Die Arche der Sonnenkinder. Jörg Müller

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Die Arche der Sonnenkinder - Jörg Müller

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dessen perfekte englische Aussprache. Aber dann riss er sich zusammen, ging zu seiner Frau und legte seinen Arm um ihre Schulter.

      „Ich möchte Ihnen zuerst meine Frau Suzette vorstellen. Ihr Gesundheitszustand ist der Grund, warum wir hier sind. Hinter meiner Frau stehen unsere Freunde Mary und James.“

      Listiger Fuchs begrüßte zuerst Suzette, dann Mary und zum Schluss James. Diogenes folgte seinem Bruder. James beeilte sich, noch zwei Stühle zu holen und Brian bat dann seine Gäste, am Tisch Platz zu nehmen. Rising Sun setzte sich wie selbstverständlich neben Suzette und strahlte sie an. Listiger Fuchs ergriff das Wort:

      „Der Sohn des Häuptlings hat seinem Vater von seinen Erlebnissen hier bei Ihnen in den letzten beiden Tagen berichtet. Alles ist neu für ihn und in seinem Kopf entstehen mehr Fragen, als mein Bruder, der Häuptling, beantworten kann. Deshalb haben wir uns auf den Weg gemacht, die fremden Menschen, die zukünftig in unserer Nachbarschaft leben werden, persönlich kennenzulernen.“

      Listiger Fuchs übersetzte sehr ausführlich für seinen Bruder und seinen Neffen. Geduldig wartete Brian. Dann nutzte er eine kurze Pause, um zu antworten.

      „Rising Sun hat gestern geistesgegenwärtig meine Frau aus einer für sie sehr bedrohlichen Situation gerettet. Dafür möchte ich mich noch einmal in aller Form bei ihm bedanken. Wenn ich ihm einen Wunsch erfüllen kann, lassen Sie es mich bitte wissen.“

      Listiger Fuchs übersetzte. Der Junge sah seinen Onkel überrascht an:

      „Listiger Fuchs, ich habe die Spinne nur zurück nach Hause gebracht. Sie war bestimmt genauso neugierig wie ich.“

      Listiger Fuchs übersetzte wieder. Da drehte sich Suzette zur Seite und strich dem Jungen zärtlich über das schöne schwarze Haar.

      „Ich möchte mich trotzdem bei Rising Sun bedanken. Sagen Sie ihm, dass er mir eine große Freude macht, wenn ich ihm einen Wunsch erfüllen darf.“

      Der Onkel übersetzte wieder. Der Junge sprang auf und sah seinen Vater mit leuchtenden Augen an.

      „Vater Häuptling, ich habe einen Wunsch. Ich möchte sofort die Sprache der Bleichgesichter erlernen und so viel wie möglich über ihre Art zu leben erfahren.“

      Listiger Fuchs wollte übersetzen, aber Diogenes hielt ihn zurück.

      „Mein Sohn, warum hast du es denn so eilig? In einem Jahr kannst du wie deine gleichaltrigen Brüder und Schwestern langsam damit beginnen, bei unserem alten Bruder Weiser Mann die beiden Sprachen, die die Bleichgesichter in unserer Umgebung sprechen, zu erlernen. Dabei erfährst du auch etwas über ihre Sitten und Gebräuche.“

      „Vater Häuptling, so lange kann ich nicht warten. Ich möchte mich so schnell wie möglich mit Suzette unterhalten können und nicht erst irgendwann.“

      „Warum möchtest du dich denn unbedingt so schnell mit der fremden Frau unterhalten?“

      „Suzette ist keine Fremde für mich. Ich möchte ihr von meinen Freunden, den Tieren, erzählen und vom großen Manitu, der uns alle erschaffen hat. Und ich möchte möglichst viel über die Menschen, Tiere und Pflanzen lernen, die es auf dieser Welt gibt. Ich bin sicher, dass mir Suzette dabei helfen wird.“

      Rising Sun hatte ruhig und überlegt gesprochen. Diogenes war in diesem Moment sehr stolz auf seinen Sohn. Aber er fand auch, dass Rising Sun noch zu jung war, um mit den Bleichgesichtern zusammen zu leben. Denn darauf würde es hinauslaufen, wenn er seinem Sohn nachgab. Sein Herz wurde schwer. Sein Bruder spürte dies und übersetzte den Dialog zwischen Vater und Sohn, ohne Diogenes nach seiner Zustimmung zu fragen. Suzette hatte Tränen der Rührung und der Freude in den Augen und auch Brian schnäuzte einmal laut in sein Taschentuch. Suzette wandte sich jetzt direkt an den Häuptling.

      „Häuptling Diogenes, ich mache Ihnen einen Vorschlag. Ab sofort unterrichten mein Mann und ich Ihren Sohn dreimal die Woche hier bei uns. An den anderen Tagen kehrt er in seine alte Welt zurück. Denn ich halte es für sehr wichtig, dass Rising Sun sich in aller Ruhe weiter in seiner gewohnten Umgebung entwickeln und mit seinen Freunden, egal wie viele Beine sie haben, spielen kann.“

      Listiger Fuchs wollte wieder übersetzen, aber sein Bruder stoppte ihn mit einer Handbewegung. Dann erhob sich Diogenes von seinem Platz und antwortete in nahezu fehlerfreiem Englisch:

      „Sie sind sehr klug, Frau mit den schönen Augen. Ich stimme Ihrem Vorschlag zu. Aber unter einer Bedingung. Wenn mein Sohn sich in einer Art entwickelt, die ich nicht gutheißen kann, beenden wir den Unterricht sofort.“

      Suzette stand auf und streckte dem Häuptling ihre rechte Hand entgegen, die dieser auch sofort ergriff.

      „Abgemacht, Häuptling. Und wann beginnen wir?“ Jetzt übersetzte der Vater für seinen Sohn.

      „Ich möchte den Tag nach morgen anfangen, Vater Häuptling.

      Denn morgen will ich allen meinen Freunden erzählen, dass ich jetzt viel lernen werde und nicht mehr jeden Tag Zeit für sie habe.“

      Diogenes Augen leuchteten vor Stolz.

      „So sei es, howgh.“

      Listiger Fuchs übersetzte wieder. Rising Sun und Suzette strahlten um die Wette und James und Mary bewirteten jetzt die Gäste.

      Jeden Abend, wenn Rising Sun von den Bleichgesichtern zurückkam und er neben seinem Vater vor seiner Tonne lag und zu den Sternen hinaufschaute, erzählte er ihm, was er gelernt hatte. Sein Vater war im Inneren hin und hergerissen. Zum einen war er glücklich und stolz über die außergewöhnliche Auffassungsgabe seines Sohnes, aber ihm wurde auch bewusst, dass Rising Sun in nicht weit entfernter Zukunft den Stamm der Namenlosen verlassen würde. Und das bedeutete für ihn, dass er ein anderes männliches Mitglied aus dem Stamm der Namenlosen als seinen Nachfolger auswählen und aufbauen musste.

      Brian und Suzette begannen damit, Rising Sun die englische Sprache zu vermitteln. Und schon nach wenigen Wochen konnte sich der Junge in der für ihn neuen Sprache verständlich machen. Aber Rising Sun wurde auch schnell bewusst, dass es ein weiter Weg war, bis er seine Gefühle in der Sprache der Bleichgesichter ausdrücken konnte. Und das war ja sein erklärtes Ziel. Schon bald stellte er erstaunt fest, dass Brian, Suzette, Mary und James einzelne englische Wörter unterschiedlich aussprachen.

      „Suzette, warum hört sich die Sprache der Bleichgesichter bei dir ganz anders an als bei Brian, James und Mary?“

      „Hattet ihr schon einmal Besuch von einem anderen Indianerstamm?“

      Rising Sun überlegte.

      „Ja, es ist noch gar nicht lange her, dass mein Vater von dem Häuptling eines anderen Stammes besucht worden ist.“

      „Und hat der andere Häuptling eure Sprache genauso gesprochen wie ihr?“

      Der Junge überlegt wieder.

      „Ich konnte ihn gut verstehen, aber es hörte sich anders an, wenn er sprach.“

      „Brian, Mary, James und ich kommen von verschiedenen Stämmen und deshalb hört es sich anders an, wenn wir die Sprache der Bleichgesichter sprechen. Warum das so ist, erkläre ich dir später.“

      Rising Sun gab sich damit zufrieden, sprach aber am Abend seinen Vater auf dieses Thema an.

      „Vater

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