Wer bin ich?. Keith Hamaimbo

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Wer bin ich? - Keith Hamaimbo Studien zur Theologie und Praxis der Seelsorge

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werden sollte, ist der des Austausches. Im vorigen Zitat von Rohr und Ebert und schließlich bei Garro wird gezeigt, wie hilfreich es sein kann, wenn man mit nahestehenden Menschen ins Gespräch kommt und über das eigene Muster spricht. Coates schlägt sogar vor, dass man als Alternative im Umgang mit Fragebögen so vorgehen könne, dass Personen, die einem nahestehen, die Fragebögen ausfüllen und die Werte gemeinsam auswerten könnten.384 Dadurch, dass andere die Antworten, gewinnt die Übung einen höheren Grad an Objektivität. Einen anderen Menschen über sich sprechen zu lassen, ist zudem ein Zeichen von Vertrauen und Offenheit. Ein Beispiel hierfür ist das von Herrn Schulte. Er berichtet, dass – um sicherzustellen, dass er das richtige Muster gefunden habe – er andere Personen gefragt habe, wie sie ihn sähen und erlebten. Nach Herrn Schulte sei er positiv überrascht gewesen, dass andere ihn tatsächlich so sähen, wie es zum Teil in den Beschreibungen stehe. Für ihn war dieser Schritt hilfreich, nicht nur weil er sich mit dem herausgefundenen Muster wohlgefühlt und sich damit identifiziert habe, sondern weil er merkte, dass Andere ihn wahrnähmen, so wie er sei, und die Schwierigkeiten, die er im Leben hatte, zum Teil nachvollziehen konnten.385 Die Übung hat nicht nur sein Wissen über sich selbst erweitert, sondern das Urteil seiner Mitmenschen in diesem Rahmen wertzuschätzen gelehrt. Hier wird ersichtlich, dass durch die Übung Beziehungen jeglicher Form bereichert werden können. Je nachdem, wie die Beteiligten damit umgehen, kann die Kommunikation bereichert werden. Es kann auch ein erster Zugang sein, über sich in einer nicht urteilenden Art zu sprechen.386 Der emeritierte Professor für Pastoralpsychologie und Pastoralsoziologie Josef Schwermer schreibt in seinem Buch „Das helfende Gespräch in der Seelsorge“, dass bei allen helfenden Gesprächen Carl Rogers’ Bedingungen für eine erfolgreiche Kommunikation zu beachten seien, nämlich: „1.einfühlendes Verständnis, 2. Wertschätzung und Wärme und 3. Echtheit und Selbstkongruenz.“387 Mit anderen Menschen, die einen gut kennen, über sich zu sprechen, setzt die eben aufgelisteten Werte voraus. Andersherum könnte die Offenheit zu solchen Gesprächen zu diesen Werten führen.

       2.4.2. Herausforderungen beim Typisieren nach Riso und Hudson

      An dieser Stelle wird gezeigt, was das Typisieren erschweren kann und worauf geachtet werden sollte, wenn Personen typisiert werden. Die Ausführungen werden Risos/ Hudsons Buch „Understanding the Enneagram. The practical guide to personality types388 entnommen. Die nachfolgenden Ausführungen sind somit Wiedergaben und Kommentare zu Risos und Hudsons Arbeit.

      Riso und Hudson begründen die Wichtigkeit einer richtigen Typisierung in Bezug auf den Wachstumsprozess, nämlich, dass der Einstieg in den Wachstumsprozess mit dem Enneagramm als Prozessmodell mit einer Typisierung beginnt. Wenn eine Typisierung nicht richtig ist, so Riso und Hudson, bringt einem das enneagrammatische Wissen nichts Weiteres als etwas Interessantes (fascinating curiosity). Problematisch wird es, wenn durch das Enneagramm Interesse für das Wissen um den Anderen geweckt wird und dadurch der Blick für das Eigene verloren geht.389 Man analysiert und bewertet andere Menschen auf eine pseudo-psychologische und spirituelle Art, wenn einem zugleich die Arbeit an sich selber nicht am Herzen liegt. Man vermittelt etwas, ohne ein persönliches Zeugnis und die Überzeugung darüber ablegen zu können. Dies kann mit Jesu Mahnung verglichen werden, nämlich den Splitter im Auge des Anderen herausnehmen zu wollen, aber den Balken im eigenen Auge nicht wahrnehmen zu wollen. (Mt 7,3).

      Im Weiteren die Gedanken Riso/Hudsons über Herausforderungen bei der Typisierung:

      - Sogar wenn alle wichtigen Merkmale des Enneagramms berücksichtigt werden, ist es kaum möglich, dass man sich völlig sicher über alle ausgeführten Typisierungen sein kann. Denn eine Person ist mehr als eine typologische Zusammenstellung menschlichen Verhaltens. Darüber hinaus ist das Enneagramm, wie vorhin gezeigt, ein komplexes „System“, das sich auf einzelne Menschen bezogen als verwirrend erweist.390

      - Da ein Individuum mehr als die typologische Beschreibung ist, reichen die Beschreibungen für alle Aspekten des menschlichen Verhaltens nicht aus. Es braucht viel Zeit und Übung, um überhaupt eine grundlegende Übereinstimmung der Myriade an menschlichem Verhalten und die enneagrammatischen Beschreibungen zu verstehen.391

      - Jedem sollte bewusst sein, dass nicht alle Eigenschaften, die einem Typ zugeteilt sind, als letzter Schlüssel zum Typisieren gelten können.392 Eine gewisse Spannbreite sollte immer beachtet werden.

      - Die Komplexität des Enneagramms birgt in sich die Gefahr der Verwechslung der Typbeschreibungen. Bei über 486 Variationen der Enneagramm-Muster kommt es vor, dass sich ein gewisses Verhalten bei mehreren Mustern bemerken lässt. Um die Nuancen in den Ähnlichkeiten der Muster zu zeigen, wird ein großer Teil des Buches darauf verwendet zu zeigen, worin jeder Typ sich von dem anderen unterscheidet. Hier wird besonders auf die mögliche Motivation für ein auf den ersten Blick gleich zu bewertendes Verhalten hingewiesen.393

      - Im Großteil der Enneagramm-Literatur und der Vermittlung des Enneagramms werden die Enneagramm-Typen auf eine „klischeehafte“ Art präsentiert, sodass die Typen nur mit bestimmten speziellen Eigenschaften identifiziert werden. Das Problem liegt hier darin, dass nicht alle Menschen, die zu einem Typ „gehören“, die üblichen Eigenschaften vorweisen. Riso und Hudson nehmen Muster Neun als Beispiel, um zu zeigen, dass es Menschen gibt, die reizbar oder sogar aggressiv sein können, obwohl sie Muster Neun haben, welches normalerweise als harmonisch und friedvoll präsentiert wird.394

      - Wenn man keine Erfahrung mit den unterschiedlichsten Arten (Erscheinungsformen) eines Typs hat, kann es mit der Typisierung schwierig sein. Sogar wenn Personen den gleichen Typ haben, sollte verständlich sein, dass sie sich in ihrer Individualität und Verhaltensweise voneinander unterscheiden.395

      - Wie weiter gezeigt wird, ist es sicherer, Menschen zu typisieren, denen man begegnet ist396 – in diesem Fall, indem man mit ihnen persönlich spricht. Dadurch kann es dazu kommen, dass über die Motivationen hinter einem Verhaltensmuster gesprochen wird. Denn hinter einem Verhalten stecken unterschiedliche Motivationen. Es mag möglich sein, dass Menschen typisierbar sind, ohne mit ihnen in direkten Kontakt getreten zu sein, weil sie die „typischen“ Verhaltensmuster eines Musters zeigen.397 Meiner Ansicht nach ist die zweite Variante aus Gründen, die später noch angesprochen werden, möglichst zu vermeiden: denn „Verhalten ist nicht immer das, was es zu sein scheint […]. Um die Bedeutung einer einzelnen Handlungsweise zu verstehen, müssen wir Informationen über das Individuum wie auch über die Situation haben, auf die sich die Handlungsweise bezieht.“398

      - Es braucht viel Zeit und Übung, um das Verhalten unterschiedlicher Personen in Bezug auf die Enneagramm-Typbeschreibungen zu verstehen. Dementsprechend verlangt die Arbeit mit dem Enneagramm nicht nur ein fundiertes Wissen über die Theorie der Verhaltensmuster, sondern auch Interesse an Menschen und ihrem Verhalten – ihren Lebenswelten, ihren Wünschen, Motivationen und Lebensträumen. Wenn man diese Informationen erhalten hat, wird die Arbeit mit dem Typisieren erleichtert, aber vor allem hilft es den Menschen selber, dadurch, dass ihnen die Chance eingeräumt wird, sich zu besinnen und eigene Eigenschaften betrachten zu können, aber darüber hinaus zu lernen, sich dem Anderen zu öffnen.399

      - Das Typisieren ist in sich selber eine schwierige Aufgabe. Diese Aufgabe wird umso schwieriger, weil es tatsächlich große Gemeinsamkeiten zwischen den Enneagramm-Mustern gibt. Die Aufgabe des Typisierens besteht darin, die Gemeinsamkeiten auseinanderzudifferenzieren.400

      Für denjenigen, der typisiert wird unterbreitet Garro folgende Vorschläge. Es sollte vermieden werden:

      - aus Angst davor, was andere Personen über einen denken, sich fälschlicherweise ein anderes Muster anzueignen und sich selber zu überzeugen, dass man SO ist; und darüber hinaus sich entsprechend dem

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