MIND. Daniel Siegel
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Schädel und Haut sind keine limitierenden Grenzen des Energie- und Informationsflusses.
Das Innerhalb- und Zwischen-Sein dieses einen Prozesses des Geistes zu akzeptieren war und bleibt etwas, das nicht dem entspricht, wie Akademiker oder Kliniker über das mentale Leben zu reden pflegen. Ein Prozess, der in und zwischen uns verteilt ist? Oberflächlich betrachtet, macht das keinen Sinn. Doch dies war die Grundidee, die mich innerlich bewegte, inmitten eines Meers von Vorstellungen vom Geist als bloßer Gehirnaktivität in diesem Jahrzehnt des Gehirnes.
Jenseits der wichtigen subjektiven Qualität des Geistes, jenseits sogar unseres Gewahrseins dieser Subjektivität und vielleicht sogar getrennt von unserer Informationsverarbeitung, war die Idee diese: Könnte ein Aspekt des Geistes als eine sich selbstorganisierende, emergente Fähigkeit dieses komplexen Systems verkörperten und relationalen Energie- und Informationsflusses gesehen werden?
Ich kehrte von jenem Spaziergang am Strand zurück und las mehr darüber, um mich für das nächste wöchentliche Treffen vorzubereiten, und es war verblüffend. Ich konnte in der Literatur nichts darüber finden, um die Verbindung des Verkörperten mit dem Relationalen zu untermauern, aber es schien mir eine logische Schlussfolgerung aufgrund der Mathematik der komplexen Systeme und des Nachsinnens über den Geist als Teil eines offenen, potenziell chaotischen, nicht-linearen Systems unseres Lebens zu sein. Wenn man das Grundelement als Energie- und Informationsfluss ansah, dann könnte vielleicht gemeinsam eine Brücke gebaut werden, die das Lebenswerk sowohl der Neurowissenschaftler als auch der Anthropologen und aller im Raum Befindlichen verbinden würde. In dieser nächsten Woche schlug ich den 40 versammelten Akademikern vor, dass wir folgende Arbeitsdefinition dieses einen Aspektes des Geistes in Betracht ziehen könnten: ein verkörperter und relationaler, selbstorganisierender, emergenter Prozess, der den Energie- und Informationsfluss sowohl innen als auch dazwischen reguliert.
In zusammengefasster Form, dieser sich selbstorganisierende Aspekt des Geistes kann kurz definiert werden als ein verkörperter und relationaler Prozess, der den Energie- und Informationsfluss reguliert.
Wo tritt dies auf? In Ihnen und zwischen Ihnen. Was ist es? Zumindest ein Aspekt des Geistes – nicht die Totalität des Geistes, aber ein wichtiger Zug – kann als ein sich selbst organisierender Prozess betrachtet werden, der aus dem Energie- und Informationsprozess in und zwischen uns entsteht und diesen reguliert.
Dieser Vorschlag eines Aspektes des Geistes als eines verkörperten und relationalen sich selbstorganisierenden, emergenten Prozesses des Energie- und Informationsflusses erklärt nicht die Primrealität subjektiver Erfahrung, aber könnte sich als mit ihr verbunden herausstellen, und zwar auf Arten und Weisen, die wir noch nicht verstehen. Oder es könnte sein, dass die subjektive Erfahrung gelebten Lebens, obgleich vielleicht eine emergente Eigenschaft des Energieflusses, etwas ist, das sich von der Selbstorganisation unterscheidet. Wir werden dieser Frage auf unserer Reise nachgehen,
Diese Sichtweise erklärt nicht das Bewusstsein, unsere Fähigkeit, gewahr zu sein und eine Wahrnehmung des Wissens zu haben. Innerhalb dieses Bewusstseins haben wir auch ein Gewahrsein des Wissens, und sogar eine Wahrnehmung des Wissenden. Aber diese Aspekte des Bewusstseins – wie die subjektive Erfahrung, die wir beim Gewahrsein haben – könnte desgleichen aus dem Energiefluss entstehen, sich aber letztlich von dem selbstorganisierenden Aspekt des Geistes unterscheiden.
Auch die Informationsverarbeitung könnte ein Teil der Selbstorganisation sein, obgleich die Vorstellung einer Regulation des Energie- und Informationsflusses, in jeder dieser Facetten des Geistes, höchstwahrscheinlich mit der Selbstorganisation verknüpft zu sein scheint. Wir werden die Wechselbeziehungen dieser vier genannten Facetten des Geistes im Auge behalten; Subjektivität, Bewusstsein, Informationsverarbeitung und Selbstorganisation. Jede von ihnen könnte verkörpert und relational sein, aber die genauen Wechselbeziehungen dieser Facetten werden im Brennpunkt unserer Erkundungsreise stehen.
Es ist auch wichtig, anzumerken, dass dieser Aspekt der Selbstorganisation des Geistes – obgleich die subjektive Realität, das Bewusstsein und sogar die Informationsverarbeitung letzten Endes innerhalb unseres Körpers, vielleicht sogar dominant im Gehirn, verortet sein könnte – auf beide, den Körper wie die Beziehungen, verteilt sein könnte. Je mehr wir jedoch Phänomene wie das Cloud-Computing [dt. „Datenwolken“, A.d.Ü.] und die Arten und Weisen betrachten, auf denen miteinander verbundene Computer gemeinsam zur Informationsverarbeitung beitragen können – eine Verarbeitung, die zumindest teilweise von den Absichten der Menschen gesteuert ist –, desto wahrscheinlicher ist es, dass das Innen- und Zwischen-Sein ein fundamentaler Part der Informationsverarbeitung eine Facette des Geistes ist. Wir werden diese Probleme noch eingehender auf unserer Weiterreise erkunden, einschließlich des Bewusstseins und seiner wahrgenommenen Subjektivität.
Es ist diese Differenzierung der Facetten des Geistes, die uns helfen kann, freier und ganzheitlicher bei unserem Erkundungsversuch, den Geist zu definieren. Diese sorgfältigen Unterscheidungen könnten auch hilfreich sein, einige der Spannungen zwischen den Forschern zu reduzieren, die verschiedene Facetten mentaler Erfahrung studieren könnten, ohne zu bemerken, dass diese differenzierte Aspekte einer einzigen Realität sein könnten, der Realität des Geistes. Sprache und sorgfältige Reflexion könnten Klarheit schaffen, die kollaborative Verbindungen fördern könnte.
Damit ganz klar ist: Diese Arbeitsdefinition des Geistes als eines verkörperten und relationalen selbstorganisierenden Prozesses maßt sich nicht an, die Ursprünge der subjektiven Realität, des Bewusstseins oder der Informationsverarbeitung zu erklären. Aber was sie anbietet, das ist ein übersichtlicher Arbeitsplatz, von dem aus wir uns tiefer in andere wichtige Aspekte des Geistes versenken können. Sie legt nahe, dass diese selbstorganisierende Facette des Geistes auf natürlichem Wege dem Energie- und Informationsfluss entspringt und diesen auch reguliert – in und zwischen uns. Diese Sichtweise klärt nicht nur das Was, sondern auch das Wo dieses Aspektes des Geistes.
Beziehungen sind die Art und Weise, wie wir Energie und Informationen teilen. Die Begriffe Gehirn oder verkörpertes Gehirn beziehen sich auf den verkörperten Mechanismus des Energie- und Informationsflusses. Dieser Vorschlag legt nahe, dass zumindest eine Facette des Geistes der verkörperte und relationale selbstorganisierende, emergente Prozess ist, der aus dem Energie- und Informationsfluss entspringt und diesen reguliert. Mit anderen Worten, der Energie- und Informationsfluss ist verkörpert (das verkörperte Gehirn oder einfach das Gehirn), wird geteilt (Beziehungen) und reguliert (Geist).
Einige Akademiker bekümmerte diese Definition, wie mir ein Professor persönlich mitteilte: „Energie ist kein wissenschaftliches Konzept und sollte niemals dazu verwendet werden, um den Geist zu beschreiben.“ Doch wenn Physik Wissenschaft ist, ist Energie angemessen für einen wissenschaftlichen Vorschlag. Ein anderer Forscher sagte, dass diese Sichtweise „den Geist vom Gehirn trennt“ und „uns in der Wissenschaft zurückwirft“. Aber obwohl wir diese Sorgen ernst nehmen können, bewirkt der Vorschlag, meiner Ansicht nach, genau das Gegenteil. Er bringt die verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen eher zusammen, als sie zu trennen, wie das allzu häufige Ergebnis zeitgenössischer Herangehensweisen (siehe Mesquita, Barret & Smith, 2010). Dieser Vorschlag trennt das Gehirn überhaupt nicht vom Geist; er legt vielmehr ihre tiefe Wechselbeziehung nahe. Tatsächlich rückt er ein wichtiges von wissenschaftlicher Seite häufig unbeachtetes, aber grundlegendes Element des menschlichen Lebens und Geistes ins Blickfeld – unsere Beziehungen zueinander und zur Welt, in der wir leben.
Gehirn, Beziehungen und Geist sind drei Aspekte einer Realität: Energie- und Informationsfluss. Diese Perspektive kann als Dreieck