Der vertrocknete Walser Birnbaum und die Erben. Stephane Rambicourt

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Der vertrocknete Walser Birnbaum und die Erben - Stephane Rambicourt

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Ich hab schon gedacht, du bist auf der Flucht“, lachte Jacob fröhlich.

      „Na net auf der Flucht, aber i mog die Stadt net, deswegn bin i so schnell gangen“, lachte jetzt auch Sepp und zeigte dabei sein sehr lückenhaftes Gebiss.

      Sie gingen nun zu dritt nebeneinander weiter und Sepp erklärte dem Ehepaar aus dem Elsass ein wenig die Landschaft.

      Plötzlich fragte Magdalena: „Sepp. Also jetzt erzähl uns mal, was es mit diesem Untersberg auf sich hat. Ich hab da so einiges in meinem Reiseführer gelesen und der Concierge vom Hotel konnte mir auch nicht mehr sagen. Aber durch deine Reaktion bin ich jetzt doch etwas neugierig geworden.“

      „Ihr habts doch gsagt, dass eich dös net interessiert und ihr net an solche Sachen glaubts“, entgegnete Sepp Haderer.

      „Stimmt, hat es auch nicht. Und an Übersinnliches zu glauben ist nicht unser Ding. Aber deine Reaktion hat mich doch neugierig gemacht. Außerdem hatten wir Besuch, als wir beim Essen waren, der zumindest sehr merkwürdig war“, antwortete Magdalena.

      „Wos für oan Bsuch?“ wollte Sepp wissen.

      „Da war eine sehr alte Frau mit einem knorrigen Stock. Vielleicht kennst du sie. Sie sagte, sie sei die Moserin von der Vierkaser-Alm. Wie die an den Sicherheitsleuten vorbei gekommen ist, ist mir ein Rätsel“ entgegnete Jacob.

      „Wer?“ rief Sepp erschrocken und blieb abrupt stehen.

      „Die Moserin von der Vierkaser-Alm, was ich aber nicht glaube. Diese Alm ist doch schon sehr lange unbewohnt“, wiederholte Jacob und schaute in Sepps erschrockenes Gesicht.

      „Was hot sia gsagt?“ wollte Sepp wissen.

      „Sie sagte nur so wirres Zeug wie - Hütet euch vor dem Berg. Geht nicht auf den Berg. Er bringt euch nichts Gutes“, sagte Magdalena und schaute neugierig zu Sepp, „keine Ahnung was das sollte. Kennst du die Frau?“

      „Wann war das?“ bohrte Sepp erschrocken nach.

      „Gestern Abend“, antwortete Jacob, „ich glaub die hat wohl mitbekommen, dass wir eine Wanderung machen werden und wollte uns nur Angst machen oder einschüchtern.“

      „Die Vierkaser-Alm ist total verfallen. Dort lebt seit 150 Jahren koaner mehr. Die Moserin, war die letzte Sennerin auf der Alm und soll vor 150 Jahren spurlos verschwunden sein“, entgegnete Sepp tonlos.

      „Siehst du Magdalena, eine Hochstaplerin. Alles nur Quatsch“, lachte Jacob seine Frau an. Magdalena schaute ihrerseits auf die vor Schrecken geweiteten Augen von Sepp.

      „Schatz, ich glaub so einfach ist es wohl doch nicht. Schau dir mal Sepp an. Der ist kreidebleich im Gesicht“, sagte Magdalena nachdenklich.

      Erst jetzt bemerkte auch Jacob die Veränderung ihres Wanderführers.

      „Am liabsten dat i sofort zruck gehen“, brummte Sepp nach einer kurzen Weile.

      „Kommt gar nicht in Frage“, erklärte Jacob bestimmt.

      Sepp schaute mit leeren Augen zu Magdalena und Jacob.

      „Kommts, setz ma uns auf die Bank da vorne. Dann erzähl ich eich amol was“, sagte Sepp, ging sofort los zu der nächsten Sitzbank am Wegesrand und setzte sich hin.

      Dann griff er in seinen Rucksack und holte Pfeife und Tabakbeutel hervor. Nun begann er nachdenklich seine Pfeife zu stopfen und anschließend anzuzünden.

      „Also, Magdalena, sie wissen jo eh scho, dass der Unterschberg a ganz besonderer Berg sei soll. Da gibt es Gschichten über Zeitlöcher und Spiegelwelten in den vielen großen Höhlen des Bergs. Aber es sind alles nur Gschichten. Nix gwiss woaß ma net. Aber oans woas ma gwiss, do am Untersberg herrschen bsondere Naturkräfte und die Zeit tickt anders“, begann Sepp Haderer seine Erzählung. Dabei sprach er plötzlich hochdeutsch.

      „Der Untersberg hier in den Berchtesgadener Alpen“, erklärte Sepp Haderer leise, „verschluckt angeblich Menschen, manche sollen viele Jahre später aber wieder auftauchen. Es wird erzählt, dass in der Gegend besondere Naturkräfte herrschen sollen. Ein verschollener Jäger soll angeblich ein Jahr nach seinem Verschwinden zu seinem eigenen Seelenamt, also 1 Jahr nach der Beerdigung, aufgetaucht sein. Es gibt sehr, sehr viele ähnliche Geschichten, aber man weiß nicht was wirklich dran ist an denen. Das lockt natürlich viele Spinner hierher; besonders an Tagen wie heute. Heute ist ja der 15. August, Maria Himmelfahrt. Nach einer Sage soll sich jedes Jahr pünktlich zum 15. August an einer geheimen Stelle des Berges ein Zeitloch öffnen, das in eine Spiegelwelt führt, in der Kaiser Karl der Große über ein Volk aus Adeligen, Rittern, Bauern und Zwergen herrschen soll. Es gibt so viele Geschichten, Märchen und Sagen über den Berg hier. Wenn ich die alle erzählen wollte, säßen wir noch in ein Paar Tagen hier. Aber ich frage mich, was die alte Moserin, wenn sie es wirklich gewesen sein sollte, von euch hat wollen. Ihr kommt ja nicht aus der Gegend und habt auch keinen direkten Bezug nach Berchtesgaden, oder?“

      „Nein Sepp. Wir kommen nicht aus der Gegend. Jacob und ich kommen aus dem Elsass, wo auch unsere Vorfahren schon gelebt haben. Allerdings könnte eine kleine, vielleicht auch indirekte, Verbindung zu Kaiser Karl dem Großen bestehen. Du musst wissen, Jacob und ich haben Ahnenforschung betrieben. Die Stammbäume unserer beiden Familien, alle aus dem elsässischen Wasgau, lassen sich bis ins 8. Jahrhundert zurückverfolgen. Die erste nachweisbare Erwähnung unserer Vorfahren erfolgte, als unsere beiden Urahnen von Kaiser Karl dem Großen zu Rittern geschlagen und adelig wurden. Und von dieser alten Frau, der Moserin, glaube ich, hab ich vor ein paar Tagen geträumt oder wie auch immer. Da sagte sie etwas in der Art, der Kaiser wird uns holen und dass nichts mehr so sein würde wie es bisher war. Außerdem soll es kein Zufall sein, dass wir jetzt hier sind und wir den Berg meiden sollen. Und von einer Vorbestimmung hat sie was gesagt. Was auch immer das bedeuten soll“, erzählte Magdalena nachdenklich und schaute dabei zu Jacob, der sichtlich schockiert war.

      „Schatz? Warum sagst du mir das nicht?“ fragte Jacob nervös, „aber wenn ich ehrlich bin, hatte ich den gleichen Traum. Außerdem ist diese Alte uns schon einmal an unserem Ankunftstag in dem Weinlokal begegnet. Sie sagte immer wir sollen nicht auf den Berg gehen.“

      „Ich glaube es wäre besser sofort die Tour abzubrechen oder eine ganz andere Richtung zu nehmen“, schlug Sepp Haderer plötzlich, nach einigen Minuten des Nachdenkens, vor, „ich denk, dass es sehr gefährlich für euch beide werden könnte.“

      „Hallo? Das sind doch nur Märchen. Wir leben doch im 21. Jahrhundert und wissen, dass es so was nicht gibt. Ich möchte gerne die Tour weiter wie geplant machen“, schimpfte Jacob.

      „Ich bin Jacobs Meinung. Das sind doch alles nur Märchen und Zufälle“, erklärte Magdalena etwas unsicher.

      „Hört zu, das hab ich selbst erlebt“, begann Sepp Haderer, „vor ein paar Jahren war ich in der Nähe von Obergern in einer Kirche zur Christmette. Ihr müsst wissen, am Untersberg kennt jeder jeden und es gibt weit über 10 Kirchen. Bei dieser Christmette habe ich aber keinen einzigen Gottesdienstbesucher erkannt. Sie sahen auch allesamt so aus, als ob sie aus einer anderen Welt stammten. Sogar der Pfarrer war mir gänzlich unbekannt. Und so etwas ist nicht nur mir passiert. Auch anderen Bekannten ist ähnliches passiert. Man sagt, das Volk der Untersbergler taucht manchmal im Hier und Jetzt auf und verschwindet aber auch wieder spurlos. Selbst am Tag nach der Christmette bei der ich war, gab es keinerlei Hinweise darauf, dass diese Christmette stattgefunden hat. Also Märchen hin oder her. Auf dem Untersberg ist es anders als normal.“

      „Sepp,

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