Die wilde Reise des unfreien Hans S.. Martin Arz

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die wilde Reise des unfreien Hans S. - Martin Arz страница 19

Автор:
Серия:
Издательство:
Die wilde Reise des unfreien Hans S. - Martin Arz

Скачать книгу

sind wir zurück in Konya, dann werde ich mir was einfallen lassen. Aynur«, seufzte er, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und sah in den Sternenhimmel. »Bestimmt heißt sie Margaret oder Elisabeth oder Appolonia.«

      »Oder Peternella.«

      »Wieso Peternella?«

      »Wieso nicht Peternella?«

      »Nein, Peternella gefällt mir nicht. So heißt sie bestimmt nicht. Walburga, das würde auch passen. Egal, wenn sie mit ihrem neuen Namen glücklich ist, bin ich es auch. Aynur.«

      Mitten in der Nacht kam ihm der Geistesblitz. Er wusste, wie er mit Aynur in Kontakt treten konnte.

      7 Der Plan des Untoten

      Es galt, seine Ungeduld zu zügeln. Yorick hatte recht. Es war gefährlich. Schon zwei Tage waren sie zurück in Konya, und Hans wurde völlig hibbelig, so nah und doch nicht nah seiner Geliebten zu sein. Die Einteilung zum Wachdienst konnte Hans nicht manipulieren. Und um einen bestimmten Dienst bitten, würde ihn vermutlich verdächtig machen. Also musste er abwarten, wer zum Dienst am Palast von Konya abgestellt wurde. Hans bekam ärgerlicherweise den Posten am östlichen Stadttor. Als er hörte, dass unter anderem Max eingeteilt worden war, die reguläre Palastwache zu unterstützen, verfluchte er sein Unglück. Hans hatte kurz daran gedacht, einen Kameraden zum Tausch zu überreden, aber mit welcher Begründung? Auch das hätte ihn verdächtig gemacht. Vertrauen wollte er nach dem Erlebnis mit Don Juan niemandem. Max hätte er vertrauen können, aber der war ja irgendwie tot. Wobei – Hans beschloss, es zu versuchen.

      »Max, wenn du heute im Palast bist, präg dir bitte alles ein, was du siehst. Verstanden?« Keine Reaktion. »Vor allem, wie die Räume verteilt sind. Ganz wichtig wäre die genau Lage der Gemächer von Wesir Memduh und die seiner Konkubinen. Verstehst du?« Keine Reaktion. »Und zu keinem ein Sterbenswör…, ach, vergiss es einfach.« Keine Reaktion. Hans müsste sich etwas anderes einfallen lassen.

      Auf seinem Posten am Stadttor langweilte sich Hans und ging immer wieder seinen verwegenen Plan durch. Es gab viele Risiken und vor allem noch keine Möglichkeit, an einen Grundriss des Palastinneren zu kommen. Wütend, weil der in der Nacht so genial erschienene Plan sich bloß als löchriges Flickwerk entpuppte, kontrollierte er die Bauern, die zum Markt kamen, besonders akribisch. Dass ein Posten mit extrem schlechter Laune Dienst tat, sprach sich schnell herum und wer in die Stadt wollte, wählte lieber den Umweg zu einem anderen Tor.

      Ein reitender Bote, der das Siegel des Herrn von Amasya vorwies, ließ sich von Hans’ schlechter Laune nicht beeindrucken.

      »Mir Ahmad von Amasya schickt mich zu deinem Herrn, Bayezid den Blitz.«

      »Da hast du dich vergebens auf den Weg hierher gemacht«, antwortete Hans grummelig. »Der Sultan ist bereits auf dem Rückweg nach Bursa.«

      »Lüg mich nicht an«, gab der Bote zurück. »Man hat mir gesagt …«

      »Ich lüge nicht. Der Sultan ist unterwegs in die Hauptstadt. Wenn du ihm etwas Wichtiges zu sagen hast, dann musst du ihm nachreiten. Du wirst ihn sicher einholen können. Er ist erst zwei Tage fort.«

      Der Bote seufzte »Mist«, ließ sich vom Pferd gleiten und hielt sich kurz die Seite, als hätte er Schmerzen. »Ich war schon in Karaman, da haben sie mich hierher geschickt. Und jetzt das. Mein Pferd braucht eine Pause und ich auch. Gibt es hier irgendwo eine Weinstube?«

      »Gleich dort vorne.«

      »Passt du kurz auf mein Pferd auf?«

      »Hör mal!«

      »Ich bring dir einen Becher Wein mit. Bei deiner Laune scheinst du ihn nötig zu haben.« Der Bote lachte fröhlich und ging davon. Hans streichelte versonnen den Hals des Tieres. Er sehnte sich auch nach einem Pferd. Er hatte so gerne geritten.

      Als der Bote wiederkam, brachte er tatsächlich einen Becher Wein für Hans mit.

      »Warum so schlecht gelaunt?«, fragte der Bote. Er erinnerte Hans in seiner derben Fröhlichkeit an Josef. »Weibergeschichten?« Er erinnerte eindeutig an Josef!

      »Hmmm«, brummte Hans unbestimmt. »Und du? Warum musst du so dringend zum Sultan? Ein Wesir ist noch hier in der Stadt. Der zieht erst mit uns ab. Kannst du nicht zu dem?«

      »Mein Herr hat mir strikt aufgetragen, die Botschaft zum Sultan zu bringen.«

      »Worum gehts?« Hans fragte weniger aus wirklichem Interesse, sondern um den Boten am Plappern zu halten. Ein wenig Ablenkung tat gut.

      »Krieg. Worum sonst. Sagt dir Burhaneddin, Herrscher von Sebast etwas?«

      »Nein. Sagtest du nicht, der Mir Ahmad von Amasya schickt dich?«

      »Genau. Wegen Burhaneddin. Vertrackte Geschichte. Also, pass mal auf, ich erzähle es dir. «

      Es gibt Völker, so begann der Bote, die haben keine festen Städte, sondern ziehen mit ihren Herden im Land umher. Verrückt, sicher, aber das sei nun mal so. Wenn sie gute Weidegründe finden, erwerben sie vom Herrscher das Weiderecht über das Land. Im Sommer des Vorjahres kam so eine große Nomadengruppe unter ihrem Anführer Qara Yoluk Uthman Beg in das Land von Amasya, genauer gesagt in die Gegend der Stadt Sebast. Uthman gehörte zum Stamm der Aq Qoyunlu, was Weiße Hammel bedeutet. Die Weißen Hammel, so erklärte der Bote, herrschten über ein riesiges Reich östlich der Osmanen. Burhaneddin, der Sultan von Sebast, gab den Nomaden das Weiderecht und kümmerte sich nicht weiter um die Angelegenheit. Wobei Burhaneddin eigentlich gar nicht der legale Herrscher war! Er war nur Wesir, hatte sich aber nach dem Tod des Sultans einfach den Thron unter den Nagel gerissen. Als der Winter nahte, brachen Uthmans Leute auf, um sich in ihrer Heimat ein geeignetes Winterlager zu suchen. Ihr Pech, dass sie sich für den Weiterzug nicht die Erlaubnis von Burhaneddin eingeholt hatten. Der Herrscher schickte viertausend Reiter los, den Nomadenfürsten Uthman mit Sack und Pack und allem Vieh lebend zurückzubringen. Als Uthman bemerkte, dass man ihm folgte, versteckte er sich im nahen Gebirge. Die Reiter verloren die Spur und beschlossen, die Nacht auf einer Hochebene zu verbringen. Den Nomadenclan würden sie schon noch fangen. Denn viele Tausend Menschen und mindestens genauso viel Vieh konnten nicht einfach so verschwinden. Weil sie ihrer Sache so sicher waren, verzichteten die Soldaten auf besondere Vorsichtsmaßnahmen. Uthman hätte es sich nicht besser wünschen können. Er stellte im frühen Morgengrauen eine Truppe seiner besten Reiter zusammen und überfiel die schlafenden Soldaten. Wer aufwachte, also noch am Leben war, floh in wilder Panik.

      Hans gefiel, dass der Bote seine Geschichte mit kleinen humoristischen Einlagen würzte.

      Burhaneddin wollte den ersten Berichten nicht glauben, dass der Nomade Uthman tatsächlich seine Reiterei niedergemetzelt hatte. Als dann die Flüchtlinge eintrafen, hielt Burhaneddin es immer noch für einen bösen Scherz. Also ritt er selbst mit einhundert Reitern los, um nach dem Rechten zu sehen. Uthman lachte über die kleine Armee und fiel über sie her. Burhaneddin blieb nur die Flucht in die Berge, verfolgt von einem Krieger Uthmans. Am Ende einer Schlucht merkte Burhaneddin, dass er in der Falle saß. Der Verfolger spannte schon den Bogen, um ihn zu erschießen, da gab sich Burhaneddin zu erkennen. Wenn er ihn laufen ließe, würde er den Krieger reich beschenken mit einem Schloss und Land. Er bot sogar einen kostbaren Ring, den er am Finger trug, als Pfand. Mit Schlössern und Gold konnte man Nomaden allerdings nicht locken. Der Krieger nahm den Herrscher von Sebast gefangen und brachte ihn zum Nomadenfürsten. Uthman zog nun mit seinem Gefolge und dem Gefangenen vor die Tore von Sebast. Er forderte, dass sich die Stadt ergebe, dafür bot er Frieden und Sicherheit. Die Bürger antworteten, dass ihnen der

Скачать книгу