Wer bin ich?. Keith Hamaimbo

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Wer bin ich? - Keith Hamaimbo страница 18

Wer bin ich? - Keith Hamaimbo Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

Скачать книгу

die Seelsorge ist diese Eigenschaft wichtig. Denn nach John Reid gehört es zum Menschsein, Humor zu haben und über sich lachen zu können. Dies hilft, sich selbst gegenüber kritisch zu bleiben und sich davor zu hüten, sich zu wichtig zu nehmen und als unfehlbar zu betrachten. Humor richtet sich also gegen die Selbstgerechtigkeit.252

       2. Das Enneagramm: Theorien und Umriss der Enneagramm-Muster

       2.1 Einführende Gedanken in das Enneagramm-Verständnis

      Die im Folgenden wiedergegebenen Meinungen geben einen Hinweis darauf, wie das Enneagramm von unterschiedlichen Gruppierungen wahrgenommen und verstanden wird. Bei den Interviews handelt es sich um die persönliche Meinung der Interviewten. Es wird daher nicht der Anspruch erhoben, eine einheitliche Auffassung des Enneagramms zu entwickeln.

      Eine kurze und präzise Beschreibung des Enneagramms findet sich bei Riso und Hudson. Nach ihnen ist das Enneagramm „eine geometrische Figur, in der die neun Persönlichkeitsgrundtypen und deren komplizierte Wechselbeziehungen symbolisch dargestellt sind. Es handelt sich dabei um einen Zweig der modernen Psychologie, der seine Wurzeln in der spirituellen Weisheit des Altertums hat.“253 Was bei Enneagramm-Kundigen einheitlich ist, ist die sprachwissenschaftliche Zusammenstellung des Begriffs. „Das Wort selbst ist ein Kompositum aus zwei griechischen Wörtern: [Ennea = neun und Gramma = Abbildung], bezeichnet also eine geometrische Figur mit neun Spitzen.“254 In diesem Zitat können folgende Schlagwörter der Beschreibung des Enneagramms herauskristallisiert werden: geometrische Figur, Persönlichkeitstypen, Wechselbeziehung der Persönlichkeitstypen, moderne Psychologie und spirituelle Weisheit des Altertums. Im vorangegangenen Teil wurde in Anlehnung an Bartels bereits der Begriff „Konglomerat“ verwendet, um zu betonen, dass das „Enneagramm aus vielen verschiedenen spirituellen und religiösen Traditionen“255 hervorging. Es ist eine „Zusammenfassung des universalen Wissens, das über Jahrtausende hinweg angesammelt wurde und zu dem Buddhisten, Juden (in der Kabala), Christen und Moslems (vor allem die Sufis) gleichermaßen beigetragen haben.“256 Riso/Hudson bezeichnen es als ein „Hybride [, weil es] eine Mischung aus mehreren alten Weisheitslehren und moderner Psychologie“257 ist. Diese These spricht dafür, dass das Enneagramm sich nicht auf bestimmte Kulturen oder Menschengruppen bezieht, sondern „auf universelle Wahrheiten, die alle Menschen und das Wesen der Realität betreffen.“ 258 Die meisten Enneagramm-Kundigen geben an, dass es andere Mittel gebe, womit man die persönlichen Eigenschaften erkunden könne, aber gestehen dem Enneagramm einen höheren Stellenwert zu. Dies begründen sie erstens damit, dass das Enneagramm am präzisesten sei,259 und zweitens, dass andere Typenlehren vergleichsweise „unbefriedigend [seien], weil sie in ihrer Art und Weise, wie sie die Menschen in Kategorien einteilten, entweder zu starr oder zu unbestimmt waren, um brauchbar zu sein“.260 Im Gegensatz zu manch anderen Typologien ist das Enneagramm laut Pater Jonas auch neutral in seiner Ausrichtung. Er vergleicht seinen Eindruck von anderen Persönlichkeitsmodellen wie beispielsweise dem von Myers Briggs (MBTI) und stellt fest, dass das Enneagramm menschliche Stärken und Schwächen beachtet. Nach ihm neigen andere Modelle dazu, eine gewisse Art von Lebenseinstellung oder Typ zu bevorzugen, z.B. dass sie darauf ausgerichtet sind, das Potenzial zum Gewinn und eine positive extrovertierte Einstellung zum Leben hervorzuheben.261

      Die Enneagramm-Lehrerin Beate geht auf die Kategorien des Enneagramms ein und versucht aufgrund der möglichen Unterteilung der Kategorien die Kritik am Enneagramm – die Einteilung der Menschen in Schubladen – zu widerlegen:

      Im ersten Moment, als Martin262 mich damit konfrontiert hat mit dem Enneagramm, dachte ich: Kommt schon wieder so ein Ding, ja? Neun Persönlichkeiten, auf die will ich die ganze Menschheit herunterbrechen, was für ein Quatsch. Ja, sowas war mein erster Gedanke. also es war erst mal Widerstand da. Und dann habe ich gedacht, na ja, jetzt guck es dir halt einfach mal an. Dann habe ich angefangen darüber zu lesen und darüber nachzudenken, und ich wusste auf einmal: Es sind nicht neun Typen. Wenn man das Enneagramm wirklich und richtig kennenlernt, dann sind wir, wenn wir fertig sind, bei 82 Typen. Jeder Typ hat drei Subtypen nochmal, ja? Und jeder Typ hat nochmal einen Flügeltyp. Und wenn du das alles rundherum zusammenrechnest sind es auf einmal 82 Typen oder 83, weiß nicht mehr genau, und nicht mehr nur diese neun Typen. es lässt einfach viel auf.263

      Nach Beate ist somit das Enneagramm kein Mittel, um die Menschen in enge Kategorien herunterzubrechen, sondern es lässt durch weitere Unterteilungen Raum für Individualität.

      Auf das Enneagramm bezogen bedeutet dies, dass sich Menschen in den neun Persönlichkeitstypen wiederfinden, jedoch ihre Individualität nicht verlieren. Obwohl das Enneagramm klare Persönlichkeitsmerkmale aufweist, berücksichtigt es jede einzelne Person mit seinen Erfahrungen, sodass man nicht behaupten könnte, dass das Wissen um die Persönlichkeitstypen mit der ultimativen Menschenkenntnis gleichzusetzen wäre. Das hat wiederum auf der interpersonellen Ebene für meine Interviewten einen großen Stellenwert, so beispielsweise beim Jesuitenpater, der in Bezug auf seine Arbeit als Novizenmeister seiner „Studenten“ klarstellen wollte, dass eine gesunde gegenseitige Annahme voraussetzt, dass man wisse, wie unterschiedlich Menschen sind. Er sagt: “the enneagram teaches you to respect the differences between people’s approach to life”.264 Das heißt, es ist keine Fähigkeit, Menschen so zu sehen, wie wir sie sehen wollen, sondern sehen zu können, wie sie tatsächlich sind.

      Grün sagt dazu: Durch das Enneagramm wird deutlich, dass es „diesen Typen von Menschen gibt und es wichtig [ist], dass der Mensch seine Stärken und seine Schwächen entdeckt, dass die Stärken auch zu Schwächen werden können und umgekehrt die Schwächen auch eine starke Seite haben.“265

      Im gleichen Gedankengut geht Frau Meier vom Evangelium aus und erklärt, dass Jesus „eigentlich immer ganz schnell die Stärken und Schwächen eines Menschen im Auge gehabt und erfasst und auch festgestellt“266 habe. Nach Frau Meier „geht es im Enneagramm ja auch darum, dass wir sehen, was für Stärken [… und] was für Schwächen [wir haben], wo […] wir uns einsetzen [können] mit unseren Stärken und wo […] wir aufpassen [müssen], mit unseren Schwächen, um nicht irgendwie Schaden anzurichten.“267 Frau Meier sieht das Enneagramm also als eine Hilfe, sich selbst kennenzulernen und die Wirkung der eigenen Person auf die Mitmenschen einzuschätzen. In einem Enneagramm-Buch erweitern Barbara Metz und John Burchill den Gedanken, dass das Enneagramm für viele eine Lebenshilfe geworden sei. Denn durch das Enneagramm können sie die eigenen Begabungen und Stärken erkennen. Mit Hilfe des Enneagramms können sie auch die persönliche Art der eigenen Bemühungen und die eigene Schwächen benennen:268

      Herr Mumba sieht im Enneagramm drei Eigenschaften – sich selbst zu verstehen, sich zu beobachten (kontrollieren) und geführt zu werden –, die für sein Leben hilfreich seien. Er sagt, dass das Enneagramm ihn somit davor bewahre, andere Menschen zu verletzen, was dazu führe, die Beziehungen mit anderen zu gefährden. Wenn man sich selbst nicht versteht, können die gleichen Verletzungen immer wieder passieren.269 Nach Pater James hilft das Enneagramm, sich über die eigene Entwicklung bewusst zu werden, und ermöglicht somit, sich selbst wertzuschätzen und zu entwickeln. Kurz gesagt, es ist ein Werkzeug zur Selbstüberwachung und zum Verständnis.270

      Nach Anne Linden und Murray Spalding besteht dieses Verstehen darin, dass es nicht urteilt, sondern lediglich annimmt. Es ermöglicht, dass der Mensch nicht nur aus seiner eigenen Perspektive auf einen anderen Menschen blickt, sondern die Fähigkeit hat zu verstehen, wie der andere die Welt wahrnimmt, „ohne seine Eigenständigkeit“ dabei zu verlieren. Nur wenn man seinen eigenen Horizont erkennt, kann man verstehen, wo die Unterschiede zwischen Menschen liegen. Nach Linden und Spalding kann so eine Einstellung dazu führen, dass man mit seinen Mitmenschen mitfühlen kann, was über ein ‚Sich identifizieren‘ hinausgeht.271

Скачать книгу