Nachhaltig investieren für Dummies. Alexandra Bolena

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Nachhaltig investieren für Dummies - Alexandra Bolena

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auf wenige ausgewählte Branchen letztlich die Diversifikation Ihres Portfolios verringert und zu einem Klumpenrisiko führen kann.

      Was ein Klumpenrisiko ist haben Sie ja schon im letzten Kapitel erfahren, etwas näher wird darauf auch noch im Praxisteil dieses Buches ab Kapitel 8 eingegangen. In diesem Zusammenhang ist zudem wichtig zu wissen, dass global agierende Unternehmen oft in mehreren Branchen tätig sind. Diese Konzerne sind häufig richtige Börsen-Schwergewichte, auch »Value-Unternehmen« genannt, die man vielleicht nicht gänzlich aus dem Anlageuniversum ausschließen will.

      Bei Growth-Titeln hoffen Investoren auf rasches Wachstum und schnellen Wertzuwachs, bei Value-Werten vertrauen Anleger auf die langjährige Qualität eines Unternehmens und dessen inneren Wert. Denn während Börsenkurse oft stark schwanken, bleibt der innere Wert eines Unternehmens meist relativ stabil.

      Fazit: Wer auf neue Technologien zum Beispiel im Nachhaltigkeitsbereich setzt und Aktien innovativer Unternehmen kauft, hofft auf rasche und hohe Gewinne und ist ein Growth-Investor, wer hingegen auf VW und die Transformationsfähigkeit des Automobilherstellers setzt, ein Value-Investor.

      Als Anleger ist es nicht immer einfach, sich ausreichend Informationen zu beschaffen, um eine vernünftige Einschätzung hinsichtlich der Entwicklung und Nachhaltigkeit eines Unternehmens zu haben. Umsatzgrenzen sind da die vergleichsweise leichte Übung. Wenn man aber auch Zulieferketten in Betracht ziehen will, wird es nahezu unmöglich, alle Fakten selbst abzuwägen. Um dennoch einen Ansatzpunkt in puncto Nachhaltigkeit zu haben, kann man sich an Gütesiegeln, wie sie in Teil II vorgestellt werden, orientieren oder sich mit dem Best-in-Class-Ansatz auseinandersetzen.

      Beim Best-in-Class-Ansatz werden Unternehmen bezüglich ESG-Kriterien verglichen.

      

Diejenigen Unternehmen, die innerhalb ihrer Branche, Kategorie oder Klasse bezüglich Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten – also den ESG-Kriterien– am besten abschneiden, werden als Best-in-Class bezeichnet.

      Die Bewertung beim Best-in-Class-Ansatz erfolgt anhand einer Vielzahl von Kriterien, die sich auf alle relevanten unternehmerischen Tätigkeiten beziehen. Es geht dabei nicht nur um Produktions- oder Lieferprozesse, also die Tätigkeit an sich, sondern genauso um unternehmensinterne Strukturen insgesamt. Kriterien, die dabei zur Anwendung gelangen, sind zum Beispiel ein gutes Umwelt- und Risikomanagementsystem, effizienter Energie- und Ressourcenverbrauch, umfassende Schulungs- und Sozialprogramme für Mitarbeiter, Maßnahmen zur Inklusion und Ähnliches.

      Im Vorfeld der Analyse werden branchenspezifische nachhaltigkeitsrelevante Herausforderungen identifiziert und passende Kriterien definiert. Dann wird analysiert. Im Ergebnis umfasst das Best-in-Class-Investmentuniversum dann jene Unternehmen, die im Branchenvergleich vergleichsweise gut abschneiden. Manchmal werden bei der Analyse auch zukunftsorientierte Vorhaben miteinbezogen, manchmal auch nur der Status quo analysiert. Die Herangehensweisen der Analysehäuser und Ratingagenturen sind hier sehr unterschiedlich.

       Pro und Contra Best-in-Class-Ansatz

      Den Best-in-Class-Ansatz gibt es schon seit den 1990er-Jahren – entsprechend bekannt und beliebt ist er. Er bietet eine gute Grundlage, um die Nachhaltigkeitsperformance von Unternehmen zu vergleichen. Zudem hat er dazu beigetragen, dass in den vergangenen Jahrzehnten innerhalb der unterschiedlichsten Branchen durchaus eine Wettbewerbssituation entstand: Wer das bessere Nachhaltigkeitsmanagement hatte, konnte damit rechnen, sich am Kapitalmarkt leichter und billiger mit frischem Geld einzudecken als die weniger nachhaltige Konkurrenz.

      In Folge entstanden etliche Finanzprodukte, die sich damit rühmen, nur in »Best-in-Class« einer Branche zu investieren. (Fonds, Indizes und ETFs, die diesen Ansatz verfolgen, lernen Sie in Teil III näher kennen.)

      Befürworter des Best-in-Class-Prinzips argumentieren zu Recht, dass ein großer Vorteil des Ansatzes darin besteht, dass man als Anleger keine Brancheneinschränkungen hat. Vielmehr bleibt das Portfolio gut diversifiziert und zwar unter Berücksichtigung – relativ – nachhaltiger Kriterien.

      Genau dieses Argument werfen allerdings auch die Gegner des Best-in-Class-Ansatzes in die Waagschale: Es gibt eben keinen kompletten Ausschluss von Branchen. Auch kontroverse Geschäftsfelder wie Waffenhandel, um ein extremes Beispiel zu nennen, oder umstrittene Themen wie Atomkraft können sich in einem nach dem Best-in-Class-Prinzip gemanagten Portfolio befinden.

      

Zu beachten beim Best-in-Class-Ansatz ist, dass ohne weitere ESG-Maßnahmen grundsätzlich alle Branchen, inklusive Kohle, Öl und Waffen, investierbar sind.

      Das Best-in-Class-Prinzip ist daher streng genommen nicht mehr als ein rein quantitatives Klassifizierungssystem und hat ohne weitere Maßnahmen mit Ethik oder Nachhaltigkeit recht wenig zu tun. Es eignet sich daher gut zum Greenwashing und etliche Fondsanbieter nutzen das auch aus.

      

Ein genauerer Blick ins Portfolio einiger als »nachhaltig« angepriesener und nach Best-in-Class-Ansatz gemanagter Fonds kann so manchen Anlegern sauer aufstoßen. In etlichen Produkten finden sich durchaus umstrittene Titel von zum Beispiel Atomstrom-Anbietern oder der Ölindustrie. Dafür aber eben die »Besten« der Branche.

      Andererseits wird und wurde durch das Best-in-Class-Prinzip in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich Druck in Richtung Nachhaltigkeit erzeugt. Und es steht auch außer Streit, dass ein gut und fair geführtes Unternehmen selbst einer sehr umstrittenen Branche besser zu bewerten ist als ein Unternehmen der gleichen »bösen« Branche, das sich gar nicht um ESG-Themen bemüht.

      Sie werden nicht umhinkommen, sich diesbezüglich selbst eine Meinung zu bilden und zu entscheiden, ob »Best-in-Class« ein Ansatz ist, der sich mit Ihrem Gewissen vereinbaren lässt. Hilfreich bei der Überlegung ist sicher der Hinweis, dass er in der Praxis oft mit anderen Nachhaltigkeitsstrategien kombiniert wird.

       Best-of-Class-Prinzip

      Das Best-of-Class-Prinzip ist eine Erweiterung des Best-in-Class-Ansatzes. Portfolien, die nach dem Best-of-Class-Ansatz verwaltet werden, sollten keine umstrittenen Branchen enthalten. Hier wird vielmehr, so die Marketingunterlagen einiger Anbieter, nur in Unternehmen investiert, die ohnedies in »nachhaltigen Branchen« arbeiten und dort auch noch zu den Branchenbesten gehören.

      Aber auch hier lohnt sich ein genauer Blick in die Fondsunterlagen und das Portfolio, denn die bloße Zugehörigkeit zu einer nachhaltig anmutenden Branche, wie etwa »erneuerbare Energien« oder »Waldwirtschaft«, bedeutet

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