Kirche. Группа авторов

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vorhersagen. Hier gilt es achtsam zu sein und sich zu überlegen, wie man mit diesen Personen, die es immer und überall gibt, umgeht.

      Aber vielleicht der wichtigste Faktor ist in diesem Zusammenhang einer Vision und eines Leitbildes die Frage nach der Leidenschaft. Ohne Leidenschaft ist es unmöglich, eine Vision und ein Leitbild ins Leben zu bringen. Leidenschaft antwortet auf die Frage nach dem „Warum“! Warum haben wir eine Vision, ein Leitbild? Es ist die Leidenschaft, die uns letztlich eine Vision verfolgen lässt und die dann zur Umsetzung eines Leitbildes antreibt. Ja, Leidenschaft ist so etwas wie das Blut, die Energie und der „spirit“, der eine Vision und eine Sendung durchpulsen muss.

      Ohne Leidenschaft wird der ganze Weg, den wir auf ein Ziel zugehen, ein unglaublicher Kraftakt – und wir verwirklichen vielleicht einfach irgendein Projekt, irgendeinen Traum, der aber nicht unser eigener ist. Leidenschaft ist aber notwendig, denn eine Vision, die in ein Leitbild mündet, ist eine Herzensangelegenheit, und Leidenschaft ist das Herzblut, das man dafür gibt. Zuerst muss die Leidenschaft da sein, dann kann man eine Vision entfalten und sich auf einen Umsetzungsprozess einlassen.

      Solche Leidenschaft ist letztlich eine Leidenschaft für Jesus, eine Leidenschaft für Gott und sein Reich der Liebe, des Friedens und der Gerechtigkeit – und also eine Leidenschaft all derer, die ihm folgen. Es geht also immer um das Reich Gottes, das Fleisch wird in der tiefen und ehrlichen Sehnsucht des Volkes nach einem guten und sinnvollen Leben, nach einer Richtung und Orientierung für das alltägliche Leben und zugleich um die tiefen Sehnsüchte, die in jedem Menschen eingewurzelt sind.

       Vision und Leitungsverantwortung

      Wer leitet, ist verantwortlich für die Vision der ihm anvertrauten Gemeinschaft. Er hat dafür zu sorgen, dass es eine Vision gibt, dass sie geteilt wird von möglichst vielen und dass sie ganz und in ihrer Tiefe verstanden wird. Dabei ist und bleibt klar: Es ist nicht allein Aufgabe der Verantwortlichen, eine Vision zu schaffen und die Gruppe zu Wandlungsprozessen herauszufordern. Aber wer Verantwortung trägt, ist vor allem der Ermöglicher dieses Visionsprozesses. Er bringt den Zündfunken, er feuert den Prozess an – aber es ist das Volk, das sich eine Vision zu eigen macht, und nicht der Verantwortliche. Nur dann kann eine Vision ins Leben kommen, nur dann können große Dinge umgesetzt werden. Selbst wenn die Leitung ganz enthusiastisch eine Vision verfolgen will – zuerst muss sie dafür sorgen, dass möglichst ein großer Teil der Leute sich die Vision zu eigen macht.

      Von daher können die Merkmale beschrieben werden, die es braucht, damit Leitungsverantwortung im Blick auf die Vision gut wahrgenommen werden kann: Verantwortliche müssen gute Zuhörer sein, um zu entdecken, was wirklich die Menschen leidenschaftlich bewegt. Sie müssen sehr lernbereit sein, um wirklich die Tragweite der sich abzeichnenden Vision zu entdecken. Sie sind in der Lage, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu trennen, und verfügen über die Fähigkeit, die Ergebnisse der gemeinsamen Suche gut zusammenzufassen.

      Wie kann dann also eine solche Vision, die kraftvoll ist, entstehen? Ein sechsfacher Blick ist notwendig, damit Verantwortliche verantwortlich eine Vision entwickeln helfen:

      Der Blick nach innen: Was fühlen wir selbst, was ist unsere Sehnsucht und unser inneres Bild? Was will in uns geboren werden? Und wie viel Leidenschaft habe ich dafür?

      Der Blick nach hinten: Was haben wir aus der Vergangenheit gelernt? Ohne das Lernen aus Erfahrungen bleiben Visionen ja purer Idealismus. Der eigene Erfahrungsschatz aber bürgt für Glaubwürdigkeit und ermöglicht, dass eine Vision angenommen und zu eigen wird. Daraus wächst die mögliche Umsetzung.

      Der Blick ins Umfeld: Was ist mit den anderen Mitmenschen? Sind sie bereit und offen für eine Vision? Wer zu weit nach vorne rennt, verliert den Einfluss auf einen gemeinsamen Weg.

      Der Blick nach vorne: Was ist das größere Bild? Was ist das große Ziel? Es geht nicht zuerst um Umsetzungsstrategien und Management.

      Der Blick nach oben: Welchen Weg will Gott mit uns gehen? Gott schenkt mir Gaben und ermöglicht so, dass ich mein Potenzial auslebe – als Geschenk für Gott.

      Der Blick zur Seite: Welche Ressourcen habe ich? Aber vor allem muss klar sein: Die größte Ressource und Kraftquelle ist das Volk Gottes.

       Gemeinsame Visionsentwicklung – die Erfahrung von Bukal Ng Tipan

      Auf diesem Hintergrund haben wir in Bukal Ng Tipan Werkzeuge und Methoden einer gemeinsamen Visionsentwicklung erarbeitet und führen sie in verschiedenen Diözesen Asiens durch. Wir beginnen mit den Diözesen, weil gerade die gemeinsam geteilte Vision einer ganzen Diözese eine Kontinuität pastoralen Arbeitens auch dann ermöglicht, wenn einzelne Pfarrer und Stelleninhaber wechseln. Uns geht es dabei darum, dass eine solche Vision auch immer Praxis wird, Handlung und konkrete Aktion – denn nur so kann sie inspirierend wirken und das Antlitz der Kirche vor Ort erneuern und verwandeln.

      Ein solcher Entwicklungsprozess artikuliert sich in mehreren Schritten, die in gebotener Kürze dargestellt werden sollen.

       Ein geistlicher Prozess

      Der Kirchenentwicklungsprozess einer Diözese beginnt mit einem geistlichen Bewusstwerdungsprozess: Der Bischof nimmt zusammen mit seinen Priestern an geistlichen Tagen teil. Hier geht es darum, ein gemeinsames Bewusstsein über den Iststand des Lebens in der Diözese zu erlangen. Dabei spielen sowohl die Stärken wie die Schwächen, die Verletzungen und die Highlights eine Rolle: Sie werden ausgesprochen und auch in eine Dynamik sakramentaler Versöhnung hineingenommen. Zentrale Frage ist aber das eigene und gemeinsame Bewusstsein über das Kirchenverständnis und das Leitungsverständnis und seine Spiritualität. Es sind wirklich Exerzitien in Gemeinschaft, die eine gemeinsame Sichtweise fördern und ermöglichen wollen. Am Ende dieser Tage können das Presbyterium und der Bischof gemeinsam überlegen, ob sie einen echten Kirchenentwicklungsprozess im Blick auf eine partizipative Kirche anstreben wollen. Erst wenn hier eine gemeinsame Option getroffen wird, kann der eigentliche Weg weitergeführt werden. Es kann auch einige Jahre dauern, bis eine Diözese hier eine gemeinsame Position gefunden hat. Aber es reicht nicht, dass nur ein Teil der Priester oder etwa nur der Bischof hinter einem solchen Projekt steht.

       Ein doppelter Konsultationsprozess

      Ist eine solche Entscheidung erfolgt, kommt es nun zu einem umfassenden Konsultationsprozess. Das Ziel ist klar: Im Hören auf die vielen Menschen sollen eine gemeinsame Vision, gemeinsame Prioritäten und Strategien der Umsetzung entwickelt werden. Deswegen steht am Anfang dieses Prozesses eine Schulung: Engagierte Christen werden zum Hören ausgebildet – und sie werden dann auf der Graswurzelebene von Haus zu Haus ziehen (jede zehnte Familie wird besucht), um zu fragen und zu hören: Was bewegt die Menschen hier am Ort? Welche guten, welche schwierigen Erfahrungen haben sie mit der Kirche gemacht? Was wäre das Schönste, was an ihrem Ort passieren könnte und müsste? Was erwarten sie von ihrer Kirche? Was sind die Herausforderungen des Umfelds? Dieser erste Konsultationsprozess wird dann auch auf den höheren Ebenen der Pfarrei und des Dekanats durchgeführt, und so entsteht ein erster provisorischer Entwurf einer gemeinsamen Vision. Mit diesem Entwurf wird dann in einer zweiten Runde wiederum auf allen Ebenen erneut nachgefragt: Finden Sie sich darin wieder? Was müsste ergänzt werden? Wieder werden die Ergebnisse zusammengetragen und nun zu einer gemeinsamen Vision zusammengeführt. Dieser doppelte Konsultationsprozess ist eine sehr intensive Arbeit und umfasst ein ganzes Jahr.

       Prioritäten und Optionen

      Der

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