Schöpfer der Wirklichkeit. Джо Диспенза
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Diese unbewussten Denkmuster werden zu unseren unbewussten Seinsmustern. Sie haben eine direkte Wirkung auf unser Leben – genauso wie bewusste Gedanken. Alle unsere Gedanken erzeugen biochemische Reaktionen, die ein bestimmtes Verhalten auslösen; insofern erzeugen auch unsere wiederholten, unbewussten Gedanken automatisierte Verhaltensmuster, die wir als nahezu zwingend empfinden. Diese Verhaltensmuster sind Gewohnheiten, die neurologisch im Gehirn »fest verdrahtet« werden.
Es kostet Aufmerksamkeit und Mühe, den Teufelskreis eines unbewusst ablaufenden Denkmusters zu verlassen. Zuerst müssen wir unsere Routine durchbrechen und uns unser Leben ansehen. Durch Kontemplation und Selbstreflexion werden wir uns unserer unbewussten Drehbücher bewusst. Dann müssen wir lernen, diese Gedanken wahrzunehmen, ohne dementsprechend zu reagieren, um die automatischen chemischen Prozesse zu unterbinden, die ein bestimmtes Verhalten nach sich ziehen. Jeder Mensch trägt die Fähigkeit zur Selbstwahrnehmung, zur Beobachtung der eigenen Gedanken in sich. Wir müssen lernen, uns von diesen Programmen zu distanzieren, dann können wir sie auch beherrschen. So erlangen wir schließlich die Kontrolle über unsere Gedanken. Damit unterbrechen wir neurologische Verknüpfungen, die sich verfestigt haben.
Da die Neurowissenschaft uns zeigt, dass Gedanken im Gehirn zu chemischen Reaktionen führen, erscheint es nur logisch, dass eine Veränderung unserer inneren Einstellung auch eine Wirkung auf unseren Körper haben muss. Unsere Gedanken wirken nicht nur auf die Art, wie wir leben; unsere Gedanken wirken bis in die Materie unseres Körpers hinein – ja, sie werden Materie.
Ihre Überzeugung, Gedanken seien real wirksam und das, was Menschen denken, habe einen direkten Einfluss auf ihr Leben und ihre Gesundheit, brachte diese Menschen zu der Erkenntnis, dass ihr eigenes Denken sie in Schwierigkeiten gebracht hatte. Sie begannen, ihr Leben zu analysieren, und in dem gleichen Maß, wie sie ihr Denken veränderten, gelang es ihnen auch, ihre Gesundheit zurückzugewinnen. So kann eine neue Einstellung ebenfalls zu einer neuen Gewohnheit werden.
Koinzidenz Nr. 3: Wir können uns selbst neu erfinden
Diesen aufgrund ihrer physischen und mentalen Erkrankungen hoch motivierten Menschen war etwas klar geworden: Sie mussten konsequent am Denken neuer Gedanken festhalten. Um ein anderer Mensch zu werden, musste jeder sich in ein neues Leben hineindenken. Alle, die ihre Gesundheit wiedergewonnen haben, hatten irgendwann bewusst die Entscheidung getroffen, sich selbst neu zu erfinden. Jeder brach aus seiner täglichen Routine aus, verbrachte Zeit allein, reflektierte und dachte darüber nach, was für eine Art Mensch er denn werden wollte. Alle stellten sie Fragen und zogen ihre bisherigen Annahmen über sich selbst ganz grundsätzlich in Zweifel.
»Was wäre, wenn …«-Fragen spielen bei diesem Prozess eine zentrale Rolle. Was wäre, wenn ich damit aufhörte, ein unglückliches, selbstbezogenes, leidendes Opfer zu sein, und wie stelle ich das an? Was wäre, wenn ich aufhörte, mir Sorgen zu machen, mich schuldig zu fühlen oder Groll zu hegen? Was wäre, wenn ich anfinge, mir selbst und anderen gegenüber aufrichtig zu sein?
Diese »Was wäre, wenn …«-Fragen münden in andere Fragen: Welche Menschen in meinem Bekanntenkreis sind meistens glücklich und wie verhalten sie sich? Welche historischen Gestalten bewundere ich? Wie könnte ich ihnen ähnlich werden? Wie müsste ich reden, handeln und denken, um mich der Welt anders zu präsentieren? Was möchte ich an mir verändern?
Das Sammeln von Informationen war ein weiterer wichtiger Schritt. Um neue Vorstellungen von sich selbst entwickeln zu können, mussten meine Gesprächspartner das, was sie über sich selbst wussten, entsprechend ummodeln. Jeder leitete erste Ideen aus seinen eigenen Lebenserfahrungen ab. Darüber hinaus durchforsteten sie aber auch Bücher und Filme nach Menschen, die sie beeindruckten. Aus den positiven Aspekten dieser Persönlichkeiten und den ihnen erstrebenswert erscheinenden Qualitäten bildeten sie das Rohmaterial für das Bild ihres eigenen neuen Selbstausdrucks im Leben.
Ihre Erkundungen einer besseren Art des Seins brachte sie auch zu neuen Denkweisen. Sie unterbrachen den Strom der sich wiederholenden Gedanken, die sonst den größten Teil ihres Wachbewusstseins besetzt gehalten hatten. In dem gleichen Maß, wie sie die vertrauten, bequemen Denkgewohnheiten losließen, konnten sie neue Konzepte davon kreieren, wer sie werden wollten, und an die Stelle ihrer alten Vorstellungen von sich selbst neue Ideale setzen. Sie nahmen sich die Zeit, täglich mental zu üben, wie dieser neue Mensch sein würde. Wie im ersten Kapitel erwähnt, stimuliert das mentale Üben das Gehirn, neue neuronale Verbindungen herzustellen, und verändert die Art, wie Gehirn und Geist arbeiten.
1995 wurde im Journal of Neurophysiology ein Artikel veröffentlicht: Er behandelte die Wirkung, die rein mentales Üben auf die neuronalen Netzwerke des Gehirns hat.6
Neuronale Netzwerke sind individuelle Gruppen von Nervenzellen (oder Neuronen), die in einem funktionierenden Gehirn mit einer gewissen Unabhängigkeit zusammenarbeiten. Neuronale Netzwerke sind das neueste Modell, anhand dessen die Neurowissenschaftler darlegen, wie unser Lernen und unsere Erinnerung funktionieren. Sie können auch erklären, wie das Gehirn sich mit jeder neuen Erfahrung verändert, wie verschiedene Arten von Erinnerungen sich ausbilden, wie Fähigkeiten sich entwickeln, wie es zu bewusstem und unbewusstem Handeln und Verhalten kommt, ja selbst, wie alle Formen sensorischer Wahrnehmungen verarbeitet werden. Neuronale Netzwerke bilden das Grundelement, auf dessen Basis die Neurowissenschaft erklärt, wie wir uns auf der Zell-Ebene verändern.
Bei dem speziellen Forschungsprojekt nahmen vier Gruppen von Probanden an einer fünftägigen Studie teil: Ziel des Vorhabens war, zu messen, welche Veränderungen im Gehirn beim Klavierüben stattfinden. Die erste Gruppe lernte eine bestimmte, einhändig zu spielende Sequenz auf dem Klavier, die alle fünf Finger beanspruchte; diese sollte über einen Zeitraum von fünf Tagen täglich zwei Stunden physisch geübt werden. Die Mitglieder der zweiten Gruppe sollten in derselben Zeit einfach wahllos auf dem Klavier herumklimpern. Die dritte Gruppe kam nie einem Klavier nahe: Die Teilnehmer sollten beobachten, was der ersten Gruppe beigebracht wurde, bis sie die Sequenz auswendig konnten, und sie dann mental üben, indem sie sich vorstellten, sie fünf Tage lang täglich zwei Stunden auf dem Klavier zu wiederholen. Die vierte Gruppe diente ausschließlich als Kontrollgruppe und tat gar nichts; in dieser Phase der Studie trat sie nicht einmal in Erscheinung.
Nach Ablauf der fünf Tage wurde bei allen Probanden mithilfe der sogenannten »transcranialen magnetischen Stimulation« und ein paar anderer technologisch hoch entwickelter Apparate gemessen, ob sich in ihrem Gehirn etwas verändert hatte. Zur allgemeinen Überraschung wiesen die Gehirne jener Gruppenteilnehmer, die rein mental geübt hatten, beinahe identische Veränderungen auf – die Erweiterung und Entwicklung neuronaler Netzwerke in dem gleichen Bereich des Gehirns –, wie die Gehirne derjenigen, die tatsächlich physisch Klavier geübt hatten. Die Gehirne der zweiten Gruppe, die nichts Spezifisches gelernt und geübt hatte, zeigten nur geringe Veränderungen: Ihre Übungen hatten aufgrund ihres Zufallscharakters nicht wiederholt dieselben Netzwerke stimuliert und deshalb keine bestimmten Nervenzellverbindungen gestärkt. Und bei der »untätigen« Kontrollgruppe hatte sich gar nichts verändert.
Wie konnte es dazu kommen, dass die dritte Gruppe beinahe identische Veränderungen im Gehirn aufwies wie die erste, wobei doch die Teilnehmer nie eine Klaviertaste berührt hatten? Durch ihren mentalen Fokus hatten sie immer wieder bestimmte neuronale Netzwerke in spezifischen Bereichen des Gehirns feuern lassen. Das bewirkte, dass diese Nervenzellen stärkere Verbindungen untereinander entwickelten. In den Neurowissenschaften nennt man das »Hebb’sches Lernen«.7 Das Konzept ist simpel: »Neurons that fire together, wire together« (»Nervenzellen, die gemeinsam feuern, verschalten sich.«). Werden bestimmte Gruppen von Neuronen regelmäßig stimuliert, verstärken sie ihre Verbindungen zueinander.
Demzufolge hatten die Probanden, die rein mental geübt hatten, ihr Gehirn genauso