Wer bin ich?. Keith Hamaimbo

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Wer bin ich? - Keith Hamaimbo Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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Lehren oder die Nahrung des Lebens. Das eine Bein des Hockers ist kürzer bzw. beschädigt, weshalb das Wahrnehmungsfeld des Kuhhirten vom Wesentlichen – dem Melken – weg zu diesem beschädigten Bein hin verschoben ist. Das Beispiel will verdeutlichen, daß wir uns im Wesentlichen mit drei Bereichen beschäftigen, von denen einer gestörter ist als die beiden anderen; wir schenken unsere Aufmerksamkeit vor allem diesem Lebensbereich, um die mit ihm verbundene Besorgnis zu vermindern.305

      Die Ausrichtung der Aufmerksamkeit auf ein Gebiet geschieht zu Ungunsten der anderen Subtypen. Nach Naranjo vollzieht sich die Aufmerksamkeit auf dreierlei Weise: dass man in einem Problemfeld in die Enge getrieben wird, dass man in dem Problemfeld steckenbleibt oder dass man sich in diesem Gebiet „überentwickelt“, sodass als automatische Folge ein anderer Lebensbereich in den Schatten gestellt oder überlagert wird und „unterentwickelt“ bleibt. Die unter- und überentwickelten Bereiche stehen in einer Wechselbeziehung zueinander. Auch das Lebensgebiet, das überschattet ist, kann Einfluss auf das Hauptgebiet haben, wo die Leidenschaft am stärksten zum Vorschein kommt, indem es ungeachtet des dominanten Subtyps sich entwickelt und somit sich unter Umständen zum Problemgebiet entfaltet.306

      Die Arbeit mit den Subtypen leistet einen wichtigen Beitrag zur Arbeit mit dem Enneagramm. Ein erster grundlegender Beitrag der Subtypen-Theorie ist die bessere Identifikation des eigenen Typs. Mit den Subtypen kann besser verstanden werden, welche Leidenschaft in welchem Lebensbereich zum Vorschein kommt. Da sie den Typ in jeweils drei weitere Kategorien unterteilen, wird es möglich herauszufinden, welche Merkmale ein Typ, der sich in einer bestimmten Kategorie befindet, zur Erscheinung bringt. Ebert schildert zum Beispiel, wie er sich mithilfe der Subtypen klarer typisieren konnte. Nach einer eingehenden Beschäftigung mit den Flügel-Typen seiner Enneagramm-Muster konnte er anhand der Informationen der Subtypen sein Enneagramm-Muster identifizieren.307

      Nach Naranjo kann sich das Enneagramm-Muster einer Person nicht verändern, dafür aber die Subtypen. Das würde bedeuten, dass die Arbeit mit den Subtypen an sich nicht als Typisierung gesehen werden darf, sondern als Hilfe zur Typisierung. Da die Subtypen sich verlagern können, ist darauf hinzuweisen, dass sich am besten damit arbeiten lässt, wenn die drei Subtypen immer in Betracht gezogen werden. Damit wird die Chance eingeräumt, über das eigene Leben vom Standpunkt der Beziehungen zu einer Gruppe und zu einer Person und zu Fragen der Selbstsicherheit nachzudenken. Ein zweiter bedeutender Aspekt der Subtypen-Theorie ist die neu entstandene Vielfalt der Musterunterteilung, so dass es mehr Möglichkeiten als bei den neun Grund-Typen des Enneagramms gibt. „Dadurch dass die neun Leidenschaften in drei verschiedene instinktbezogene Schauplätze fließen und sich mit ihnen verbinden, entstehen 27 verschiedene Untertypen, jeder mit einem charakteristischen Stil, der die jeweilige Betonung reflektiert.“308

      Ein weiterer Beitrag kann in der Arbeit mit Paaren geleistet werden. Einige Unterschiede in der Wertvorstellung bei Paaren können durch die Subtypen besser erklärt werden. Nach Riso und Hudson „spielen die Triebvarianten in Beziehungen eine ausschlaggebende Rolle. Menschen, die der gleichen Variante angehören, verstehen sich meist besser als Paare unterschiedlicher Varianten“309. Die unterschwellige Bedeutung dieser Aussage beruht darauf, dass es in der Arbeit mit Beziehungen nicht darauf ankommt, ob die Typen gleich oder unterschiedlich sind, sondern um welche Subtypen es sich handelt. Daraufhin darf behauptet werden, dass es – da die Subtypen sich im Leben verändern können – keinen Typ gibt, der zu einem bestimmten Typ besser passt als der andere. Es liegt lediglich daran, welche Lebensfragen in den jeweiligen Zeiten von Bedeutung sind und wie die Person damit umgeht.

       2.2. Triaden-Theorie

      Im Folgenden wird gezeigt, welche Rolle die Triaden-Theorie bei einigen Enneagramm-Experten einnimmt. Zuercher geht in ihrem Buch „Enneagram Spirituality“ nicht auf den einzelnen Typen ein, sondern lediglich auf die Zentren und damit nur auf die Haupteigenschaften, welche die Typen eines Zentrums betreffen. Diese Vorgehensweise suggeriert eine Verlagerung der Arbeit mit den einzelnen Typen zu den Enneagramm-Zentren (Triaden). In dem Buch gibt Zuercher Beispiele, wie Jesus mit Menschen entsprechend den Zentren, in denen sie sich befinden, umgeht. Demnach ist die biblische Gestalt von Maria Magdalena ein Beispiel von Menschen, die sich als Enneagramm-Typen 2/3/4 identifizieren. Der Apostel Thomas repräsentiert die Typen 5/6/7 und Petrus 8/9/1.310 Die EnneagrammTypen nach ihren Zentren zu behandeln, mag eine Vorgehensweise sein, die für einen Überblick der Zentren und ihrer Hauptthemen geeignet ist. Dennoch lässt sich die Frage stellen, ob die speziellen Themen, die jeden Typ betreffen, darunter nicht zu kurz kommen. Nach Zuercher lässt sich diese Vorgehensweise wegen ihres Beitrags zur gezielten Arbeit mit dem Enneagramm legitimieren. Ihrer Meinung nach ist diese Vorgehensweise dem Enneagramm der einfachen individuellen Typbeschreibungen, die in vielen Enneagramm-Literaturen Standard ist, weit voraus, weil sie darauf fokussiert ist, die Möglichkeiten der Veränderung vorzuweisen. Denn die Dynamik jedes Zentrums spielt eine wichtige Rolle dabei, um zu zeigen, wie die persönliche Entwicklung gelingen kann.311 Mit dem Beispiel von Zuerchers Einsatz werden hier zwei Aspekte hinsichtlich des Enneagramms aufgegriffen, auf die in diesem Teil der Arbeit eingegangen wird; das Triaden-Verständnis der Enneagramm-Autoren und welche praktischen Folgen der Einsatz und das Verständnis die Triaden-Theorie haben können.

      Nach Riso und Hudson zeigen die drei Triaden, welcher Teil des Bewusstseins von der Persönlichkeit am stärksten beeinflussbar ist. Das kann entweder das Instinkt-, oder das Gefühls- oder das Denkzentrum sein. Von der Bezeichnung her kann es irreführend erscheinen, wenn z.B. die Typen in der Denktriade als besonders intelligent, die in der Gefühlstriade als besonders gefühlvoll, oder die in der Instinkttriade als besonders instinktiv handelnd verstanden werden. Alle Menschen seien mit den Merkmalen der drei Zentren vertraut. Nach Riso und Hudson zeigen die Triaden lediglich, welche Komponente der Psyche „unfrei“ ist.312

      Im Folgenden werden die drei Enneagramm-Zentren vorgestellt. Um zu vermeiden, dass den Zentren im Vorfeld eine Qualität zugeschrieben wird, werden sie statt mit Namen (im Unterschied zu einigen Enneagramm-Schriften) nur nach den ihnen zugeordneten Nummern bezeichnet.

       2.2.1. 8-9-1-Zentrum

      Die Typen 8-9-1 werden bei einigen Enneagramm-Autoren als Instinkt-Triade bezeichnet. Nach Linden und Spalding ist Sicherheit das zentrale Thema aller Menschen. Bei den Typen dieses Zentrums werden Fragen der Sicherheit durch den Zorn ausgedrückt.313 Alle drei haben mit Zorn zu tun, aber in sehr unterschiedlichen Varianten. „ACHTEN neigen dazu, den Zorn herauszulassen, NEUNEN dazu, ihn zu leugnen und EINSEN dazu, ihn zu unterdrücken.“314 „Die wechselhaften Gefühle der 8-9-1-Triade enden häufig in Wut und Ärger, Emotionen, die ihnen vertraut, wenn auch nicht unbedingt angenehm sind. 8-9-l-er verteidigen instinktiv das eigene Revier, anstatt sich an ihre Mitmenschen und die Umstände anzupassen. Sie kämpfen ständig um Abgrenzung.“315 „Ihre Beziehung [zum]Thema Sicherheit ist mit Zorn verbunden, so dass sie oft abwechselnd Grenzen besitzen und dann wieder Mauern errichten.“316 Ihr „Intelligenzzentrum ist der Bauch, und die Richtung ihrer Hauptabwehr ist gegen. Sie reagieren auf alles vom offenen oder versteckten Gefühl des Zorns her; sie denken vermittels ihrer Triebe und schützen sich, indem sie dagegen ankämpfen, unterdrückt zu werden und verletzlich zu sein.“317 Weitere Beschreibungen des 8-9-1er-Zentrums lauten:

      Bauchmenschen […] tun sich schwer, einem klaren Plan zu folgen und ihm treu zu bleiben. […] Nach außen wirken sie meist selbstsicher und stark, während sie innerlich von moralischen Selbstzweifeln gequält werden können. Ihr erster Zugang zu Gott ist oft der Vater. Meditationspraktiken, bei denen sie ganz bei sich und in ihrem Körper sind (z.B. Zen), fallen ihnen leicht.318

      

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