страница 7
»Das wollte ich auch vorschlagen«, entgegnete der Kobold. Er sah sich die weiße Fee noch einmal prüfend an. Sie schaute in die Umgebung und deutete zu der Karrenspur, die im Sand gut zu sehen war. Snobby nickte ihr zu und sie schlichen weiter von Felsbrocken zu Felsbrocken.
Nach ungefähr zwei Stunden legten die Gefährten eine Rast ein. Sie hockten sich hinter einem Felsen und teilten sich den Inhalt einer Flasche Wasser. Es schmeckte köstlich und die Hitze des späten Nachmittags verstärkte diesen Eindruck noch. Als sie aufbrechen wollten, hörten sie wieder den Knall einer Peitsche. Der Eselskarren mit dem Dragolianer und dem Obinarer kam vom Felsen der Alten zurück. Sie hatten sich mit der Auslieferung ihrer Opfergaben nicht viel Zeit gelassen und der Esel zog den Karren, so schnell er konnte, zur Stadt zurück.
Als der Karren nicht mehr zu hören und zu sehen war, gingen Aella und Snobby den frischen Spuren nach. Sie führten tatsächlich zu einer Stadt, die an der südlichen Küste der Insel lag. Doch was war das für ein Ort, zu dem die Fee und der Kobold gingen? Das letzte Licht des Tages versuchte noch einmal, die dichten Wolken zu durchdringen, bevor die Sonne im Westen unterging.
Im Schein dieses Lichtes bot die Stadt einen unheimlichen Anblick. Ihre Erbauer hatten sich gründlich auf einen Angriff vorbereitet. Die Mauer, die die Stadt umschloss, war mit großen eisernen Dornen gespickt und ihre Höhe zeigte den beiden Reisenden, welche Furcht ihre Bewohner vor einem Krieg hatten. Es gab wohl für jede Himmelsrichtung ein Stadttor. Jedes Tor wurde von einem Dutzend Kriegern bewacht. Sie kontrollierten jeden Bewohner, der hinaus oder hinein wollte.
Fremde Reisende kamen wohl nie zu diesem Ort. Die Häuser, die hinter der Stadtmauer standen, wirkten dunkel und kein einziges Licht schien durch ihre wenigen Fenster.
Als die Nacht hereinbrach, kamen Snobby und Aella in der Nähe der Stadt zu einer Fischerhütte. Sie war halb verfallen und bot nur wenig Schutz vor dem Wind, der immer stärker wehte. Dieser Wind vertrieb offenbar die Wolken, denn Snobby entdeckte am nächtlichen Horizont einige Sterne. Er machte Aella darauf aufmerksam. Als der Wind nachließ, war das Rauschen des Meers zu hören. Gleichmäßig schlugen seine Wellen gegen das Ufer. Es musste in der Nähe sein, denn die Luft roch angenehm salzig.
Die Fee nahm den Kobold an die Hand und sie zog ihn zum Wasser mit. Das Rauschen wurde lauter und sie sahen, wie sich die Sterne und der Mond in den Wellen spiegelten. In der Nähe war eine Hafenmauer mit einigen Fischerbooten. »Morgen Nacht ist Vollmond«, flüsterte Aella. »Wir sollten uns heute Nacht ein Versteck in der Stadt suchen und uns dann auf die Lauer legen. Wenn wir das Orakel stehlen, haben wir nur einen Versuch. Sicherlich wird es gut bewacht, sodass wir schnell handeln müssen.«
»Da stimme ich dir zu«, antwortete Snobby ebenso leise. »Die beste Gelegenheit haben wir bestimmt im Tempel. Wenn wir da ein sicheres Versteck finden, könnten wir noch vor dem nächsten Abend Erfolg haben.«
Aellas Augen wanderten zu dem Mond, der mit seinem blassen Licht den Strand erhellte. Sie ließ die Hand des Kobolds los und hockte sich vor ihm hin. »Ruhen wir uns noch einen Augenblick aus. Dann schleichen wir uns zur Stadt und erkunden die Mauer, die diesen unheimlichen Ort umgibt. Wenn alle Bewohner schlafen, haben wir es bestimmt viel leichter.«
Snobby sah Aella in die Augen, in denen sich das Licht des Mondes widerspiegelte. »So werden wir es machen«, stimmte er den Worten der Fee zu und er drehte sich zur Stadt um. Wie ein einziger schwarzer Schatten lag sie im Lichtschein des Mondes und ein mulmiges Gefühl machte sich im Bauch des Koboldes breit.
Nur wenige Minuten später schlichen sie zur Stadtmauer. Schon von Weitem konnten sie die Wachen erkennen, die mit Fackeln ihren Weg auf dem Wehrgang erhellten. Immer wieder sah einer dieser Wachen über die Mauer. Für den Kobold war das ständige Kommen und Gehen der bewaffneten Männer beunruhigend. Sein mulmiges Gefühl verstärkte sich in seinem Bauch.
Als es nur noch wenige Schritte waren, ergriff Snobby die rechte Hand der Fee. Er zog sie hinter eines der wenigen Gebüsche, die nahe der Stadtmauer wuchsen.
»Was ist denn?«, zischte die Fee leise zu dem Kobold, als sie sich neben ihm hinhockte.
»Nicht so laut«, flüsterte Snobby. »Die Wachen sind sehr aufmerksam. Wir müssen noch ein wenig warten.«
Eine Stunde verging und die beiden Gefährten bemerkten, dass die Aufmerksamkeit der Wachen nachließ. Irgendetwas musste sie ablenken, denn sie kamen nicht mehr auf den Wehrgang. Snobby packte seine Flugschale aus und vergrößerte sie mit einer Beschwörung. Er setzte sich auf sie und schwebte vor der Fee.
Aella brauchte keine Schale zum Fliegen. Mit Leichtigkeit erhob sie sich in die Luft und flog neben dem Kobold. Gemeinsam erreichten sie den Wehrgang, der auf der Mauer vom Stadttor zum nächsten Wachturm verlief. Das bleiche Mondlicht erhellte die Dächer der Häuser. Dazwischen gab es dunkle Schatten, die Schutz boten und die Gefährten vor unerwünschten Blicken schützten. Sie landeten zwischen den Häusern und duckten sich in die Schatten. Dann sahen sie sich vorsichtig um.
Die Wachen gingen gerade wieder mit ihren Fackeln auf der Mauer entlang. Ihre Waffen klapperten und einer von ihnen fluchte laut vor sich hin. »Die Suppe war früher besser gewesen.«
»Und das Brot war nicht so hart«, stimmte ihm ein anderer Wachmann zu.
»Wir sollten uns mal bei den Köchen in der Küche beschweren«, meinte der Nächste. »Dieses faule Pack strengt sich schon lange nicht mehr an. Nicht einmal Fleisch war in der Suppe drin. Und da soll man seinen Dienst die ganze Nacht verrichten. Anstatt zu schlafen, laufen wir auf dieser öden Mauer herum. Ich habe dazu keine Lust mehr.«
»Ich auch nicht«, stimmte der erste Wachmann zu. »Die Kerle, die den Tempel bewachen, haben es viel besser. Die werden von der Tempelküche versorgt. Die haben fast jeden Tag und jede Nacht Fleisch auf dem Teller.«
»Du hast recht«, fügte der Zweite hinzu. »Und morgen Nacht haben sie es noch viel besser. Da spricht das Orakel und ein Teil der Opfergaben geht an die Wachen des Tempels. Das war schon immer so. Und wir gehen wie immer leer aus.«
Die Wachen gingen schimpfend ihrer nächtlichen Arbeit nach und die beiden Gefährten hockten sich in einer schattigen Ecke zwischen zwei Häusern hin. »Nun wissen wir genug«, flüsterte die Fee.
»Wir brauchen ein sicheres Versteck«, flüsterte der Kobold zurück. »Es muss in der Nähe des Tempels sein und wir müssen unbemerkt hinein und hinauskommen.«
»Das weiß ich selbst«, antwortete Aella, nachdem sie sich noch einmal prüfend umgesehen hatte. »Wir müssen das Orakel aus dem Tempel bringen, bevor es mit seinen Voraussagungen beginnt. Es würde die Priester warnen und den Iht-Dag auf uns aufmerksam machen.«
»Ach ja«, flüsterte Snobby. »Da ist ja noch dieser Platos. Die beiden Dummköpfe, die mit dem Eselskarren zur Stadt wollten, haben sich ja laut genug über ihn unterhalten.«
Der Kobold sah aufmerksam zu Aella und ihm entging nicht, dass sie bei dem Namen des Iht-Dags zusammenzuckte. Ihm beschlich eine unbestimmte Ahnung und eine Frage kam ihn in den Sinn. Was wäre, wenn die Fee den Diener des Dämonicons kannte? Snobby wagte es nicht, die Frage offen auszusprechen. Er sah selbst noch einmal nach den Wachen. Von ihnen war nichts zu sehen oder zu hören.
»Wir sollten hier verschwinden«, flüsterte der Kobold der Fee zu. »In der Nähe der Stadtmauer sind wir nicht sicher.«
Im Schatten der Häuser huschten die beiden Gefährten durch die Nacht. Sie waren schnell und leise, so als wären sie Diebe, die einen großen