Wer bin ich?. Keith Hamaimbo

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Wer bin ich? - Keith Hamaimbo Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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– obwohl die Theorie ihre eigene Validität habe – sie mit einer Offenheit betrachtet werden sollte, wenn es darum gehe, die Prozesse der Entwicklung als Ganzes zu erfassen.285

      Nach der Benediktinerin Suzanne Zuercher darf auf christlicher Basis die Theorie der Pfeile keinen Anspruch auf das Ziel der enneagrammatischen Arbeit haben. Denn der Schwerpunkt der christlichen Enneagramm-Arbeit besteht darin, dass die christliche Reife durch kontemplatives Gebet und Leben kultiviert wird, und nicht dadurch, dass die Aufgabe der Charakterbildung als Ziel gesetzt wird. Allerdings darf nicht verneint werden, dass auch die Aufgabe der Charakterbildung für jede Person eine zentrale Bedeutung hat. Dennoch führt nach Zuercher dies letzten Endes nicht zu echter Entwicklung und Umkehr, sondern zur Verewigung der Arbeit am eigenen Ego. Jene Aufgabe befindet sich in einer frühen Phase des Wachstums. In dieser Phase sucht man seine Selbständigkeit und Identität. Obwohl diese Phase das ganze Leben hindurch fortdauern kann, sollte es einen Punkt geben, an dem man mit anderen Themen anfängt, sonst bleibt es nur bei der Arbeit am Ego. Nach ihr zeigen die Pfeile die unterschiedlichen Verbindungen der Enneagramm-Muster und somit die Weite der Möglichkeiten an der Arbeit mit dem Enneagramm. Dass unter anderem geraten wird, für eine persönliche Entwicklung die positiven Aspekte der Eigenschaften des Punktes, mit dem die Pfeile in Verbindung stehen, in Betracht zu ziehen, hält Zuercher für eine andere Art von Ego-Fixierung und Charakterstagnation.286

      Die eben vorgestellten Bestandteile der Enneagramm-Theorie sind für das Verständnis des Enneagramms unverzichtbar. Wie gezeigt wurde, besteht trotzdem eine Gratwanderung zwischen ihrem allgemeinen Verständnis und der praktischen Anwendung. Beispielweise kommt Bartels bei der Analyse seiner Interviewten zum Schluss, dass das Enneagramm bei einigen Menschen als „abgeschlossenes und unhinterfragbares Gesetz287 gesehen wird. Die Enneagramm-Theorien der Triaden (Zentren) Flügel, Pfeile und Subtypen können bei einigen als Gesetz verstanden werden, als wären sie die unbezweifelbare Antwort auf alle Fragen. Bartels bemerkt, dass das Enneagramm anders zu verstehen sei. Nach ihm ist das Enneagramm eher geeignet, die Relativität und Offenheit von Erkenntnissen zu zeigen. 288.

       2.1.3. Subtypen

      Die Subtypen sind ein weiterer grundlegender Aspekt in der Differenzierung der Enneagramm-Typen, wodurch die Enneagramm-Theorie ausgefeilter wird. Sie können auch als Untertypen bezeichnet werden, was aber nicht als untergeordnet verstanden werden darf, wie im Folgenden gezeigt wird. Bei einigen Enneagramm-Autoren werden die Subtypen auch als Triebvarianten, Instinkte oder Untertypen bezeichnet. Die zitierten Ausschnitte in diesem Text sind von verschiedenen Autoren, so dass die Bezeichnungen variieren.

      Durch die Lehre der Subtypen wird gezeigt, wie die Lebensthemen in unterschiedlichen Bereichen gelebt werden. In dem Lebensbereich, in dem das menschliche Grundgefühl der Angst (Sicherheit) am stärksten zum Vorschein kommt, werden unterschiedliche „Techniken“ entwickelt, um mit der Angst umzugehen. „Das fundamentale innere Mangelgefühl, das der Persönlichkeit zugrunde liegt, wird hier am zentralsten erlebt.“289 Nach der Enneagramm-Autorin Sandra Maitri ist das ein Bereich unseres Daseins, wo „wir uns am unzulänglichsten fühlen, in dem Sinne, dass wir nicht das Zeug zu etwas haben, und in dem wir uns auch für am meisten benachteiligt halten.“290 Im Grunde geht es bei den Subtypen um Existenzangst. „Im Dienst der Arterhaltung muss das Einzelwesen überleben, es muss sich fortpflanzen, und es muss eine bestimmte Rolle in der Hierarchie der Herde einnehmen. Das Enneagramm nennt diese drei Triebe den Selbsterhaltungs-, den sexuellen und den sozialen Trieb oder Instinkt.“ 291

      In folgender Abbildung sind die einzelnen „Bestandteile“ schematisiert dargestellt.

      Abbildung 4. (S=Subtyp)

      Vom oben dargestellten Haupttyp zweigen sich die zwei Flügel ab, die sich wiederum in die drei Subtypen – sozial, sexuell, selbsterhaltend – einteilen lassen.

      „Wenn der Selbsterhaltungsinstinkt am stärksten ausgeprägt ist, bemüht man sich vor allem durch intensive Beschäftigung mit dem Überleben und mit materieller Sicherheit, Glück und Erfüllung zu finden.“292 „Der Selbsterhaltungstypus kann nervöser und etwas angespannter erscheinen als die anderen. Diese Menschen verwenden mehr Zeit auf Überlebensfragen und Sicherheit.“293 Für Selbsterhaltungstypen ist wichtig, dass ihr Wohlbefinden in den unterschiedlichen Lebensbereichen gesichert ist. Es geht hier um Grundbedürfnisse und Sicherheit im Allgemeinen.

      „Wenn der soziale Instinkt vorherrscht, ist man darauf ausgerichtet, ein Zugehörigkeitsgefühl, einen Platz und einen Status in der Gemeinschaft zu erlangen.“294 „Die Themen der sozialen Untertypen kreisen häufig um ihr Familienleben; sie ziehen Gruppen vor und genießen das gesellschaftliche Milieu. […] Diese Menschen sind am meisten an Status interessiert.“295 Für die Sozialtypen ist es wichtig, dass sie das Gefühl haben, von anderen akzeptiert zu werden. Um sich sicher zu fühlen, wollen sie eine Umgebung, in der sie sich aufgehoben fühlen. Mit anderen in Kontakt zu kommen, fällt ihnen nicht schwer.

      „Wenn der sexuelle Instinkt am meisten betont ist, scheint eine intime Beziehung Befriedigung zu versprechen.“296 „Sexuelle Untertypen neigen eher zu Einzelbeziehungen. Sexualität kann durch die Augen ausstrahlen, was manchmal auch als ‚Charisma’ bezeichnet wird. Diese Menschen haben oft mehr Beziehungen zum anderen Geschlecht als zu ihrem eigenen und haben eine stärkere sexuelle Ausstrahlung.“297 Sie „sind dauernd auf der Suche nach intensiven Erlebnissen, nicht nur sexuellen. Es geht ihnen um die Intensität an sich.“298 Der Begriff „sexuell“ meint hier jedoch nicht ausschließlich intime Paarbeziehungen, sondern auch enge Beziehungen zwischen zwei Personen.299 Es gibt zwei unterschiedlichen Varianten, wie die Subtypen in Bezug auf den Haupttyp betrachtet werden. Nach Riso und Hudson kommt ein Typus am deutlichsten zum Vorschein in dem Lebensgebiet, wo der dominierende Subtyp sich befindet.300 Das bedeutet, dass die Hauptmerkmale eines Typs im Allgemeinen in diesem Bereich bemerkt werden können. Die andere Variante verbindet die Leidenschaft des Haupttyps mit den Subtypen. Nach dem Amerikaner Eli Jaxon-Bear dienen die drei Triebe (Subtypen) dazu, das persönliche Glück zu finden oder eben im Umgang mit den Grundängsten für persönliche Sicherheit zu sorgen. Durch die Leidenschaft des jeweiligen Typs werden die Subtypen (Instinkte) ausgelebt.301 „Diese drei Triebe werden in der egobezogenen Suche nach Glück sublimiert und durch die Leidenschaft der jeweiligen Fixierung ausgelebt.“302 Nach Maitri kann es eine Hilfe sein, wenn man herausfinden will, welcher Subtyp in dem Moment dominant ist, zu beobachten, in welchen Lebensthemen oder -gebieten die Leidenschaft des Haupttyps am deutlichsten zum Vorschein kommt.303

      Wenn wir beispielsweise zufällig eine Vier sind, entdecken wir vermutlich, dass unsere Leidenschaft, der Neid, in Momenten auftaucht, wenn sich entweder unser Selbsterhaltungstrieb bedroht fühlt, wenn wir das Gefühl haben, dass unser soziales Ansehen und unsere soziale Zugehörigkeit in Frage gestellt werden, oder wenn unsere intime Beziehung oder unsere Fähigkeit eine solche zu haben, in Gefahr geraten. Als Vier empfinden wir vielleicht Neid auf das, was ein anderer besitzt, wenn wir ein Selbsterhaltungstyp sind; oder wir empfinden vielleicht Missgunst gegenüber einem Freund, der auf sozialem Gebiet Talent und Ansehen zu haben scheint, wenn wir ein sozialer Untertyp sind; oder wir begehren die sinnliche Anziehungskraft eines anderen, wenn wir ein sexueller Untertyp sind304.

      Das Beispiel kann auf alle acht weiteren Typen angewendet werden. Es wird gezeigt, dass die Leidenschaft am stärksten in dem Bereich ist, wo man sich sicher fühlen will, wo die Aufmerksamkeit verlagert und mit Unsicherheit belastet ist. Helen Palmer gibt dazu folgende Allegorie:

      Ein Kuhhirte sitzt auf einem

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