Schöpfer der Wirklichkeit. Джо Диспенза
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Viele Patienten hatten ihre Therapien wegen erwiesener Nutzlosigkeit abgebrochen. Manche hatten sich auch nie um medizinische Unterstützung bemüht. Was also hatten alle diese ehemals Kranken letztlich getan, das sie wieder gesund werden ließ?
Nach Auswertung der Informationen aus meinen sämtlichen Gesprächen musste ich aus wissenschaftlicher Perspektive davon ausgehen, dass es sich hier um mehr als einen Zufall handelte. Ein einmaliges Ereignis heißt im Englischen incident. Geschieht das Gleiche ohne erkennbaren Grund ein zweites Mal, nennen wir das co-incident, vielmehr coincidence: ein überraschendes, zufällig wirkendes Zusammentreffen von Ereignissen.
Doch ereignet sich das Gleiche ein drittes, ein viertes und gar ein fünftes Mal, müssen wir die Zufalls-Hypothese fallenlassen: Es muss etwas in Übereinstimmung geschehen sein, damit es zu diesen Wiederholungen kommen konnte. Im Licht dieser Wiederholungen erscheint es sinnvoll, dem alten Spruch nachzugehen, der besagt: Keine Wirkung ohne Ursache. Angenommen – so fragte ich mich –, es gibt hier eine Ursache-und-Wirkung-Beziehung und weiter angenommen, die Wirkung ist in all diesen Fällen die spontane Wiederherstellung der Gesundheit: Was kann das in allen diesen Individuen verursacht haben?
Da in keinem der Fälle eine wie auch immer geartete Behandlung in direkter Weise auf den Körper eingewirkt hätte, nahm ich an, es könnte vielleicht ein innerer Prozess im Gehirn diese Veränderungen hervorgerufen haben. Sollte unser Denken tatsächlich so viel Macht haben? Wie die meisten Ärzte zugestehen, beeinflusst die innere Einstellung eines Patienten den Erfolg seiner Behandlung. Wäre es möglich, dass die Heilung aller dieser Menschen einfach auf einer Veränderung ihres Geistes, ihres Denkens beruhte?
Ich sann auch darüber nach, ob es eine wissenschaftlich haltbare Beziehung zwischen den Vorkommnissen in diesen Fällen und dem menschlichen Geist gab. Wenn wir das Ganze streng wissenschaftlich angingen, würden wir dann vielleicht entdecken, dass ein Prozess im Geist – und zwar unmittelbar im Gewebe des Gehirns – stattgefunden hatte, der solche Heilungen hervorruft? Könnten wir diesen Prozess mit denselben Ergebnissen wiederholen? Würden wir dabei wissenschaftliche Gesetzmäßigkeiten aufspüren, mit deren Hilfe sich die Verbindung zwischen Körper und Geist erklären ließe?
Fasziniert von meinen Erkenntnissen an der Ramtha-Schule, deren Credo gerade das Primat des Geistes über die Materie ist, machte ich diese Fragen zum Ausgangspunkt meiner Studien der Spontanheilungen und ihrer möglichen Beziehung zum menschlichen Geist. Ich war sehr geneigt, an diese Beziehung zu glauben – immerhin hatte ich die Erfahrung, dass der menschliche Geist den Körper heilen kann, bereits selbst gemacht. Tatsächlich waren einige Menschen, die ich im Lauf der Zeit zu diesem Thema interviewte, Schüler der Ramtha-Schule, die gelernt hatten, ihren eigenen Körper zu heilen.
Vom Wesen der Wunder
Manchmal bereitete es mir durchaus Mühe, die Heilungen zu akzeptieren. Andererseits wird seit Menschengedenken davon berichtet. In alter Zeit wurden sie in der Regel im Rahmen der jeweiligen religiösen Überzeugungen interpretiert. Aus christlichen, buddhistischen, islamischen, alten ägyptischen oder hebräischen Überlieferungen erfahren wir, dass viele zivilisierte Kulturen an die Möglichkeit einer spontanen Wiederherstellung der Gesundheit glaubten und davon berichteten.
In der Vergangenheit bezeichneten die Menschen es oft als »Wunder«, wenn etwas geschah, das sich mit dem Wissenschafts- und Kenntnisstand der jeweiligen Zeit nicht erklären ließ. Das Lexikon definiert ein Wunder als eine Wirkung oder ein außergewöhnliches Ereignis in der physischen Welt, das alle bekannten menschlichen oder natürlichen Kräfte übersteigt und deshalb einer übernatürlichen Ursache zugeschrieben wird.
Wie das Studium geschichtlicher Quellen zeigt, pflegte man früher Ereignisse, die nicht in die kulturellen Überzeugungen und die sozialen, wissenschaftlichen oder politischen Konventionen passten, als »Wunder« zu bezeichnen. Stellen Sie sich einen Mann vor, der aus einem Flugzeug springt: Sein Fallschirm öffnet sich und er landet sicher auf der Erde. Noch vor zwei Jahrhunderten hätte das als Wunder gegolten und wäre, wie andere unerklärliche Phänomene, dem Wirken einer übernatürlichen Kraft zugeschrieben worden – sei sie göttlicher oder dämonischer Natur.
Zurück in die Gegenwart: Eine Frau bildet eine schwere Krankheit aus, die normalerweise zum Tod führt, und erhält die Prognose, sie habe nur mehr sechs Monate zu leben. Nach sechs Monaten sucht sie den Arzt erneut auf, um sich untersuchen zu lassen. Und dieser stellt zu seiner Überraschung fest, dass er keinerlei Anzeichen der Krankheit mehr finden kann. Nach objektiven Kriterien ist die Frau geheilt.
Wenn wir eine Genesung dieser Art als »Wunder« bezeichnen, übersehen wir eine weiter reichende Wahrheit: Sobald eine Gesellschaft die Ursachen, Funktionen und Auswirkungen eines Ereignisses begriffen hat, erhebt sie es nicht mehr auf die Ebene des Übernatürlichen. Früher dienten Mythen und Legenden der Erklärung von Naturphänomenen. So hat jede Kultur beispielsweise ihren eigenen Schöpfungsmythos. Und es berichten neben der christlichen auch viele andere Überlieferungen von einer großen Flut. Wie wir heute erkannt haben, könnte unsere individuelle oder die Unfähigkeit unserer Kultur, ein Ereignis zu erklären, mit unserem Wissensdefizit zusammenhängen. Vieles, was einst als wundersam galt, betrachten wir heute als natürlich. Existiert also vielleicht auch für Spontanheilungen eine plausible Erklärung?
Das Wundersame besitzt eine interessante Komponente. Wer nach sogenannten wundersamen Erfahrungen oder Ergebnissen strebt, die nicht den jeweiligen kulturellen Überzeugungen entsprechen, handelt gegen die medizinischen, sozialen oder gar religiösen Konventionen. Angenommen, bei einem Mann werden Bluthochdruck und ein erhöhter Cholesterinspiegel festgestellt. Sein allopathischer Hausarzt erklärt ihm die Therapie und deren Aussichten, gibt ihm einen Behandlungsplan, vielleicht verschreibt er Medikamente, empfiehlt eine bestimmte Diät und gibt ihm alle möglichen Verhaltensratschläge. Reagiert der Patient in der Weise, dass er sich freundlich bedankt, aber andeutet, er würde auf seine eigene Weise damit umgehen, wäre der Arzt sicherlich der Ansicht, er setze mutwillig sein Leben aufs Spiel. Jeder, der sich auf den hoffnungsvollen Weg zu einer wundersamen Veränderung in seinem Leben begibt, muss damit rechnen, für fehlgeleitet, irrational, fanatisch oder sogar verrückt gehalten zu werden.
Gäbe es jedoch Mittel und Wege, das Wie und Warum solcher »Wunderheilungen« zu erklären, würden jene, die nach solchen Erfahrungen streben, nicht länger als tollkühn oder unzurechnungsfähig bezeichnet. Besäßen wir Zugang zu Informationen, wie man solche Leistungen vollbringen kann, und könnten wir dieses Wissen auf wissenschaftlicher Basis individuell anwenden, würden unsere Bemühungen um wundersame Ergebnisse nicht mehr auf Widerstand, sondern auf Unterstützung stoßen.
Die vier Säulen der Heilung
Nachdem ich jahrelang Menschen interviewt hatte, die Spontanheilungen am eigenen Leib erlebt hatten, wurde mir klar, dass den meisten von ihnen vier Faktoren gemeinsam waren.
Bevor ich diese vier Qualitäten oder »Koinzidenzen« beschreibe, die sich bei den meisten aufspüren lassen, möchte ich einige Punkte aufführen, die in meinen Fallstudien nicht gehäuft auftraten. Nicht alle Teilnehmer praktizierten eine Religion, einige besaßen gar keine religiösen Neigungen. Nur wenige hatten einen Hintergrund als Priester, Rabbi, Pfarrer oder dergleichen. Nicht alle waren Anhänger der New-Age-Bewegung. Nur wenige beteten zu einem religiösen Wesen oder verehrten ein charismatisches Religionsoberhaupt. Sie unterschieden sich in Geschlecht, Alter, Rasse, Kultur, Bildung, Beruf