Firmung Jugendlicher im interdisziplinären Diskurs. Christian Lutz

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Firmung Jugendlicher im interdisziplinären Diskurs - Christian Lutz Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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auch einzelne empirische Umfragen.

      Bei den empirischen Umfragen wurde darauf geachtet, Arbeiten aus dem akademischen Bereich zu wählen sowie Studien, die im direkten Auftrag der evangelischen und katholischen Kirche in Deutschland erstellt wurden. Damit soll auch die Meinung des Pädagogen Heiner Barz, der an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf lehrt, überprüft werden, Studien im Auftrag der Kirche oder theologischer Fakultäten betrieben Schönrederei50. Die empirischen Studien theologischer Fakultäten von Hans-Georg Ziebertz und Andreas Prokopf, die Untersuchung der Religiosität Jugendlicher der Pädagogen Heinz Streib und Carsten Gennerich und die soziologischen Studien von Christoph Bochinger, Martin Engelbrecht und Winfried Gebhardt decken den Zeitraum der Jahre 2003 - 2011 ab. Die Studien Milieus-praktisch und Wie ticken Jugendliche? aus den Jahren 2008 und 2012 sind von kirchlichen Einrichtungen in Auftrag gegeben worden. Gemeinsamkeiten zeigen sich in diesen Studien in der Typologisierung der Religiosität Jugendlicher, in der Bedeutung subjektiver persönlicher Erfahrung und der Ablehnung eines antropomorphen Gottesbildes. Deshalb werden zur weiteren Auseinandersetzung mit jugendlicher Religiosität soziologische Entwürfe gewählt, die das Thema der Transzendenzerfahrung in den Mittelpunkt stellen sowie Arbeiten, die sich mit dem Phänomen persönlicher Religiosität beschäftigen. Als Folie zur Darstellung der Religiosität Jugendlicher werden Darstellungen der Religiosität der Kindheit untersucht, was die Dynamik des Entwicklungsprozesses von der Kindheit ins Jugendalter deutlich macht.

      Zur Verknüpfung der einzelnen wissenschaftlichen Beiträge dient ein Raster von Kriterien zum Fokussieren und zur Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Disziplinen. Dieses heuristische Raster enthält sachthemen, die sowohl theologische als auch anthropologische Bedeutung haben und mit deren Hilfe sowohl ritualtheoretische als auch empirische Arbeiten befragt werden. Die Kriterien werden aus der Analyse der Dokumente des Zweiten Vatikanischen Konzils hergeleitet und anhand theologischer, ritualtheoretischer und empirischer Beiträge überprüft. Dadurch werden die Einsichten der verschiedenen wissenschaftlichen Beiträge für das schlusskapitel gebündelt. Es handelt sich dabei um die folgenden 8 Kriterien: Biographie, Gemeinschaft, Gottesbild, Gabe und Aufgabe, Glaubensleben, Kommunikation, Passageritual und Alter. Grundsätzlich geht es dabei um Fragen, in theologischen, ritualtheoretischen und empirischen Beiträgen dargestellt und diskutiert werden können:

       Tabelle 1: Erklärung der Kriterien

Das Kriterium….thematisiert Aussagen zu.
Biographie…der individuellen, persönlichen Entwicklung eines Menschen.
Gemeinschaft…der Gemeinschaft von Glaubenden oder der Gesellschaft, innerhalb derer ein Ritual durchgeführt wird.
Gottesbild…den Aussagen zum Verständnis der Transzendenz.
Gabe und Aufgabe…der Frage, was Menschen in der Firmung beziehungsweise einem Ritual oder dem Vollzug von persönlicher Religiosität zugesprochen / erfahren wird und welches Aktivierungspotential freigesetzt wird.
Glaubensleben…dem persönlichen Leben in einer Glaubensgemeinschaft, beziehungsweise dem Erfahren von Transzendenz.
Kommunikation…der persönlichen Beziehung zu Gott beziehungsweise der erfahrenen Transzendenz.
Passageritual…der Art und Weise eines Übergangs, der im Ritus oder in einem Ritual erfahren wird.
Alter…dem für die Teilnahme an einem Ritual postulierten oder gewünschten Alter.

      In der Arbeit wird die interdisziplinäre Herangehensweise als eine Möglichkeit verstanden, die Kontextualität theologischer Forschung und der Glaubenspraxis der Kirche darzustellen und zu vertiefen. Für pastoraltheologisches Arbeiten soll somit eine Forschungslogik angewandt werden, die es ermöglicht, verschiedene standpunkte in einen Kommunikationsprozess miteinander zu bringen. Hintergrund für dieses Vorgehen ist die pastorale Erfahrung des Verfassers, nach der theologische Argumente im Gespräch mit Jugendlichen häufig ins Leere laufen und ihre kommunikative Valenz nicht mehr entfalten können. Gerade die theonome und die autonome Verfassung des Menschen können hierbei nicht gegeneinander gestellt werden. interdisziplinäre Perspektiven sollen dabei helfen, ein ausgewogenes Zueinander von theologischen Geltungsansprüchen, den Potentialen rituellen Handelns und den religiösen Erfahrungen Jugendlicher zu ermöglichen.

      Durch die Auswahl der Ritualtheorien und der empirischen Wissenschaften werden in der Arbeit Potentiale rituellen Handelns und der reflexivdemoskopische charakter jugendlicher Religiosität untersucht. Dadurch sollen einerseits sowohl den Überzeugungen der Firmanden Raum gegeben werden als auch dem Problem, dass Initiation in eine Gemeinschaft in postindustriellen Gesellschaften ein vielschichtiges Phänomen ist und nicht immer erfolgreich durchgeführt wird. Es ist sogar fraglich, ob der Erfolg oder der Misserfolg einer initiation festgestellt werden kann. Auf der anderen seite zeigen Rituale ein erhebliches Potential an kreativen und integrativen Valenzen. Sie für die Zeit der Firmvorbereitung und für den Ritus der Firmung fruchtbar zu machen, ist ein wesentliches Ziel der Arbeit. Gleichzeitig müssen auch die Äußerungen Jugendlicher, die in einer nicht unerheblichen Spannung zu theologischen Geltungsansprüchen stehen, mit berücksichtigt werden. Gerade bei Firmanden handelt es sich dabei um die Aussagen getaufter Christinnen und Christen, die in ihrer Biographie die Entwicklung vom Kindes- zum Erwachsenenalter durchlaufen und die in ihrer persönlichen Religiosität auf der Suche nach Erfahrungen sind.

      Ein wesentliches Ziel der Arbeit ist es, mittels der Sachthemen einen interdisziplinären Diskurs zwischen Theologie, Ritualwissenschaften und empirischen Wissenschaften zu ermöglichen. Die erkenntnistheoretischen Standpunkte und die Methoden dieser Wissenschaften sind zwar verschieden. Es existieren aber auch eine große Anzahl an Überschneidungen, wie die Frage nach der Bedeutung des Alltags der Menschen oder der persönlichen Religiosität Jugendlicher.

      Damit ergibt sich folgender Aufbau der Arbeit: im ersten Kapitel wird die normative Ausgestaltung der Firmung in den Dokumenten des Zweiten Vatikanischen Konzils und der postkonziliaren synoden in Deutschland dargestellt. Dabei werden die Sachfragen benannt, die für Arbeit zentral werden. Diese sind: Biographie, Gemeinschaft, Gottesbild, Gabe und Aufgabe, Glaubensleben, Kommunikation, Passageritual und Alter. Mit diesen Kriterien soll überprüft werden, was ritualtheoretische und empirische Wissenschaften darauf antworten können und wie mit ihnen das sakrament der Firmung theologisch verantwortet dargestellt werden kann. Bereits die Firmtheologie Thomas von Aquins kann unter dem Ausgangspunkt der Biographie entwickelt werden. Im Fokus steht aber nicht die Geschichte der Firmtheologie, die Manfred Hauke in seiner Habilitationsschrift umfassend dargestellt hat. In diesem Kapitel geht es um die Theologie im 20. und 21. Jahrhundert. Hierbei zeigt sich, dass die Firmtheologie Karl Rahners von dem Ausgangspunkt des Glaubenslebens und Hans Urs von Balthasars Firmtheologie von dem Gesichtspunkt Gabe und Aufgabe her erschlossen werden kann. Ebenso gibt es im 20. und 21. Jahrhundert eine reichhaltige Auseinandersetzung mit der Firmung, die von dem Kriterium Kommunikation aus erschlossen werden kann. Dazu gehören die so genannte kommunikative Theologie aber auch Arbeiten von Patrik Höring und Lothar Lies. Das Kapitel schließt mit einem Ausblick auf die Feier der Konfirmation in den evangelischen Kirchen und kirchlichen Gemeinschaften und der Aufbereitung der Sachfragen für die interdisziplinäre Arbeit im vierten Kapitel.

      Das zweite Kapitel handelt von den Potentialen rituellen Handelns. Die Auswahl ritualtheoretischer Beiträge richtet sich danach, sowohl ältere, umfassende Darstellungen von Ritualen zu untersuchen als auch jüngere Ritualtheorien, die der Ausdifferenzierung des Rituals in postindustriellen Gesellschaften Rechnung tragen, um die Relevanz rituellen Handelns zu erklären. Nach jedem Unterkapitel werden die Ergebnisse anhand der Sachfragen gesammelt und überprüft, welche Sachfragen von den Ritualtheorien beantwortet werden können. Dabei fällt nur ein einziges Kriterium heraus, das nicht von den ritualtheoretischen Beiträgen beantwortet werden kann: die Frage nach dem Firmalter. Das hängt damit zusammen, dass die

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