GAUCHO. Chris Biller

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      Doktor Lammers zögerte mit seiner Antwort. War er doch seiner Meinung nach zu Höheren berufen, wo es Fälle gab bei denen es sich eher lohnte seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen. Geradezu arrogant herabwertend ordnete er für sich unspektakuläre Krankheitszustände als belanglos und somit ohne jegliche Herausforderung ein. Umfangreiches Befassen wäre doch in solchen Fällen eher dem Pflegepersonal oder Assistenzärzten zu überlassen. So lange jedoch Professor Niehlan sein Vorgesetzter war, musste er sich den ihm aufgetragenen Dingen widmen, die er als reine Zeitverschwendung einstufte. Niehlan war nur über Dritte mit der Ansicht von Lammers vertraut und wartete bei jeder Visite darauf, diese Einstellung von ihm einmal persönlich zu hören. Aber den Gefallen tat er ihm nicht und das Verhältnis zwischen den beiden war dadurch spürbar kalt und auf das Sachlichste beschränkt.

      >>Fortschritte? Tja, ich will nicht sagen aussichtslos, aber die Bezeichnung Fortschritte ist schon ziemlich weit hergeholt, Professor. <<

      Während der Professor die neuesten Erkenntnisse in mei-nem Krankenblatt studierte, bewegte sich Lammers geradezu genervt zu mir und zog eine kleine Taschenlampe aus der Brusttasche seines weißen Kittels.

      Ich merkte wie er sich langsam über mich beugte und mir seinen Atem bestehend aus Kaffee, Nikotin und irgendein vom Geruch her verdorbenes Stück Salamibrötchen oder ähnliches ins Gesicht presste.

      >>Bei der gestrigen Visite konnten wir wie bisher keinerlei Reaktionen feststellen. Sein Körper reagiert auf keinerlei Reflexstimulierenden Maßnahmen und seine Augen zeigen auf Licht nicht die geringste Veränderung. Den Zustand jedoch kann man als gleich bleibend stabil einstufen und…<<, während er das sagte riss er mir vom Gefühl her, mit seinem Daumen und dem Zeigefinger das rechte Auge bis fast über das ganze Gesicht auf. Dann hielt er seine Taschenlampe so nah an meinem Augapfel, das ich für den Bruchteil einer Sekunde sogar den kleinen in ihr befindlichen Reflektorspiegel erkennen konnte. Ein greller stechender Lichtstrahl durchflutete meinen Kopf. Eine Helligkeit die mir so stark erschien, dass wenn jemand unter meiner Bettdecke geschaut hätte, ein Lichtstrahl kommend aus meinem Hintern hätte entdecken müssen. Dem nicht genug, hatte das Arschloch Lammers nachdem er dann auch das Linke Auge bis zum Hinterkopf aufgerissen hatte, zwar erreicht das meine Augen nun aufblieben, ich allerdings durch seiner tollen Lichtspielaktion so geblendet war, das ich erst recht Nichts mehr sehen konnte.

      >>Professor…ich kann…<<

      >>Sie können was? Genaue Angaben wenn es geht! <<

      >> Ich kann hier eindeutig eine Reaktion feststellen. <<

      Hastig wiederholte er an beiden Augen seinen Lichtreflextest um sicher zu gehen. War ich für ihn jetzt doch interessant?

      >>Im Gegensatz zu den letzten Untersuchungen habe ich das Gefühl die Pupillen würden dieses Mal auf Lichtreflexe reagieren. <<

      >>Damit kann ich nicht viel anfangen Doktor Lammers, mit ihren Gefühlen. Reagieren sie oder reagieren sie nicht? <<

      Professor Niehlan ließ genervt das Krankenblatt am Fußende fallen und forderte, in dem er seine Hand Doktor Lammers entgegenstreckte, die Taschenlampe.

      >>Darf ich? <<

      >>Aber natürlich, Professor. <<

      Während Niehlan die gleiche Prozedur durchführte und ebenfalls die Beobachtung machte, zeichnete sich ein erleichterndes Grinsen in seinem Gesicht ab. Hatten doch so manche Kollegen meine Wenigkeit abgeschrieben und den enormen medizinischen Aufwand den er betrieb und stets versuchte zu rechtfertigten, in Frage gestellt. Bekam er jetzt den Lohn dafür?

      >>Wahrhaftig, der Junge zeigt endlich das es ihn noch gibt. Zwar vom Reflex auffallend langsam aber es bewegt sich was, sehr schön! Sie kümmern sich um alle nötigen Tests Doktor Lammers. Gehen sie noch einmal alles durch. Wäre ja schade wenn unser Herr Schmitz hier mehr mitbekommt als wir erahnen, nicht wahr? <<

      >>Ja Professor, ich werde die Stationsschwester beauftragen alles zu veranlassen. <<

      Im Begriff den Raum zu verlassen blieb Professor Niehlan, um auf Lammers Antwort zu reagieren, kurz vor der Tür stehen, drehte sich jedoch bewusst unhöflich nicht um.

      >>Nicht die Stationsschwester kümmert sich, Herr Doktor Lammers, sondern ausschließlich sie. Ist ihnen das recht oder haben sie gerade Wichtigeres vor? <<

      >> Nein, nein, natürlich ist mir das recht, Professor! Warum sollte mir das nicht recht sein? <<

      Lammers verhielt sich ertappt aber auch angepisst und versuchte nervös ungeduldig seine Taschenlampe zurück in seiner Brusttasche zu stecken. Immer wieder stieß sie auf die obere Kante des umsäumten Eingriffs und erst nach pressender Gewalt war sie zum Verschwinden in die Tasche bereit.

      >>Fein, und nennen sie mich nicht immer Professor, Herr Doktor Lammers! <<

      >>Verzeihung, wie soll ich sie sonst nennen? <<

      >>HERR Professor, Herr Doktor Lammers, HERR Professor! Wenn sie nur Professor sagen komme ich mir vor wie in der Sesamstrasse?! <<

      >>Ich verstehe, Herr Professor! <<

      >>Das will ich doch meinen. <<

      Niehlan verließ das Zimmer und hatte gerade mal die Türklinke von außen losgelassen, als Lammers im gleichen Atemzug „Arschloch“ sagte.

      Professor Doktor med. med. Adalbert Niehlan! Der Name war nicht nur in der Klinik, sondern weltweit auf medizinischer Ebene für viele Studenten und angehende Ärzte in sämtlichen Fachrichtungen Gesetz. Er war Chef der Klinik und eine Koryphäe auf mehreren Gebieten. Personalmangel gab es bei ihm nicht, denn allein der Status unter seiner Führung arbeiten zu dürfen, war für viele die größte erreichbare Ehre ihrer Laufbahn. Er konnte sich die Besten heraus suchen und tat es auch. Egal welcher Herkunft, Glauben oder Hautfarbe, wer in der Lage war explizit das menschliche Leben zu retten und auf hohen Niveau am Leben zu halten, war bei ihm willkommen.

      Wir haben über dem Menschen und darüber hinaus einen Eid abgelegt und wurden von Gott bestimmt mit unseren Händen zu helfen und in der Not zwischen Leben und Tod beizustehen.

      Es wäre und ist für uns unduldbar, wenn diese Gabe wegen Mangel an Aufmerksamkeit an Einzelne egal in welcher Lage und Situation in Frage gestellt würde.

      Eine Mahnung von ihm in mehreren Ausfertigungen, eingerahmt für jedermann ersichtlich und plädierend auf allen Stationen aufgehängt. So war Niehlan!

      Während sich meine Augen nur schwer von dieser tollen Lichtaktion erholten, hörte ich wie Lammers in meinem Krankenblatt blätterte und dann ebenfalls hinausging. Die Tür ging zu und meine Augen blieben auf. Ja sie blieben auf! Auch meine Sehkraft pendelte sich immer mehr von einem schwarzen Punkt, umrandet mit einem Ring aus Licht, zur normalen Schärfe ein. Je mehr ich erkennen konnte umso glücklicher wurde ich. Ich sah die Zimmerdecke, verkleidet mit 40x40 Platten sowie sie in fast allen Krankenhauszimmern üblich war.

      Diese hässliche lange Deckenlampe, die durch den alten Starter immer vier-fünfmal aufblinkte bevor sie endlich an blieb wenn man sie anschaltete.

      Geradeaus, über mein Fußende hinweg hing Jupp an der Wand.

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