Kirche. Группа авторов

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Vgl. auch Gisèle Bulteau, Örtliche Gemeinden begleiten, in: Christian Hennecke, Dieter Tewes, Gabriele Viecens (Hg.), Kirche geht … Die Dynamik lokaler Kirchenentwicklungen, Würzburg 2013, 67–73 sowie den Beitrag von Martin Alex und Thomas Schlegel in diesem Buch.

       Eric Boone

       Eine Kirche der Nähe 1

      Wenn man auf die Errichtung von örtlichen Gemeinden in der Diözese Poitiers schaut, geht es nicht einfach um eine Strukturreform der Kirche von Poitiers. Am Anfang stand nämlich eine zweifältige Dynamik:

      1. der klare Wille, die Rezeption der beiden Synoden, die Partikularrecht der Diözese geworden sind, in all ihren Ausdrucksformen ernst zu nehmen, und:

      2. eine auch zeitlich sehr umfassende Reflexion des Neuen Testaments – beinahe könnte man hier schon von einer Meditation sprechen.

       Die Rezeption der Synode

      Wenn wir von der Erfahrung der Synoden sprechen, handelt es sich nicht einfach um historisches Geschehen. Mir ist wichtig zu bezeugen, dass die Feier einer Synode ein Ereignis von höchster Bedeutung im Leben einer Ortskirche ist. Die Diözese von Poitiers hat die Entscheidung getroffen, zwei Synoden entsprechend kanonischem Recht zu feiern. Es gibt zwar eine Reihe von Diözesen, die einzelne Schritte von synodalem Charakter unternehmen, aber wir haben beschlossen, unsere beiden Synoden entsprechend dem Kirchenrecht zu feiern: Es gab also die Einberufung der Synoden, der Bischof hat ihnen vorgestanden, die dort gefassten Beschlüsse öffentlich verkündet und so sind sie zu Partikularrecht des Bistums Poitiers geworden.

      In der Synode von 1993 ging es um die Frage, ob neue Pfarreien gegründet werden sollten. Das war eine Zeit, in der auch auf nationaler Ebene in Frankreich viel um Zusammenlegungen von Pfarreien gerungen wurde. Die Antwort der Synode von Poitiers war eindeutig: Bevor neue Pfarreien entstehen könnten, geht es zunächst einmal darum, die „örtlichen Gemeinden“, d. h. die Gemeinden vor Ort, im Quartier, in den Dörfern neu zu beleben.

      Am Anfang hat niemand so recht auf diese Wortschöpfung geachtet: örtliche Gemeinde, das klang sehr harmlos! Erst als einige Monate nach dem Inkrafttreten der synodalen Akte Mgr Rouet Bischof der Diözese Poitiers wurde, hat er die ganze Bedeutung dieses Wortes erkannt und uns darauf aufmerksam gemacht, wie wichtig diese Formulierung ist. Was genau wollten wir denn ausdrücken mit dem Wort „örtliche Gemeinde“? Er erwartete eine Präzisierung von uns, um so wirklich zu einer authentischen Rezeption der synodalen Beschlüsse zu kommen. Man könnte hier den 6. Abschnitt von Presbyterorum ordinis zitieren, das Konzilsdekret über den Dienst und das Leben der Priester, das heute eher ein bisschen in Vergessenheit geraten ist: „Die Einzelgemeinde darf darum nicht nur die Sorge für die eigenen Gläubigen fördern, sondern muss, von missionarischem Eifer durchdrungen, allen Menschen den Weg zu Christus ebnen. Ihre besondere Sorge gelte jedoch den Katechumenen und Neugetauften; sie sind schrittweise zur Erkenntnis und Führung eines christlichen Lebens zu erziehen.“

      Halten wir also drei Punkte fest:

      Die Erfahrung einer Synode – eine Erfahrung, die viel größer ist, als wir es sind – ist Ausdrucksform einer Kirche, die sich dem Heiligen Geist anvertraut, der sie weit mehr inspiriert, als sie sich hätte vorstellen können. Die Rezeption dieser Synode hat etwas ins Leben gerufen, das mehr erfordert, als nur auf die Zeichen der Zeit zu achten – es braucht vielmehr eine neue, eine andere Arbeitsweise, deren Kennzeichen Umkehr, Bekehrung ist. Ich wünsche auch der Kirche in Deutschland, Mut zu Synoden zu haben – im Vertrauen darauf, dass Gott selber seine Kirche baut!

      Der Ausdruck „örtliche Gemeinde“ hat uns in eine missionarische Dynamik gebracht. Es geht nicht darum, religiöse Bedürfnisse zu befriedigen, sondern allen den Weg des Evangeliums anzubieten und so die Bedeutung eines Lebens nach dem Evangelium inmitten der Welt von heute zu zeigen. In ihrem Brief an die Katholiken Frankreichs – Den Glauben vorschlagen in der heutigen Gesellschaft – haben uns die Bischöfe von Frankreich dazu eingeladen, dies mutvoll zu tun.

       Was eigentlich ist die Kirche?

      Die Einladung unseres Bischofs, die Rede von den örtlichen Gemeinden in unseren synodalen Akten ernst zu nehmen, hat etwas Wesentliches in uns bewirkt. Um eine Antwort zu finden auf diese doch scheinbar recht simple Frage, brauchte es zunächst einmal Klärung in uns: Was ist eigentlich Kirche? Was braucht es, um Kirche zu sein – oder zu werden? Das genau zu beschreiben war uns eine sehr kostbare Arbeit: zum einen – und das möchte ich noch einmal betonen – um nicht aus einem rein organisatorischen Blickwinkel zu schauen, sondern eine Herangehensweise gemäß dem Evangelium zu finden. Wir haben immer wieder die Schriftstellen von der Auferstehung Christi gelesen, besonders die Geschichte der Emmaus-Jünger (Lk 24), wir haben verstanden, dass Kirche die Gemeinschaft derer ist, die Christus erkennen durch die Deutung der Schrift, durch das gemeinsame Teilhaben an der Eucharistie und in der Begegnung mit dem Bruder und der Schwester.

      Keiner dieser drei Aspekte – martyria, liturgia und diaconia – darf in der Kirche fehlen. Und so sind die Dienste in den örtlichen Gemeinden entstanden – nicht als Aufgaben, die man eben erfüllen muss, sondern vielmehr als ein Ort, wo sich ein Gesicht von Kirche zeigt, in dem Christus zu erkennen ist.

      Die Entfaltung dieser drei Dimensionen christlichen Lebens findet offensichtlich ihre Quelle in der Taufe. Der Ritus ist klar: nach dem Eintauchen oder Übergießen mit Wasser salbt der Priester die Stirn des Taufkandidaten mit Chrisam und sagt dabei: „Du wirst nun mit dem heiligen Chrisam gesalbt, denn du bist ein Glied des Volkes Gottes und gehörst für immer Christus an, der gesalbt ist zum Priester, König und Propheten in Ewigkeit.“

      Christus ist der Priester, König und Prophet – und für die Getauften geht es darum, ihre Taufe zu leben, das heißt, Glied am Leib Christi zu bleiben. Die Versuchung besteht darin, die örtlichen Gemeinden als eine Notlösung zu sehen – auf dem Hintergrund der immer kleiner werdenden Zahl von Priestern. Das wäre aber ein großer Irrtum, eine völlig falsche Perspektive, denn es geht vielmehr um Kirchwerdung aus der Quelle der Sakramente, weil es ja Gott ist, von dem alles ausgeht. Es geht eben gerade nicht um eine neue Aufgabenverteilung, sondern wirklich um die Entfaltung der Sendung der Kirche Christi auf der Grundlage der Taufe, die uns zu Christen macht. Ich möchte Sie einladen, in dieser Perspektive über die Zukunft der Kirche nachzudenken: ausgehend von der Taufe, genährt durch die Eucharistie und bestärkt im Glauben. Das ist die lebendige Quelle unseres Glaubens.

       Eine Kirche, die sich gesandt weiß

      In unseren örtlichen Gemeinden gibt es ein radikales Erfordernis: Da wir von der Taufe ausgehen, und also von der Gnade, muss deutlich und klar werden, dass nicht eine Einzelne oder ein Einzelner quasi „im Besitz“ der Sendung ist. Es geht um die Sendung der Kirche selbst, d. h., wir sind als ein Leib gesendet. Das Konzil sagt es ganz deutlich: „Es besteht in der Kirche eine Verschiedenheit des Dienstes, aber eine Einheit der Sendung …“ (Apostolicam actuositatem, Nr. 2 Dekret über das Laienapostolat ). Die Erneuerung der Equipen in den örtlichen Gemeinden, die sich alle drei Jahre vollzieht, bezeugt, dass alle gerufen und gesandt sind und dass es nichts gibt, was ausschließlich „im Besitz“ eines oder einer Einzelnen wäre. Die Equipen bezeugen also, dass Glaube immer in der Dynamik des Rufens und des Sendens gelebt wird. Das ist ja auch die Erfahrung des biblischen Prophetentums – von Abraham bis Ezechiel, Moses, Jesaja oder Jeremia – und das ist auch die Erfahrung der zwölf Apostel und die

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