Schöpfer der Wirklichkeit. Джо Диспенза

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Schöpfer der Wirklichkeit - Джо Диспенза

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mit dem »Selbst«, damit, »Jemand« zu sein, und wurden zum »Niemand«.

      Und in genau diesem Zustand, so erfuhr ich, konnten sie beginnen, das zu werden, was sie sich vorgestellt hatten. Das menschliche Gehirn, insbesondere der Frontallappen, besitzt die Fähigkeit, Lautstärke zu drosseln, ja äußere Reize ganz auszuschalten, darunter auch die Zeitwahrnehmung. Wie neueste Erkenntnisse der funktionellen Hirnscan-Technologie belegen, kommen die mit den Zeit-, Raum-, Gefühls-, Bewegungs- und Sinneswahrnehmungen beschäftigten neuronalen Schaltkreise bei hoch konzentrierten Menschen buchstäblich zur Ruhe.8 Als Menschen genießen wir einen Vorteil: Wir sind imstande, unsere Gedanken realer werden zu lassen als alles andere, und wenn wir das tun, speichert unser Gehirn diese Eindrücke in den tiefen Falten seines Gewebes. Wenn wir diese Fähigkeit meistern, können wir anfangen, unser Gehirn neu zu programmieren und unser Leben zu verändern.

      Was ist Aufmerksamkeit?

      Zu den neuesten Erkenntnissen der Neurowissenschaften gehört: Um die Architektur des Gehirns zu verändern, müssen wir auf unser Erleben im gegenwärtigen Moment achten. Neuronale Netzwerke, die passiv stimuliert werden, d.h. ohne dass wir den Auslöser beachten, bewirken keine Veränderungen im Gehirn. Vielleicht hören Sie während Ihrer Lektüre dieses Buchs beispielsweise in der Wohnung über Ihnen jemanden staubsaugen. Hat dieses Geräusch für Sie keine Bedeutung, werden Sie es nicht weiter beachten, sondern einfach weiterlesen. Was Sie gerade lesen, ist Ihnen sehr wichtig, deswegen aktiviert Ihre Aufmerksamkeit nur ganz bestimmte neuronale Kreisläufe Ihres Gehirns, während andere, unwichtige Wahrnehmungen ausgefiltert werden.

      Was also ist Aufmerksamkeit? Wenn Sie Ihre Aufmerksamkeit auf etwas richten, missachten Sie währenddessen alle anderen Informationen, die Ihnen sensorisch zur Verfügung stünden. Sie können auch zufällig aufkommende Erinnerungen unterbinden. Sie lassen Ihre Gedanken nicht zu den Überlegungen wandern, was es wohl zum Abendessen gibt, wie das letzte Weihnachtsfest war oder was Sie von Ihrem Kollegen denken. Sie hindern Ihren Geist daran, irgendetwas anderes zu tun als das, was Ihnen in diesem Augenblick wichtig erscheint. Ohne diese Selektionsfähigkeit könnten Sie nicht überleben. Und diese Fähigkeit, Ihre Aufmerksamkeit auf eine kleine Auswahl an Informationen zu konzentrieren, sitzt im Frontallappen Ihres Gehirns.

      Der Frontallappen ermöglicht es Ihnen, Ihre Aufmerksamkeit auf eine Sache gerichtet zu halten – beispielsweise darauf, diese Seiten zu lesen –, weil er währenddessen andere Gehirnbereiche abschaltet, die mit Empfindungen wie Hören und Schmecken oder dem Bewegen Ihrer Beine, dem Spüren Ihres Gesäßes auf dem Sofa, mit Kopfschmerzen oder auch der Wahrnehmung Ihrer vollen Blase zu tun haben. Je besser es Ihnen daher gelingt, sich auf Ihre inneren mentalen Bilder zu konzentrieren, desto gründlicher können Sie Ihr Gehirn umprogrammieren und desto leichter wird es Ihnen fallen, andere Kreisläufe des Gehirns zu steuern, die ähnliche sensorische Reize verarbeiten. Mit anderen Worten: Aufmerksamkeit ist eine Kunst – und eine notwendige Voraussetzung!

      Andere Gemeinsamkeiten

      Darüber hinaus enthielten die Schilderungen meiner Gesprächspartner weitere Gemeinsamkeiten, die allerdings weniger gewichtig waren als die vier genannten. Ich beschränke mich auf die Erwähnung von zwei weiteren: Erstens wussten diese Menschen tief in ihrem Inneren mit großer Sicherheit, dass sie geheilt waren. Sie benötigten keinerlei diagnostische Beweise für das Verschwinden ihrer Krankheit – allerdings unterzogen sich dennoch viele bestätigungshalber entsprechenden Tests.

      Zweitens hatten etliche der behandelnden Ärzte ihre Entscheidung gegen eine konventionelle Behandlungsmethode für Wahnsinn erklärt. Und sogar, als die Betreffenden sich ihren Ärzten als geheilt präsentierten, wollten diese es zunächst nicht glauben. Das ist in gewisser Weise verständlich, wenn auch sehr bedauerlich. Immerhin sagten die meisten Ärzte angesichts der bei diesen Menschen objektiv messbaren Veränderungen: »Ich weiß zwar nicht, was Sie anstellen, aber was auch immer es sein mag: Machen Sie damit weiter!«

      Neue Durchbrüche in der Hirnforschung

      Meine Erforschungen des Phänomens der Spontanheilungen ließen mein Interesse an allem, was es über das Gehirn zu wissen gibt, wieder hell aufflammen. Unsere heutige Zeit ist in dieser Hinsicht ungeheuer spannend: Noch nie zuvor konnten wir – dank der Neurowissenschaft – so viel über dieses bemerkenswerte Organ in Erfahrung bringen. Einige der jüngsten Erkenntnisse darüber, wie das Gehirn Gedanken erzeugt, könnten uns Hinweise liefern, wie wir in unserem Körper und in unserem Leben vieles zum Positiven wenden können.

      Wer vor über 20 Jahren zur Schule ging, dem wurde noch beigebracht, das Gehirn habe wenig Veränderungsspielraum; unsere angeborenen Nervenzellverbindungen hätten uns im Hinblick auf Neigungen, Charakterzüge und Gewohnheiten bereits weitgehend festgelegt. Aus wissenschaftlicher Sicht galt das Gehirn damals als unveränderlich. Und sicher stimmt auch, dass alle Menschen in bestimmten Bereichen ihres Gehirns auf dieselbe, festgelegte Weise funktionieren, denn wir alle besitzen in vielerlei Hinsicht identische körperliche Strukturen und Funktionen.

      Doch wie die heutige Forschung beweist, ist das Gehirn keineswegs so festgelegt, wie wir einst dachten. Wie wir inzwischen wissen, kann jeder von uns, in jedem Alter, neues Wissen erwerben, in seinem Gehirn verarbeiten und zu neuen Gedanken formulieren, wobei diese Prozesse in unserem Gehirn Spuren hinterlassen, genauer gesagt: neue synaptische Verbindungen. Das macht Lernen aus.

      Neben Wissen zeichnet das Gehirn auch jede neue Erfahrung auf. Wenn wir etwas erleben, übertragen unsere Sinne Unmengen von Informationen ans Gehirn und übermitteln, was wir sehen, riechen, fühlen, hören und schmecken. Die Neuronen organisieren sich in entsprechenden Verbindungsnetzwerken, die diese Erfahrungen widerspiegeln. Die Neuronen bewirken auch die Ausschüttung von Chemikalien, die bestimmte Gefühle bewirken. Diese unterstützen uns dabei, uns an eine Erfahrung zu erinnern. Der Prozess der Ausformung von Erinnerungen hilft, die neuen neuronalen Verbindungen längerfristig aufrechtzuerhalten. Unser Gedächtnis ist einfach ein Prozess der Aufrechterhaltung neuer synaptischer Verbindungen.9

      Die Wissenschaft ist dabei, genauer zu erforschen, wie wiederholte Gedanken diese neurologischen Verbindungen stärken und unsere Gehirnfunktionen beeinflussen. Wie einige interessante Studien belegen, ruft mentales Üben nicht nur Veränderungen im Gehirn hervor, sondern zeigt auch im Körper Wirkung. Probanden, die sich beispielsweise vorstellten, mit einem bestimmten Finger eine Zeit lang Gewichte zu heben, stärkten damit nachweislich den Finger.10

      Anders als der Mythos vom festgelegten Gehirn uns glauben machen wollte, wissen wir heute: Das Gehirn verändert sich durch jede Erfahrung, jeden neuen Gedanken und durch alles, was wir neu lernen. Man nennt das »Plastizität«. Und es mehren sich die Beweise dafür, dass das Gehirn sich in jedem Alter verändern und formen lässt. Je tiefer ich in die Erkenntnisse über die Plastizität des Gehirns eindrang, desto mehr faszinierte mich, dass man das Gehirn mithilfe bestimmter Informationen und Fähigkeiten gezielt beeinflussen kann.

      Die Plastizität des Gehirns ist seine Fähigkeit, sich bis weit in unser Erwachsenenalter hinein umzuformen und umzuorganisieren. Bei professionellen Geigern zum Beispiel findet man eine bemerkenswerte Vergrößerung des somatosensorischen Cortex (der mit dem Tastsinn verbundenen Gehirnregion), allerdings überwiegend im Bereich der linken Hand, die den Geigenhals hält und sich auf dem Griffbrett über die Saiten bewegt, und deutlich weniger im Bereich der rechten, den Bogen führenden Hand. Auch die beiden Gehirnhälften wurden verglichen: Der Bereich des Gehirns, der die Finger der linken Hand koordiniert, war deutlich größer als der (normal groß gebliebene) Bereich für die rechte Hand.

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