Staatsfeinde. Hansjörg Anderegg

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Staatsfeinde - Hansjörg Anderegg

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Haase weiter. »Vor zwei Jahren hat er einen jugendlichen Kleinkriminellen angeschossen und lebensgefährlich verletzt, als der fliehen wollte. Das Verfahren wurde zwar eingestellt, aber es passt zum Bild eines Polizisten, der sich nicht immer unter Kontrolle hat.«

      »Den Eindruck bekam ich auch«, murmelte sie.

      »Das ist noch nicht alles. Es muss nichts bedeuten, aber Fischer besitzt eine BMW 900 RT, die er außer Dienst und manchmal auch im Dienst benutzt.«

      Es dauerte kurze Zeit, bis der Groschen fiel.

      »Augenblick!«, rief sie aus. »Eine BMW 900 RT, ein Polizeimotorrad, wie es eine Zeugin in Aachen beim Phantom gesehen haben will?«

      »Wie gesagt, wahrscheinlich reiner Zufall. Solche Motorräder gibt es viele.«

      Sie lachte kurz auf. »Haase, Sie wissen, was ich von Zufällen halte.«

      Während der Fahrt zum LKA überlegte sie, wie sie Fischer damit konfrontieren wollte. Gar nicht, beschloss sie, als sie das Büro betrat. Er war nicht anwesend. Auf der andern Seite von Fischers Schreibtisch saß eine ältere Frau mit traurigen Augen. Bevor Chris den Mund öffnete, schoss Kriminalassistent Becker auf sie zu.

      »Darf ich vorstellen: Oberkommissarin Schäfer, Hauptkommissar Fischers Partnerin.« Zu seiner Kollegin gewandt, stellte er Chris vor.

      Ina Schäfer, wie sie gemäß Tafel auf dem Tisch hieß, erhob sich mit wenig Begeisterung, und fragte:

      »BKA, was verschafft uns die Ehre?«

      Einen Augenblick lang fürchtete sie, einer weiblichen Ausgabe von Fischer gegenüberzustehen, doch dann sah sie den gequälten Ausdruck und die Sorgenfalten auf Schäfers Gesicht. Die Frau blickte sie an, als wollte sie von all dem nichts wissen. Chris versuchte es mit einem Scherz:

      »Gut, Sie kennenzulernen, Frau Schäfer. Ich fürchtete schon, Ihr Partner bilde sie sich nur ein. Ihren Namen hat er nämlich nie erwähnt.«

      »Das darf Sie nicht wundern. Tom sagt nie ein Wort zu viel.«

      »Ich hätte auch nur ein Problem damit, wenn er zu wenig sagte«, gab sie lächelnd zurück.

      Ina Schäfer setzte sich wieder und murmelte:

      »Sie werden sich daran gewöhnen.«

      Die Frau machte den Eindruck, aufgegeben zu haben, oder hatte sie einfach vor Fischer kapituliert? Die Fragen nach dem Stand der Fahndung beantwortete sie mechanisch wie ihr Smartphone die Frage nach dem Wetter. Der Fall, das Rätsel des Phantoms und der Geschworenen, schienen sie überhaupt nicht zu berühren. Ina Schäfer würde keine große Hilfe sein. Die Frau tat ihr trotzdem irgendwie leid.

      Chris füllte sich einen Becher am Wasserspender. Wie aus dem Nichts tauchten die grünen Augen neben ihr auf. Mit verschwörerischer Miene flüsterte Becker:

      »Der Hauptkommissar spricht ihren Namen nie aus.«

      Sie verschluckte sich beinahe. »Wieso denn das? Gibt es Zoff?«

      Er schüttelte den Kopf. »Sie verstehen mich falsch. Er hat Inas Namen noch nie ausgesprochen, nie, niemals.«

      »Bei Fischer wundert mich allmählich nichts mehr. Gibt es einen Grund für den seltsamen Tick?«

      Sein Mund befand sich jetzt ganz nah an ihrem Ohr. »Man munkelt, Frau Schäfer gleiche seiner Ex.«

      Fast hätte sie laut herausgelacht. »Danke«, flüsterte sie zurück, »dann ist ja alles klar. Ich glaube, mehr will ich gar nicht wissen.«

      Die Antwort verwirrte ihn sichtlich. Er wollte sich enttäuscht entfernen, doch sie packte ihn am Ärmel.

      »Warten Sie. Wie weit sind Sie mit der Befragung der Kollegen?«

      »Die Befragung ist abgeschlossen. Die Protokolle liegen auf dem Server. Ich habe Ihnen den Link gemailt.«

      Es erwies sich zwar als nicht so einfach, wie es sein sollte, aber nach einigen Fehlschlägen hatte sie die vielen Dokumente durchforstet und gefunden, was sie suchte. Oder eben nicht. Sie fragte Ina Schäfer nach dem fehlenden Protokoll.

      »Weshalb sollten wir Tom befragen?«

      »Weil Sie alle Kollegen befragen müssen, das wissen Sie.«

      Ina zuckte mit den Achseln. »Ich sehe zwar nicht ein, wozu das gut sein soll«, murmelte sie, »aber wenn Sie es unbedingt wissen wollen: Tom hatte an dem Abend dienstfrei.«

      Hatte sie richtig verstanden? »Dienstfrei? Und trotzdem als Erster am Tatort?«

      »Soll vorkommen«, entgegnete die Kollegin trocken. »Er war wohl gerade in der Gegend unterwegs, als der Alarm eintraf.«

      Chris spürte, wie sich die Nackenhaare sträubten. Sie eilte ins improvisierte Büro und rief Uwe an. Es dauerte keine Stunde, bis sie Gewissheit hatte. Die BMW 900 RT mit dem auf Tom Fischer registrierten Kennzeichen war kurz vor der Tatzeit von einer Verkehrsüberwachungskamera in Aachen gefilmt worden.

      

      

       KAPITEL 3

      Köln

      John Stein war fast durch mit der morgendlichen Zeitungslektüre, als er im 39. Stock des Kölnturms aus dem Lift trat. Sein erster Gang führte ihn wie jeden Morgen in die Küche zum Kaffeeautomaten. Beim Blick durch die Glaswände in die leeren Büros schmunzelte er zufrieden. Ein einziger Platz war besetzt. Seine Assistentin Greta Vogt saß an ihrem Pult mit der schönsten Aussicht auf den Kölner Dom, höher als dessen Glockenstuhl.

      Auch das gehörte zum Ritual. Ihr Ehrgeiz gefiel ihm. Greta wollte hoch hinaus wie er. Sie war nicht nur eine brillante Marketingstrategin, sondern auch eine knallharte Geschäftsfrau. Wie jeden Morgen erhob sie sich sofort, als sie ihn erblickte, und folgte ihm in die Küche.

      Die drei Küsschen zur Begrüßung bedeuteten ihm mehr als ihr. Für eine junge Frau wie Greta gehörte das einfach zum guten Umgangston in der Schickeria, zu der sie sich zu Recht zählte. Für den alternden Playboy John Stein mit den inflationären Krähenfüßen im Gesicht signalisierte die Berührung willkommene Wertschätzung. Zumindest bildete er sich das ein. Illusionen waren schließlich sein Geschäft, von dem er ganz gut lebte.

      »Ich bin gespannt auf die Reaktion der Autolobby«, sagte sie.

      Die Kaffeetasse in der Hand, lehnte sie lässig am Küchenschrank. Wie zufällig öffnete sich dabei der Seitenschlitz des Rocks und gab den Blick auf das feine Muster ihres Nahtstrumpfs frei. Er zwang sich, nicht hinzusehen und versuchte, sich zu erinnern, was sie gesagt hatte.

      »Die Autolobby – du meinst den Krawall in Berlin? Ja, das wird unseren Kunden nicht gefallen.«

      Sie nickte. »China wird die Importzölle nicht so schnell senken ohne Freihandelsabkommen.«

      »Absolut, aber ich denke, unser Freund von der Lippe wird auch nicht so schnell aufgeben.«

      Sie trank aus. Schmunzelnd spülte

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