Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen. Группа авторов

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Gestalttherapie mit Kindern und Jugendlichen - Группа авторов IGW-Publikationen in der EHP

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      Bei Jean Piaget (1896-1980), Schweizer Professor für Psychologie, Soziologie und Philosophie, sind es die Handlungen im explorativen Umgang mit dem Objekt, die Sinnesempfindungen in der frühen Entwicklung hervorrufen und in der Folge in Schemata organisiert werden. So ermöglichen sie eine bestimmte Art des Erfassens und Erfahrens der Welt. Die Entwicklungsstufen zeigen den uns angeborenen Plan, sich von einem unreifen, infantilen zu einem reifen Stadium zu entfalten, wobei die einzelnen Stadien einer biologischen Zeitkomponente zugeordnet sind.

      Entwicklungsstufen der Intelligenz (1936):

      1. Stufe der sensomotorischen Intelligenz (bis 2a)

      Bildet die Vorstufe der Intelligenz. Es liegt hier ein enges Zusammenspiel von Wahrnehmung und Motorik vor. Durch Greifen lernt das Kind verschiedene Qualitäten kennen, es lernt, dass Verhaltensweisen bestimmte Reaktionen haben – »Begreifen durch Greifen«. Die Motorik zu fördern bedeutet zugleich, die Intelligenz zu fördern.

      Mit dem Begriff »Werkzeugdenken« ist gemeint, dass das Mittel (zum Zweck) zum Ziel führt. Kinder lernen aus Erfahrung und durch »Versuch und Irrtum«.

      Durch Bewegung wird der Zahlenbegriff begründet. Und die Objektpermanenz (Gegenstände existieren weiter, auch wenn sie nicht sichtbar, hörbar oder fühlbar sind) wird zwischen dem 9. und 12. Lebensmonat erreicht.

      2. Vorbegrifflich-symbolisches Denken (2-4a)

      Beginn der Intelligenz.

      Ein systematisches Erlernen der Sprache findet statt. Sprache wird als Zeichensystem gesehen – das Kind lernt, zwischen dem, was bezeichnet wird, und der Bezeichnung selbst zu unterscheiden. Erste Überbegriff e, Verallgemeinerungen und Abstraktionen sind möglich.

      Das Kind denkt ausschließlich egozentrisch und kann sich noch nicht in die Lage anderer versetzen. Das Spiel ist symbolisch – Gegenstände werden nach Bedarf umgedeutet und sie werden vermenschlicht, was auch zur Aggressionsabfuhr dient (z.B. beim Anstoßen an eine Tischkante wird der Tisch zum Schuldigen, wie etwa: »Du blöder Tisch, du!«)

      Für das Kind hat alles einen Zweck, es muss alles zu erklären sein (die Zeit der Warum-Fragen). Und Kinder unterliegen in dieser Entwicklungsphase dem magischen Denken – sie sehen in unbelebten Gegenständen Belebtes, was oft auch Angst macht (z.B. »Das Klo will mich fressen; der Tisch, an dem ich mir weh tue, ist böse.«).

      Die entworfenen Entwicklungsstufen können laut Piaget auch verlangsamt oder nicht erreicht werden; darauf, wie und warum sie nicht erreicht werden, wird kaum eingegangen.

      Eriksons Psychosoziale Phasen

      Nach Erik Erikson (1902-1994), ein aus Deutschland stammender Kinderpsychoanalytiker, ab 1936 in den USA lebend, sind es psychosoziale Modalitäten, die das organisierende Prinzip bilden, aus dem heraus der Mensch sich selbst und die Welt erfährt und ordnet. Erikson unternahm den einflussreichen Versuch, die beschränkenden Termini Freuds hinter sich zu lassen und Familie und Kultur in sein anthropologisches Bild von Entwicklung einzubeziehen (vgl. McConville & Wheeler 2002).

      Eriksons psychosozialen Phasen (1950) für das Kleinkindalter:

      1. Oral-sensorische Phase / Vertrauen – Misstrauen (1. Lj)

      Das Urvertrauen wird durch Zuwendung und sichere Erfüllung der Bedürfnisse erlangt, Hilflosigkeit entsteht bei dem Gefühl, die Umwelt nicht beeinflussen zu können (siehe auch das später formulierte Kontingenzparadigma unter 2.8.).

      2. Anal-muskuläre Phase / Autonomie – Zweifel/Scham (2-3a)

      Kognitive Fähigkeiten und die Motorik werden entwickelt: Das Gefühl der Selbständigkeit und Selbstkontrolle kann entstehen. Zweifel an den eigenen Fähigkeiten entsteht durch Kritik, Tadel und zu starren Anpassungsforderungen.

      Wheeler bietet eine Tabelle zum Vergleich der verschiedenen Entwicklungsmodelle (McConville & Wheeler 2002 Vol. I, 52). Abbildung 1 zeigt den das Kleinkindalter betreffenden Abschnitt in gekürzter Form.

      Das klassische Modell Freuds wird bei Erikson von einem nach biologischem Zeitplan ablaufenden Stufenmodell zu einem Entwicklungsplan kritischer Perioden für bestimmte Persönlichkeitskomponenten. Er verknüpft, wie bereits erwähnt, das individuelle/biologische Feld mit dem kulturellen und familiären Feld, um, laut Wheeler, erklären zu können, wie bestimmte Muster (oder bestimmte Kontaktstile) in bestimmten kulturellen Kontexten präferiert und dominant werden.

      Die dargestellten Modelle haben gemeinsam, dass sie qualitativ unterschiedliche Stufen darstellen. Das Feld der Erfahrungen ist (vor jeder und nach jeder Stufe) durch und als ein anderes Selbst verschieden organisiert. Die Geburt kann als den radikalsten eines solchen Phasen-Feld-Übergangs gesehen werden.

      Sterns Theorie zur Frühentwicklung des Selbst: Das Selbstempfinden (Sense of Self) als organisierendes Prinzip der Entwicklung (1983/85)

      In der gestalttherapeutischen Arbeit wird u. a. das Konzept des »inneren Kindes«1 verwendet, wobei mittels Dialogen, Imaginationen und anderen kreativen Mitteln innerpsychische Repräsentationen frühkindlich angelegter Empfindungen, Wertvorstellungen, Verhaltensweisen und Selbstwertgefühlen im Erwachsenenalter zugänglich werden. Das »innere Kind« (als Symbol eben dieser Anteile der Psyche, in denen all dies Vergangene verankert ist) kann in verschiedenen Altersstufen und verschieden konkret wahrgenommen werden, was in der Folge erlebens- und verhaltenssteuernd wirkt.

      Dass diese Bearbeitungsmöglichkeit so wirkungsvoll ist, unterstützt die Annahme, dass es

      »über die gesamte Lebensspanne hinweg grundlegende entwicklungsmäßige Kontinuitäten und sich entfaltende Veränderungen in einem Selbst gibt und dass diese verschiedenen Selbst-Empfindungen von Geburt an bis zum Tod gleichzeitig und miteinander existieren« (Pauls 1994, 6).

      Daniel Stern (geb. 1934), amerikanischer Professor für Psychiatrie und einer der führenden Spezialisten der Säuglingsforschung, erstellte in den frühen 80er-Jahren eine Entwicklungstheorie, in der er frühe Selbst-Organisationen, die zeitlich und strukturell dem »inneren Kind« entsprechen, konzeptualisierte.

      Er stellte das Selbstempfinden (Sense of Self) ins Zentrum seiner Theorie, weil für ihn damit auch der präverbale Erlebensbereich einbezogen ist und weil Störungen des Selbstempfindens klinisch von besonderer Bedeutung sind. Das Selbstempfinden ist für Stern also der zentrale Bezugspunkt und das organisierende Prinzip, aus dem heraus der Säugling sich selbst und seine Umwelt erfährt und ordnet. (Das Selbst kann hier wie in der Gestalttherapie als das Gesamte all unseres Erfahrens und Erlebens in und mit der Welt aufgefasst werden.)

      Stern beschreibt vier Entwicklungsbereiche, die einander nicht ablösen, sondern überlagern.

      1. Zwischen Geburt und 2. Monat

      Das auftauchende Selbstempfinden (»sense of an emergent self«) – Säuglinge stellen Verbindungen zwischen verschiedenen Ereignissen her, zum Teil durch angeborene Fähigkeiten, zum Teil durch Lernen. Ein erstes Gefühl von Regelmäßigkeit und Ordnung (»emergent organization«) wird erlebt.

      2. Zwischen 2.-3. und

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