Nationalsozialismus und Holocaust – Materialien, Zeitzeugen und Orte der Erinnerung in der schulischen Bildung. Группа авторов
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Rüsen, Jörn: Geschichtskultur, Bildung und Identität. Über Grundlagen der Geschichtsdidaktik (Bern 2020).
Rüsen, Jörn: Historik. Theorie der Geschichtswissenschaft (Köln 2013).
Rüsen, Jörn: Objektivität, in: Bergmann, Klaus / Klaus Fröhlich / Annette Kuhn u. a. (Hrsg.): Handbuch der Geschichtsdidaktik (Seelze 19975) S. 160–163.
Rüsen, Jörn u. a.: Untersuchungen zum Geschichtsbewusstsein von Abiturienten im Ruhrgebiet, in: Borries, Bodo von / Jörn Rüsen / Hans-Jürgen Pandel (Hrsg.): Geschichtsbewusstsein empirisch (Pfaffenweiler 1991) S. 221–344.
Sander, Wolfgang: Bildung – ein kulturelles Erbe für die Weltgesellschaft (Frankfurt/M. 2018).
Sander, Wolfgang: Bildung – zur Einführung in das Schwerpunktthema, in: Zeitschrift für Didaktik der Gesellschaftswissenschaften 5, 2 (2014) S. 7–15.
Schapp, Wilhelm: In Geschichten verstrickt. Zum Sein von Mensch und Ding (Frankfurt/M. 20125).
Schneider, Gerhard: Personalisierung/Personifizierung, in: Barricelli, Michele / Martin Lücke (Hrsg.): Handbuch Praxis des Geschichtsunterrichts (Schwalbach/Ts. 2017) S. 302–315.
Schneuwly, Bernard: Schulfächer: Vermittlungsinstanzen von Bildung, in: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 21, 2 (2018) S. 279–298.
Stalder, Felix: Kultur der Digitalität (Berlin 2016).
Völkel, Bärbel: Inklusive Geschichtsdidaktik. Vom inneren Zeitbewusstsein zur dialogischen Geschichte (Schwalbach/Ts. 2017).
Weinert, Franz E.: Vergleichende Leistungsmessung in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit, in: Weinert, Franz E. (Hrsg.): Leistungsmessungen in Schulen (Weinheim 2002) S. 17–31.
When We Disappear (2020), www.whenwedisappear.com (3.11.2020).
Wikipedia: Bildung (2020), https://de.wikipedia.org/wiki/Bildung (3.11.2020).
Wisard, François: Les Justes Suisses. Des actes de courage méconnus au temps de la Shoah (Genf 2007).
Yad Vashem The International School for Holocaust Studies: „Was geht mich die Geschichte an?“ Den Holocaust im 21. Jahrhundert unterrichten (Jerusalem 2012).
Anmerkungen
1 Ich danke insbesondere Jasmine Steger für die anregenden und weiterführenden Diskussionen zum Thema, die zu einer hoffentlich für alle Leserinnen und Leser erkennbaren Präzisierung der Argumentation geführt haben.
2 Dies zeigt sich z. B. bei der App «Fliehen vor dem Holocaust», die im folgenden Kapitel vorgestellt wird: Sie wurde gemeinsam für Deutschland, Österreich und die Schweiz entwickelt, und je nach Lehrplan wird anders argumentiert, wieso die App in diesem oder jenem Land eingesetzt werden soll.
3 Herzlichen Dank an Janina Tiemann für die große Unterstützung bei der Entwicklung dieser Grafik.
4 Die App kann über die einschlägigen Plattformen (App Store und Google Play Store) sowie auf der Website http://www.erinnern.at/app-fliehen (aufgerufen am 31.10.2020) für Windows-Anwendungen gratis bezogen werden.
5 Mit der sogenannten Begrenzungsinitiative wollten die Initianten die Personenfreizügigkeit der Schweiz mit der EU beenden und also die Zuwanderung einschränken. Laut dem Komitee habe es seit der Einführung der vollen Personenfreizügigkeit mit der EU eine Massenzuwanderung gegeben, welche die Umwelt, den Arbeitsmarkt, die Sozialwerke und die Infrastruktur extrem belastet hätten. Die Initianten wollten deshalb, dass die Schweiz die Zuwanderung ohne Freizügigkeit selbst kontrolliert. Die Initiative wurde am 27. September 2020 mit über 60 Prozent abgelehnt.
6 SVP steht für Schweizerische Volkspartei. Sie ist eine nationalkonservative, rechtspopulistische und wirtschaftsliberale politische Partei. Seit den eidgenössischen Wahlen 2003 ist die SVP die landesweit gesehen stärkste Partei und stellt zwei von sieben Bundesräten.
7 www.whenwedisappear.com/edu (aufgerufen 3.11.2020).
Victoria Kumar
Die Vermittlung von Nationalsozialismus und Holocaust in der Bildung heute
Wissenschafterinnen und Wissenschafter, Pädagoginnen und Pädagogen sowie Vermittlerinnen und Vermittler in der schulischen und außerschulischen Bildungsarbeit stellen sich schon seit Langem die Frage, welche Formen pädagogischer und erinnerungskultureller Praxis sich eignen, um sich einer Geschichte zu nähern, zu der wir einen zeitlich immer größeren Abstand gewinnen, der aber als nicht abgeschlossener Geschichte die ordnende Kraft des Rückblicks fehlt. Zeitgeschichte bzw. Gegenwartsgeschichte ist als „nahe Geschichte“ untrennbar mit ihren Interpretinnen und Interpreten sowie deren Erfahrungen und Perspektiven verbunden (Sabrow, 2020). Es geht also einerseits um die Vermittlung von historischem Wissen, andererseits um die Berücksichtigung des Selbstverständnisses und der zeitgeschichtlichen Erfahrungen sowohl der Lehrenden als auch der Lernenden – ob und wie die Aneignung der Inhalte gelungen ist (historisches Bewusstsein).
Erinnerungsarbeit und Geschichtsvermittlung sahen und sehen sich speziell in den Nachfolgestaaten des NS-Staates mit Abwehrmustern konfrontiert, geht es hier doch in besonderer Weise um die Auseinandersetzung mit Täter- und Mittäterschaft, womöglich in der eigenen Familiengeschichte. Abwehrmuster, problematische Empathien und Umdeutungen können sich dabei sowohl auf die Aufarbeitung und Erinnerung als auch auf den historischen Gegenstand selbst beziehen: „In den Praktiken, das zum Verschwinden zu bringen, was nach 1945 am meisten beunruhigt und verstört, zeigen sich Abwehrmuster gegenüber einer negativen Geschichte, die nicht zu Ende ist, die aber nicht in das Selbstbild aufgeklärter Fortschrittlichkeit passt“ (Messerschmidt, 2010). Vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen kann das Lehren über den Nationalsozialismus (immer noch) als moralisierende Belehrung innerhalb eines „Schulddiskurses“ empfunden werden, das Lernen darüber als etwas, das mit einem selbst wenig zu tun hat. Gleichzeitig spiegeln sich im Mikrokosmos Schule gesamtgesellschaftliche Kontinuitäten wider und zeigen sich auch hier bagatellisierende oder glorifizierende Bezugnahmen auf die NS-Zeit und treten Antisemitismus und Rassismus in unterschiedlichen Erscheinungsformen zutage (Bernstein, 2020).
Mit welchen gesellschaftlichen und pädagogischen Herausforderungen eine gelungene Vermittlung von Nationalsozialismus und Holocaust gegenwärtig konfrontiert ist, wird im Folgenden anhand zweier wesentlicher Entwicklungen der letzten Jahre erörtert: digitales Lernen und „globalisiertes Klassenzimmer“.
Lehren und Lernen über Nationalsozialismus