Ecclesiae et scientiae fideliter inserviens. Группа авторов

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Ecclesiae et scientiae fideliter inserviens - Группа авторов Mainzer Beiträge zum Kirchen- und Religionsrecht

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      Inhaltlich befassten sich diese Institutionen vor allem mit konkreten Fragen der pastoralen Planung und der Zusammenarbeit im Bistum, insbesondere auch der Zusammenarbeit von Klerikern und Laien. In diesem Zusammenhang ist zu bedenken, dass in deutschen Diözesen auch viele theologisch ausgebildete Laien als Pastoral- oder Gemeindereferenten hauptberuflich in der Seelsorge mitarbeiten. Daher wurde Bedarf für eine tiefergehende Klärung von pastoralen Fragen gesehen, die sich nicht zuletzt aus einem zunehmend spürbar werdenden Priestermangel ergeben. Die Ergebnisse der Beratungen flossen in die Strukturplanungen der Bischöflichen Ordinariate für die Zukunft der Seelsorge ein.

      Es kamen bei diesen synodalen Vorgängen, aber auch bei den durchgeführten Diözesansynoden, bestimmte kirchliche Reizthemen, die vor allem in westlichen Ländern diskutiert werden, aber auf diözesaner Ebene gar nicht entschieden werden können, wiederholt zur Sprache. Namentlich handelt es sich um Fragen der Zulassung zum priesterlichen Amt, den Zölibat, den Diakonat der Frau oder die Situation der wiederverheirateten Geschiedenen.21

      6. „Gesprächsprozess“ der Deutschen Bischofskonferenz (2011–2015)

      Während nach der Wahl von Kardinal Joseph Ratzinger zum Bischof von Rom und Hirten der universalen Kirche im Jahre 2005, dem Weltjungendtag in Köln im selben Jahr und dem Besuch Papst Benedikts XVI. (2005-2013) in seiner bayerischen Heimat im September 200622 die katholische Kirche in Deutschland sich einer gesteigerten Aufmerksamkeit und Sympathie in der Gesellschaft erfreuen konnte, trat etwa zur Mitte des Pontifikats, wie man jetzt in der Rückschau sagen kann, diesbezüglich eine deutliche Wende ein. Die Kirche geriet nun in der deutschen Öffentlichkeit und besonders in den Medien stark unter Druck und sie verlor an Ansehen. Dafür waren vor allem zwei aktuelle Ursachen maßgeblich.

      Zum einen handelte es sich um den Versuch Papst Benedikts, durch Aufhebung der Exkommunikation für die vier Bischöfe der von Erzbischof Marcel Lefebvre begründeten Priesterbruderschaft St. Pius X. die Aussöhnung mit dieser schismatischen Gruppierung zu befördern.23 In Deutschland wurde dieser 2009 vorgenommene Akt faktisch nur unter der Überschrift einer „Rehabilitierung des Holocaust-Leugners Williamson“ von den Medien verbreitet und kommentiert. Denn einer der bislang exkommunizierten Bischöfe der Bruderschaft, der Brite Richard Williamson, hatte in einem Interview die Tatsache der Ermordung von ca. sechs Millionen Juden durch das NS-Regime in Zweifel gezogen. Dies überlagerte die öffentliche Wahrnehmung des Geschehens derart, dass das päpstliche Anliegen, der Einheit der Kirche zu dienen, weitgehend unbeachtet blieb. Die Kirche bzw. der Papst wurden als entweder politisch naiv oder zumeist als antisemitischen Haltungen zugeneigt dargestellt. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel meldete sich damals öffentlich zu Wort und forderte Papst Benedikt zu einer deutlichen Klarstellung auf.

      Der zweite Grund für die erhebliche Verschlechterung des Ansehens der Kirche in der deutschen Öffentlichkeit war das Bekanntwerden von Fällen sexuellen Missbrauchs von Kindern und Jugendlichen durch Kleriker bzw. im Bereich der Kirche im Jahr 2010.24 Zwar wurde sehr rasch deutlich, dass solche Verfehlungen und Verbrechen auch in ganz anderen sozialen Kontexten vorgekommen sind und es sich hierbei keineswegs um eine kirchliche Besonderheit handelt. Die öffentliche Aufmerksamkeit richtete sich jedoch vornehmlich auf tatsächliche oder angebliche kirchliche Täter. Das ungeschickte Agieren mancher Bischöfe förderte noch den fatalen Eindruck, man habe es mit einem speziell kirchlichen Problem zu tun.

      Jedenfalls stand die Kirche von außen, aber auch von Seiten mancher Gruppen von Gläubigen stark in der Kritik. Es wurde sichtbar, dass in der deutschen Gesellschaft ein erhebliches Potential der Skepsis und sogar der Feindseligkeit gegenüber der katholischen Kirche vorhanden ist, das durch skandalöse Ereignisse und deren konzentrierte mediale Präsentation rasch aktiviert werden kann. Ein großer Ansehens- und Vertrauensverlust auf Seiten der Kirche war die Folge. Die Zahl der Austritte aus der katholischen Kirche vor der staatlichen Behörde stieg merklich an.

      Vor diesem bedrängenden Hintergrund, einer schweren Krise der Kirche, und angesichts einer allgemein greifbaren Unzufriedenheit unter den Gläubigen initiierte die Deutsche Bischofskonferenz im Herbst 2010 einen besonderen „Gesprächsprozess“, d. h. einen synodalen Vorgang ganz eigener und neuer Art. Er stand unter dem Titel „Im Heute glauben“.25 Auf zahlreichen Veranstaltungen in den Bistümern und auf der gesamtdeutschen Ebene sollten die Situation der Kirche erörtert und ihr Auftrag neu bewusst gemacht werden. Der Vorgang sollte sich über fünf Jahre, von 2011 bis 2015, hinziehen und dann zum Abschluss kommen. Die einzelnen Jahre wurden jeweils unter ein Leitthema gestellt, nämlich:

      • 2011: Im Heute glauben – Wo stehen wir?

      • 2012: Diakonia: Unsere Verantwortung in der freien Gesellschaft

      • 2013: Liturgia: Die Verehrung Gottes heute

      • 2014: Martyria: Den Glauben bezeugen in der Welt von heute

      • 2015: Im Heute glauben: Wo Gott ist, da ist Zukunft

      Dieser Gesprächsprozess vollzog sich nicht in Gestalt bestimmter rechtlicher Organe mit einem klar definierten Kreis von Mitgliedern, sondern stand weitestgehend offen für jene Personen, die sich an einer Beteiligung daran interessiert haben. In jedem Jahr wurden Foren veranstaltet, die sich mit dem jeweiligen Jahresthema auseinandersetzten. Diese Foren, die jeweils an einem anderen Ort stattfan den, führten jeweils etwa 300 Personen zusammen. Der Teilnehmerkreis war nicht völlig stabil. Es gab Teilnehmer, die bei allen Foren anwesend waren und so eine gewisse Kontinuität des Prozesses gewährleisteten, während andere, im Hinblick auf das jeweilige Thema und ihre besondere Kompetenz dafür, nur bei einer oder zwei Tagungen mitwirkten. Die Bischofskonferenz erteilte eigene Einladungen nur an 15 Teilnehmer, während die meisten von den Bistümern, entsprechend der jeweiligen Größe, entsandt worden sind.

      Auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken, die Deutsche Ordensobernkonferenz, der Deutsche Caritasverband, der Katholisch-Theologische Fakultätentag, die Geistlichen Gemeinschaften und weitere kirchliche Verbände konnten Teilnehmer benennen.

      Der Gesprächsprozess war nicht darauf ausgelegt, Beschlüsse zu fassen, sondern den innerkirchlichen Austausch und die Erneuerung der katholischen Kirche gemeinschaftlich zu fördern. Gerade dies ist aber auch das Anliegen und die Aufgabe von Synoden. Auch in der Beschreibung des Gesprächsprozesses als eines geistlichen Vorgangs trifft sich das Ereignis mit der klassischen Synode, die stets einen geistlich-liturgischen Charakter hat.

      Konkrete Ergebnisse und Wirkungen des Gesprächsprozesses sind insgesamt schwer fassbar. Die Initiative hat wohl dazu beigetragen, innerhalb der Kirche stärker aufeinander zuzugehen, getragen von der Erwartung, dass in diesem Dialog auch Gottes Dialog mit den Gläubigen zur Geltung kommt. Die Bischofskonferenz hat nach dem abschließenden bundesweiten Gesprächsforum, das am 11. und 12. September 2015 in Würzburg stattfand, einen Abschlussbericht vorgelegt, der den Vorgang lediglich allgemein beschreiben konnte.26

      7. Zusammenfassende Bemerkungen

      Der dargebotene Überblick über die Synoden und synodalen Prozesse, die in Deutschland seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil durchgeführt worden sind, zeigt zunächst, dass das synodale Element in Deutschland in diesen Jahrzehnten eine durchaus bemerkenswerte Beachtung gefunden hat. In verschiedenen Formen fanden Synoden und synodenähnliche Versammlungen statt und sollten das Leben und Zeugnis der Kirche fördern.27

      Mit Blick auf die Vielfalt der verschiedenen Formen fällt auf, dass die klassischen Institutionen des kanonischen Rechts eher eine untergeordnete Rolle spielen. Provinzialkonzilien gemäß c. 440 CIC fanden überhaupt nicht statt. Es wurden im fraglichen Zeitraum nur wenige Diözesansynoden gemäß der Ordnung des CIC durchgeführt, jedoch viele parakodikarische synodale Prozesse auf Diözesanebene in Gang gebracht. Auch die Gemeinsame Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland und

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