Nationalsozialismus und Holocaust – Materialien, Zeitzeugen und Orte der Erinnerung in der schulischen Bildung. Группа авторов

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Nationalsozialismus und Holocaust – Materialien, Zeitzeugen und Orte der Erinnerung in der schulischen Bildung - Группа авторов

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hat insgesamt zu großen Veränderungen bei Bildungsangeboten, Nutzungsverhalten und Partizipationsmöglichkeiten geführt. Digitale bzw. virtuelle Angebote wie Apps und Online-Spiele entsprechen dem Lebensumfeld von Schülerinnen und Schülern, welche quasi rund um die Uhr online sind und weitgehend ein eigenes Smartphone und/oder ein anderes Endgerät besitzen. Die Technik an sich stellt für sie als digital natives zumeist keine relevante Herausforderung dar. Lehrpersonen aber agieren bei der Nutzung virtueller Räume für das historische Lernen immer noch zurückhaltend. Digitale Medien sind erst in jüngster Vergangenheit durch die krisenbedingte Umstellung auf Fernlehre vermehrt erprobt worden. Relevant für die Vermittlung sind sie zweifelsohne insofern, als dass der Transfer von Wissen mittels gewohnter Kommunikationsmittel erfolgt. Geschichten von Verfolgten des Nationalsozialismus, die immer seltener „aus erster Hand“ gehört werden können, sind mittels digitaler Technologien in moderner, kreativer und ansprechender Form zu erzählen, zu verbreiten und im Prinzip jederzeit zu nutzen. Die Social Media Serie „eva.stories“1 hat beispielsweise gezeigt, wie über den Kanal Instagram eine Geschichte des Holocaust erzählt und sehr schnell eine hohe Anzahl an Menschen erreicht werden kann.

      Mit Blick auf die Erfahrungen in der Corona-Krise lässt sich bereits bilanzieren, dass digitale Medien und Lernangebote für viele – vor allem junge – Menschen ein niedrigschwelliger Einstieg in die Beschäftigung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust sein können. Der schnellen Verbreitung und Zugänglichkeit steht allerdings gegenüber, dass vor allem der interaktive Social Media Bereich sich weitgehend einer institutionellen, wissenschaftlichen oder didaktischen Regulierung, eines Kontrollmechanismus bzw. einer Art Autorisierung entzieht. Bei allen Angeboten ist es unabdingbar, didaktisch-kritische Zusatzangebote (historischen Kontext, Aufgabenstellungen etc.) zur Verfügung zu stellen, um die Lernenden im multimedialen und fordernden, möglicherweise überfordernden Umfeld gut anzuleiten und zu begleiten. Was den Einsatz von digitalen Medien im (Geschichts-)Unterricht betrifft, muss die Medien- und Informationskompetenz von Jugendlichen gestärkt werden, um diese gegen Stereotypen, Verschwörungstheorien und Manipulationsversuche zu wappnen. Lehrende können Lernende durch multimediale Tools und interdisziplinäre Zugänge, die auf gesichertem historischen Wissen basieren, motivieren.

      Lehren und Lernen in direkten und ohne direkte Begegnungen mit Zeitzeuginnen und -zeugen

      Trotz neuer technischer (und teils vielversprechender) Vermittlungs- und Erzählformen kann für eine direkte Begegnung mit Zeitzeuginnen und -zeugen kein gleichwertiger Ersatz gefunden werden. Neue und zusätzliche Wege lotet _erinnern.at_ derzeit in einer 2019 ins Leben gerufenen Arbeitsgruppe aus, in der die Möglichkeiten von Schulgesprächen mit „ZeitzeugInnen der zweiten Generation“ erörtert und pädagogische Empfehlungen erarbeitet werden. Schon jetzt vermitteln auch Nachkommen von Verfolgten des Nationalsozialismus die Überlebensgeschichten ihrer Eltern oder Großeltern in unterschiedlichen Formaten an Schülerinnen und Schüler.

      Lehren und Lernen in heterogenen Klassenzimmern

      Der faktische Zustand der „Migrationsgesellschaft“ ist in der Integrations- und Bildungspolitik vielerorts die längste Zeit verdrängt und vernachlässigt worden. Erst in den letzten Jahren sind im deutschsprachigen pädagogischen Diskurs über die Thematisierung und Vermittlung von Nationalsozialismus und Holocaust die Begriffe „Migrationsgesellschaft“ und „globalisiertes Klassenzimmer“ zentral geworden. Für beide ist längst eine Hybridität charakteristisch, die imaginierte Bilder einer homogenen Gemeinschaft korrigiert. Nationale Gedächtnisdiskurse und eine bislang mehrheitlich hegemoniale Geschichtsschreibung werden durch unterschiedliche Akteurinnen und Akteure der Migrationsgesellschaft herausgefordert, ergänzt und infrage gestellt.

      Aushandlungsprozesse über Geschichtsbilder und über gegenwärtige und künftige gesellschaftspolitische Entwicklungen finden insbesondere auch im Klassenzimmer statt. Jugendliche unterschiedlicher Herkunft, mit eigener Fluchtund Migrationserfahrung oder mit Flucht und Migration als Teil der Familiengeschichte, lernen gemeinsam über die NS-Zeit, besuchen Gedenkstätten, treffen Zeitzeuginnen und -zeugen. Lerngruppenzusammensetzungen

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