Die Rache des Inquisitors. Alexander Hartung

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Die Rache des Inquisitors - Alexander Hartung

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      Maria zuckte wie von einem Peitschenschlag getroffen zusammen. »Ja«, sagte sie laut.

      »Und entspricht es der Wahrheit«, fuhr Thomas fort, »dass Euer Mann die der Ketzerei angeklagte Agnes mehrfach eine Hexe nannte?«

      »Ja.«

      »Entspricht es der Wahrheit, dass Agnes Barand Euren Mann, als dieser schwer erkrankte, mit Tränken und Salben behandelt hat?«

      »Nun, Agnes ist nicht nachtragend, daher kam sie sofort, als ich …«

      »Ein einfaches ›Ja‹ genügt«, unterbrach sie Thomas. Der strenge Blick von Pater Baselius war auf sie gerichtet. Maria begann zu zittern.

      »Ja«, antwortete sie leise.

      »Und entspricht es der Wahrheit, dass Euer Mann kurz darauf starb?«

      »Er war schwer krank, und Agnes war gekommen, um seine Schmerzen zu lindern.«

      »Ja oder nein?«, fragte Thomas ungeduldig.

      »Ja.«

      »Und entspricht es der Wahrheit, dass Euer Mann nur wenige Tage nach der Walpurgisnacht, der Nacht, in der die Hexen ihre größte Macht erlangen, erkrankt ist?«

      »Ich verstehe nicht …«

      »Ihr sollt die Fragen nur mit ›Ja‹ oder ›Nein‹ beantworten«, befahl Baselius mit drohendem Unterton. »Jedes weitere Wort sehen wir als Missachtung der heiligen Inquisition und somit als Ketzerei an.«

      Maria nickte ängstlich mit dem Kopf.

      »Entspricht es also der Wahrheit, dass Euer Mann nur wenige Tage nach der Walpurgisnacht, der Nacht, in der die Hexen ihre größte Macht erlangen, erkrankt ist?«

      »Ja.«

      »Und kam die Krankheit für Euch überraschend?«

      »Ja«, antwortete Maria. Tränen schossen ihr in die Augen.

      »Und wäre es denkbar, dass jemand, der mit den dunklen Mächten im Bündnis steht, Eurem Mann diese Krankheit angehext haben könnte?«

      »Ja.«

      »Und entspricht es der Wahrheit, dass das Grab Eures Mannes nur wenige Tage danach zerwühlt vorgefunden wurde?«

      Maria fiel auf die Knie und schluchzte hemmungslos.

      Klara beobachtete dieses Schauspiel mit regungsloser Miene. Alles war ein einziger Albtraum. Die gefolterte Agnes, das Gebaren der Inquisitoren und die bedauernswerte Maria, die zum Verrat an ihrer Jugendfreundin getrieben wurde. Jeder wusste, dass der Friedhof von einer Rotte Eber zerstört worden war. Das Grab von Marias Mann war nicht das einzige gewesen, und doch konnte sie nichts gegen diese heimtückische Befragung tun, ohne sich selbst der Ketzerei schuldig zu machen.

      »Antwortet auf die Frage«, herrschte Thomas sie an.

      »Ja«, schluchzte Maria.

      Thomas schüttelte den Kopf und blickte Maria voller Verachtung an.

      »Bringt sie weg«, sagte er. Ein Soldat ging zu ihr und hob die alte Frau auf. Die tränenüberströmten Augen von Maria trafen sich mit denen von Agnes. Ihr geschundenes Gesicht war kaum zu einer Regung fähig, doch sie nickte leicht und schien für einen winzigen Augenblick zu lächeln, als wollte sie ihrer alten Freundin bedeuten, sich nicht zu grämen. Dann wurde Maria hinausgeführt.

      Thomas wartete, bis die Frau den Raum verlassen hatte, bevor er sich wieder von seinem Stuhl erhob.

      »Ich rufe den nächsten Zeugen, Vater Liborius.«

      Der Aufgerufene erhob sich von seinem Platz in der ersten Reihe und ging nach vorne. Er war als einer der Ersten in die Versammlung gekommen, hatte aber kein Wort gesprochen und nur schamerfüllt zu Boden gesehen.

      Er war in eine weite Kutte gekleidet, die er auch sonntags zur Predigt trug. Seine lichtes Haar war zurückgekämmt, und seine Stiefel waren geputzt. Als er nach vorne ging, blickte er Agnes in die Augen. Sein Gesicht war in Schuld und Kummer verzerrt. Er hatte Mühe, die Tränen zurückzuhalten.

      Die Zuschauer warteten angespannt. Die schlurfenden Schritte des Paters waren die einzigen Geräusche in der Halle. Der Priester drehte sich zu Thomas um.

      »Vater Liborius, wie lange seit Ihr schon Hirte in Reheim?«, fragte der junge Inquisitor mit einem Lächeln.

      »Seit fast 20 Jahren.«

      »Eine lange Zeit.« Thomas nickte anerkennend. »Sicher sind Euch die Bewohner ans Herz gewachsen?«

      »Als wären sie meine eigenen Kinder«, sagte der Pfarrer lächelnd. In diesem belanglosen Gespräch schien seine Anspannung etwas abzufallen.

      »Und Ihr unternehmt alles, um sie vor ketzerischen Kräften zu schützen?«

      »Ich würde mein Leben dafür geben, diese Gemeinde vor dem Bösen zu bewahren.«

      Für einen Augenblick erschien ein tückisches Lächeln auf Thomas’ Gesicht, fast als wollte er eine Erwiderung darauf geben. Dann sprach er mit regungsloser Miene weiter.

      »Erzählt uns von der ungewöhnlichen Kindersterblichkeit in diesem Jahr.«

      »Es kommt manchmal vor, dass der Herr eine kleine Seele schon früh zu sich ruft. In diesem Jahr waren es derer drei. Für ein Dorf wie Reheim sind das ungewöhnlich viele tote Kinder, da wir uns nur selten über Nachwuchs freuen dürfen.«

      »Könnte dies das Werk des Bösen sein?«

      »Dessen bin ich mir sicher. Gott in seiner Herrlichkeit würde uns niemals so schwer bestrafen.«

      »Sicher habt Ihr schon von Ketzern gehört, die einen Pakt mit dem Teufel eingehen?«

      »Ja.«

      »Und von Hexen, die den Gehörnten anbeten und von ihm ketzerische Kräfte erhalten?«

      »Natürlich.«

      »Frauen, deren harmloses Äußeres über ihre dunklen Seelen täuschen kann?«

      »Ja.«

      »Und die Tod und Verderben über ein Dorf wie dieses bringen können?«

      »Ja.«

      »Und für den Tod der drei Neugeborenen verantwortlich sein können?«

      »Ja.«

      »Nun, da wir festgestellt haben, dass das Böse in Reheim Fuß gefasst hat, frage ich Euch, wen Ihr dieser Taten beschuldigt?«

      Vater Liborius zögerte mit seiner Antwort. »Ich verstehe nicht«, sagte er unsicher.

      »Wen beschuldigt Ihr der Ketzerei?«, wiederholte Thomas mit ruhiger Stimme.

      »Ich kenne alle Bewohner von Reheim und denke nicht, dass einer von ihnen …«

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