Kirche. Группа авторов

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Kirche - Группа авторов

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sanftes Ruhekissen, es geht nicht darum, Kirche einfach zu erbauen, sondern sie ist gesandt, Frucht zu bringen. Gegenwärtig denken wir in unserer Diözese über die Errichtung neuer Pfarreien nach. Dabei geht es nicht darum, Pfarreien nach altem Muster, so wie wir sie ja kennen, wieder zu errichten. Es geht vielmehr darum, die Pfarrei neu zu entdecken als provisorischen Ort (paroikos). Man könnte sagen, dass Abraham, auf der Pilgerschaft zu Gott hin, das erste „Pfarrkind“ war.

       Eine Kirche der Nähe (proximité)

      In der Sendung zeigt sich eine Kirche „der Nähe“, eine Kirche nahe bei den Menschen, inmitten aller ganz alltäglichen menschlichen Situationen. Hier verbindet sich die Stimme der Christen mit den Stimmen aller anderen. Mir ist aufgefallen, dass dieser Punkt bei der römischen Synode zur Neuevangelisierung noch einmal unterstrichen wurde. Das Evangelium wird nicht „aus der Ferne“ verkündet. Christus ist uns nahe gekommen. Zweifellos ist die Zeit des Fischfangs mit großen Netzen vorbei und es ist jetzt die Stunde des „Fischens mit der Angel“. Das ist natürlich aufwendiger, aber es ist unerlässlich in einer Zeit, wo das, was wir die „Krise“ nennen, viele Männer und Frauen hart trifft und sie sich unnütz oder überflüssig fühlen. Da ist es vielleicht eine frohe Botschaft, eine Gemeinde zu erfahren, die einfach ist, auch zerbrechlich, wo aber Geschwisterlichkeit, Nähe und Solidarität helfen, die Schwere der Existenz auszuhalten und wo sich Menschen rufen lassen sich zu engagieren.

      Nähe zu leben in so einfacher Form spricht von der Großzügigkeit des Evangeliums. Und damit dies möglich ist, müssen wir Menschen ins Christsein rufen und so zeigen, wie „köstlich das Evangelium ist“. Wie könnten wir den Dialog zwischen Jesus und den Arbeitern der letzten Stunde vergessen: „Was steht ihr hier den ganzen Tag untätig herum?“ Sie antworteten: Niemand hat uns angeworben.“ (Mt 20,6–7). Wir leben heute in einer Zeit, wo wir gut auf diese Sätze hören müssen. Frankreich ist heute sicher ein „Missionsland“, aber das darf uns nicht zu nostalgischem Rückblick verleiten, sondern es geht darum, zunächst einmal für uns selber den Glauben neu zu entdecken und ihn vorzuschlagen als Antwort auf einen Ruf.

       Die Priester

      Wenn wir von örtlichen Gemeinden sprechen, dann fragt man uns sehr oft nach den Priestern in diesem Kontext: Was wird aus ihnen? Werden sie nicht vergessen, wenn sich Kirche so organisiert? Ganz klar und zum Glück heißt die Antwort: Nein! Von der Taufe auszugehen, das heißt nicht, die Priester zu vergessen. Ganz im Gegenteil: wir gehen von der Gnade aus, für die der Priester Zeichen und Werkzeug in der Gemeinschaft ist. Ich möchte noch einmal Presbyterorum ordinis, Nr. 6 zitieren: „Darum obliegt es den Priestern als Erziehern im Glauben, selbst oder durch andere dafür zu sorgen, daß jeder Gläubige im Heiligen Geist angeleitet wird zur Entfaltung seiner persönlichen Berufung nach den Grundsätzen des Evangeliums (…). Noch so schöne Zeremonien und noch so blühende Vereine nutzen wenig, wenn sie nicht auf die Erziehung der Menschen zu christlicher Reife hingeordnet sind. Um diese zu fördern, sollen die Priester ihnen helfen, zu erkennen, was in den wichtigen und den alltäglichen Ereignissen von der Sache her gefordert ist und was Gott von ihnen will.“

      Die Priester sind Erzieher im Glauben. Sie dienen dem Aufbau des Leibes Christi. Die Vielzahl ganz unterschiedlicher Christen sollen sie sammeln und zu einem Leib aufbauen. Damit dies gelingen kann, sind sie aufgerufen, auf jede und jeden Einzelnen zu schauen, jedem zu ermöglichen, das Beste, was sie oder er zu geben hat, hervorzubringen und es in den Dienst der Gemeinschaft zu stellen.

      In diesem Text findet sich auch das Wort von der Berufung. Erziehen, das heißt auch rufen, hervorrufen – es geht darum Menschen in eine Sendung zu rufen. Es geht nicht darum, alles selber zu tun, alles zu kontrollieren, sondern es geht um Ruf und Sendung. So wird deutlich, dass alle gerufen und gesandt sind und dass alle aufgefordert sind, zu rufen und zu senden.

      Man kann den Dienst des Priesters nicht auf die Summe dessen reduzieren, was er tut oder was er tun darf bzw. was die Laien nicht tun dürfen. Hier lauert eine große Gefahr, nämlich die Sakramentalität der Kirche zu ignorieren und so, mit einem Schlag das Innerste des Dienstes der Priester zu zerstören. Diese Gefahr ist nicht zu unterschätzen.

      Paulus spricht von den Presbytern als „Vätern im Glauben“. Wir haben diesen Ausdruck in unserer Synode wieder aufgenommen. Im Gegensatz zu den Vorstellungen der Welt von heute, die manchmal aus den Priestern so etwas wie kirchliche Kader machen wollen, zeigt uns dieses paulinische Bild das Herzstück des priesterlichen Dienstes. Was ist ein Vater? Vater ist der, der zeugt, aber auch der, der Wachstum ermöglicht, der seinem Kind hilft, erwachsen zu werden, und es in die Welt entlässt. Genauso steht der Priester im Dienst an der Communio. Indem er der Gemeinschaft immer wieder ins Gedächtnis ruft, worauf sie gründet, was ihr Ursprung ist, verhindert er, dass sie nur um sich selber kreist.

       Formation, Bildung 2

      Es ist klar, dass diese Punkte, die ich hier nur kurz angetippt habe, auch Indikatoren für unsere Formation sind. Deshalb möchte ich zum Schluss hierzu einige Aspekte benennen.

      Unsere Priester werden, soweit wie möglich, gemeinsam mit den Laien ausgebildet. Sicher ist es auch erforderlich, dass sie einige spezifische Kurse absolvieren, aber nichts verhindert – vielmehr spricht alles dafür –, dass sie die gleichen theologischen Ausbildungsformate mit den Laien teilen. Nicht nur im Blick auf die Inhalte der einzelnen Kurse, sondern vor allem im Blick auf die Herangehensweise: Die große Herausforderung besteht darin, dasselbe zu hören, dieselben Erfahrungen zu teilen, zu lernen, wie man andere gut kennenlernt, besonders auch die, mit denen man gerufen ist, später zusammenzuarbeiten. Das Theologische Zentrum von Poitiers, das für die Bildung zuständig ist, öffnet die meisten seiner Kurse für alle.

      Natürlich soll Formation, soll Ausbildung so genau wie möglich, so ernsthaft wie nur möglich sein. Trotzdem zielen wir aber nicht in erster Linie auf gelehrtes Wissen ab, sondern wir versuchen, so etwas wie eine Kunst im Leben des Glaubens zu entwickeln. Das impliziert eine Kohärenz des Glaubens, die nicht bloße Abfolge der Lehre von Gott ist, sondern ein organisches Ganzes. Das impliziert aber auch, dass wir uns mit der Intelligenz der Welt, in der wir leben, auseinandersetzen müssen, die Mentalitäten verstehen und die Entwicklungen in der Gesellschaft analysieren können. Glaube hat ja ganz klar auch mit dem Denken zu tun, aber vor allem und in erster Linie mit dem Leben.

      Und schließlich muss die Formation uns im Evangelium verwurzeln, muss das verbinden, was wir nur allzu oft trennen: Theologie, Pastoral und geistliches Leben. Das sind nicht drei entgegengesetzte Diskurse, sondern drei Realitäten, die sich gegenseitig befruchten.

      Konkret zusammengefasst: Wir zielen darauf ab, so etwas wie eine „Formation der Nähe“ zu verwirklichen. Wir gehen, meistens in kleineren Gruppen, dorthin, wo die Menschen leben. Mit ihnen schlagen wir das Evangelium auf, denken über die Haltung Jesu im jeweiligen Evangelium nach und darüber, wie uns das für unser heutiges Leben inspirieren kann. Wir versuchen, so etwas wie einen „freien Raum“ anzubieten – eine zeitliche Rückzugsmöglichkeit in einer Welt, die häufig von Aufgaben und Verpflichtungen überlastet ist.

      In diesem Kontext bemühen wir uns auch darum, die Dokumente des Konzils möglichst vielen bekannt zu machen und gemeinsam über die Rezeption des Konzils nachzudenken.

      Sicher ist diese Art der Formation sehr einfach: ein Abend im Monat auf die Dauer von einem oder zwei Jahren. Aber ich kann das ernsthafte Engagement jeder und jedes Einzelnen bezeugen und die Früchte, die sie bringen. Viele erzählen uns von ihrer Freude, dass sie ihre Glaubenserfahrung jetzt ins Wort bringen können, dass sie ins Innerste des Glaubens vorstoßen können. Sie sprechen von Befreiung, oft im Blick auf Kindheitserfahrungen

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