Der Rhein: Das malerische und romantische Rheinland. Karl Simrock

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Der Rhein: Das malerische und romantische Rheinland - Karl Simrock

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Nährt den Leib von Waldeskräutern,

       Schöpft aus klarer Flut,

       Sucht die Seele nur zu läutern

       In der Andacht Glut.

      Baut ein Hüttchen dann von Zweigen,

       Deckt’s mit Rinde rauh:

       Betend in der Wildnis Schweigen

       Kniet die heil’ge Frau.

       Hat in Kreuzesform verbunden

       Sich zwei Stäbe Holz,

       Wunderbare Lust empfunden,

       Wenn das Herz ihr schmolz.

       Wollt’ es dann nicht länger tagen,

       Helles Licht herbei

       Bracht’ ein Edelhirsch getragen

       Zwischen dem Geweih.

       Und so saß sie viele Tage,

       Saß viel Jahre lang,

       Lauschend ohne Schmerz und Klage

       Himmlischem Gesang.

      Doch des Grafen Herz durchschnitten

       Scharfe Zweifel oft,

       Ohne Schuld hat sie gelitten

       Fürchtet er und hofft.

       Spät verhört er seine Leute,

       Allzuspät fürwahr

       Wird dem Toggenburger heute

       Ithas Unschuld klar.

      Jenen Ring, des Bräut’gams Gabe,

       Glänzend war sein Schein,

       Diebisch haschend trug ein Rabe

       Ihn vom Fensterstein,

       Hielt das leuchtende Geschmeide

       Froh im Schnabel fest,

       Seine Jungen spielten beide

       Gern damit im Nest.

      Zogen Jäger drauf im Walde

       Streifend da vorbei,

       Hört der eine bei der Halde

       Flügger Raben Schrei.

       Sieht den Ring im Neste blitzen,

       Schiebt ihn an die Hand,

       Froh, das Kleinod zu besitzen,

       Kommt er heimgerannt.

      Tückisch lauschen grimme Strafen

       Seiner Goldlust dort;

       Aber schwer gereut den Grafen

       Bald der Doppelmord.

       Nächtlich fährt er aus dem Schlummer,

       Träumt bei hellem Tag,

       Da vernimmt er, was den Kummer

       Wohl besänft’gen mag.

       »Nicht gestorben ist die Reine,

       Im verwachsenen Wald,

       Vor dem Kreuze knieet eine

       Selige Gestalt.

       Manche würden sie nicht kennen,

       Ach, ihr schwand der Leib,

       Doch ich weiß sie dir zu nennen:

       Itha ist’s, dein Weib!«

      Neubelebt, sie zu begrüßen,

       Stürzt der Graf hinzu,

       Knieet nieder ihr zu Füßen,

       Flehet: »Heil’ge du,

       Unwert bin ich, zu berühren

       Deines Kleides Saum,

       Dir zu richten muß gebühren,

       Und ich hoffe kaum.

      Kannst du dennoch mir vergeben

       (Selig ist Verzeihn),

       Als dein Diener will ich leben,

       Will dein Knecht nur sein.

       Ja, ich les’ in deinen Augen,

       Daß du mild vergibst;

       Aber soll mir Gnade taugen,

       Sprich, ob du mich liebst?«

      »Ritter, treue Schwesterliebe

       Widmet Euch dies Herz;

       Fordert keine andre Liebe,

       Denn es macht mir Schmerz.

       Ruhig mag ich Euch erscheinen,

       Ruhig gehen, sehn:

       Eurer Augen stilles Weinen

       Kann ich nicht verstehn.«

      usw.

      Vorarlberg

       Inhaltsverzeichnis

      Gleich hinter der Grafschaft Vaduz stößt das österreichische Vorarlberg an den Rhein und weiterhin an den Bodensee, der von dessen Hauptstadt Bregenz den ältesten seiner vielen Namen herleitet. Die wichtigsten Punkte, die uns hier begegnen, sind Feldkirch an der Ill, die aus dem Montafoner Tal herkommt und bei der Rothau in den Rhein fällt, Rankweil, ein uralter Ort, dessen Gerichtsbarkeit sich einst bis nach Säckingen erstreckte, Hohenems mit dem gleichnamigen Bad und den Schlössern Alt-und Neuhohenems, von denen jenes einst für unüberwindlich galt. Merkwürdig ist darin, außer seiner herrlichen Lage, ein Felsenbrunnen, dessen Wasser, wenn es verunreinigt oder zu unsauberem Gebrauch verwandt wurde, sich auf vierzehn Tage verlor, was sonst bei der höchsten Dürre nicht zu geschehen pflegte. Als unsauber soll ihm aber auch der Gebrauch zum Waschen gegolten haben. Hierüber wird es sich mit den Frauen, die glücklicherweise die Reinlichkeit in einem anderen Sinn verstehen, überworfen haben.

      In der Nähe liegen endlich auch die Trümmer von Montfort, zu deutsch Starkenburg, dessen Grafen einst als mächtige Dynasten die Gegend weit umher beherrschten.

      Wir sahen erst den Mittelrhein, dann den Glenner und die Rabiusa, zuletzt den Hinterrhein dem Vorderrhein zufließen; dem vereinten Strom zollte dann die Plessur,

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