Die Midgard-Saga - Hel. Alexandra Bauer

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Die Midgard-Saga - Hel - Alexandra Bauer Die Midgard-Saga

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dann in ein immer dunkler werdendes Blau, bis sich das Licht im Schwarz der Tiefe verlor.

      „Ist das der geheime Weg nach Hel?“, wiederholte Tom seine Frage.

      „Hermodr sagte, er sei im Boden zu finden“, nickte Thea. „Aber vielleicht sehen wir uns vorsichtshalber noch einmal nach einer zweiten Öffnung um.“

      „Wenn das der Weg nach Hel ist, dann sieht man doch sicher irgendetwas in dem Loch“, brummte Juli. Wieder trat sie vor, was regen Protest, sowohl bei Thea, als auch bei Tom hervorrief. Juli kommentierte es mit einem Lachen.

      „Ganz schön dunkel. Kannst du mit Kyndill hineinleuchten?“ Sie reckte den Körper über das Loch und spähte hinein. Plötzlich ruderte sie mit dem Armen und ehe Thea begreifen konnte, wie es passiert war, stürzte Juli in den Spalt. Rasch verhallten ihre Schreie in der Tiefe und wurden von fröhlich ausgestoßenen ‚Wooohuuus’ abgelöst, die sich hörbar entfernten.

      „Ich bringe sie um! Ich schwöre, ich bringe sie um!“, knurrte Thea mit einem Blick auf Tom. Dann sprang sie Juli hinterher.

      Mit rasender Geschwindigkeit rutschte Thea in die Tiefe. Der Pfad grub sich in einem natürlichen Eiskanal in den Gletscher hinein. Hier und da fiel er unangenehm ab, doch zu ihrer Erleichterung mündete er darauf stets in Geraden, die einen ungebremsten Sturz verhinderten. Thea war aber vernünftig genug, nicht daran zu glauben, dass diese unbeschwerte Rutschpartie bis nach Hel andauern würde. Hektisch versuchte sie, ihre Gedanken zu sammeln, begleitet von Julis fröhlichem Quieken tat sie sich damit aber nicht leicht. Manchmal schien Juli ganz in der Nähe zu sein, dann wieder nicht. Für Thea war es unmöglich, die Entfernung zu schätzen. Zwar hielt sie Kyndill über ihren Kopf, doch das verschaffte eher Tom Licht, der unweit hinter ihr folgte. Thea schärfte ihre Sinne. Wo immer dieser Sturz enden würde, sie musste es schaffen, vorher an Juli heranzukommen. Allerdings sah es nicht danach aus, dass ihre Freundin daran interessiert war, anzuhalten.

      „Juli! Bleib stehen! Hörst du? Halt dich fest!“, schrie Thea, doch es kam keine Antwort. Die stille Hoffnung, dass es Juli irgendwie gelingen würde, sich im Eis festzukrallen, erstarb mit jedem Meter, den Thea in die Tiefe glitt. Sie schloss die Augen, schickte ihrer Freundin einen Gedanken, aber drei weitere ‚Wuuuhuuus’ machten Thea klar, dass sie Julis Geist nicht erreichte.

      „Teufel Juli! Du bist und bleibst ein verbohrtes Rindvieh!“, schimpfte Thea. Jäh schoss ihr eine Idee durch den Kopf. Vieh! Umständlich fingerte sie mit der freien Hand in einer ihrer Taschen, warf das Pulver – und rauschte an ihm vorbei, ehe sie eine Rune hineinmalen konnte.

      „Verdammt, verdammt, verdammt!“, fluchte Thea.

      Sie steckte Kyndill zurück in die Scheide und stellte verbittert fest, dass dies ebenfalls zu ihren schlechteren Einfällen zählte. In völliger Finsternis war es ihr unmöglich, auch nur ansatzweise eine Rune in den Staub zu zeichnen. Sie zog Kyndill wieder hervor, hielt es über sich und drehte sich auf den Bauch. Erst dann griff sie hinter den Rücken und zückte den Dolch, den ihr Wal-Freya mit der Rüstung überlassen hatte. Mehrmals schlug sie die Klinge vergeblich in den Untergrund. Sie war einfach zu schnell! Fluchend wandte sie sich um und hieb die Hacken in den Boden. Nachdem sich auch das als sinnlos herausstellte, steckte sie Kyndill abermals weg, legte sich zurück auf den Bauch und versuchte ihren Sturz erneut zu stoppen, indem sie den Dolch mit beiden Händen umschlossen in den Gletscher trieb. Wirkungslos schnitt das Messer ins Eis, ohne Theas Geschwindigkeit zu verringern. Schreiend brachte sie ihren Unmut zum Ausdruck, schob den Dolch in die Hülle und rollte sich wieder auf den Rücken. Aufs Neue holte sie eine kleine Menge des Pulvers aus der Tasche. Diesmal verteilte sie es großflächig auf der Hand und malte Fehu hinein. Noch nie hatte sie beobachtet, dass Wal-Freya Runen auf diese Weise zur Hilfe nahm, aber es musste einfach funktionieren. Sie schloss die Hand, warf den Staub hoch und drehte sich um. Tatsächlich schimmerte das Zeichen hinter ihr in der Luft. Rasch hob sie die Hand. Sie hatte diesen Zauber stets benutzt, um etwas in Bewegung zu versetzen, sie hoffte inständig, dass man damit auch etwas aufhalten konnte.

      „Stopp!“, befahl sie. „Stopp!“

      Plötzlich fuhr ein Ruck durch ihren Körper. Ihre Rutschfahrt hörte auf. Gelegenheit, sich darüber zu freuen, blieb ihr allerdings nicht, denn schon wehte die Rune auseinander, als Tom durch den Staub raste. Um einen weiteren Zauber auszusprechen war es zu spät. Mit zusammengebissenen Zähnen zog Thea den Kopf zwischen die Schultern, da prallte Tom gegen sie. Sie erwartete, fortgerissen zu werden, doch sie rückte nicht einen Millimeter von ihrem Platz. Tom ächzte.

      „Ich bin es“, erklärte sie. Sie zog Kyndill aus der Scheide.

      Verblüfft hob Tom die Augenbrauen, dann sah er an Thea vorbei, wo der Eistunnel steil in die Tiefe mündete.

      „Wie hast du das gemacht?“, fragte er.

      „Gleich!“, erwiderte Thea, griff abermals in die Tasche, warf das Pulver und malte Fehu hinein. „Stopp!“, rief sie und befahl den Zauber weit in den Abgrund. „Stopp!“

      „Ob das hilft?“, raunte Tom.

      Ein empörter Ruf aus der Ferne gab die Antwort. Thea seufzte erleichtert. „Wie es scheint, ja.“

      „Wahnsinn!“ Lobend knuffte Tom Theas Arm. Diese wollte sich abstoßen, doch ihr Körper wich kein Stück vor. Augenblicklich spürte sie das Blut in ihren Kopf schießen.

      „So geht es natürlich nicht“, erklärte sie verlegen.

      Sie warf ein Pulver und hoffte, dass die Bitte um Beschleunigung nicht zu schnell ausfallen würde. „Weiter!“, sagte sie, während sie die Rune in den Staub malte. Schon löste sie sich und die Rutschpartie begann von Neuem. Tom schlang rasch die Arme um ihre Taille. Thea erschauderte mit der Berührung und wunderte sich über das wohlige Gefühl, das Toms Nähe in ihr auslöste.

      „Ich gebe zu, dass ich kurz Angst hatte“, flüsterte er ihr ins Ohr.

      Thea begriff, dass Tom den Bewegungszauber erkannt hatte, den sie in Baba Jagas Hütte wieder und wieder an Äpfeln geübt und diese dabei reihenweise gesprengt hatte. Sie lachte. „Wie es scheint, beherrsche ich das inzwischen ganz gut.“

      „Ein Glück!“, lachte Tom zurück.

      Kyndill über ihren Köpfen erhoben sausten sie in die Tiefe. Tom hatte sein Kinn auf ihrer Schulter abgelegt. Er frohlockte, als das Gefälle zunahm und Thea gequält quiekte. Dann hörten sie Juli rufen: „Haltet an!“

      Hastig wühlte Thea in ihrer Tasche, doch es war zu spät. Wie kurz zuvor Tom in sie, rasten beide nun in Juli hinein.

      Protestierend heulte Juli auf. „Verflucht und eins! Was soll der Scheiß?“, fluchte sie.

      Theas Gefühle schlugen Purzelbaum vor Freude, gleichzeitig kochte die Wut in ihr hoch. Juli war unversehrt, aber sie hatte genau das getan, wovor Wal-Freya gewarnt hatte! „Du Idiotin! Wirklich! Ich weiß nicht, ob ich dich knutschen oder ob ich dir eine reinhauen soll“, knurrte Thea.

      „Glaubst du, das war Absicht?“, motzte Juli. Dann grinste sie und warf ihre Arme um ihre Freundin. „Das war so affenstark! Wenn wir zurück sind, müssen wir das unbedingt noch einmal machen!“

      Während Thea das Gesicht in den Händen vergrub, rollte Tom ungläubig die Augen.

      „Wie schön, dass du dich amüsierst!“, rief Thea aufgebracht.

      Juli lachte. „Das war es wert! Du hättest dich mal sehen sollen! Du kamst

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