Traditionelle Chinesische Medizin für Dummies. Jean Pélissier
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auf dem Yang-Meridian vor dem Yin-Meridian (das Yang schützt das Yin). Wenn ein Yang-Meridian erreicht ist, erscheint das Symptom meistens oben am Körper, auf der zum Himmel gewandten Seite, Yang, um anschließend am Körper nach unten zu verlaufen, Erdseite, Yin. Das Umgekehrte gilt für Yin-Meridiane.
Wenn man die Lebensgewohnheiten nicht ändert, entwickelt sich die Krankheit weiter und erreicht das Yang-Organ, das das Yin-Organ schützt. Letzten Endes wird das lebenswichtige Yin-Organ erreicht.
Kapitel 3
Die wichtigsten Konzepte der Traditionellen Chinesischen Medizin
IN DIESEM KAPITEL
Das Konzept des Yin-Yang
Das Qi, die Energie
Die große Hun-Po-Shen-Triade
Die drei Erwärmer, San Jiao
TCM: Ein potenzieller Detektiv oder die Geschichte eines einfachen Pilzes
Wir werden sehen, dass in der TCM jedes Element der Natur mit einem Organ zusammenhängt. Beispielsweise wird die Energie der Milz/Bauchspeicheldrüse mit der Erde in Verbindung gebracht. Wenn die Erde in der Natur warm und feucht ist, vermehren sich kleine Wanzen und es entsteht Dung. In unserem Organismus ist es nicht sehr viel anders. Man sagt, »die Milz mag keine Feuchtigkeit«. Welche Faktoren begünstigen diesen Zustand? Ein Übermaß an schnellen Zuckern, gesättigte Fette, Milch, Butter, Käse, Getränke, die Aussetzung gegenüber äußerer Feuchtigkeit und … übermäßig viele Gedanken und Grübeleien! Wenn alle Ursachen vorliegen und sich dieser Zustand im Organismus breitgemacht hat, »exportiert« er Alarmsymptome. Auf dem Fuß eines Patienten beobachten wir »Pilze« unter dem Nagel des Großzehs. Wir wissen, dass die Yin-Meridiane für Leber und Milz auf dieser Ebene beginnen. Wir erkennen ein Problem, das mit der Feuchtigkeit zu tun hat. Wir suchen nach ein paar weiteren Indizien (Zahnabdrücke am Zungenrand, auf einer verdickten Zunge, Gewichtszunahme durch Flüssigkeitsansammlungen, Kinn dunkler als das restliche Gesicht und so weiter). Die Diagnose ist gestellt: zu viel Flüssigkeit auf Höhe der Milz. Wenn der Arzt die Tiefe des Symptoms nicht erkannt hat, verschreibt er ein Mittel gegen den Pilz (oder vielleicht einen speziellen Nagellack, der die Mykose überdeckt). Damit verschleiert man ein Alarmsymptom. Der Patient wird wieder entlassen und verharrt in seinen Ungleichgewichten, weil er nicht »belehrt« wurde. Die Krankheit schreitet immer mehr nach innen fort: weiße Vaginalsekrete, Gefühl der Schwere, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Auftreten von Madenwürmern, analer Juckreiz und so weiter.
Wenn diese verschiedenen Symptome nicht behandelt werden, erreichen die Krankheiten irgendwann den Magen (Yang-Organ) und schließlich die lebensnotwendige Bauchspeicheldrüse (Yin-Organ). Langsam entstehen verschiedene Stufen des Diabetes, und ganz zum Schluss Pankreatitis oder Bauchspeicheldrüsenkrebs. Mit der Kenntnis und der Umsetzung der vorbeugenden Maßnahmen hätte dies vermieden werden können!
Das Konzept des Yin-Yang
Was das Yin-Yang nicht ist
Yin und Yang sind nicht, wie wir es allzu oft sehen, in zwei einander gegenüberliegende Listen aufteilbar, wo wir auf der einen Seite weiß, auf der anderen schwarz, ja/nein, oben/unten und so weiter haben. Diese Art der Betrachtung könnte uns glauben machen, die TCM sei manichäisch. Das klare Ja oder Nein unserer Sprache gibt es in der chinesischen Sichtweise nicht. Das Ideogramm bedeutet »Ja, aber …« oder »Nein, aber …«.
Definitionsversuch
Entstanden aus der Einheit, Taj Ji, ist diese Dualität die Basis aller möglichen Aspekte des Lebens, so wie wir es verstehen. Ein Konzept, egal welches, kann nicht existieren, wenn es nichts Gegenteiliges, Ergänzendes gibt. Man kann nicht wissen, ob es den Tag gäbe, wenn es keine Nacht dazu gäbe. Das Ja ohne das Nein, das Oben ohne das Unten, den Mann ohne die Frau, die Liebe ohne den Hass und so weiter. Dies könnten wir für das gesamte restliche Buch fortsetzen.
Eine der großen Besonderheiten dieser Dualität ist ihre Fähigkeit, gleichzeitig in Opposition zu sich selbst zu stehen (mit dem Wissen, dass jedes davon den Samen des anderen in sich trägt), voneinander abhängig (das eine kann nicht ohne das andere dargestellt werden) und in einer Entstehungsbeziehung befindlich zu sein (die Nacht weicht schrittweise dem Tag).
Die Ursprünge des Konzepts
Wir haben gesehen, dass das Nei Jing, das medizinische Werk schlechthin, bereits 2500 Jahre alt ist (siehe Kapitel 1). Man muss jedoch wissen, dass es bereits vor dem Nei Jing, nämlich schon 2500 Jahre vorher, das Yi Jing gab, das heißt vor 5000 Jahren. Dieses Buch ist die Grundlage, der Anfang der gesamten chinesischen Kultur. Das Yi Jing behandelt vor allem die Astrologie, die Kosmogonie, das, was zwischen Himmel und Erde passiert. Aber auch Feng Shui, Biologie und Medizin. Dieser Teil wurde im Nei Jing wieder aufgenommen. Im Yi Jing finden wir den folgenden grundlegenden Satz, der sich in drei Teile gliedert: »Tai Ji ist die Quelle der beiden Gegensätze, die ihrerseits die Quelle der vier Phänomene sind, aus denen die acht Gua entstehen, die Ba Gua.«
Kopfüber
Man muss die Unterschiede zwischen der chinesischen Denkweise und der westlichen Denkweise verstehen. Betrachten wir beispielsweise die Schrift. Im Westen verläuft sie von links nach rechts, in China dagegen von rechts nach links. Aus diesem Grund unterscheiden sich auch die Orientierungspunkte. Im Westen ist der Osten rechts, der Westen links, der Norden oben und der Süden unten. In China ist der Westen rechts, der Osten links, der Norden unten und der Süden oben. Kennt man diese Unterschiede nicht, können bei der Interpretation alter Texte signifikante Fehler entstehen.
Betrachten wir den Menschen. Der Mensch lebt zwischen Himmel und Erde. Vom Zeitpunkt seiner Geburt an sieht er über sich den Himmel, unter sich die Erde. Die Helligkeit und das Verborgene, Himmel und Erde, stellen in der chinesischen Denkweise zwei Gegensätze dar und sind in allem enthalten. Dies entspricht genau der Entwicklung des Yin-Yang-Konzepts. Zu Beginn des Tages sehen wir, dass der Himmel hell ist. Wenn die Sonne langsam verschwindet, wird der Himmel dunkler, die Sonne geht unter. Beim Sonnenuntergang taucht das Universum ins Verborgene ein. Der Mond erhebt sich am dunklen Himmel und der Mensch erkennt, dass die Sonne tatsächlich die Quelle des Lichts ist.
Gleichzeitig sieht man, dass die Sonne der Ursprung der Entstehung des Schattens ist. Betrachten wir beispielsweise einen Baum. Wenn die Sonne auf den Baum scheint, wirft dieser einen Schatten. In der Nacht, nach Sonnenuntergang, ist zu erkennen, dass auch der Mond ein Licht abstrahlt und ebenfalls einen leichten Schatten erzeugt. Es ist jedoch offensichtlich, dass der Mond sehr viel weniger Licht abstrahlt als die Sonne, und häufig wird er von Wolken ganz verdunkelt.