Seine Sensible Seite. Amalia Frey

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Rotarymitgliedschaften – all diese Dinge, die Davids Traumfrau wollen sollte. Nun hatte er sie. Ich traute mich nicht zu fragen, ob er glücklich war. Zum einen, weil es mich so oder so nichts mehr anging, zum anderen, weil ich nicht sicher sein konnte, ob er ehrlich zu mir wäre. Er sah mich noch immer so an wie früher. Als wir eingespielt waren, die erste Verliebtheit abgeklungen war. Als ich als Kassiererin gejobbt hatte und er den Wochenendeinkauf bezahlen musste. Da hatte Woolf auch noch nicht bei mir gewohnt.

      Wir saßen voreinander, plauderten und spürten wohl gleichzeitig, dass der Groll aufeinander vorüber war. Es hatte ein Ende, einander zu begehren. Wir lächelten uns schüchtern an, dann trank David sein Glas Wasser mit einem Zug aus, um mir fest in die Augen zu sehen.

      »Austen … ich muss dir etwas sagen.«

      Was kam jetzt? Seinem Blick nach zu urteilen, das klischeehafte Verbot seiner Verlobten, mich wiederzusehen. Ich gluckste stumm in mich hinein. Doch leider kam exakt das. Er verwendete sogar die Wortkonstellation »Meine Verlobte möchte«, anstatt sie Jasmin zu nennen, »dass wir den Kontakt einschlafen lassen. Es ist ihre Bedingung, ansonsten wird sie die Verbindung lösen.«

      Diesmal gluckste ich laut, und es klang genauso panisch, wie ich mich fühlte.

      »Und wie denkst du darüber?«, fragte ich zaghaft.

      »Natürlich macht es mich traurig, anderseits hat sie recht. Wir beide sollten uns nicht wiedersehen, wir haben kein gemeinsames Leben mehr.« Er klang dabei so verdammt sachlich wie eh und je, wenn er argumentierte. Selten hatte er sich in Streitgesprächen zu Gefühlsausbrüchen hinreißen lassen. »Du und Woolf ward mein Ein und Alles. Aber nun habe ich Jasmin und werde mit ihr meine Zukunft aufbauen.«

      »Du willst auch Woolf nicht mehr sehen?«

      »Nicht gar nicht. Aber ich denke, für meine Rolle als Vater ...«

      »Ihr werdet schon Eltern?«

      »Die Hochzeit ist in ein paar Wochen. Wir haben die Verhütung bereits abgesetzt.«

      Gott, wieso blieb er so verdammt gefühlskalt?

      »Sag es Woolf bitte selbst«, entgegnete ich so gefasst wie möglich.

      »Das habe ich bereits.«

      Diese Männer und ihre Heimlichtuerei! Vielleicht war es gut, dass David sich endgültig aus unserem Leben verabschiedete. So hatte Woolf ihn nicht unmittelbar als männliches Vorbild vor der Nase und ich hätte eine Chance noch Einfluss zu nehmen, ehe er auch so ein Eisklotz würde.

      Dann bezahlten wir sehr schnell und umarmten uns zum Abschied. Seltsam, ihn zu drücken. Gewohnt reagierte mein Körper mit dem Gefühl der Heimeligkeit, doch dieser Mann gehörte mir schon lange nicht mehr. Bald würde er unwiderruflich durch ein gemeinsames Kind an eine andere Frau gebunden sein. Eine, die ihm all das gab, wozu ich nicht bereit gewesen war. Immer noch nicht war und niemals sein würde. Es war gut, ja es war gut.

      Aber warum spielten sie im Radio ausgerechnet jetzt „Someone Like You“?

      Als ich heimkam, lief Woolf mir aus seinem Zimmer entgegen, als habe er auf mein Schlüsselklappern gelauert.

      »Du bist ja zu Hause«, stellte ich überflüssigerweise fest.

      »Hi«, hauchte er liebevoll und musterte mich, ehe er genauso unnötig nachfragte, »du hast dich also mit David getroffen?«

      »Ja, du Verräter, habe ich.«

      »Wir dachten beide, es sei besser, wenn er es dir sagt.«

      »Ach, ihr Schweinehunde, dachtet ihr das?«

      »Brauchst du eine Umarmung?«

      »Ja, du dumme Socke, brauche ich.«

      Woolf lächelte endlich und nahm mich in den Arm. Er war mittlerweile fast so groß wie ich, seine sehnige Brust und seine festen Arme fühlten sich natürlich bei weitem nicht mehr so kuschelig und niedlich an wie einst. Als er noch mein kleines Wölfchen gewesen war. Er drückte mich fester an sich, es beruhigte mich ungemein. Dann säuselte er: »David will von seiner Frau gebraucht werden, und du brauchst niemanden. Du willst einfach nur Menschen in deinem Leben, aber du brauchst sie nicht, und das ist auch gut so.«

      »Woher du das nur wieder hast, Klugschwätzer. Als ob ich dich nicht bräuchte.«

      Er sah mich an. »Und ich dich. Aber du brauchst keinen, der gebraucht werden will.«

      »Was brauche ich dann?«, fragte ich. Wenn er mich schon analysierte, dann richtig.

      »Zu dir passt jemand, der dich reizt. Nicht auf die Art, wie David und du euch immer gestritten habt. Sondern einer, mit dem du wachsen kannst.«

      »Also echt, Wölfchen. Du hast dich wohl in zu vielen Foren rumgetrieben, um dir diese Weisheit anzufuttern.«

      »Wann wirst du mich endlich nicht mehr so nennen?«

      »Keine Ahnung.« Ich zog meine Schuhe aus und tappte ins Wohnzimmer. »Wenn du erwachsen bist?«

      »Falls du es genau wissen willst«, sagte er daraufhin beleidigt, »das hab ich nicht aus dem Internet. Ich hab viel über unsere Eltern nachgedacht in letzter Zeit.«

      Ich fiel mit dem Arsch aufs Sofa und blickte ihn erstaunt an.

      Er fuhr fort: »Die streiten sich auch andauernd und landen dann immer zusammen im Bett, ohne etwas zu schlichten.«

      »Hör auf, Ma und Dad lieben einander.«

      Dass ich der Meinung war, Dad hätte aufgrund dieser Streitereien nach der Pleite schließlich den krassen Herzinfarkt bekommen, verschwieg ich.

      »Sehr lieben tun sie sich, ja. Genau wie du und David früher«, entgegnete Woolf mit einer Weisheit jenseits seiner Fünfzehn, drehte sich um und ging in sein Zimmer.

      Am späten Nachmittag dieses Mittwochs traf ich mich entgegen unserer Dienstags- und Donnerstagsroutine mit meiner Trainingspartnerin Valeria. Sie und ich hatten uns erst vor kurzem zufällig beim Laufen kennengelernt und peilten an, zusammen am 40. Berlin-Marathon teilzunehmen, der im Folgejahr stattfinden würde. Gerne hätte sie schon an dem wenige Wochen später teilgenommen, aber eine Fußverletzung hatte sie lange ausgeknockt. »Mensch, heute doch mal? Wie kommt es?«, begrüßte sie mich in ihrer langsamen Sprechweise, in der sie vor allem die letzten Silben betonte. Valeria, der brasilianische Strich in der Landschaft, arbeitete für BASF als Laborantin. Die einzigen Gemeinsamkeiten, die unsere Leben wohl hatten, waren die bevorzugten Laufstrecken und das Ziel, es beim Marathon unter die schnellsten zehn Frauen zu schaffen. Trotzdem erzählte ich ihr von meinem Plan, dass ich am nächsten morgen früh ins Krankenhaus wollte, um, wie Woolf versprochen, mir ein neues Bild von Doktor A zu machen, und sie deswegen nicht, wie gewöhnlich um 10:00 Uhr treffen konnte. Dazu musste ich ihr im Folgenden erklären, wer Sascha und natürlich wer Doktor A war. Valeria war lieb, hatte jedoch kaum Ahnung davon, was in meinem alltäglichen Leben als Autorin so abging. Wenig involviert lauschte sie mir, während wir durch den Bürgerpark Pankow joggten, und war dankbar, als wir endlich auf Lauftechniken und neue Erkenntnisse bezüglich Muskelkomprimierung zu sprechen kamen. Am Ende konnte ich ihr einen Sportratgeber empfehlen. Sport-Ratgeber und Fachliteratur zu Chemie waren die einzigen Bücher, die sie freiwillig las. Eine Zweckfreundschaft – wenn auch eine, die,

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