Schattenchance. Maya Shepherd

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Schattenchance - Maya Shepherd Dear Sister

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Anwesen schlich, sah ich mich erneut um. Den Einrichtungsstil als minimalistisch zu beschreiben, traf es wohl am besten. Hochwertige, teure Designermöbel standen in riesigen Zimmern, während vereinzelte Gemälde die Wände zierten. Kein Schnickschnack! Keine Gefühlsduselei in Form von Fotos oder anderen Erinnerungsstücken. Nichts in diesem Gebäude verriet etwas über den Bewohner: Charles Crawford. Ich hatte Bilder von ihm im Internet gefunden. Er war etwas älter als Rhona, aber mindestens genauso gutaussehend wie sie. Ein Mann mit Charme und Einfluss. Vielleicht lag darin tatsächlich eine Gefahr, aber gleichzeitig reizte es mich, mehr über ihn zu erfahren. War er auch ein Schattenwandler?

      Nachdem ich weder Dairines Vater noch sie selbst im unteren Stockwerk entdecken konnte, tastete ich mich die steinerne Treppe in den oberen Stock empor. Rhona schien ihr Wort gehalten und Mr. Cooper nach Hause befördert zu haben. Er würde sich an sie genauso wenig erinnern wie dass er je das Haus seines neuen Nachbarn betreten hatte. Dasselbe galt für die vielen Parteiangehörigen und ihre Begleitpersonen, die im Erdgeschoss orientierungslos und apathisch herumstanden oder saßen. Rhona hatte mir versprochen, mir auch die Gedankenkontrolle beizubringen. Es wäre nützlich, wenn ich Menschen dazu bringen könnte, unangenehme Dinge einfach zu vergessen. Mit Lucas würde ich direkt anfangen. Wenn er nichts von unserem Streit wüsste, könnte er auch nicht mehr wütend auf mich sein und ich bräuchte mich nicht zu entschuldigen. Wir stritten oft. Beinahe täglich. Er wollte, dass ich mich mehr bemühte, ehrlich war und ihm und seinen Freunden mehr Respekt entgegenbrachte. Er versuchte, mich zu etwas zu machen, das ich nicht war. Manchmal fragte ich mich, warum er überhaupt mit mir zusammen sein wollte. War es nur unsere gemeinsame Vergangenheit, die uns verband?

      Das obere Stockwerk lag beinahe verlassen da. Das Licht der untergehenden Sonne drang golden durch die großen Glasfenster und ließ Staubkörner in dessen Schein auf und ab tanzen. Je tiefer die Sonne sank, umso stärker wurden die Schatten. Ein Gemälde zu meiner Linken erweckte meine Aufmerksamkeit. Es nahm beinahe die gesamte Wand ein und zeigte zwei Männer, die sich wie aus dem Gesicht geschnitten waren: einer jung und der andere etwas älter. Ich erkannte den Älteren als Charles Crawford von den Bildern aus dem Internet wieder. Der andere musste sein Sohn sein: Will Crawford. Auch über ihn und seinen tragischen Unfalltod vor wenigen Monaten hatte ich gelesen. Wenn Mr. Crawford ein so großes Bild mit seinem verstorbenen Sohn aufhängte, musste er ihm etwas bedeutet haben und er konnte gar nicht so schlecht sein wie Winter glaubte. Warum versuchte Rhona dann, mich von ihm fernzuhalten? Woher kannte sie ihn wohl? Offiziell war meine leibliche Mutter Anwältin, aber ich vermutete, dass sie ihren Lebensunterhalt eigentlich mit etwas anderem verdiente. Etwas, das dunkler und mehr magisch war.

      Das Geräusch einer Tür, die geschlossen wurde, ließ mich aufhorchen. Mein Blick fiel auf den goldenen Knauf einer Tür, nicht weit von mir. Vorsichtig riskierte ich durch die Schatten einen Blick ins Innere. Sich als Schattenwandler zu bewegen, war fast wie unsichtbar zu sein, nur dass man auf Schatten angewiesen war, die jedoch meistens irgendwo zu finden waren und waren sie noch so klein. Was ich in dem Zimmer sah, ließ mich erstarren: Ein älterer Mann im Anzug beugte sich auf einer braunen Ledercouch über eine junge Frau, die einen leicht benebelten Eindruck machte. Ich konnte nur ihre Beine und ihre kraftlos herabhängende Hand sehen. Das Leder quietschte unter seinem Gewicht. Lautlos bewegte ich mich, um mehr erkennen zu können. Ich sah langes schwarzes Haar und Augen, so blau wie Eis: Dairine. Sie starrte ausdruckslos vor sich hin und schien gar nicht zu bemerken, wie der fremde Mann sich an den Knöpfen ihrer Bluse zu schaffen machte. Er musste zuvor von ihren Gefühlen getrunken haben und sie so willenlos gemacht haben. Was für ein Widerling! Wut flammte in mir auf und ich verließ ohne zu zögern den sicheren Schutz der Schatten.

      Ehe der Mann sich versah, landete er schon durch einen heftigen Stoß meinerseits auf dem Hintern vor der Couch. Völlig fassungslos sah er zu mir auf.

      „Mach, dass du wegkommst!“, fuhr ich ihn angeekelt an. „Du solltest dich schämen, deine Kraft zu missbrauchen, um dich an einem armen Mädchen zu vergehen, das dich unter normalen Umständen nicht einmal mit dem Hintern ansehen würde.“ Am liebsten hätte ich ihm vor die Füße gespuckt.

      Sein Entsetzen wandelte sich im Bruchteil einer Sekunde in bebenden Zorn. Er rappelte sich auf und musterte mich von oben bis unten. „Wie kannst du es wagen, hier einfach aufzutauchen? Wer bist du?“ Er wollte mich am Handgelenk packen, aber ich schaffte es gerade noch, mich ihm zu entziehen.

      „Das tut nichts zur Sache! Ist das etwa eure gängige Art, mit jungen Frau in diesem seltsamen Club umzugehen?“

      Er setzte bedrohlich einen Schritt in meine Richtung. „Charles wird sehr interessiert sein zu erfahren, dass sich in seinem Anwesen eine unbekannte Schattenwandlerin rumtreibt.“

      „Was wird Charles dazu sagen, wenn ich ihm erzähle, was du im Begriff warst zu tun?“, konterte ich herausfordernd. Er machte mir Angst, doch das ließ ich mir nicht anmerken. Ich hoffte, dass dieser Charles nicht auch einer von seiner Sorte war. Natürlich könnte ich durch die Schatten einfach vor ihm abhauen, aber ich würde ihm gewiss nicht Dairine überlassen.

      „Er würde ihn auslachen“, erklang plötzlich eine dritte Stimme und Rhona tauchte in der geöffneten Tür auf. Sie funkelte den Mann verärgert an. „Er würde dich fragen, ob du nicht mannsgenug bist, Frauen bei Bewusstsein für dich zu gewinnen, Duke!“

      „Dairine würde höchstens mit ihm reden, um ihm eine Abfuhr zu erteilen“, fauchte ich angewidert. Sobald Rhona den Raum betreten hatte, war meine Angst wie weggeblasen. Ich wusste, dass sie nicht zulassen würde, dass mir etwas geschah.

      Duke schien Respekt vor Rhona zu haben, denn er hob beschwichtigend die Hände. „Schon gut, ich lass die Kleine in Ruhe und niemand muss davon erfahren.“

      „Gut, dass wir uns wenigstens hierbei einig sind“, erwiderte meine leibliche Mutter schmeichelnd und trat auf den Mann zu, der vor ihr zu schrumpfen schien, obwohl er sich sichtlich Mühe gab, aufrecht stehenzubleiben. Er war mindestens einen ganzen Kopf größer als sie und trotzdem flößte sie ihm Furcht ein. Was immer Rhona für eine Stellung bei diesen Fomori hatte, sie musste mächtig sein.

      „Du willst ihn einfach so davonkommen lassen?“, rief ich bestürzt aus. „Dann wird er es direkt bei der Nächsten versuchen!“

      Mit einem Ruck schnellte ihre Hand nach vorne und sie packte Duke wie einen ungehobelten Schuljungen am Ohr. Er schrie erschrocken auf, als würde ihre bloße Berührung ihn verbrennen.

      „Ich mache, was du willst“, wimmerte er erbärmlich.

      „Ich weiß“, schnurrte Rhona belustigt. Zu sehen, welchen Einfluss sie auf diesen großen Mann hatte, war wirklich beeindruckend.

      Sie sah ihm für mehrere Sekunden tief in die Augen. Die Angst wich aus Dukes Gesicht und als Rhona sein Ohr losließ, machte er auf dem Absatz kehrt, als habe er einen Befehl von ihr erhalten, den ich nicht mitbekommen hatte. Wie ferngesteuert verließ er das Zimmer und ging zielstrebig den Flur in Richtung Treppe entlang.

      „Hast du bei ihm die Gedankenkontrolle gewirkt?“, fragte ich baff.

      „Er wird sich nicht erinnern, heute jemals auch nur in diesem Zimmer gewesen zu sein, geschweige denn an dich“, erklärte sie mir und wischte sich ihre Hand an ihrer Hose ab, als ekle es sie an, Duke auch nur berührt zu haben.

      „Wow! Das ist unglaublich!“, staunte ich. „Wie funktioniert das? Muss ich jemandem nur in Gedanken sagen, was er tun soll und schon macht er es?“

      Rhonas Hand schoss erneut blitzschnell nach vorne und sie packte mich grob am Handgelenk. „Vor nicht einmal einer Stunde habe ich dir gesagt, dass du verschwinden und dich nie wieder in diesem Anwesen blicken lassen sollst und trotzdem stehst du schon wieder vor mir“, zischte sie außer sich und drückte

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